Bauchspeicheldrüsenkrebs Testbericht

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Erfahrungsbericht von Sternchen1310

Gekämpft,gehofft und doch verloren............

Pro:

--------

Kontra:

--------

Empfehlung:

Ja

Dieser Bericht schildert den Leidenweg meines Vaters, der bis zum Schluß an einer tückischen Krankheit litt,die selbst die Ärzte nicht erkannten.

Es war Januar 2004 als es meinem Vater plötzlich nicht gut ging.
Nach dem Besuch seines Hausarztes kam er mit der Diagnose "Mageschleimhautentzündung" nach Hause. Medikamente und Schonkost sollten seine Beschwerden lindern.
Da er eh seit Jahren Diabetiker war,achtete er sowieso schon darauf, was er essen durfte und was nicht. Doch die Beschwerden gingen nicht weg.
Weitere Untersuchungen wie Magenspiegelungen und Bluttests liefen, brachten jedoch keinen weiteren Aufschluß.
Weiter aber plagten ihn Rückenschmerzen, die als Bandscheibenvorfälle diagnostiziert und entsprechend behandelt wurden durch schnmerzstillende Spritzen und Krankengymnastik. Doch diese Schmerzen gingen nicht weg.
Dann ging es los, daß sich aus bislang unerklärlicher Ursache Wasser im gesamten Bauchraum ansammelte.Es ging zum 1. Mal ins Krankenhaus. Dort wurde der Bauchraum punktiert und die Flüssigkeit zur Untersuchung ins Labor gegeben.......Ergebnis: unauffälliger Befund,keine Entzündungsparameter. Das Rätselraten ging weiter. Es kamen Röntgen- und Kernspintomographen-Untersuchungen,doch auch hier alles ohne Befund.
Das Bauchvolumen wuchs während mein Vater zusehends immer mehr Kilos verlor.Nach 6 Monaten war er bereits um 20 kg leichter ohne zu wissen, woran es lag.

Eine Klinik in Schwerte fand heraus, daß ein Gallengang abgeklemmt war und die Wasseransammlung im Bauchraum daher rühren könne. Er wurde operiert. Ihm wurde ein sogenannter STANT (ein kleines Plastikröhrchen) eingesetzt,damit die Galle wieder entsprechend arbeiten konnte.
Eine weitere Blutuntersuchung zeigte hier bereits Auffälligkeiten: Ein Tumormarker zeigte ein positives Ergebnis an. Nun war dieser Marker allerdings ein Zeichen dafür ,an einer möglichen Entzündung der Lunge erkrankt zu sein. Die Lunge war allerdings völlig gesund und auch die Bauchspeicheldrüse zeigte kein auffälliges Erscheinungsbild.
Hier nahm der Arzt das 1. Mal an, daß es auch Bauchspeicheldrüsenkrebs sein könnte, was gerade bei Diabetikern eine mögliche Folge der Krankheit darstellen konnte.
Bereits beim 1. Verdacht informierte ich mich ausgiebig über Literatur und Internet, was die mögliche Diagnose "Bauchspeicheldrüsenkrebs" zu bedeuten habe, welche Therapien,Symptome etc. dafür sprachen. Sehr betroffen hat es mich gemacht,als ich las, daß Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs eine sehr geringe Überlebenschance haben,da diese Krebsform oftmals erst viel zu spät erkannt würde. Die Lebenserwartung beträgt maximal 1 Jahr nach Diagnosestellung.

Allgemeine Informationen zu dieser Krebsform werde ich im Anschluß an meinen Bericht aufführen.

Die Krankenhausaufenthalte wurden häufiger.Immer wieder mußte Wasser aus dem Bauchraum punktiert werden. Trotz OP arbeitete die Galle nicht richtig, der STANT mußte immer wieder freigespült werden. Das Klinikum Dortmund widerlegte die mögliche Diagnose aus Schwerte wieder und auch das Johannes-Hospital fand keine weiteren Anhaltspunkte für eine Krebserkrankung.
Mittlerweile hatte mein Vater innerhalb eines 3/4 Jahres 30 kg verloren und bekam verschiedene Schmerzmittel, damit er halbwegs über den Tag kam.

