Der Zauberer von Oz (gebundene Ausgabe) Testbericht

Wenn allgemein bekannt ist, dass man gerne und viel liest, ist es für Leute, die sich in der Verlegenheit wiederfinden, zu Feiertagen etwas schenken zu wollen, immer recht leicht, ein passendes Präsent zu finden. So erging es außer mir auch einer Freundin von mir, die mich vergangene Weihnachten beschenkte. Erhalten habe ich einen Roman, der schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat und wohl zu Recht mit dem Attribut ‚kult’ belegt werden kann. Ganz offensichtlich ist es also für Fantasyfreunde eine echte Bildungslücke, nachfolgend besprochenen Roman, nie gelesen zu haben. Das konnte ich so auf mir natürlich nicht sitzen lassen und nahm mir den dünnen Roman flugs vor. Der Grund für meine Lesemotivation lag natürlich nicht nur im Schließen wollen besagter Lücke, sondern auch am grundlegenden Interesse an dieser Geschichte, auf die man immer irgendwie stößt, hält man denn die Augen offen im nie enden wollenden Genredschungel.

Der Zauberer von Oz – L. Frank Baum

++++ Bezugsquelle & Preis ++++

Meine Ausgabe entspricht der, die ihr oben auf dem Bild sehen könnt.
Selbige kostet in einschlägigen Buchläden und Onlineshops 7,50 €.
Ein günstiger Preis für eine gebundene Ausgabe, die zudem auch noch mit liebevollen Illustrationen bebildert ist.

++++ Eckdaten zum Roman ++++

Titel: Der Zauberer von Oz
Originaltitel: The [wonderful] Wizard of Oz
Autor: L. Frank Baum
Übersetzung: Sibyl Gräfin Schönfeldt
Verlag: Dressler
Erscheinungsjahr meiner Ausgabe: 2003
Ersterscheinung: 1900
Genre: Fantasy / Kinderbuch
Seitenanzahl: 193 Seiten

++++ Der Autor ++++

Lyman Frank Baum (* 15. Mai 1856 in Chittenango (New York), USA; † 6. Mai 1919 in Los Angeles, (Kalifornien), USA) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er schrieb den Kinderbuch-Klassiker Der Zauberer von Oz (The Wonderful Wizard of Oz) und viele Fortsetzungen. […]

1891 zog die Familie nach Chicago und Baum suchte nach einer neuen Möglichkeit, Geld zu verdienen. Da er sich stets mit Freude Gutenachtgeschichten für seine eigenen Kinder ausgedacht hatte und diese ihnen am Bett erzählte, entschloss er sich, Geschichten für andere Kinder zu schreiben. In seinen ersten beiden Büchern erzählte er vorwiegend traditionelle Geschichten nach, wobei er in einer dieser Geschichten ein junges Mädchen namens Dorothy einführte. Dies führte ihn zur Schaffung des Lands der Wunder und Freuden Oz, 1900 erschien sein Buch The Wonderful Wizard Of Oz (Der Zauberer von Oz), das über Nacht zu einem riesigen Erfolg wurde. Binnen zweier Jahre wurde es als Bühnen-Musical adaptiert, für das Baum selbst das Drehbuch schrieb. Baum schrieb noch insgesamt 13 weitere Romane um das wunderbare Land, wobei er mehrfach erklärte, die Serie jetzt abgeschlossen zu haben und keine weiteren Oz-Romane mehr zu schreiben. Unterdessen wandte er sich zahlreichen anderen Kindergeschichten zu, unter anderem unter dem Pseudonym Edith Van Dyne. Aufgrund der hohen Nachfrage nach weiteren Oz-Romanen und wegen der Briefe vieler Kinder setzte er die Serie jedoch immer wieder fort. […]

Quelle: www.wikipedia.de

++++ Die Geschichte ++++

Dorothy ist ein kleines, bescheidenes Mädchen, das zusammen mit ihrer Tante Em, ihrem Onkel und ihrem geliebten Hund Toto in einem einfachen Haus in Kansas lebt. Eines Tages jedoch ändert sich Dorothys Leben schlagartig: Denn ein Wirbelsturm weht sie samt Haus und Hund weg in eine Welt, die sie nicht kennt. Sie landet in einer märchenhaften Gegend und macht sogleich die Bekanntschaft der dortigen Bewohner. Diese feiern sie als Heldin, denn Dorothys Haus ist genau auf der bösen Ost – Hexe gelandet, die das Volk stets unterjochte. Das kleine Mädchen allerdings möchte nichts mehr als wieder zurück nach Kansas. Die Bewohner des Landes sagen ihr, dass ihr der Zauberer von Oz helfen könne, der in der entfernten Smaragdstadt lebt.

Dorothy und Toto machen sich sogleich auf den Weg zum Zauberer. Unterwegs treffen die Zwei auf neue Freunde, die ebenfalls alle ein Anliegen haben und sich dem Mädchen anschließen, um ihre Wünsche dem Zauberer vorzutragen. So z..B. die Vogelscheuche, die sich Verstand wünscht oder der Löwe, der nicht mehr feige sein möchte. Die kleine Prozession zieht also fortan durch’s Land und muss dabei zahlreiche Gefahren bestehen, nicht wissend, ob ihnen der große Zauberer wirklich wird helfen können…

++++ Eigene Eindrücke ++++

Wie bereits in der Einleitung angesprochen, handelt es sich bei diesem Buch wohl um ein Werk mit Kultfaktor, das man als Fantasyfan mit leichter Affinität zum phantastischen Kinderbuch gelesen haben muss. Natürlich war dies nicht die Tatsache, die den Ausschlag für mein Interesse gegeben hat. Ich habe mich immer schon für Geschichte rund um das kleine Mädchen mit dem kleinen Hund Toto interessiert. Entsprechend waren meine Erwartungen als ich vergangenen Freitag mit dem Lesen begann.

