Blowback - Tricky Testbericht

Blowback-tricky
ab 5,40
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Erfahrungsbericht von roobii

die düstere Seite des Pops - der neue TripHop

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ja ich gebe es zu, ich bin süchtig nach Musik. Kaum bin ich zu hause angekommen geht die Anlage an und Musik ertönt. Radio versuche ich zu vermeiden, da ich mit der Einheitsdudelmucke der Gewinnspiel-Radiosender nichts anfangen kann. So gibt es in jedem Zimmer meiner Wohnung entweder Boxen oder eine Anlage. Musik zu jeder Tageszeit in jeder Stimmungslage. Da ich jedoch nicht immer in der gleichen Stimmung bin, höre ich auch sehr verschiedene Musikrichtungen. So schallen beim Kochen und Putzen andere Töne als beim Lesen und Schreiben.

Für die besinnlichen Momente hab ich meist sehr ruhige Musik am Start. Gern landen dann Trip Hop-Scheiben in meinem CD-Player. Wer kann sich nicht noch an Portishead und Massiv Attack erinnern? Eng verbunden mit diesen Bands ist der Name Adrian Thaws. Was .. wer .. ach ja wir kennen ihn besser als Tricky. Und genau um den soll es auch hier im Bericht gehen.

Zum Künstler:
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Zu Tricky hab ich schon die verschiedensten Meinungen gehört. Vom Besessenen, zum Spinner bis hin zum genialen Musiker. Die Wahrheit liegt, wie so oft, nicht da draußen sondern irgendwo dazwischen.
Tricky der aus dem Trip Hop-Schmelztiegel Bristol stammt war Mitglied sowohl von Massiv Attack als auch von Portishead. Sein düsterer Einfluß ist den frühen Werken beider Bands durchaus anzumerken. Seit 1995 versucht sich Tricky auf eigenen Beinen durchzuschlagen. Seither sind 7 Alben von ihm erschienen, die alle einzigartig sind jedoch nie den Mega-Erfolg einspielten. „Blowback“ sein Werk aus dem Jahre 2001 nimmt eine Sonderstellung ein. Dies ist eine Art Neuanfang für Tricky. Nachdem vorher ein Arzt bei ihm eine seltene Krankheit diagnostiziert hatte, stellte Tricky seine Ernährung um, da bestimmte Lebensmittel sein Immunsystem schwächten und somit seine Psyche stark beeinträchtigten. Dies mag eine Erklärung für seine jahrelangen Depressionen sein, die sich auch maßgeblich widerspiegelten. Mit „Blowback“ jedoch wurde alles anders, nicht das wir Tricky nicht wiedererkennen, aber er hat sich verändert.
Großen Anteil an dieser Entwicklung haben die zahlreichen illustren Gäste, die sich bei der Produktion der Platte die Klinke in die Hand gaben. Dazu nun also mehr.

Zur Musik:
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Song 01: Excess – 4:43
Gastmusiker: Stephanie McKay und Alanis Morissette
Langsam wabert die Musik in mein Ohr. Trickys rauchige Stimme läutet die CD ein. Ein sägendes Sample treibt im Hintergrund bis erst verhalten dann energischer eine Frauenstimme in den Vordergrund kommt. Eine wunderschöne Melodie die für die CD großes erwarten läßt. Die Kanadierin Morissette paßt, wer hätte das gedacht, perfekt in den Song. Tricky beweist schon hier, dass seine neue Art Musik zu machen, einige neue Seiten aufzeigen wird. Verträumt und sacht wie er begonnen hat, fadet der Song aus.

Song 02. Evolution Revolution Love – 4:09
Gastmusiker: Ed Kowalczyk von Live und Hawkman
Das Highlight der CD sollte dieser Song werden. In allen Promoaktionen wurde auf die Zusammenarbeit mit Live-Frontmann Kowalczyk in den Mittelpunkt gestellt. Sicherlich ist dieser Song am ehesten Single-tauglich, jedoch ist er für mich nicht der Favorit. Besonders gut gefällt mir jedoch das Wechselspiel der Stimmen Kowalczyk’s markanter näselnder Stimme steht die tiefe blubbernde Stimme von Hawkman gegenüber. Die eingestreuten Verse von Tricky runden den Song ab. Die Mischung aus Ragga und Trip Hop ist perfekt gelungen.

Song 03. Over Me – 2:57
Gastmusiker: Ambersunshower and Hawkman
Ragga –Einflüsse spielen auf dieser CD eine große Rolle. Dies liegt eindeutig an der Zusammenarbeit mit dem Jamaicaner Hawkman. Die im Trip Hop noch nie gehörten Südsee-Rhythmen kommen durch Hawkmans Stimme gut zur Geltung. Trickys Vermächtnis ist die Suche und das Finden einer geeigneten Kontraststimme. Hier im Song hören wir die Groove Garden-Stimme von Ambersunshower, eine sehr schöne Mischung, die sehr mutig arrangiert wurde. Mit Trip Hop hat das kaum noch was zu tun, hier steckt erheblich mehr Energie drin. Trickys neuer Optimismus reift schon fast zum Pop.