Eines Abends jedoch wollte ich mit meinem Vater telefonieren. Er sprach nur noch ganz leise und weinte zwischendurch immer wieder vor Schmerzen. Ich fuhr zu ihm und fand ihn zusammengekrümmt auf dem Sofa vor.........Ich beschloß,ihn sofort in die Klinik zu bringen, denn ich hatte Angst vor der kommenden Nacht. Vor Schmerzen wäre er noch nicht einmal allein zur Toilette gekommen.
Ich selbst war zu dieser Zeit mit meinem 3. Kind schwanger und berufsmäßig von meinem Frauenarzt außer Gefecht gesetzt worden.
Mein Vater wollte aber erst am nächsten Morgen in die Klinik weil er erst für den nächsten Tag den Aufnahmetermin dort hatte. Ich sagte daraufhin, daß leine Klinik ihn unter diesen Umständen einfach so nach Hause schicken würde,ich könne auch den Rettungswagen und Notarzt rufen.....aufnehmen müssten sie ihn sowieso.
Ich packte seine Sachen und fuhr mit ihm in die Klinik,f ür die er für den nächsten Tag "bestellt" war.
Bei der Eingangsuntersuchung blieb ich bei ihm und sah ih nach langer Zeit das erste Mal mit nackten Oberkörper.......und erschrak!.............Er sah fast so aus, als habe er lange Zeit in einem KZ verbracht.............seine Rippen konnte ich mit bloßem Augen abzählen,seine Arme waren spindeldürr, er wirkte insgesamt total eingefallen.........nur sein bauch sah aus, als würde er jeden Moment ein Kind erwarten......total aufgebläht und knüppelhart.

Vor seiner Krankheit war mein Vater weiß Gott keine schlanke Natur,Bauch hatte er immer gehabt und auch sonst wirkte er gut ernährt.

Nach der Eingangsuntersuchung bekam er ein Einzelzimmer zugeteilt.........allerdings zunächst auf einer anderen Station als die, wo er eigentlich hinkommen sollte........er war dort noch kein Bett frei.
Der Chefarzt wollte ihn am nächsten Tag auf jeden Fall wieder punktieren und nachschauen,ob die Flüssigkeit im Bauchraum klar oder eingetrübt sei. Eine Eintrübung hätte auf eine Entzündung schließen können.................die Flüssigkeit war aber nach wie vor klar und die Ärzte waren so ratlos wie vorher auch.

Eine weitere Woche verging................eines Abends gegen 21.00 Uhr rief mich mein Bruder sehr aufgelöst an: Unsere Schwester hatte kurz vorher mit meinem Vater versucht zu telefonieren und meinem Bruder berichtet, daß er am Telefon vor Schmerzen nur noch geschrien hat.Wir vereinbahrten,uns sofort im Krankenhaus zu treffen,um Genaueres zu erfahren.
Als ich eintraf, waren meine Geschwister schon da und schauten mich recht ungläubig an..........wenig später merkte ich auch, warum.
Mein Vater lag in seinem Bett und phantasierte........er schaute mich an und säuselte:" Hallo.........wer bist du denn?".....ich schue meine Geschwister nun genauso ungläubig an...............er säuselte weiter:"Hört ihr auch die Vögel zwitschern?.........Oh....Da..........ein Stern!".........

Mein Bruder flüsterte mir zu, daß er vor kurzem Schmerzmittel bekommen habe......die Schwester, die kurz darauf das Zimmer betrat,fragte ich, was unser vater gespritzt bekommen habe............sie antwortete:" Morphium!"..............Etwa eine halbe Stunde später hatte unser Vater leichte Atemprobleme und bekam eine Sauerstoffmaske zur unterstützenden Atmung.......

Mittlerweile war es 23. 00 Uhr geworden,unser Vater schlief sehr unruhig. ich war hin und hergerissen,ob ich nicht vorsichtshalber die Nacht dortbleiben sollte............doch ich wähnte ihn in guten Händen. Die Schwester meinte auch, daß es aufgrund meiner Schwangerschaft besser wäre, die Nacht nicht hier zu verbringen..............und so fuhren wir nach Hause.

Am nächsten Morgen (15.12.2004) fand ich 2 Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter vor...........ich schluckte.......ich hatte das Telefon in der Nacht NICHT gehört..........Die Nachrichten kamen beide Male aus dem Krankenhaus,schon um 04.30 Uhr. Ich sollte mich dringend dort melden, es ging um unseren Vater...............Im selben Moment ging das Telefon wieder.......mein Bruder war dran.............er teilte mir unter Tränen mit, daß unser Vater gegen 2.00 Uhr verstorben sei und noch bis 10. 00 Uhr auf dem Zimmer sei,um Abschied nehmen zu können, ehe er zur Obduktion abgeholt würde..............

