Der Zauberer von Oz (gebundene Ausgabe) Testbericht

Dressler-cecilie-der-zauberer-von-oz-gebundene-ausgabe
ab 10,36
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004
5 Sterne
(3)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  spannend
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von killermieze

Ich will auch so schöne rote Schuhe......*ggg*

Pro:

kind - und erwachsenengerechtes modernes Märchen, Aussage, orginell aber nicht platt; Einfluss

Kontra:

Nachfolgebände sind nicht ins Deutsche übersetzt worden .

Empfehlung:

Ja

Der Oz-Mythos:
******************


Nachdem Lyman Frank Baums (1856-1919) erstes Buch 1866 noch von Hühnerzucht handelte, sattelte er später auf Kinderbücher um. "The Wonderful Wizard of Oz", 1900 geschrieben wurde in den USA sofort zu einem riesigen Erfolg.

Amerika hatte endlich das, was es sich gewünscht hatte: Das erste eigenständige Märchen, das auch in den Vereinigten Staaten seinen Ursprung hat.
Seit 100 Jahren gehört dort das Buch nun zur Standardkinderlektüre und ist allgemein bekannt.

Und was macht ein Amerikaner, wenn er mal mit etwas Erfolg hat? Genau, er produziert Fortsetzungen!
Obwohl F.Baum immer wieder vom Aufhören sprach, verfasste er insgesamt – neben zahlreichen anderen Kinderbüchern – sage und schreibe 13 Fortsetzungen!
Diese 14 Bände rund um das Land Oz trugen zur Mythosbildung bei, in anderen nichtenglischsprachigen Ländern erreichten diese Bücher jedoch bei weitem nicht den selben Bekanntheitsgrad.

Soweit ich weiss, allgemein nur der erste Band überhaupt in Deutsch erhältlich, Band 2 und 3 erschienen Anfang der 80er bei Heyne und dürften antiquarisch zu finden sein.
Ob die anderen Bände überhaupt übersetzt worden sind, ist mir nicht bekannt: Bei so vielen Bänden werden wohl schwächere, aber angeblich auch sehr gute dabei sein...



Die Musicalverfilmung:
*************************


Vielen bekannt dürfte vielleicht eine der zahlreichen Verfilmungen sein, die bekannteste stammt wohl immer noch aus dem Jahre 1939 (mit der deutschen Übersetzung "Das zauberhafte Land"), aus dem selben Jahr also, in dem die Riesenschnulze "Vom Winde verweht" in den Kinos lief.

In dieser zum Filmklassiker gewordenen Musical-Fassung, heute auch auf Video und DVD erhältlich, wird Dorothee von Judy Garland gespielt, der Film besitzt auch heute noch eine große Fangemeinde.
Von der oscarprämierte Filmmusik ist das schmalzige "Somewhere Over The Rainbow" heute noch bestens bekannt, aber auch andere Stücke genießen einen hohen Bekanntheitsgrad und werden gerne verarbeitet und gecovert.
("Ding Dong The Witch Is Dead"; Elton John: "Yellow Brick Road", usw...)


Oz-Anspielungen:
*********************


Außer der Musik ist der der Einfluss des imaginären Reiches Oz auf die Literatur und Film immens; mir sind schon zahlreiche Anspielungen begegnet:

Spontan fällt mir der gleichnamige Essay von Salman Rushdie ein, in dem er die Musicalversion bespricht sowie eine Kurzgeschichte zu dem Thema verfasst, außerdem ist mir letztens im zweiten Band der "Otherland-Tetralogie" von Tad Williams eine groteske Oz-Welt, durch die Renie und !Xabbu stolpern, über den Weg gelaufen.

Philip José Farmer verfasste ebenso eine (misslungene) weitere Fortsetzung der Oz-Bücher, wie Heinlein in "Die Zahl des Tiers" einen kurzen Abstecher nach Oz macht.

Ebenso habe ich dunkel eine Simpons-Folge in Erinnerung, Anspielungen sind in Filmen wie "Die nackte Kanone" (Spiel unser Lied...), "Matrix", usw. zu finden.

Nicht zu vernachlässigen sind auch gesellschaftliche Auswirkungen des Buches: In den 30er Jahren nannten sich Homosexuelle in den USA zur Tarnung "Friends of Dorothy" (warum ist mir allerdings nicht bekannt...) und etliche Redewendungen aus dem Buch sind als Sprichwörter in die englische Sprache eingegangen.

Dieses und viele weitere Beispiele sind nur einige Anzeichen dafür, welche man kann wohl sagen Verehrung Dorothy und ihren Abenteuern in Amerika zugebracht wird: ein echtes Kultbuch also.