Song 04. Girls – 4:21
Gastmusiker: Anthony Kiedis und John Frusciante von Red Hot Chilli Peppers
Eine in meinen Augen eher unglückliche Zusammenarbeit, ist die mit den Red Hot Chilli Peppers. Interessant jedoch ist die Verstrickung mit den Funkelementen. Der Bass dröhnt dumpf und die Gitarre ist eindeutig Chilli Peppers. Nachdem Anthony Kiedis dann einsetzt ist alles klar. Ich werde unweigerlich an die alten Chilli-Scheiben erinnert. Und genau dorthin hätte der Song gehört, nicht auf ein Tricky-Album. Trotzdem sei Tricky nicht getadelt, seine Zusammensetzung mit Funk-Gitarre, Bass und Samples ist hörenswert.

Song 05. You Don\'t Wanna - 5: 25
Gastmusiker: Ambersunshower
Lied 5 verwöhnt uns wieder mit der säuselnden Frauenstimme von Ambersunshower. Wer genau hinhört wird das Sample aus „Sweet Dreams“ von Eurythmics erkennen können. Die Stimmung des Songs erinnert mich stark an einen Garbage-Song, sehr fordernd und selbstbewußt. Musikalisch eher Mittelmaß in meinen Ohren, wenn man den Rest der Scheibe betrachtet. Die Refrains sind jedoch wunderschön und die düster, drohende Hintergrundstimmung weckt Interesse. Insgesamt jedoch für einen 5 Minuten-Song zu eintönig.

Song 06. # 1 Da Woman – 2:39
Gastmusiker: John Frusciante und Flea von Red Hot Chilli Peppers
Hier nun Song 2 der Zusammenarbeit mit den Chilli Peppers. Wieder komme ich mir vor als höre ich eine Chilli-Platte aus den frühen 90igern. Positive Akzente kann hier jedoch die kratzig, verrauchte Stimme vom Meister Tricky persönlich setzen. Ungewöhnlich für Tricky ist die Heiterkeit die der Song vermittelt. Und das Tempo macht hier die Musik John Frusciante am Mikro treibt nach vorn und nach zweieinhalb Minuten ist der Spaß schon vorbei.

Song 07. Your Name – 3:35
Gastmusiker: Ambersunshower
„Your Name“ ist dann wieder ganz nach meinem Geschmack und befriedigt meine Erwartung an dieses Album. Ein kleiner verträumter Song, sehr sparsam eingesetzte Samples und eine feine Frauenstimme. Tricky hat Mühe seine begleitende Stimme im Hintergrund zu halten, fast krächzend begleitet er Amber, so dass stellenweise seine Parts untergehen. Wie soll man mit dieser Stimme auch im Flüsterton singen ? Hier sind die Trip Hop-Elemente noch am saubersten zu hören.

Song 08. Diss Never (Dig Up We History) – 2:50
Gastmusiker: Hawkman
Im Up-Tempo geht es auch weiter. Die ruhige Grundstimmung wird erhalten, nur jetzt mit der markenten Hawkman-Stimme gekoppelt. So wird der Song um vieles druckvoller. Die vielen versteckten Soundspielereien hört man erst nach dem x-ten Durchhören. Tricky hat hier seine ganze langjährige Erfahrung einfließen lassen.

Song 09. Bury The Evidence – 4:51
Gastmusiker: Hawkman
Fast wie Filmmusik dringt „Bury The Evidence“ in mein Ohr. Augen zu und man sieht unendliche Weiten, Der Soundtrack zum Segelflug. Endlich hören wir wieder Trickys Stimme aus den Boxen. Düstere flächige Sounds bestimmen den Titel, der sich nach gut zwei Minuten mausert und an Energie gewinnt. Tricky baut die Gitarre ein, die im Mittelteil den Ton angibt. Bis es wieder abebbt und die verzerrten Hintergrundsamples an kleine Krabbeltierchen erinnern. Hawkmans Gesangspart liegt hier nur im Hintergrund und hinterläßt den Eindruck eines Rufers aus der Ferne. Einer der stärksten Tracks des Albums.