Ich saß da,als habe mir einer mit voller Wucht ins Gesicht getreten...........ich sagte meinem Mann bescheid, was geschehen,war.........er rief seine Mutter an,damit die für diesen Tag das Geschäft übernehmen konnte.........Unsere beiden Mädchen brachte er trotz alledem erst einmal in die Kita,damit wir erst einmal zu uns selbst finden konnten.

Dann fuhr ich ins Krankenhaus................es war unglaublich still im Zimmer...........eine Kerze brannte............Mein Vater lag da,ganz friedlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen..............sein Gesicht war noch leicht warm,seine Hände eiskalt und starr.......es war kein Leben mehr in diesem Körper..............Ich weinte leide und saß noch bis 10.30 Uhr bei ihm........sie ließen mich länger bei ihm als geplant.............Das nachfolgende Gespräch mit dem Chefarzt ergab, daß sie nicht wußten, was er genau gehabt habe und baten mich um das Einverständnis einer Obduktion..............ich willigte ein,meine Geschwister wollten auch wissen, an was er so lange gelitten habe........

Etwa 3 Wochen später erhielten wir das Obduktionsergebnis: Mein Vater litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der so versteckt lag, daß kein Chirurg oder Gerät ihn rechtzeitig hätten erkennen können.........er verbarg sich an der Rückseite der Bauchspeicheldrüse. Bei Diabetikern ist es mitunter eine mögliche Folge,daran zu erkranken als bei gesunden Menschen.
Die Todesursache war eine Lungenembolie,deren Ursache wohl das Morphium gewesen war................

Er wurde nur 63 Jahre alt............


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"Wenn ihr mich sucht,
so sucht mich in Euren Herzen.
Habe ich dort eine Bleibe gefunden
bin ich immer bei Euch."

(Antoine de Saint-Exupèry)
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Im folgenden Abschnitt möchte ich euch noch einige Informationen über Bauchspeicheldrüsenkrebs geben, die ich seit der 1. Vermutung dieser Diagnose gesammelt habe:

Anatomie:
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Die Bauchspeicheldrüse ist eine der größten Drüsen im menschlichen Körper und liegt unterhalb des Zwerchfells im hinteren Teil des Bauchraum,noch hinter dem Magen etwa zwischen Milz und Zwölffingerdarm.
Sie hat eine Größe von 15 - 20 cm und wiegt ca. 70 g.

Sie hat 2 lebenswichtige Funktionen. Zum einem produziert sie die Verdauungssäfte, die für die Zerkleinerung der Nahrung und die Verdauung wichtig sind. Zum anderen regelt sie den Blutzuckerspiegel.

Mögliche Ursachen
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Als mögliche Ursachen werden Vorerkrankungen wie Bauchspeicheldrüsenentzündung und/oder Diabetes erwähnt. ferner trägt Alkohol- und Nikotinkonsum aber auch ernährungsbedingte und genetische Faktoren dazu bei,daran zu erkranken.

Symptome:
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Im frühen Stadium bereitet diese Krebsform keinerlei Bescherden. Erst wenn der Tumor größer geworden ist kommt es zu Übelkeit /Erbrechen,Appetitmangel, Verdauungsstörungen ( Durchfall),Gewichtsverlust und Schmerzen im Oberbauch.
Wenn Gallengänge blockiert werden,kommt es manchmal auch zur Gelbfärbung der Haut und Rückenschmerzen.

Diagnose:
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Diese Erkrankung ist im Normalfall bei "optimaler "Lage des Tumors durch folgende Untersuchungen feststellbar:

- Röntgenaufnahmen
- Ultraschalluntersuchung
- Kernspintomographie
- Laboruntersuchungen
- Gewebepunktion / Biopsie
- Endoskopie /Spiegelung

Im Falle meines Vaters brachten diese Untersuchungen keine sichere Diagnose !

Therapiemöglichkeiten
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Bauchspeicheldrüsenkrebs wird oftmals wie folgt therapiert:

- Operation
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- oder eine Kombination dieser Therapieformen.

