Bestrafungen Testbericht

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Erfahrungsbericht von MikeNRW

Wer hat das wirklich nötig??

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich nun einige Berichte zum Thema Bestrafungen gelesen und auch bewertet habe möchte ich nun meine Gedanken auch noch niederschreiben.

Zunächst muß ich für mich die Frage klären was ich unter Bestrafungen verstehe.
Ich halte es für sinnvoller, die Kinder an ein Regelwerk innerhalb des Familienverbandes zu gewöhnen und ihnen somit auch eine Sicherheit nach außen zu geben. Eine Vermittlung von Werten halte ich für unverzichtbar. Wenn das Kind auch noch so unbedarft schwindelt heißt dass nicht dass ich dem Kind meine Enttäuschung darüber verbergen muß. Man sollte stes bemüht sein ein gesundes mittelmaß zu finden. Da jeder sein eigenes Kind am besten kennt, sollte jeder sich einfach von Zeit zu Zeit hinterfragen.
Aus meiner eigenen Kindheit reichten die Erfahrungen von Fernsehverbot (damals gab es noch keine Gameboys etc.), Hausarrest, Schläge bis hin zu Liebesentzug (die grausamste Art). Nach dem Motto : „Wenn du das machst habe ich dich nicht mehr lieb. Das Belohnungsprinzip funktionierte umgekehrt der Fairnesshalber aber genauso. Dann gab es meist Geld zum Sparen oder für etwas Schönes. Schrecklich! Ich habe Jahre gebraucht um mich um meiner selbst willen zu lieben und nicht für ein antrainiertes Verhalten und ebenso andere um ihrer Selbst!

Akzeptabel sind für mich alle Strafen worunter ein Kind nicht massiv leidet und womit ich auch einen Aha-Effekt oder Denkanstoß erreiche. Diese kann ich aber immer nur individuell am Kind festmachen. Wenn das Kind z. B. gerne Computer spielt, kann ich die täglich vereinbarte Zeit dafür ggf. kürzen, nie aber ganz streichen.
Wenn er dann vor dem Computer sitzt und die Zeit abgelaufen ist, wird er zwar noch mal daran erinnert dass er heute nicht so lange sitzen durfte und weiß auch warum, aber es hinterlässt keinen bitteren Nachgeschmack und es hat seine Lektion trotzdem gelernt.

Vollkommen unakzeptabel sind für mich sämtliche Handgreiflichkeiten, alles Formen jeglicher Gewalt und lautes Schreien, stellt es doch vielmehr die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht dar. Sie führen beim Kind nur zu Sturheit und zu einer Blockade, weil es gar nicht weiß warum und wieso wir jetzt wie wild und komplex um uns schlagen. Die seelischen Wunden sehen wir nochnicht einmal. Sie sind aber umso mehr vorhanden als die evtl. äußerlich sichtbaren, gerade beim Schreien. Was habe ich davon wenn ein Kind verängstigt in der Ecke sitzt sobald ich anfange zu reden?

Man kann dem Kind auch in ruhigem bestimmtem Ton klar machen, dass man von seinem Handeln enttäuscht ist. Sicher ist das nicht immer einfach in die Tat umzusetzen, gerade wenn einmal alles aufeinander kommt an einem Tag. Mir ist das selber auch schon passiert dass ich lauter geworden bin. Dann sollte man aber zumindest dem Kind signalisieren und zeigen, dass es einem leid tut und sich für sein falsches Verhalten entschuldigen. Nur so kann man seinem Kind gegenüber sein Gesicht wahren und ihm gleichzeitig ein sozialverträgliches Gruppenverhalten beibringen.

Man muss zusätzlich das jeweilige Alter des Kindes berücksichtigen. Es macht sicher wenig Sinn, mit einem 2-jaährigen etwas auszudiskutieren. Da reicht meiner Meinung nach ein klares „Nein“ und ggf. ein leichter Klaps bei mehrfach wiederholter Missachtung.
Ich persönlich finde es eher belustigend wenn ich ein Elternteil sehe was einem 1 ½ jährigen Paul groß und breit erklärt warum er jetzt besser nicht seine Finger auf das Kassenband an der Kasse legt.

