Sanitas SBM 06 Testbericht

Ich leide schon seit ca. 4 Jahren unter leichtem Bluthochdruck, nichts schlimmes, erhöht war er aber damals schon leicht. Auch unter Einnahmen von blutdrucksenkenden Medikamenten sollte man daher seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren und ggf. auch Buch darüber führen, das hilft dem behandelnden Arzt bei seiner Beurteilung sicher ein schönes Stück weiter.

Um obig genanntes machen zu können, benötigt man eben ein Blutdruckmeßgerät, und was macht man natürlich als Technikfreak ? Man kauft sich ein digitales Blutdruckmeßgerät, weil es ja so schön modern ist, die Werte bequem als digitale Zahlen auf einem Display abzulesen und diese gleich zu speichern, anstatt altmodisch in einem Kalender festzuhalten. Wegen der nur leichten Erhöhung meines Blutdruckes habe ich so Ende 2007 zum SANITAS SBM 06 gegriffen, das damals für 19,99 EUR bei Schlecker feilgeboten wurde.

== SANITAS SM 06 ==

Wie mir Internetrecherchen zeiten, ist das Gerät auch heute noch erhältlich, preislich liegts zwischen 15 und 25 EUR, je nach Anbieter. Für das Geld erhält man dieses Unterarm-Blutdruck-Meßgerät in einer stabilen Hartschalenbox und einer recht ausführlichen Bedienungsanleitung. Es verfügt weiterhin über :

*3 x 30 Speicherplätze (3 Benutzer x 30 Datensätze, bei 3 mal Messen am Tag reichts so für 10 Tage)
Digitale Datums- und Uhrzeitanzeige
Pulsmessung bei jedem Meßvorgang
2 mitgelieferte AAA Batterien (sehe ich positiv)
1 mehrsprachige Bedienungsanleitung

Auf den ersten Blick eigentlich für den Preis eine recht ordentliche Ausstattung für ein medizinisches Hilfsmittel. Gerade in dieser Branche verlangen die Hersteller ja gerne mal ein bisschen mehr, weil man einfach darauf vertrauen kann, dass die Käufer für Ihre Gesundheit gerne mal ein paar Euro mehr drauflegen wenn´s denn der Sache dient.

== DER HERSTELLER ==

Sanitas - Hans Dinslage GmbH,
Riedlinger Str. 28,
D-88524 Uttenweiler,
Tel.: +49(0) 7374 - 915766
[email protected]

Ha, ein deutscher Hersteller für diesen günstigen Preis, sollte hier etwa deutsche Wertarbeit (gibt's die noch ?) dahinterstecken ? Nun, ich habe es leider nicht gefunden, auf der ganzen Schachtel oder auch am Gerät ergibt sich kein unmißverständlicher Hinweis darauf, wo das Gerät hergestellt wird, denn der Umstand, dass es von einer deutschen Firma vertrieben wird, heißt ja noch lange nicht, dass es dort auch hergestellt wurde....Naja, vertrauen wir mal dem Aufdruck "GERMANY" obwohl das "made in..." ja leider fehlt, ist ja auch egal...

== FUNKTIONSWEISE ==

Nun, die Funktionsweise ist schnell erklärt. Man legt das Gerät mit der Meßeinheit, dass sich unter dem Gehäuse in der Armmanschette befindet am Unterarm an, verschließt diese Manschette mittels des Klettverschlusses und justiert es mittig, bis man das Gefühl hat, dass sich das Gerät nun zentriert auf der Pulsader befindet. Doch dies ist gar nicht so leicht, weil die Manschette irgendwie nicht so richtig sitzen mag, und irgendwie hat man immer das Gefühl, das Gerät sitzt etwas schief auf dem Oberarm, aber so punktgenau wird's ja nun auch nicht grade gehen. Nun startet man den eigentlichen Meßvorgang, nachdem man folgende Herstellervorgaben beachtet hat :

*Ruhephase vor jeder Messung 3-5 Minuten
*Abstand zwischen zwei Messungen jeweils 5 Minuten
*genügend Abstand zu Fehlerquellen wie Mobiltelefone, etc.

