Basilika Testbericht

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Erfahrungsbericht von strahler70

Knoff-Hoff in römischen Hallen

Pro:

imposanter Bau, optische Täuschungen, unbeschreibliche Akustik

Kontra:

nichts für Touristen, die auf Glanz und Prunk stehen

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich Euch das – wie ich finde – schönstes und interessantestes Baudenkmal von Trier vorstellen:
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Die Palastaula, die sogenannte Basilika
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Die Basilika - der Thronsaal Kaiser Konstantins - ist der größte Einzelraum, der aus der Antike überlebt hat. Die Römer wollten durch die Architektur Größe und Macht des Kaisers ausdrücken. Dies ist ihnen auch besonders eindrucksvoll gelungen. Die Halle ist so groß, dass ein 7-Sekunden-Nachhall auf die große Orgel antwortet!

Öffnungszeiten:
April - Oktober: werktags 10- 18 Uhr, sonntags 12 - 18 Uhr
November - März: werktags 11 - 12 und 15 - 16 Uhr, sonntags 12 - 13 Uhr, montags geschlossen

Die Basilika kann genauso wie der Dom kostenlos besichtigt werden.

Lage:
Die Basilika grenzt unmittelbar an die Nordseite des Palastgartens, d.h. sie steht direkt neben dem Kurfürstlichen Palais. Sie liegt in einer 700m langen sogenannten Niederterasse, die sich von Dom und Liebfrauenkirche über die Basilika bis zu den Kaiserthermen erstreckt. Wenn man die Basilika auf dem Stadtplan sucht, muss man sich nach den Straßen „Weberbach“ bzw. „Konstantinplatz“ orientieren.

Zur Basilika/Palastaula:
Sie besteht aus einem rechteckigen ungegliederten Langhaus mit einer großen, fast halbkreisförmigen Apsis, die nahezu die ganze nördliche Stirnwand einnimmt. Die riesigen Wandflächen, ursprünglich außen verputzt, sind durch zwei Reihen von je neun Fenstern und hochstrebende Arkaden aufgelockert. Unterhalb der beiden Fensterreihen sind noch Spuren der ehemals ringsumlaufenden Außengalerien festzustellen.

Die Größe der „Aula Palatina“ (Palastaula) ist auch für die heutige Zeit noch sehr eindrucksvoll. Sie ist 27,2 m breit, 33 m hoch und 67 m lang, wenn man die vorgelagerte Eingangshalle noch dazu nimmt sogar 75 m lang. Die massiven Außenmauern sind 2,70 m dick.

Das Innere der Halle war prunkvoll ausgestattet. Die Wände hatten Marmorverkleidung mit geometrischen Ornamenten aus figürlich geschnittenen bunten Steinen sowie Goldglasmosaiken mit Girlanden in den halbrunden Nischen der Apsis und der Nordwand. Der Fußboden bestand aus schwarzen und weißen Marmorplatten, die zu geometrischen Mustern zusammengefügt waren. Er war in seiner ganzen Ausdehnung von 1700 qm beheizt, ebenso die untere Wandfläche bis zu 7,50 m Höhe. Aber aller Glanz und alle Technik wurden im 5. Jahrhundert von den Franken zerstört, die dann sogar eine ganze Siedlung in die dachlose Ruine hineinbauten.

Vor der südlichen Stirnwand lag ehemals ein langgestreckter Querbau mit Apsis im Westen, so dass die Aula ursprünglich einen T - förmigen Grundriss hatte. Dies macht sie in der antiken Bauforschung zu einer absoluten Einzelerscheinung.

Geschichte der Basilika:
Die Basilika geht zurück auf Kaiser Konstantin dem Großen (306-337). Die von seitlichen Höfen und Säulenhallen umgebene Empfangs- oder Audienzhalle bildete den repräsentativen Mittelpunkt der kaiserlichen Residenz. Ab dem späten 5. Jahrhundert gehörte das Gebäude dem fränkischen König. Seit dem 10. Jahrhundert ging die Basilika an den Trierer Bischof über. 1614 begann der Trierer Erzbischof und Kurfürst Lothar von Metternich (1599-1623) hier mit dem Neubau seiner Residenz, in die er den antiken Bau integriert. Dazu ließ er die Ostmauer des Baus und Teile seiner Südmauer abreißen. Diese Residenz steht heute noch und ist als Kurfürstliche Palais allen bekannt. Im Jahr 1794 plünderten die französischen Revolutionstruppen den Palast. Danach wurde er zunächst in ein Militärlazarett und dann in eine Kaserne umgewandelt. 1844 ordnete der preußische König die Wiederherstellung des Baus in seiner ursprünglichen Größe und die Übergabe an die evangelische Gemeinde Triers als Gotteshaus an. Somit ist die Basilika heute die erste und älteste protestantische Kirche im katholischen Trier.

Witzige geschichtliche Anekdote:
Durch die Übergabe der Basilika an die evangelische Kirche durch den preußischen König gehörte das höchste Gebäude im eigentlich katholischen Trier plötzlich der evangelischen Kirche. Dies wollten die Katholiken nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb haben sie in Trier Pallien, oberhalb der Mosel, mit dem Bau der Mariensäule begonnen. Die Mariensäule steht in 300 m Höhe. Der turmartige Aufbau weist eine Höhe von 40 m auf. Am 8. Oktober 1866 wurde sie von Bischof Pelldram eingeweiht und ist Zeugnis einer starken katholischen Bewegung zu jener Zeit. Damit hatte man die Basilika weit übertroffen.

Das Besondere an der Basilika:
Dadurch dass der ganze Glanz und die Technik, wie die zur damaligen Zeit revolutionäre Fußbodenheizung, zerstört wurden, ist die Basilika ein relativ schmuckloser Bau von jedoch sehr großen Ausmaßen. Die Basilika beeindruckt jedoch nicht allein durch ihre Größe. Die Raumtiefe wurde durch optische Raffinessen noch unterstrichen. Die Fenster der Apsis als auch die Nischen darunter werden zur Mitte hin kleiner und schaffen damit eine perspektivische Verzerrung. D.h. es wurde zur damaligen Zeit mit außergewöhnlichen baulichen Tricks gearbeitet. Gerade das macht die Basilika so interessant. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die phantastische Akustik.

Hier meine Empfehlung:
Die Basilika ist unbedingt ein Besuch wert. Einfach mal in die Mitte der großen Halle setzen und diese Größe auf sich wirken lassen. Die liebe große alte Gebäude, die eine interessante Geschichte aufweisen und möglichst schlicht gehalten sind. Dadurch dass der ganze Prunk im Inneren der Basilika zerstört wurden, wirkt sie heute aufgrund ihrer Schlichtheit im Inneren wie ein sehr modernes Gebäude.
Mein schönstes Ereignis in der Basilika war ein Konzert des norwegischen Tenor-Saxophonisten Jan Garbarek. Die Basilika ist wie geschaffen für melancholische Jazz-Konzerte. Diese Akustik werdet Ihr nirgendwo sonst wiederfinden und niemals vergessen.

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