Bad Boys II (DVD) Testbericht

ab 4,26
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Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Michael Bay - Fans werden ihren Spaß haben!

Pro:

sehr wenig

Kontra:

viel zu viel

Empfehlung:

Ja

1995 schaffte ein gerade mal dreißigjähriger Regisseur, der sich bisher hauptsächlich - und dabei sehr erfolgreich - als Regisseur für Musikvideos durchs Leben schlug, den Sprung auf die Kinoleinwand. Mit „Bad Boys“ wurden er und seine zwei Hauptdarsteller Will Smith und Martin Lawrence zu Stars. Michael Bay begründete damit, und vor allem mit seinen späteren Werken - allen voran „Armageddon“ und „Pearl Harbor“ - seinen Ruf als einer der umstrittensten Regisseure Hollywoods. Die einen feiern seine Werke als großartiges Popcornkino in Reinkultur und für die anderen ist es der letzte, oftmals sehr zweifelhaft patriotisch angehauchte Müll. Wie man bei einem aufmerksamen lesen, der nun folgenden Zeilen schnell erkennen wird, gehört der Schreiber dieses Textes eindeutig zu letzterer Gruppe.

Nun, acht Jahre, nach dem Erfolg mit „Bad Boys“ hat Michael Bay das erste Sequel seiner Karriere gedreht. Statt dreiundzwanzig Millionen Dollar, standen ihm nun hundertdreißig Millionen zur Verfügung. Genutzt hat es wenig. Wieder schickt Bay die beiden Polizisten Marcus Burnett (Martin Lawrence) und Mike Lowrey (Will Smith) auf in den Kampf gegen den Drogensumpf in Miami.

Der kubanische Drogenboss Hector Juan Carlos Tapia (Jordi Molla), genannt Johnny, will den Rauschgiftmarkt von ganz Florida kontrollieren. Dabei nimmt er auch keine Rücksicht auf seinen russischen Geschäftspartner Alexei (Peter Storemare), der von ihm unsanft aus dem Geschäft gedrückt wird.

Allerdings sind die Leute vom DEA schon an Tapia dran. Die hübsche Undercover-Polizistin Sidney Burnett (Gabrielle Union) ist auf Tapia angesetzt worden. Sidney ist die kleine Schwester von Marcus und die neue Freundin von Mike (was Marcus allerdings noch nicht weiß) und so ist es für die beiden klar, dass sie das hübsche Mädchen nicht allein in dieser Gefahr lassen. Burnett und Lowrey erklären Tapia den Krieg und ziehen dabei, sehr zum Ärger ihres Chefs Howard (Joe Pantoliano) mal wieder eine Spur der Verwüstung hinter sich her.


Was hat Michael Bay da mal wieder verbrochen. Der Mann, der mit seinem ersten Film „Bad Boys“ wirklich sehenswertes Popcornkino und eine gute Buddy-Action-Komödie abgeliefert hat und mit „The Rock“ einen ordentlichen Film hinterher schob, blieb leider seiner Linie aus den letzten zwei Filmen treu. Denn „Bad Boys II“ reiht sich perfekt in den Schwachsinn a la „Armageddon“ und „Pearl Harbor“ ein.

Da lässt Bay seine Helden im coolen Stil Leichen überrollen und dabei köpfen und will allen Ernstes dieses Widerliche als „cool“ verkaufen. Es ist völlig geschmacklos, dass Bay seine Helden so mit ihrem Auto über Leichen heizen lässt und der Gipfel der Geschmacklosigkeit, dass die beiden danach noch einen coolen Spruch darüber machen.

Die Geschmacklosigkeit setzt sich in einigen anderen Sprüchen fort. Wenn die Cops Smith und Lawrence ihren kubanischen Kollegen raten, doch lieber ihre Landsleute aus dem Wasser zu fischen, als ihnen auf die Nerven zu gehen, dreht sich einem der Magen um, wenn man bedenkt, wie viele kubanische Flüchtlinge jedes Jahr beim Versuch nach Amerika zu gelangen, ums Leben kommen. „Bad Boys II“ macht „Witze“ auf ihre Kosten.

Kuba scheint allgemein der neue Feind zu sein, denn Bay diesmal den Amerikaner präsentieren will. Da wird Fidel Castro als der großer Hintermann hinter dem ganzen Drogenschmuggel nach Amerika dargestellt, und die Slums in Kuba, sind doch in Wirklichkeit alles Drogenhütten. Der amerikanische Kinozuschauer muss nach dem Film das Kino mit der Überzeugung verlassen, dass Fidel Castro für die zahlreichen Drogentoten in Amerika verantwortlich ist. Und das wird bei einen Großteil der Zuschauer sicher der Fall sein. Ist ja auch bequem, wenn man das ganze Drogenproblem auf einen sowieso ungeliebten Kubaner abwälzen kann, dann muss man nicht die Probleme vor der eigenen Haustür suchen.

