AvD Automobilclub von Deutschland Testbericht

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Erfahrungsbericht von saschadj

AVD und das PKW-Sicherheitstraining

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Mit Vollbremsungen und Kurvenfahren auf glatter und trockener Fahrbahn darf man einen Tag lang das eigene Auto malträtieren. Der AvD (sicher auch der ADAC) bietet solche Kurse für jedermann/frau an. Ich hatte die Gelegenheit am letzten Wochenende daran teilzunehmen. Der Sinn besteht darin, daß eigene Auto besser kennenzulernen, um in Gefahrensituationen besser und schneller reagieren zu können. Das Wissen um Fahrphysik und Fahrzeugtechnik wird erweitert. Ich wußte vorher z.B. nicht wie ABS genau funktioniert, oder wie ein Airbag auslöst.

Der Kurs beginnt mit einfachen Regeln zur Sitzposition.
1. Die Beine sollen bei durchgetretener Kupplung leicht angewinkelt sein. Sind sie es nicht, wird man bei einem Unfall mit mehreren Knochenbrüchen beglückt, ansonsten kommt man wahrscheinlich mit einer Bänderdehnung davon.
2. Mit beiden Händen am Lenkrad ganz oben sollen die Arme ebenfalls einen kleinen Winkel haben. Da ich meistens einhändig fahre, konnte ich das nur an einem Arm überprüfen. :-)
3. Der Sitz sollte gut ausgefüllt werden. Einer meiner Kollegen hatte damit ob schon seiner Leibesfülle absolut keine Probleme. Bei einem Unfall kann man hier wiederum einem Beckenbruch vorbeugen.
4. Wißt Ihr wie hoch die Nackenstütze sein soll ? Wahrscheinlich wissen es die meisten, nur interessiert es niemanden (meine Beobachtungen im Straßenverkehr die letzten Tage). Oberkante Nackenstütze soll mit Oberkante Holzkopf eine Linie bilden. Wenn nicht braucht Ihr Euch nach einem Unfall für dieses Leben keine Sorgen mehr zu machen. Selbst für einige PKW-Hersteller (besonders die fernöstlichen) scheint die Nackenstütze nur der Optik zu dienen. Die stabile Verankerung im Sitz läßt bei herausgezogener Stütze dort stark zu wünschen übrig.

Slalomfahren - Warum ?
Bei dieser Übung wird einfach nur um Pylone herumgefahren. Kritisch hierbei sind die raschen Richtungswechsel. Das Fahrzeug kann sich aufschaukeln und ins Schleudern geraten. Deswegen soll nach jeder Kurve die Lenkung bewußt kurz gerade gestellt werden. In der Kurve, also bei eingeschlagenen Vorderrädern, bitte nicht bremsen oder beschleunigen. Dies ist bei PKWs ohne ABS besonders wichtig.

Vollbremsung - Warum ?
Erst mal ist im normalen Straßenverkehr natürlich keine Vollbremsung erwünscht. Deshalb hat das Bremspedal auch einen eingebauten Widerstand. Aber im Ernstfall heißt es sofort und mit aller Kraft das Pedal durchtreten. Das kostet viel psychologische Überwindung, und dies wird bei diesem Kurs ausgiebig geübt. Danach ist man physisch (Muskelkater im Bein), wie auch psychisch (Konzentration) ziemlich fertig. Die Übungen bestehen aus Bremsen auf nasser Fahrbahn, dto. mit plötzlichem Richtungswechsel, Bremsen mit 2 Rädern auf einer Gleitfläche, dto. mit gleichzeitigem Lenken, und zum Abschluß Fahren auf die Gleitfläche (Glatteis), Vollbremsung und Verlassen derselben, wobei die Zeit gestoppt wird. Aber vorher noch ein bißchen Theorie.

