Beiträge, die keiner braucht, aber alle lesen wollen Testbericht

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Erfahrungsbericht von GabyB333

Die einzig wahre Art, Milchtüten zu öffnen...

Pro:

Wenn man's kann, hebt's das Selbstbewusstsein ungemein...

Kontra:

Meistens klappt es nicht...

Empfehlung:

Nein

VORWORT
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Nachdem ich diese Kategorie zufällig entdeckt hatte, habe ich lange darüber nachgedacht, welchen Sinn sie wohl haben mag. \"Mein Gott\", dachte ich, \"das ist doch wohl wirklich eine völlig überflüssige Kategorie. Was soll man denn da schon reinschreiben!\" Dachte ich. Aber dann...

Dann fiel ER mir ein... sein verzweifeltes Gesicht, all seine heftigen Kämpfe mit der Technik einer kleinen hinterhältigen Pappschachtel...

ER...

Er kann Menschen beschützen, Leben retten, Verletzungen heilen, Fußballmannschaften trainieren, er kann schießen wie Doc Holliday und tanzen wie Fred Astaire, aber eine MILCHTÜTE aufmachen... nein, DAS kann er nicht. Und davon will ich euch heute berichten.

Die Rede ist von meinem Lebensgefährten, dem Mann meiner Träume, diesem Klotz von Kerl, meinem Fels in der Brandung, genannt \"Hasi\", der jeder Lebenssituation festen Auges entgegentritt, jedem Feind strotzt, sich vor nichts und niemandem fürchtet - und anfängt zu wimmern, wenn ich ihm seinen schlimmsten Feind entgegenhalte und strengen Blickes sage: \"Da. Mach mal auf.\"

Ihm ist dieser Bericht gewidmet. Ihm und all den verzweifelten Familienvätern, denen von ihrer kleinen Traumfrau dieses vermaledeite, bösartige, menschen- und männerfeindliche Machwerk der Verpackungsidiotie - Entschuldigung, Verpackungsindustrie - in die Hände gelegt wird mit dem so typisch weiblichen, unschuldigen \"Mach-mal-auf-du-kannst-das-viel-besser-Liebling\"-Augenaufschlag, den wir Damen von Welt draufhaben, wenn wir uns nicht die Fingernägel abbrechen oder mit irgendwelchen zweifelhaften Flüssigkeiten bekleckern wollen.

Doch kommen wir nun zum

MACHWERK DES BÖSEN
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Die Milchtüte.
Da steht sie nun.
Es gibt sie in drei Sorten.
Wobei mir einfällt: Nur zwei davon stehen, die dritte liegt labberig herum.

Aber ich will mich gar nicht erst dazu herablassen, über diesen merkwürdigen Plastikschlauch zu berichten, der einem wie eine tote Katze in den Fingern hängt und beim Öffnen ein küchenversauendes Eigenleben entwickelt. Da könnte ich die Milch genauso gut in einem Luftballon kaufen, das Ergebnis ist - abgesehen vom Druck - das Gleiche.

Ganz besonderes spannend ist es, wenn man so ein Schlauchding drei Wochen nach Ende des Verfallsdatums im hintersten Winkel des Kühlschranks findet, zu einem zweimal so großen, hauchdünnen Plastikgeschoss aufgebläht, die völlig überdehnten Schweißnähte bei jeder Berührung höchst bedrohlich quietschend - die Entschärfung eines Blindgängers aus dem zweiten Weltkrieg ist ein Kinderspiel dagegen und den Explosionsschaden zahlt dann wenigstens die Versicherung. Wo soll man denn hin mit dem jede Sekunde platzenden Ding? In den Mülleimer? Zu gefährlich. Ein kleines Löchlein in die Tüte machen und den gärenden Inhalt in den Ausguss kippen? Hähähä... Gute Idee... Schon mal was von \"Hochdruckschlauch\" gehört? Das \"kleine Löchlein\" spritzt die stinkende Brühe in sämtliche Richtungen, bloß nicht in den Ausguss, soviel sei gewiss. Also lieber liegen lassen und warten bis der Herr des Hauses heimkommt?

Nun, wem während eines solchen Wartemanövers schon einmal eine der kleinen, niedlichen Mozarella-Tütchen um die Ohren geflogen ist, der weiß, dass er es mit einer solchen Milchtüte nie und nimmer anlegen will - also kommt mir so ein Ungeheuer nie, nie wieder ins Haus!