Nicht die einzigen Kritikpunkte an dem Streifens, denn ein großes Hauptproblem liegt ganz wo anders: Will Smith und Martin Lawrence sind in diesem Film einfach nicht lustig. Gab es in „Bad Boys“ wirklich einige Sprüche bei denen man schmunzeln oder sogar lachen muss, widerfuhr mir dieses Glück in „Bad Boys II“ in keinem einzigen „Rededuell“ zwischen Smith und Lawrence. Die für das Drehbuch verantwortlichen Ron Shelton (zuletzt „Hollywood Cops“) und Jerry Stahl haben nicht nur ein lückenloses Drehbuch voller logischer Fehler abgeliefert, sondern den ganzen Witz irgendwie vergessen. Einzig Joe Pantoliano kann als Polizeichef einmal ein Schmunzeln entlocken und Peter Storemare (eigentlich ein großartiger Schauspieler) reizt, wie in Armageddon, auch diesmal wieder alle Russenklischees aus, verleiht dem Film aber wenigstens etwas Würze, die sonst komplett fehlt.

Smith und Lawrence erreichen hier als Buddys nie die Qualität aus Teil eines, oder die Klasse des Duo Gibson/Glover in der „Lethal Weapon“-Reihe, die beiden gehen einem sogar auf die Nerven. Gabrielle Union sieht wie schon in „Born 2 Die“ einfach nur gut aus, darf einmal ein sehr tiefausgeschnittenes Kleid und einmal einen knappen Bikini tragen und damit hat sich ihre Rolle schon.

Endgültig zerstört wird der Filmgenuss durch die deutsche Fassung. Für die FSK 16 - Freigabe wurde der Film, um ca. eine Minute gekürzt, was gar nicht so schlimm ist, da es immerhin eine Minute weniger Leiden bedeutet. Schlimmer wirkt da die deutsche Synchronisation. Lawrence neue Synchronstimme passt am Anfang überhaupt nicht, und es dauert einige Zeit bis man sich an diese gewöhnt hat und sie erträglich wirkt. Schlimm ist es auch, dass man eine Passage des titelgebenden Liedes „Bad Boys“ bei einem Dialog zwischen Smith und Lawrence ins Deutsche übersetzt hat. Wenn der Film schon bitte cool sein will, dann auch hier in der deutschen Fassung, denn in Deutsch wirkt dieser Spruch völlig uncool, während man ihm in der englischen Fassung sicher ein Stück „Coolness“ nicht absprechen kann.

Nach der ganzen Schelte noch ein paar Worte zu Michael Bay. Er ist sicher ein Regisseur, der sein Handwerk versteht. Die Kameraspielerein in seinen Film sind großartig, aber hier nervt es, dass Bay sich dauernd wiederholt. In jedem Film zeigt er mindestens einmal seine Hauptcharaktere, wie sie von einer Slow-Motion-Kamerfahrt umrundet werden und in Szene gesetzt werden. So ein Feature nutzt sich bei andauernder Anwendung ab, Mr. Bay. Verwunderlich übrigens, dass immer zwei männliche Hauptcharaktere im Mittelpunkt stehen. Vielleicht sollte Bay - auch wenn seine Fans das nicht hören wollen - mal was ganz Neues ausprobieren (und bitte nicht - wie es einige Gerüchte vermelden - „Die Hard 4“ drehen), denn Potential scheint der gute Mann zu haben.

F A Z I T
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„Bad Boys II“ ist ein großer Haufen Schrott. Action ohne Sinn und Verstand von vorne bis hinten, was noch in Ordnung geht, aber leider eingebettet in eine völlig geschmacklose und schwachsinnige Story und mit fast null Humor ausgestattet. Michael Bay - Fans werden trotzdem ihren Spaß haben! Zwei von zehn Punkten!

D A T E N
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Titel Deutschland: Bad Boys II
Originaltitel: Bad Boys II
Genre: Action
USA 2003, FSK 16 (cut), Laufzeit: 145 Minuten (cut)

Darsteller: Martin Lawrence (Detective Marcus Burnett), Will Smith (Detective Mike Lowrey), Jordi Mollà (Hector Juan Carlos \'Johnny\' Tapia), Gabrielle Union (Sydney Burnett), Peter Stormare (Alexei), Theresa Randle (Theresa Burnett), Joe Pantoliano (Captain Howard), Michael Shannon (Floyd Poteet), Jon Seda (Roberto), Yul Vazquez (Detective Mateo Reyes), Jason Manuel Olazabal (Detective Marco Vargas), Otto Sanchez (Carlos)

Regie: Michael Bay
Produzent: Jerry Bruckheimer
Drehbuch: Ron Shelton, Jerry Stahl
Musik: Trevor Rabin
Kamera: Amir Mokri

W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0172156/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=34872

© Björn Becher 2003

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