Was ist ABS ?
Das Anti-Blockier-System ist heutzutage wohl serienmäßig in jedem PKW eingebaut. Ein Kursteilnehmer hatte allerdings ein 5 Jahre altes Fahrzeug aus fernöstlicher Produktion ohne ABS. Das war dann sehr lustig. Jedes einzelne Rad hat eine Meßvorrichtung (außer dem Reserverad). Blockiert es beim Bremsen, wird die Bremsscheibe automatisch kurz gelöst, um dann gleich wieder zuzuschlagen. Das Schöne an der Sache ist, daß sich theoretisch jedes Rad auf unterschiedlichem Untergrund befinden kann. Die Bremsintervalle werden eben automatisch kürzer oder länger. Also, wenn Euer Wagen beim Bremsen mal stottert, dann nicht gleich in die Werkstatt bringen. :-)
Der Sinn des ABS liegt hauptsächlich in der Stabilisierung des Wagens während einer Vollbremsung. Daneben kann der Bremsweg etwas verkürzt werden und ein Teil der Lenkwirkung bleibt erhalten.
Durch dieses ABS wurde der Kurs leider etwas langweilig. Egal, wie, wo und worauf wir gebremst haben, der Wagen blieb halt in der Spur und kam zum Stehen. Entschädigt wurden wir beim Zuschauen des \"Koreaners\". Der hat dann öfter mal Walzer getanzt.

Was passiert beim Bremsen und Lenken ?
Stellt Euch vor, Ihr fahrt mit 60 km/h um eine Kurve, vor Euch liegt ein rosa U-Boot quer auf der Straße und 2 Außenräder kommen auf Schotter. Nach Vollbremsung und Ausweichen kommt hinter dem U-Boot eine Oma mit Kinderwagen.
Erst mal wird der Bremsweg durch den Schotter deutlich länger. Es ist extrem wichtig, das Bremspedal beherzt und mit voller Kraft durchzutreten. Das könnte am Ende der Oma das Überleben sichern. Das ABS muß auf allen Rädern aktiviert werden. Es regelt dann automatisch die Spurtreue. Das Lenken wird deutlich schwieriger. Die Physik sagt uns, daß blockierte Räder keine Lenkwirkung mehr haben (es werden keine Seitenführungskräfte mehr übertragen). Auch beim ABS werden die Räder ja immer wieder kurzzeitig blockiert. Also muß das Lenkrad stärker eingeschlagen werden, wie wir es im Normalfall tun würden. Das ist ein psychologisches Hindernis. Ohne ABS gestaltet sich die Sache deutlich schwieriger. Hier muß man bremsen, loslassen, lenken, wieder bremsen, ... . Die Übertragungskräfte stehen immer voll entweder zum Bremsen oder Lenken zur Verfügung. Der erste Lenkeinschlag auf glattem Untergrund geht leicht. Kommt man mit den Vorderrädern auf griffigen Belag, schieben die Hinterräder nach. Das zweite Lenkmanöver erfordert deutlich mehr Kraft.

So ein \"Anfängerkurs\" kann jedem(r) Autofahrer(in) wärmstens empfohlen werden. Ihr lernt wie sich Euer Auto beim Lenken und Bremsen bei verschiedener Fahrbahnbeschaffenheit verhält. Dieses Wissen kann überlebenswichtig sein. Wißt Ihr, das auch jeder Airbag ein eigenes Meßsystem besitzt ? Die seitlichen lösen nur beim Seitenaufprall aus, die vorderen nur bei Kräften, die in Längsrichtung wirken. Keine Angst, das wird bei diesem Kurs nicht ausprobiert. Der Wagen bleibt unbeschadet und ist auch während der Kursdauer extra versichert (falls doch). Bei diesem Kurs wird auch ein bißchen Theorie vermittelt, und man bekommt ein Heftchen zum Nachlesen. Für AvD-Mitglieder beträgt der Kostenanteil 66,47 EUR, Nichtmitglieder zahlen
92,03 EUR . Manche Versicherungen honorieren die Teilnahme sogar mit einem Beitragsnachlass. Also worauf warten Sie noch ? ...

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