Bad Taste (DVD) Testbericht

Bad-taste-dvd-horrorfilm
ab 7,58
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010

5 Sterne
(8)
4 Sterne
(3)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(1)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

Mit der KETTENSÄGE auf die lustige ALIENJAGD...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Meine Exkursionen im Splatter-Genre gehen weiter. Doch bevor ich erneut die Freunde des blutigen Filmes gegen mich aufhetze, widme ich meinen heutigen Bericht einem von mir sehr geschätzten neuseeländischen Regisseur, der spätestens im letzten Jahr die langverdiente Aufmerksamkeit der Masse erhalten hat. Mit seiner genialen „der Herr der Ringe“-Verfilmung konnte der kugelbäuchige Peter Jackson gar eine Oscar-Nominierung einheimsen (die Auszeichnung musste er letztendlich und mir gänzlich unverständlich Ron Howard für „a beautiful mind“ überlassen – aber das ist wieder ein anderes Thema!).

Doch wenn man sein vorhergehendes Schaffen betrachtet, muss man erstaunt eingestehen, dass der Neuseeländer äußerst wandlungsfähig in seiner Filmwahl ist. So spritzen in seinen ersten drei Werken Blutfontänen im Übermaß und die einzelnen Szenen werden mit absurdem Humor der Extraklasse gewürzt. Aber trotz aller comicartigen Überzeichnung waren Jacksons Werke ein gerngesehener Gast bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften und wurden regelmäßig mit einer Indizierung belohnt. Lediglich sein Debütwerk „Bad Taste“ – das der Inhalt meines heutigen Berichtes wird – hat es mittlerweile von der allseits geliebten Index-Liste geschafft und wurde vor zwei Jahren mit einer erneuten Kinoaufführung belohnt. Ein wahres Fest für die Genre-Freunde und damit sich diese Anhängerschar noch vergrößert ein kurzer Blick auf die abgedrehte Geschichte...

*Inhalt*

Wir dachten bisher immer, dass es in Neuseeland nur Schafe gibt und ansonsten gähnende Langeweile herrscht. Doch falsch gedacht: Gerade das kleine Ländchen „down under“ hat sich eine Gruppe von Außerirdischen für ihre Invasion ausgesucht. Das Anliegen? Für einen Fast-Food-Konzern ist man auf der Suche nach neuen Geschmacksrichtungen und da ja spätestens seit den Kochstunden mit Hannibal Lecter bekannt sein sollte, dass Menschen gut schmecken, sind die Außerirdischen im Kaff Kaihoro gelandet...

Doch eine kleine Spezialeinheit wird auf die seltsamen Vorgänger im Küstenkaff Kaihoro aufmerksam und nachdem der erste Außerirdische auf der Bildfläche erscheint ist für die vier Idioten von der Regierungsbehörde „The Boys“ eines klar: Die Außerirdischen müssen abgemetzelt werden, bevor sie noch mehr Menschen töten können...


*Inszenierung*

Schon der erste Blick auf das Titelbild des Filmes (das Ober-Alien zeigt dem Betrachter den Stinkefinger) belegt eindeutig, dass es sich hier wohl um einen Low-Budget-Film handeln muss. Eine Vermutung die schon nach wenigen Sekunden des Filmguckens bestätigt wird. Doch trotz des minimalen Budgets hat Peter Jackson in mühevoller Kleinstarbeit ein Kleinod an verrückten Ideen geschaffen, das einfach liebenswert ist.

Angefangen bei detaillierten Nachbauten von unzähligen Waffen, über irrwitzige Kostüme für die Aliens, bis hin zu Massen von Kunstblut und Splattereffekten, die mehr als professionell eingesetzt werden. Gerade wenn ein Alien mal wieder der Kopf weggeschossen wird, stellt man verwundert fest, dass Jackson sein gesamtes Herzblut in das Gelingen der Ekel-Effekte gesteckt hat. Und das obwohl „Bad Taste“ zunächst als Kurzfilm geplant war und die Special-effects so billig wie möglich gehalten wurden. Doch im Laufe von vier Jahren (!) steigert sich die Laufzeit des Filmes auf knapp neunzig Minuten pursten Irrsinns.

Um aber die Kosten des Filmes nicht unnötig in die Höhe zu treiben, werden die Aliens nahezu die gesamte Länge des Filmes über als humanoide Jeansträger dargestellt. Eine Verwandlung, die ihnen das Agieren auf der Erde um einiges erleichtert. Doch wenn sie mal ihr wahres Gesicht zeigen, kann Jackson sein Talent als Kostümbildner beweisen. In mühevoller Kleinarbeit fertigte er einen kompletten Alien-Anzug an, der selbst solche Feinheiten wie das Bewegen der Lippen beherrscht.