Die Geschichte um Dorothy und ihre Freunde beginnt ganz klassisch wie man es von einschlägigen Märchen gewohnt sein mag. Der Autor verschwendet keine unnötige Zeile dafür, Ort, Zeit oder Personen einzuführen und kommt ohne Umschweife zur Sache. Diese Vorgehensweise wird auch konsequent beibehalten, denn es wird nie groß drum herum erzählt oder philosophiert. Nun sollte man meinen, dass diese Tatsache die Geschichte etwas dröge und eindimensional erscheinen lassen könnte. Dem ist allerdings ganz und gar nicht so. Man selbst als Leser begibt sich ohne groß darüber nachzudenken zusammen mit Dorothy auf eine Reise, wie sie phantastischer kaum sein könnte. Unterwegs trifft man auf magische, kuriose und altbekannte Figuren, die einem sofort vertraut erscheinen. Die Geschichte wird mit wenigen und ohne Umschweife formulierten Sätzen lebendig. Dabei wird tatsächlich so etwas wie Spannung aufgebaut und zwar ganz ohne eine verschachtelte Handlung. Wie man es von allseits bekannten Märchen kennt, folgt der Plot einer geraden Linie. Dabei gelingt L. Frank Baum ein Balanceakt zwischen Spannung für Kinder und für Erwachsene. Sicher mag dieses Buch natürlich primär an Kinder gerichtet sein, dennoch hat man auch als Erwachsener seinen Spaß daran. So eignet sich „Der Zauberer von Oz“ also definitiv auch zum vorlesen.

Wie es bei Kinderbüchern Gang und Gebe ist, wird man als Leser nicht mit hochtrabender Wortwahl oder ellenlangen Sätzen gelangweilt oder gefordert, sondern findet vielmehr eine einfache aber keineswegs triviale oder kindliche Sprache wieder. Auch dies betrachte ich als eine durchaus zu würdigende Leistung. Denn nicht nur eine interessante und spannende Geschichte machen ein gutes [Kinder]Buch aus, sondern eben auch ein angemessener Schreibstil. Für Kinder ist er meines Erachtens nach genau richtig, simpel und leicht zu verstehen. Für Erwachsene allerdings wird es aber nicht langweilig oder gar infantil. So hat man als interessiertes Nicht – mehr – Kind keinerlei Probleme damit, den Roman an einem gemütlichen Nachmittag durchzulesen.

Der Zauber dieser wundervollen Geschichte wird speziell in dieser Ausgabe von Dressler noch zusätzlich ausgedrückt bzw. untermalt durch bezeichnende und liebevolle Illustrationen. Die Herausgeber sind dabei allerdings nicht der Versuchung erlegen, ein halbes Bilderbuch zu gestalten. Vielmehr finden sich alle schätzungsweise 30 – 40 Seiten mit Bleistift gezeichnete Bilder, die die Figuren in der jeweiligen Situation der Geschichte zeigen. Dabei wurde auf Einfachheit gesetzt, die allerdings besonders wirkt. Der Zeichner hat sich nicht an irgendwelche starren Maßstäbe gehalten oder gar versucht, besonders detailgetreu oder künstlerisch zu wirken. Es handelt sich vielmehr und wie bereits erwähnt sehr liebevolle Zeichnungen, die dem Lesevergnügen auch optisch noch den letzten Schliff verpassen.

Obwohl die Figuren nicht besonders tiefgründig eingeführt werden und der Autor keine besonders dramatischen oder umfangreichen Hintergründe um seine Figuren geschaffen hat, sind sie doch allesamt vorstellbar und vor allem sehr liebenswert. Sicher wurde hier grade bei Dorothy auf Stereotypen zurückgegriffen, aber dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Grade auch dann nicht, wenn man stets im Hinterkopf behält, dass es sich hierbei um ein ursprünglich an Kinder gerichtetes Werk handelt. Ich persönlich kann gar nicht sagen, welche Figur ich am liebsten mochte – den Strohmann, der sich Verstand wünscht, den Löwen, der so gerne mutig sein möchte oder aber den Blechmann, der gerne ein Herz haben möchte. Sie sind alle einfach nur zum knuddeln und genau die richtigen Figuren, die in eine solch herzensgute Geschichte passen.

Natürlich spielt in diesem Roman auch der moralische Aspekt eine gewisse Rolle. Dies allerdings nie mit erhobenem Zeigefinger oder mit besonderem Augenmerk auf eben jenen. Vielmehr handelt es sich um lehrreiches Beiwerk, das Kindern sicher gute Werte vermitteln möchte – wie eben z.B. die Tatsache, dass man, um liebenswert oder klug zu sein, keinen großen Verstand benötigt. Sicher bietet „Der Zauberer von Oz“ großes Interpretationspotenzial, das man als Vorleser gut mit den Zuhörern erörtern kann.

Alles in allem handelt es sich bei diesem Kinderbuchklassiker wirklich um Kult, den man gelesen haben sollte. Die Geschichte ist einfach so Herz erwärmend, so liebevoll, wunderschön und zudem auch noch spannend, das man sie gelesen haben muss. Daher vergebe ich an dieser Stelle auch die Höchstwertung und eine Empfehlung an alle, die sich noch nicht zu erwachsen vorkommen, um ein Kinderbuch zu lesen und sich auf einfache Art und Weise in eine phantastische Welt begeben wollen.