AM ANFANG WAR DIE HOFFNUNG
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Kommen wir nun zur nächsten Spezies, dem hohen, viereckigen Tetrapack. Ihr wisst schon, dieses Dingsda, bei dem man einfach die Laschen erst zur Seite klappen und dann nach vorne ziehen soll. TOTAL EINFACH. Jedenfalls in der Theorie. Meistens teilt sich die merkwürdigerweise immer an dieser Stelle besonders dünne Pappe in zwei Schichten oder matscht einem unter den Fingern weg. Manchmal ist die Pappe aber auch schön fest und stabil - so stabil, dass man ziehen muss wie bekloppt, bis, natürlich immer im nicht erwarteten Moment, die Pappklappen nach vorne sausen und einem die Milch direkt in den Ausschnitt befördern. Laut Hasi ein durchaus erotischer Anblick, aber mir hat\'s irgendwie nicht so gut gefallen.


AUS ERFAHRUNG WIRD MAN KLUG
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Also wechselten wir zu dem Gerät, das künftig mein Hasi zur Verzweiflung treiben sollte, dem rechteckigen Tetrapack.

Aus scheinbar festem Karton mit einer Art Wachsschicht überzogen, damit das kühle leckere Nass auch da bleibt, wo es ist, in meist hellen, freundlichen Farben gestaltet und harmlos anzusehen, hielt das kleine hinterhältige Ding Einzug in unsere Küche und mein Herz, denn fortan war das gemeinsame Frühstück am Sonntagmorgen um ein wundersam anzuschauendes Spektakel bereichert:

HASI MACHT DIE MILCHTÜTE AUF
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Das mit dem \"knicken und abreißen\" war ja sowieso nicht so sein Ding. Der Kerl hat Hände wie Bratpfannen und echte Probleme, das kleine Schnibbelchen richtig zu fassen zu kriegen. Ich rede natürlich von dem Papp-Schnibbelchen an der Milchtüte, das er knicken und abreißen sollte. Nachdem er das Teil ein paar Minuten lang wie blöde hin- und hergedreht und dabei zu Pappmatsch verarbeitet hatte, kam das nörgelig herbeigerufene Mausi mit der Schere (das bin ich) und hat \"schnipp\" gemacht.

Dann hat Hasi die Milchtüte fachmännisch über Sohnemanns Glas gehalten, einmal auf die Packung gedrückt, es plurpste ein bisschen Milch ins Glas, dann noch ein bisschen, na prima, geht doch, also hat das Hasi ein bisschen fester gedrückt... Männer haben ja sooo viel Gefühl für so was...

Ach, was soll ich sagen, so geht\'s halt nicht und das Kind hat wieder Ausdrücke gelernt, die für zwölfjährige Teenagerohren offensichtlich nicht nur äußerst bereichernd, sondern auch sehr erheiternd sind. Das in seinem männlichen Selbstwertgefühl schwerst gebeutelte Hasi hat dann die Milchtüte auf den Tisch geknallt und dafür gesorgt, dass noch mal ein ordentlicher \"Spratzer\" Milch das Weite suchte. Hab ich schon erwähnt, dass ich von diesem Zeugs zwei Paletten eingekauft hatte? Nein? Nun, die nächsten Wochen waren jedenfalls nicht einfach...

Das nächste Mal hab ich - die Beziehung soll ja noch ein bisschen halten und aus dem Kind soll mal was Anständiges werden - einen Tetrapack mit Verschlusssystem genommen und das verheißungsvolle Teil am Sonntag auf den Frühstückstisch gestellt. Da ist also obendrauf so ein schmaler Plastikausguss und da soll man das Deckelchen hochheben und in diesem schmalen Plastikdingsda ist dann eine kleine schmale Alufolie mit einem winzigwinzigwinzigkleinen Nippelchen zum Hochziehen. Genau das Richtige für Hasis Hände. Ich hab das Drama leider nicht hautnah mitgekriegt, weil ich noch im Bad war, aber ich hab das Fluchen gehört und mal eben nach dem Anlass gefragt. Lässige Antwort vom Sohnemann: \"Papa macht mal wieder Milch auf.\" Meine Recherchen ergaben dann, dass Hasi ewig lang mit seinen Pratzenfingern nach dem Mininippelchen geangelt und das dann mit so \'nem triumphalen Schwung nach hinten gerissen hat... Na, was soll ich sagen, er hat halt im Eifer des Gefechtes ein wenig heftig auf die Packung gedrückt. War also auch nicht so sein Fall, das Ding mit der Folie. Ich hab an dem Tag lieber erst mal NICHT erwähnt, dass im Keller noch 11 Packungen stehen.... Aber interessante Wörter kennt der Mann, die muss ich mir unbedingt für die nächste Autofahrt merken.