Song 10. Something In The Way – 3:24
Gastmusiker: Hawkman
Hier nun die Überraschung schlechthin. Ein reiner Coversong auf diesem Album. Aber Tricky sucht sich nicht irgendeinen Uralthit, nein er greift nach den Grunge-Königen Nirvana. Deren „Something In The Way“ ist schon im Original unübertroffen, was die Herausforderung noch steigert. Diese Version ist sehr verhalten, düstere Samples bestimmen den Sound. Hawkman verzichtet glücklicherweise auf seine Ragga-Auslegung und legt seinen Gesangspart konventionell ein. Sacht im Hintergrund hören wir Trickys Stimme durchblitzen. Für den Dauergenuß ist diese Version nicht geeignet, ist sie doch um vieles monotoner als das Original. Aber hörenswert ist es allemal.

Song 11. Five Days – 4:19
Gastmusiker: Cyndi Lauper
Eine alt Bekannte hat Tricky für „Five Days“ gewinnen können. Cyndi Lauper, die Pop-Queen der 80iger, hat hier nochmal die Chance ihr ganzes Können zu beweisen. Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein typischer Tricky-Trip Hop-Song. Ein stampfender Grundrhythmus zieht sich durch den Titel. Wieder hat man das Gefühl im Kino zu sitzen. Perfekt wäre dieser Song zum Spannungsaufbau, man hat den Eindruck, jeden Moment bricht die Bestie los. Laupers Säusel-Singsang entschärft die Stimmung jedoch und so entsteht ein schöner (fast Pop-) Song der ganz ohne Bilder auskommt, jedoch die Phantasie des Hörers enorm anregt.

Song 12. Give It To Em – 3:04
Gastmusiker: Hawkman
Ein letztes Mal rückt Hawkman in den Vordergrund. Die Zusammenarbeit mit diese Jamaicaner hat dem Album sehr gut getan. Die Einflüsse sind unüberhörbar, machen die Scheibe aber um vieles interessanter. Hier darf er nochmal sein ganzes Können beweisen. Wieder hören wir ein paar drohende Gitarrenriffs, jedoch sparsam zwischen die vielen unterschiedlichen Samples gestreut. Nie hätte ich gedacht, dass so viele verschiedene Elemente in einen einzigen Song passen. Aber das ist die große Stärke von Tricky. Ich wage sogar zu sagen hier ein wenig Industrial-Einfluß rauszuhören.

Song 13. A Song For Yukiko – 4:10
Gastmusiker: John Suzuki und Yukiko Takahashi
Klaviertöne leiten den Song ein. Diese werden von japanischen Trommeln ergänzt und als der (Sprech-)Gesang einsetzt ist uns klar hier wurde mit Japanern zusammengearbeitet. Etwas aus dem Konzept des Albums heraus, klingt der Schlußsong sehr spacig. Mich kann er nicht überzeugen, da die Musik hier wie ein Hinterhofbach dahintröpfelt. Immer wieder Klaviertöne sind zu hören, jedoch fehlen weitere Akzente. Hätte nicht sein müssen!

Besonderheiten:
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Die CD wurde in ihrer Erstauflage mit 2 Bonustracks veröffentlicht. Hier seinen sie noch kurz erwähnt:
14. The Hawkman Is Coming - 4:19
15. Evolution Revolution Love (Marlon & Maddog Remix) - 3:43
Die Franzosen haben noch mehr Glück gehabt. Hier ist die CD inklusive Bonus-CD auf den Markt gekommen. Mit folgenden Titeln:
01. Excess (radio edit)
02. My Head
03. Five Days (instrumental)
04. Suffocating (demo)
05. Divine Comedy
06. Your Name (instrumental)
07. Unofficial

Fazit:
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Tricky befreit sich mit „Blowback“ aus seinen Depressionen und geht neue Wege. Er schafft es viele verschiedene Künstlerkollegen zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Resultat ist eine CD mit 13 exzellenten Einzeilsongs, die jedoch auch am Stück genießbar sind. Fans aus Trip Hop-Zeiten werden sicher ihre Schwierigkeiten haben, für Tricky jedoch ist dieser Weg beachtlich. Konsequent entwickelt er seine Musik weiter und sucht nach neuen Einflüssen. Manchmal hat man das Gefühl er hat es ein wenig übertrieben, meist schafft er jedoch einzigartige Musik. Diese CD ist es wert oft gehört zu werden, denn im ersten Anlauf ist die Dimension nicht komplett auszumachen. Mein Urteil: sehr empfehlenswert, wenn auch mit kleinen Abzügen wegen manch zu verschobener Umsetzung.

Fakten:
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Künstler: Tricky
Titel: Blowback
Label: Anti / Epitaph / Connected
VÖ: 25.06.2001
Spielzeit: 50:39 min.
Internet: http://www.trickyonline.com/ & http://www.moon-palace.de

Diskographie:
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A Ruff Guide (2002)
Blowback (2001)
Juxtapose (1999)
Angels With Dirty Faces (1998)
Pre-Millenium Tension (1996)
Nearly God (1996)
Maxinquaye (1995)

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