Oz auf Russisch: Die Alexander Wolkow-Reihe
*******************************************************


Da der "Zauberer von Oz" in der Sojwetunion nicht erscheinen durfte, erzählte Alexander Wolkow (1891-1977) die Geschichte in den 40ern frei nach. Sie erschien für kleine Kommunisten unter dem Titel "Der Zauberer der Smaragdstadt" und handelt von den Abenteuern Ellis samt Hund Toto, Vogelscheuche Schreck, usw...
Aufgrund der positiven Resonanz entwickelte sich auch im Ostblock eine Oz-Reihe (6 Bände von Alexander Wolkow, 3 von Kusnezow und 3 von Bachnow), die sich abgesehen vom frei kopierten ersten Band jedoch unabhängig von Baums Bänden entwickelte, selbstständige Ideen und Figuren einbrachte und eigenständig zu betrachten ist.

Diese Reihe dürfte manchen aus den Neuen Bundesländern ein Begriff sein, da sie auch in der DDR populär war, der Zauberer von Oz hingegen weder im Westen noch im Osten...

Ein Zeichen dafür ist wohl auch, dass das Orginal als Buch hier bei ciao bisher noch nicht, die ersten sechs Bände von Wolkow dagegen alle schon etliche Male besprochen wurden...


Inhalt:
******


Wie es sich für ein echtes amerikanisches Buch gehört beginnt die Geschichte "in der weiten Landschaft von Kansas".

Dort lebt Dorothy mit Onkel Henry und Tante Em – zwei recht langweilige verkniffene Zeitgenossen – sowie ihrem kleinen Hund Toto.

Durch einen Wirbelsturm wird das Holzhaus – typisch amerikanische Leichtbauweise, mit Dornröschens Schloss wäre so etwas nie passiert... - mit Dorothy und Toto in das verwunschene Land Oz getragen.

Die Geographie sieht dort wie folgt aus:
Im Osten bei den blauen Mümmlern und im Westen bei den braunen Winkis herrschen jeweils böse Hexen, im Süden bei den roten Pummeln sowie im Norden gute. Die 4 Reiche sind von Wüste umgeben und in der Mitte liegt die grüne Smaragdstadt, in der der Zauberer von Oz über das ganze Land herrscht.

Praktischerweise erschlägt Dorothy gleich bei ihrer Landung die böse Ost-Hexe: Ein Problem weniger und nebenbei zieht Dorothy gleich mal deren silberne Zauberschuhe an. Welchen Zauber diese besitzen, findet sie jedoch erst ganz am Schluss heraus.

Um nach Hause zurückzukehren, so sagt ihr die gute Nord-Hexe, müsse sie in die Smaragdstadt reisen und den großen Zauberer von Oz fragen, der könne ihr helfen.

Der Weg dorthin ist mit gelben Ziegelsteinen gepflastert ("Yellow Brick Road") und so macht sich Doro auf den Weg und trifft auf einige merkwürdige Gestalten, an denen man Baums schöpferische Fantasie in Reinstform merkt:
Jeder einzelne von ihnen spannend und individualistisch-originell!

Da wäre zunächst die blaue Vogelscheuche, die mitkommt, weil sie keinen Verstand hat: Sie hat ja nur Stroh im Kopf!
Dann der Blech-Holzfäller, der kein Herz hat. Und dem zudem immer die Gelenke einrosten, wenn er weint.
Dazu kommt dann noch der feige Löwe, der sich vom Magier Mut erhofft.

Was auf der Reise schon deutlich wird, ist dass all die Gestalten diese Fähigkeiten schon längst besitzen und es sich nur nicht eingestehen wollen, sondern im Gegenteil sich bemühen besondes intelligent / mitfühlend / mutig zu sein.

In der Smaragdstadt ist übrigens deshalb alles grün, weil alle Bewohner Brillen mit grünen Brillengläsern tragen müssen: Nicht schlecht!

Der Zauberer von Oz trägt der Gruppe auf, auch noch die böse Westhexe zu besiegen. Diese trägt einen Teilsieg mit Hilfe der von einer Zauberkappe herbeigerufenen Flügelaffen davon, das Gute siegt letzten Endes natürlich trotzdem.
(Dank eines Eimer Wassers, böse Hexen schmelzen bei Berührung mit Wasser...)