Sollte man trotz der zahllosen Lachanfälle, die einem bei der Betrachtung des Filmes ereilen, einen Blick auf die Einsetzung der Kamera werfen, muss man feststellen, dass Peter Jackson schon mit einem geringen Budget einige äußerst sehenswerte Kameraeinstellungen inszeniert hat. Gerade die Eröffnungssequenz weiß mit einer äußerst interessanten Kamerafahrt zu begeistern. Langsam fährt die Kamera an Barry – einem Mitglied der Spezialeinheit – vorbei und zoomt gewandt von ihm weg, während er sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Kurz gesagt: Professionelle Bilder, die einige Hollywood-Produktionen noch nicht einmal bieten.


*Altersfreigabe*

Sicherlich wird es einige Kritiker geben, die den Film ein gewaltverherrlichendes Potential zusprechen wollen, doch auch diese Kritik kann man eigentlich im Keim ersticken. Denn genau betrachtet muss man feststellen, dass man „Bad Taste“ zu keinem Zeitpunkt ernstnehmen kann. Wird noch vor der ersten Tötung der Pistolenschütze gerügt, dass er gerade mit seiner rechten Hand schießen will, obwohl er doch Linkshänder sei, zieht sich der Irrsinn durch den gesamten Film. Immerzu wird der Zuschauer mit witzigen Einfällen bombardiert, die der Gewalt jegliche Ernsthaftigkeit nehmen. Und auch die deutschen Sittenwächter haben mittlerweile diesen ironischen Unterton bemerkt und den Film von der geliebten Indexliste genommen. Sicherlich ist die Altersfreigabe ab 18 mehr als gerechtfertigt, aber eine Indizierung ist bei einem derartigen „Kunstwerk“ mehr als überflüssig.


*Schauspieler*

Auf Seiten der Schauspieler darf man verständlicherweise bei einem Amateurfilm nicht allzu viel erwarten und auch „Bad Taste“ kann mit dieser Tradition nicht brechen. Was aber wiederum die Freunde Peter Jacksons auszeichnet ist ihre unheimliche Freude am Spielen. Zu jeder Minute des Filmes merkt man, dass sie einen unbändigen Spaß an den Dreharbeiten hatten. Befreit und wie kleine Kinder tollen sie durch die Szenen, genießen es, wenn sie gegen die bösen Aliens kämpfen dürfen.

Und auch der mittlerweile anerkannte Großmeister Peter Jackson gibt sich die Ehre und bereichert seinen Film mit einer herrlich debilen Darbietung als Derek – ein Mitglied der Agententruppe, das hin und wieder mal sein Hirn verliert. Mit verrückten Blicken krönt er seine Leistung zu einer absoluten Spaßgarantie. Und als besonderes Schmankerl spielt Jackson zugleich einen der Außerirdischen, was vor allem interessant ist, zumal Derek im halsbrecherischen Final auch gegen den besagten Außerirdischen kämpfen muss. Dank einer gelungenen Schnitttechnik bemerkt der Zuschauer jedoch nicht, dass Jackson hier eigentlich Kämpfe gegen sich führt. Und am Rande noch eine Feststellung von mir: Trotz des einsetzenden Erfolges scheint Peter Jackson in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht die Zeit gefunden zu haben sich eine neue Brille zu kaufen – aber das nur am Rande...

Und um die Freunde der deutschen Sprach zu beruhigen: Nach dem „Bad Taste“ zunächst nur in einer äußerst üblen Synchronfassung zu begutachten war, hat es sich der Verleih nicht nehmen lassen und Peter Jacksons Kultfilm eine neue Synchronisation gespendet. Zwar kann diese bei weitem nicht an die äußerst komische Originalfassung heranreichen, aber im Vergleich zu anderen Eindeutschungen wurde hier dankenswerterweise nicht jeder Witz zu Tode synchronisiert.


*Fazit*

Was soll ich abschließend schreiben? Im Genre des Splatterfilmes ist „Bad Taste“ sicherlich eine Ausnahmeerscheinung, die sich trotz vereinzelter Längen im Finale mit dem berechtigten Titel eines Kultfilmes rühmen darf. Viel Blut und comicartiger Humor sorgen für einen Filmabend, den man so schnell nicht vergessen wird. Sicherlich sollte man bedenken, dass der Film vor Jugendlichen verschlossen bleibt und auch der Magen des Betrachters sollte nicht allzu leicht zu erschüttern sein, wer aber diese Voraussetzungen in sich vereint muss den Film einfach lieben. Und für wahre Filmfreunde ist „Bad Taste“ so oder so absolutes Pflichtprogramm...

Wertung: 9 schlechtschmeckende Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: http://www.badtaste-der-film.de (für alle besorgten Eltern: Die Page ist mit einem Alterscheck versehen!)
http://tbhl.theonering.net/badtaste/ (Eine Fan-Page mit unzähligem „Bad Taste“-Material)

17 Bewertungen