Beautiful Girls (DVD) Testbericht

Die Story:
Willie ist fast dreißig, Pianist, nicht so erfolgreich, wie er sich das mal ausgemalt hat, aber immerhin mit Tracy, einer schönen und erfolgreichen Anwältin verlobt. Doch Willie beginnt zu zweifeln, an sich ebenso wie an seiner Beziehung zu Tracy.
Zu einen Klassentreffen kehrt er in seine kleine Heimatstadt in Massachussetts zurück, wo es den Jungs aus seiner alten Highschoolclique nicht viel anders geht als ihm. Entweder sie wünschen sich eine Beziehung, die sie nicht kriegen können, oder sie haben eine, die sie nicht wollen. Und sie alle scheinen ihre beste Zeit im Leben während der Highschool gehabt zu haben, als sie jemand waren und noch mehr werden wollten.
Im Nachbarhaus von Willies Elternhaus wohnt Marty, eine freche, altkluge, aber gleichzeitig melancholische 13jährige, von der Willie gegen seinen Willen ungeheuer beeindruckt ist.
Als die schöne Andrea, Cousine des örtlichen Kneipiers, zu Besuch kommt, verkörpert sie für die Freunde auf unterschiedliche Weise die Traumfrau schlechthin. Doch im Gegensatz zu ihnen hat Andrea jemanden, den sie liebt und dessen sie sich sicher ist. Und so bringt sie Willie zum Nachdenken über seine Beziehung zu Tracy.
Und ganz langsam klärt sich für die Freunde ihre Beziehung zu Frauen im allgemeinen und ihrem jeweiligen Schwarm im Besonderen.

Die Story ist überwiegend als Komödie beworben worden, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass der Film nicht besonders erfolgreich war. Mir scheint eine Einordnung als Drama korrekter. Denn es gibt zwar einige komische Stellen, vor allem komische Dialoge, aber wer eine Komödie erwartet, der wird den Film vermutlich längst ausgeschaltet haben, wenn nach gut einer halben Stunde die erste wirklich komische Situation kommt. Und danach wird es auch kein Gag-Festival, sondern ein eher ernster Film mit einigen ironischen Stellen.
Auch als Drama erscheint mir der Anfang noch unnötig langatmig, man fragt sich ständig, worauf das wohl alles hinauslaufen soll, aber ich glaube, wenn man weiß, dass einen ein Drama erwartet, besteht weniger die Gefahr, dass man abschaltet, nur weil nicht ständig Lacher kommen. Doch nach etwa einer halben Stunde beginnt der Film, einen doch in seinen Bann zu ziehen.

Besonders interessant finde ich, dass in diesem Film Männer - Willie und seine Freunde - im Mittelpunkt stehen, für die wiederum Frauen der Mittelpunkt ihrer Gedanken sind. Ich glaube aber nicht, dass es ein "Männerfilm" ist, im Gegenteil, vermutlich wird er seine Fans eher unter Frauen finden, auch wenn es sicher auch den einen oder anderen Mann gibt, der sich damit identifizieren kann.
Schön finde ich auch, dass die Frauen in diesem Film eigentlich durchweg wirklich "beautiful girls" sind, wie der (ansonsten irreführende Titel) sind, selbst eine Dicke, die dafür sehr liebenswert, witzig und lebenserfahren rüberkommt, aber gleichzeitig nicht alle wie Modells Anfang 20 aussehen, sondern so alt sein und aussehen dürfen, wie sie laut ihrer Rolle eben sind.
Das Thema: Männer und Frauen, ihre Missverständnisse und ihre Probleme mit sich selbst, ist sowieso zeitlos und hier mal aus einem originellen Blickwinkel beleuchtet.

Negativ ist dem Film anzumerken, dass zwar Willie und einer seiner Freunde (Tommy) sehr liebevoll charaktierisiert werden, aber die anderen Männer der Clique erscheinen mir ein Stück weit wie Abziehbilder. Wenn man nicht höllisch aufpasst, kriegt man bald durcheinander, welcher von ihnen nun welches ist und welches Problem mit Frauen hat.
Und obwohl es einige wunderbar ironische Dialoge gibt, gibt es leider auch welche, die furchtbar "on the nose" sind, viel zu direkt, man hört den Autor durch den Schauspieler sprechen.


Die Schauspieler sind dagegen überwiegend großartig. Es sind auch einige bekannte Namen dabei, z.B.:
Uma Thurman als Andrea. Mir gefällt sie in diesem Film sehr gut, sie wirkt hier nicht zu perfekt, sondern vor allem liebenswert. Ich habe sie zwar schon schöner gesehen als hier, aber kaum mal menschlicher.
Natalie Portman (bekannt aus Star Wars und in Kürze im Kino zu sehen in "V wie Vendetta") als Marty ist großartig. 1996 war sie zwar noch sehr jung, aber bereits damals eine tolle Schauspielerin, die mit Körpersprache sehr viel mehr ausdrücken kann, als sie im Dialog ausspricht.
Unter den männlichen Schauspielern dürfte Matt Dillon als Tommy den meisten bekannt sein. Er ist in diesem Film nicht nur schön, sondern auch schön depressiv und grüblerisch, eine Darstellung, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte.
Die Hauptfigur, Willie, wird verkörpert von Timothy Hutton. Er spielt gut, und für mich ist er in dieser Rolle eine perfekte Wahl, ein zu bekanntes Gesicht hätte mich hier vermutlich gestört.


FSK 12 ist an sich okay, allerdings liegt die Zielgruppe des Films wesentlich höher. Es ist definitiv kein Teeniefilm, die Probleme der Hauptfiguren sind die Probleme von (fast) 30jährigen.