Bei einem 5jährigen kann man schon eher leichte verständliche Erklärungen für eine Regelverletzung liefern. Dieser ist schon in der Lage zu verstehen, warum er jetzt nicht gerade abends laut schreiend durch die Wohnung rennen soll, wenn Besuch da ist. Aber auch da ist es nur eine Frage wie ich das Kind in mein Leben einbinde und teilhaben lasse. Wenn er natürlich sonst wenig Sozialkontakte von mir beobachtet ist es für ihn natürlich wesentlichinteressanter als wenn er in vielem involviert ist.
Ein 8-9 jähriger ist sich der Folgen seines Handelns schon etwas bewusster. Aber auch hier gilt immer in angemessenem Rahmen zu handeln und aufgestellte Regeln selbst auch nicht zu brechen. Daran scheitern meistens die Erwachsenen. Sie stellen Regeln auf und plötzlich gelten sie für sie selbst nicht mehr.

Ich kann dem Kind zwar sagen, dass ich etwas nicht möchte und bin auch nicht immer dazu gezwungen auf das darauffolgende „Warum?“ eine Antwort zu liefern, zumindest nicht sofort, sollte aber genauso seine Grenzen akzeptieren, z. B. wenn ich möchte, dass er einen bestimmten Schrank im Wohnzimmer nicht öffnet, weil darin nichts ist was für ihn von Interesse ist, es aber ein großes Chaos gäbe, wenn er darin spielen würde, z. B. Papiere.

Hausarrest ist meines Erachtens nach in der heutigen Zeit fast total überholt. Zum einen sind viele Kinder zu Homesittern geworden und kaum noch an der frischen Luft anzutreffen und zum anderen halte ich diese Strafe gerade in der Pubertät als schlimm. Grenze ich das Kind doch von seinen gleich empfindenden Freunden ab, mit denen es sich auch gut austauschen kann. Sicher bin ich auch stolz, wenn er mit Problemen zu mir kommt, aber ehrlich gesagt hatten wir nicht auch einen besten Freund/beste Freundin mit der wir alles besprochen haben und alles immer sofort geklärt haben und alles ultrawichtig war??

Ohne Essen ins Bett entbehrt für mich jegliche Diskussion. Absolut lachhaft.
Was soll das dem Kind zeigen?

Gleiches mit Gleichem zu vergelten halte ich teilweise für unnütz. Bei Kleinkindern kann das bei Beißern etc. Wunder wirken wenn sie dann merken wie weh das tut.
Letztens jedoch erzählte eine Bekannte von ihrem 17 jährigen Sohn hätte sie kein Geburtstagsgeschenk bekommen. Sie hatte nichts Großes erwartet, aber hat ihm zum Geburtstag auch nichts geschenkt. Ich hatte ihr noch den Rat gegeben ruhig und sachlich mit ihm über ihre Sichtweise zu reden und ihm auch ruhig zu sagen dass es sie verletzt hat sie ihn aber deswegen nicht weniger lieb hat.
Es ist halt auch eine schwierige Zeit wo man sich langsam abnabelt und so etwas zeitweise auch voll uncool findet ( Das sagte er mir hinterher im O-Ton : „Ey ist doch voll uncool seiner Mutter was zu schenken, was meinst du was die anderen sagen“).
Das A und O ist nicht nur in der Beziehung zu seinen Kindern sondern in allen zwischenmenschlichen Kontakten, dass man miteinander redet und zwar ohne den Respekt und die Achtung voreinander zu vergessen.

Zu guter Letzt kann ich zusammenfassend sagen das Strafen für mich nur bei Regelverletzungen in Frage kommen und ich mich genauso bestrafen lasse wenn ich etwas nicht eingehalten habe.

Letztens erst habe ich ein Versprechen nicht halten können und habe meinen Sohn gefragt welche Strafe ich jetzt bekomme. Daraufhin sagte er nach zögerlichem Überlegen dass ich jetzt Sonntag abend nicht die Lindenstraße gucken dürfte. Damit hat er erstens gesichert dass er das selber auch kontrollieren kann, da er noch nicht im Bett ist zu diesem Zeitpunkt und hat damit wirkliche einen wunden Punkt getroffen. Ich kann sie mir ja noch zu einem anderen Zeitpunkt ansehen (Video haben wir ja nicht). Dann muss ich das was ich zu dieser Zeit geplant habe wieder umplanen und das ist schon schwieriger ;)
Strafen müssen ja nicht immer was Schlimmes sein, sie können im Gegenteil sehr wohl helfen aus Fehlern zu lernen und zu lernen was erlaubt ist und was nicht was nicht.
Man sollte auf vernünftige Art und Weise versuchen, Grenzen aufzuzeigen. All die geschilderten Dinge erfordern natürlich ein Maß an Zeit welches ich mit dem Kind verbringe. Aber auch hier gilt: Qualität statt Quantität.

Vielen Dank fürs Lesen, bewertet und kommentiert ruhig fleißig

Gruß
MikeNRW

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