Auf Druck auf´s Knöpfchen beginnt sich nun die Manschette durch die integrierte Pumpe aufzublasen um die nötigen Voraussetzungen für das medizinisch definierte Verfahren zur Messung herzustellen. Wie dies genau funktioniert, kann man im Web nachlesen, bevor ich jetzt hier unrichtige Angaben dazu mache, wies genau funktioniert, kann man die genauen Hintergründe der Messtechnik z.B. bei WIKIPEDIA unter dem Stichwort "BLUTDRUCKMESSUNG" nachlesen.

Der Meßvorgang ist keinesfalls unangenehm, man verspürt ja nur einen leichten Druck, ich glaube jeder kennt das Gefühl beim Blutdruckmessen hinlänglich. Bis hierher so gut. Die Meßwerte werden auf dem digitalen Meßgerät sehr schnell angezeigt und auch bei eventuell auftretenden Fehlern wird man frühzeitig vom Gerät informiert. Das LCD-Display zeigt die Werte in großer, gut lesbarer Schrift an und besitzt gute Kontrast- und Helligkeitswerte, alles kein Problem. Auch die Speicherung der Werte und somit der Aufbau einer gewissen Langzeitdatenbank der Ergebnisse (bis zu 30 Tage, bei täglich einer Messung) ist problemlos und auch für Technikhasser schnell verständlich möglich, alles praktische Funktionen, doch wo liegen die Schwächen dieses Geräts ?

== DAS MESSERGEBNIS ==

Nun, jetzt kommt der unerfreuliche Teil des Berichts. Dieses Gerät ist meiner Meinung nach überflüssig wie der berühmte Kropf, da es einfach viel zu ungenau misst. Warum ? Dazu erst eine bei WIKIPEDIA entnommene Aufstellung der Definition der verschiedenen Einstufungen des Blutdrucks :


Bewertung
systolisch (mm Hg) erster Wert
diastolisch (mm Hg) zweiter Wert

optimaler Blutdruck < 120 < 80
normaler Blutdruck 120-129 / 80-84
hoch-normaler Blutdruck 130-139 /85-89
milde Hypertonie (Stufe 1) 140-159/90-99
mittlere Hypertonie (Stufe 2) 160-179/100-109
schwere Hypertonie (Stufe 3) > 180 / > 110
isolierte systolische Hypertoniem> 140 / < 90


Mein Hausarzt misst mit der traditionell genauesten Methode mit einem manuellem Gerät unter Verwendung eines Stethoskops. Bei mir wurde damals mit einem Wert von 140/90 eine Grenzwerthypertonie festgestellt, welche in meinem Alter heute als behandlungswürdig angesehen wird.

Früher, dass heißt von 2007 an bis heute, habe ich den Blutdruck mit dem SANITAS SM 06 einmal am Tag gemessen und lag damit irgendwie immer einmal bei 140/90, 130/80 oder 135/85, aber auch mal bei 145/95. Irgendwie ja alles im runden Bereich, wenn nicht das Gerät dazwischen drin wieder einmal 130/70 oder irgendwelche anderen Werte angezeigt hätte, wäre ja insoweit alles in Ordnung, man selbst denkt eben, man schwankt irgendwo dazwischen.

Nun war es allerdings so, dass ich mich im April 2010 einer Schilddrüsenoperation unterziehen musste und für 10 Tage in eine Klinik ziehen durfte. Dort wurde nach traditioneller Methode manuell 3 x am Tag gemessen, mein Blutdruck war konstant bei ca. 150/100 - 145/95 ohne größere Schwankungen, dass bedeutet : leichter bis mittelschwerer Bluthochdruck. Mein Gerät zu Hause zeigte aber in seiner altbekannten Manier die verschiedensten Werte an, obwohl ich mich wirklich penibelst genau an die Vorgaben gehalten habe, auch die empfohlene Lage des Gerätes während der Messung in Herzhöhe einzuhalten. Nach meinem Krankenhausaufenthalt wollte ich´s dann schon genau wissen und habe das Gerät einem Langzeitest mit mehreren Messungen innerhalb der empfohlenenen Ruhepausen und -intervalle vorgenommen, und siehe da, dieses kleine Kästchen zeigt munter weiterhin die unterschiedlichsten Werte an, von 130/80 - 152/100 ist alles drin, kunterbunt je nach Bedarf, im Krankenhaus bei manueller Messung war aber eigentlich alles konstant hoch....