NUR EIN KURZER HOFFNUNGSSCHIMMER
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Beim Tupperabend bei der netten Nachbarin habe ich dann ein Teil entdeckt, dass mir zunächst wie eine Offenbarung für Hasis milchtütengeschädigtes Selbstbewusstsein schien: Ein Milchtütenöffnungsausgießungshalterungssystem der Extragüte (jedenfalls sah der Preis danach aus). Das ist so ein viereckiger Deckel mit einem Rahmen ringsherum und einem stabilen Griff, der einfach über den Tetrapack gestülpt wird, sich selbst durch zwei Haken an den seitlichen Laschen der Milchtüte verankert und gleichzeitig mit einem vornehmen \"Plopp\" die Milchtüte obendrauf öffnet, die dann mit dem integrierten Plastikdeckelchen auch wieder fest verschlossen werden kann. Tolle Sache, wirklich. Schweineteuer, aber toll. Für ca. 32 Sekunden war ich total begeistert. Die nette Tupperwarendame verwendete eine Safttüte zur Demonstration. Johannisbeersaft. Hätte sie mal besser Milch genommen, das klebt wenigstens nicht so, denn das Zeugs sabberte schon beim zweiten Einschenken aus dem ach so sicheren Verschluss unter den Deckel und triefte ringsherum auf Frau Nachbarins Parkett. Also immer noch keine Rettung für Hasi in Sicht.

DER LETZTE VERSUCH - UND DIE ENDGÜLTIGE RETTUNG
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Dann hab ich eine Milchverpackung mit einem neuen Verschlusssystem entdeckt, aber da fass ich mich jetzt wirklich kurz. Diesmal war unter dem Plastikverschluss keine Folie, sondern ein weiterer Plastikverschluss, den man nach unten eindrücken soll. Um des lieben Frieden Willen hab ich das selbst ausprobiert, aber das Ding war wie einzementiert, also hab ich dem starken Herren des Hauses die Milchtüte mit den Worten überreicht, die er nie, nie wieder in seinem Leben hören will:

\"Da. Mach mal auf.\"

Ach, hab ich schon erwähnt, dass Hasi kräftige Finger hat?

Nachdem er also wieder mal zur Freude seines Sohnemanns sehr, sehr, sehr (!) unanständige Wörter gebrüllt hat (die trau ich mich noch nicht mal, wenn ich ALLEINE im Auto unterwegs bin), als sein Daumen bis zum Anschlag in der lustig nach allen Richtungen spritzenden Milchpackung verschwunden war, weil auf dem Plastikclip \"drücken\" stand und das starke Hasi nun mal nie auf Mausi hören und die Schere nehmen will, haben wir uns spontan entschlossen, die diversen Milchtütenöffnungssysteme künftig einfach zu ignorieren und stattdessen frohen Mutes stets eine Laschen-Ecke ca. 1 cm weit abzuschneiden und durch ein kleines, mit der Schere (NICHT dem Daumen!) gebohrtes Luftloch ca. 10 cm dahinter jegliches Kleckern und Glucksen auszuschalten.

Nochmal zum Umrahmen und Ausschneiden:

Die Ecke einer Lasche ca. 1 cm weit abschneiden und ca. 10 cm dahinter mit der Scherenspitze ein kleines Luftloch bohren.

Das funktioniert prima - auch wenn es früher Sonntagmorgens irgendwie lustiger war...

In diesem Sinne - ran an den Tetrapack, es gibt noch Hoffnung!

Liebe Grüße, Eure Gaby


PS: Ich bewerte mit \"sehr gut\", weil das letztlich wirklich die einzig wahre Art ist, Milchtüten mit Anstand zu öffnen ;)


PPS: Ich poste meine Berichte unter gleichem Namen bei Ciao und demnächst auch auf meiner Homepage!

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