Schließlich wird noch der Zauberer von Oz als Betrüger entlarvt, der über keine Magie verfügt, dafür aber über psychologisches Geschick, so dass die 3 Gefährten ihre eigenen Qualitäten erkennen.
Nachdem er sich in einem Heissluftballon davongemacht hat, reist Dorothy dank der magischen Silberschuhe doch noch heim, worauf sie von der Süd-Hexe Glinda aufmerksam gemacht wird.

Vorher werden natürlich noch die liebgewonnenen Freunde, die alle glücklich und zufrieden sind, verabschiedet und Dorothy ist auch glücklich und Tante und Onkel auch und Hund Toto auch...


Ein Märchen:
***************


Das Buch ist eindeutig ein Märchen mit klar abgegrenztem Gut-Böse, mit magischen Zaubergegenständen, verwunschenen Wesen (die Flügelaffen), Zahlensymbolik (3mal, 9...), einem Happy-End, in dem die Bösen vernichtet und die Guten glücklich gemacht werden.

Aber bei aller Ironie in meiner obigen Beschreibung:
Ein wirkliche wunderbare Geschichte, was ich von einem modernen amerikanischen Märchen nicht erwartet hätte.
Kein überflüssiger Kitsch, kein schwulstiger Pathos, keine "I love you"-Tränenballaden, sondern kreative Charaktere, eine abwechslungsreiche Handlung mit unvorhergesehenen Wendungen (z.B. als der Zauberer als wohlwollender Hochstapler entlarvt wird), spannend und phantasievoll.

Untergründig einfache und zeitlose Aussagen: Freundschaft, Sich auf die eigenen Fähigkeiten besinnen, Zuhause bei der Familie ist es doch am schönsten.
Wobei die beiden letzteren wohl in Amerika noch eine größere Bedeutung spielen, als in anderen Gesellschaften.


Fazit:
******


"Der Zauberer von Oz" ist mit Sicherheit eine wunderbar phantasiereiche Erzählung, wohl geeignet für Kinder ab ca.8 Jahren. Und denen sollte es auch nicht vorenthalten werden: Für ein amerikanisches Märchen von hoher Qualität und zeitlos zu sehenden Aussagen: Neben einer zauberhaften Welt also auch noch pädagogisch wertvoll.

Auch wenn das Buch für ältere Leute kaum zur Standardlektüre gehören wird und mir persönlich zum Beispiel die Aussagen zu simpel erscheinen (ich bin jedoch auch nicht mehr 8...), sollte man zumindest die Rahmenhandlung und die Hauptpersonen, aufgrund der Auswirkungen dieses Buches auf unterschiedlichste Genres hin, kennen.

Wenn also das Buch bei jüngeren Geschwister, Kindern, Enkeln, Neffen oder sonstigen jüngeren Bekannten rumsteht, so lohnt es sich auf jeden Fall, ein Blick hineinzuwerfen, mit Kinderaugen sozusagen...

39 Bewertungen, 15 Kommentare

  • Django006

    15.03.2006, 16:15 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o)))

  • sascha6525

    11.03.2006, 20:03 Uhr von sascha6525
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, Sascha6525

  • meinungsmachernr1

    11.03.2006, 04:10 Uhr von meinungsmachernr1
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht. von mir ein sh!

  • Vicky

    10.03.2006, 14:03 Uhr von Vicky
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich - Vic

  • Alphanova1

    10.03.2006, 13:34 Uhr von Alphanova1
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg!!! Lukas

  • skorbut

    10.03.2006, 12:48 Uhr von skorbut
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Lidlefood

    09.03.2006, 22:12 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Mogry1987

    09.03.2006, 22:06 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH ;) Würde mich über Gegenlesung freuen :) LG Mogry :)

  • Herr_Tom

    09.03.2006, 20:49 Uhr von Herr_Tom
    Bewertung: sehr hilfreich

    Starker Bericht! LG

  • Naffy

    09.03.2006, 20:46 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy

  • golfgirl

    09.03.2006, 20:14 Uhr von golfgirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht *sh* Lg Dani

  • anonym

    09.03.2006, 18:33 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • morla

    09.03.2006, 17:24 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • lemsi

    09.03.2006, 17:22 Uhr von lemsi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein wirklich sehr hilfreicher Bericht von dir...über eine Gegelesung würde ich mich sehr freuen....lg lemsi

  • Gemeinwesen

    09.03.2006, 17:18 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    "Standardkinderlektüre": Ich bin natürlich gemein und trenne ohne Rücksicht auf die beabsichtigte Lesart in "Standardkinder-Lektüre". Nachdem ich damit fertig bin, knie ich nieder und applaudiere frenetisch: Ich bin seit Jahr und Tag ei