So, wie soll ich jetzt das deuten : Habe ich nun Bluthochdruck (152/100 ist nicht mehr so toll) oder ist alles normal (130/80) ? Wäre eigentlich schon eine wissenswerte Information. Gut es gibt ja den guten alten Onkel Doc, und der kommt mit seinem Meßgerät einfach auf einen leichten Bluthochdruck und sieht den Einsatz von Blutdrucksenkenden Mitteln für angebracht...

== FAZIT ==

Gut, SANITAS schreibt selbst in der Bedienungsanleitung, dass das Gerät die Messungen beim Arzt nicht ersetzen kann, das Gerät solle vielmehr der Kontrolle dienen. Aber was bitteschön soll ich damit kontrollieren, wenn die Meßwerte je nach Tagesform des Gerätes so gravierend voneinander abweichen ?

Wie ich jetzt in den letzten Tagen immer mehr feststellte, hat bereits die STIFTUNG WARENTEST vor ein paar Monaten einmal auf die relativ hohe Ungenauigkeit von Unterarm-Blutdruckmeßgeräten hingewiesen und Discounter-Angeboten regelmäßig grottenschlechte Noten ("mangelhaft") bescheinigt. Die schlechtesten dieser Geräte schnitten mit einem Meßergebnis ab, das nur zu 65-70 % genau war, ein zum Himmel schreiendes Fehlergebnis....

DAS SANITAS SM 06 WURDE VON STIFTUNG WARENTEST IM ÜBRIGEN NICHT GETESTET...

Ich frage mich nun allen Ernstes : "WAS SOLL ICH MIT DIESEM GERÄT ÜBERHAUPT ANFANGEN ?"

Hier mal ein paar theoretische Antworten meinerseits :

*Einfach aus Freude über die schöne digitale Welt mal über 30 Tage eine Sammlung von groben Schätzwerten aufbauen, hauptsache digital ?
*Pulsmessen (schaffe ich auch manuell alleine und stimmt der Wert hier überhaupt ?)
*einfach mal einen "groben Überblick" über meinen Blutdruck haben (Passt schon...)

Ich weiß nicht, warum solche Geräte überhaupt verkauft werden. Ich kaufe mir doch auch kein Auto, in dem ich zwar mal nett CD hören kann, mich im Winter zum Aufwärmen reinsetzen kann oder mich über nette technische Ausstatungsmerkmale freuen kann, nur eines kann ich damit nicht machen : Fahren. Würde jemand so etwas kaufen ? Eher nein. Und so verhält es sich meiner Meinung nach mit diesem Meßgerät. Da verzichte ich lieber auf den ganzen Schnickschnack herum, 3x30 Speicherplätze, Uhrzeit und Datum kann ich von einer Uhr und einem Kalender ablesen, liebe SANITAS-Freunde, ich wollte nur meinen Blutdruck einigermaßen zuverlässig kontrollieren... Ihr könnt jetzt sagen, ich habe ja auch nur 20 EUR dafür ausgegeben, dann sage ich aber : Warum wird's dann überhaupt angeboten ?

Ich würde nach meinen Erfahrungen aufgrund der erheblichen Ungenauigkeit dieses Gerätes die Finger davon lassen. Ich habe mir bei EBAY nun ein manuelles Gerät mit Stethoskop für ca. 25 EUR gekauft und mir von meinem Arzt das manuelle Blutdruckmessen erklären lassen, hier kann man nach Fachauskunft wirklich nicht viel verkehrt machen und seinen Blutdruck zuverlässig kontrollieren.

Auch wenn die Verarbeitung und die technische Ausstattung des SM 06 gar nicht schlecht sind und auch die Hartschalenbox eine praktische Zugabe darstellen, kann dies alles nicht von der ungenügenden Leistung i.S. Zuverlässigkeit der Meßergebnisse ablenken....

Ab in die Tonne....