Allerdings ist eine vollständige Entfernung des Tumors durch eine Operation nicht immer durchführbar, wenn der Tumor zu groß ist.
In solchen Fällen wird vorzugweise die Chemo- und Strahlentherapie angewandt.
Eine Schmerztherapie mit Opiaten ist dabei ebenfalls unumgänglich.

Aussicht auf Heilung?
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In den meisten Fällen ist die Aussicht auf Heilung denkbar schlecht. Der Tumor wird im Allgemeinen zu spät erkannt,weil er im frühen Stadium keinerlei Beschwerden macht. Ist er erst einmal gewachsen, breitet er sich rasch aus und befällt andere Organe......es gibt wohl eine seltene Form der Erkrankung,wo es sich um eine Form des Tumors handelt, die sich nicht so rasch ausbreitet und die Überlebenschancen deutlich günstigher stehen....allerdings auch nur auf wenige Jahre begrenzt, da es schnell zu Rückfällen kommen kann.

In vielen Fällen kann diese Krebsform erst spät diagnostiziert werden, die Überlebenschance beträgt ein knappes Jahr.



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Abschließende Worte
~~~~~~~~~~~~~~~~~
Heute denke ich, daß meinem Vater eine Menge Leid erspart blieb.
Selbst wenn sie die Diagnose hätten eher stellen können,so wäre die Aussicht auf Heilung eher gering gewesen.

Ich bin sehr froh, daß ich ihn 3 Stunden vor seinem Tod noch einmal lebend gesehen habe,w enn auch unter starker Medikation. Es war purer Zufall,daß ich mit meinen Geschwistern noch einmal kurz vorher bei ihm war.

Ich bin froh, daß ich mit ihm viele schöne Jahre verbringen durfte und möchte diese Zeit niemals missen.
Er hat mich mitunter zu dem gemacht, was ich heute bin.............

Meine beiden Töchter fragen noch heute oft nach ihrem Opa,wann er denn aus dem Himmel wieder zu ihnen runter kommen würde......................Meinen kleinen Sohn hat er leider nicht mehr erlebt..........


Danke,daß ihr bis hierher durchgehalten habt.............

25 Bewertungen, 14 Kommentare

  • jockel2001

    20.05.2006, 02:22 Uhr von jockel2001
    Bewertung: sehr hilfreich

    Echt Spitze der Bericht! Jo

  • anonym

    13.05.2006, 17:34 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ~~ohne Worte~~

  • Nightmare

    13.05.2006, 11:14 Uhr von Nightmare
    Bewertung: sehr hilfreich

    ohne Worte, Der Bericht ist traurig genug,

  • topware2002

    13.05.2006, 03:39 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    ............................///......................... <br/>.........................(ö ö)....................... <br/>SH-------oOO--(_)--OOo-----------

  • bodspy

    13.05.2006, 03:19 Uhr von bodspy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hey kleene, mein herzliches Beileid an dich .. und die damit verbundenen Leiden... RESPEKT!

  • anonym

    13.05.2006, 02:38 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Och.. :-( <br/>Mein herzliches Beileid, das tut mir leid. <br/>LG, Manuela

  • Rym2210

    13.05.2006, 02:19 Uhr von Rym2210
    Bewertung: sehr hilfreich

    ohne Worte

  • sun1979

    13.05.2006, 02:02 Uhr von sun1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das tut mir sehr leid, sehr trauriger und hilfreicher Bericht! LG sun1979

  • morla

    13.05.2006, 01:50 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    herzliches beileid,Krebs ist die Geisel der Menschheit. <br/>L.G.Petra

  • willibald-1

    13.05.2006, 01:47 Uhr von willibald-1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .... ach Mensch ... was soll ich sagen ...

  • blackangel63

    13.05.2006, 01:47 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein Bericht der unter die Haut geht..LG Anja

  • Django006

    13.05.2006, 01:44 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>)))) <br/> <br/>

  • Andreas1501

    13.05.2006, 01:43 Uhr von Andreas1501
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dieser Bericht hat mir Tränen in die Augen getrieben. Es ist schlimm, einen Menschen auf diese Weise zu verlieren (ich spreche aus Erfahrung) und nichts tun zu können. Die Informationen über die Krankheit finde ich darüber hinaus sehr wichtig. Liebe Grüße

  • Estha

    13.05.2006, 01:38 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    bemerkenswerter und nachdenklichmachender bericht ... sh ... lg susi