Blue Man Group, Berlin Testbericht

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ab 8,83
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Erfahrungsbericht von catmother

Fulminanter Farb- und Trommelspaß

Pro:

gute Ideen, einige witzige Sachen, fulminante Musik, gute Sound- und LIchteffekte

Kontra:

nicht alles überzeugt

Empfehlung:

Ja

Vorigen September erlebte ich mal wieder während des DOG-Kongresses in Berlin ein Kulturhighlight, zu dem mich mein Schatz eingeladen hatte – der Blue Man Group.

Das sagte mir erst mal gar nichts. Dummerweise hatte ich es auch versäumt, mal im Internet herumzuschnüffeln, denn da gibt es schon einige gute Berichte zu dem Event. Ich dachte bis zuletzt, es handle sich dabei eher um so einen Männerstrip à la Chippendales. Doch weit gefehlt.


** Veranstaltungsort **
Die Show der Blue Man Group findet im Theater am Potsdamer Platz statt, das sich eigentlich auf dem Marlene-Dietrich-Platz befindet. Wer dem dann diesen Namen gegeben hat, war wohl etwas verwirrt, so wie mancher Tourist auch, wenn er das Theater sucht. Doch zu finden ist es im Grunde einfach.

Man begibt sich am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln U- oder S-Bahn oder sogar Bus bis zum Potsdamer Platz. Dann hält man sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Sony-Center, folgt der Straße entlang des Einkaufszentrums Arkaden und am Ende liegt das Theater vor einem. Parkplätze direkt am Theater sind rar, aber es gibt ein kostenpflichtiges Parkhaus in der Nähe.

Das Theater ist ein moderner Bau, in dem neuerdings vor allem Musicals gastieren.
Im recht großen Foyer besteht noch die Möglichkeit, etwas zu trinken, sich kurz auszuruhen oder auf Mitstreiter zu warten. Dafür sind die Sitzgruppen und Stehtische bestens geeignet.
Hier treibt sich auch ein Fotograf herum, der Freiwillige ablichtet. Diese Fotos kann man nach der Vorstellung für 5 € kaufen.

Wer die Möglichkeit hat, sollte Jacken oder Taschen im Auto lassen. Die Garderobe hier ist mit 1,50 € pro Kleidungsstück unverschämt teuer, jedes weitere Stück Gepäck oder Tasche kostet 50 Cent. Außerdem sind nach der Vorstellung nur ganze 3 Kräfte darum bemüht, den Gästen ihre Sachen wiederzugeben, was in endlose Warteschlangen ausartet. Also, das ist nicht zu empfehlen.

Im Theater finden 1800 Zuschauer Platz.

Theater am Potsdamer Platz
Marlene-Dietrich-Platz 1
10785 Berlin
Tel.: 030 – 259 290
Fax : 030 – 259 9100


** Die Blue Man Group **
Die Gruppe wurde ursprünglich 1987 von Matt Goldman, Phil Stanton und Chris Wink gegründet; die Uraufführung war 1991 in New York. Seitdem gastieren sie mit ihrer Show weltweit und haben inzwischen eine recht große Fangemeinde.
Nach Europa kam die Gruppe erst in diesem Jahr, wo sie seitdem mit ihrer Show aus Performance, Comedy und Musik gastiert.
Die Truppe besteht aus 7 Künstlern, d. h. 3 Blue Men und vier Musikern.


** Die Show **
Hat man sich dann einmal entschlossen, das eigentliche Theater zu betreten, bekommt man beim Vorzeigen der Karte ein weißes Kreppband aus Papier. Auf die Frage „Was soll ich damit machen?“ hieß es nur lakonisch „Seien Sie kreativ.“. Nun gut, ich weiß nicht, was andere damit gemacht haben, ich hab’s mir um den Hals geschlungen.

Die Plätze sind ordentlich durchnumeriert, so dass man den seinigen recht leicht findet. Mein Schatz hatte wohlweislich nicht in den ersten 6 Reihen gebucht, die man sichtbar einer Sonderbehandlung unterzog – sie bekamen alle spritzdichte Regencapes übergezogen, die mir aber auch nicht so vertrauenerweckend erschienen. Gute Wahl! Wir hatten Plätze in der 11. Reihe, also nahe genug am Geschehen, aber fern genug von der Suche nach Mitstreitern. Dachten wir.

Während sich allmählich die Reihen füllen, laufen auf Monitorbändern in luftiger Höhe Anweisungen und Grüße. So zum Beispiel wird Sabine begrüßt, die heute Kopfschmerzen hat. Die Gäste werden dann aufgefordert, Sabine zu bemitleiden. Oder Heinz Irgendwer, der einen wesentlichen Beitrag zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms geleistet hat. Wir danken dir. Oder Claudia, die heute Geburtstag hat. Wir gratulieren dir.

Erst fand ich das wirklich witzig, weil ich dachte, dass das wirklich stimmt. Es stehen ja tatsächlich auch Leute auf und zeigen sich. Aber als ich letztens mit meiner Freundin über die Show sprach, stellten wir fest, dass wir die gleichen Leute begrüßt und beglückwünscht hatten. Also alles getürkt. Dabei halte ich das echt für eine gute Idee, realen Gästen mal eine Überraschung zu bieten.
Immerhin war erstaunlich, dass so viele Leute diesen Quatsch mitgemacht und im Chor gesprochen haben. Man wird einfach angesteckt.

Dann endlich geht es los und gleich in die vollen. Auf der Bühne tauchen drei Männer auf, deren Köpfe total blau sind, nur die Augen kann man grad noch erkennen. Und die hauen sprichwörtlich auf die Pauke. Auf riesigen Tonnen wird Wasser vertrommelt – jetzt wissen die in den ersten Reihen, warum sie die Capes tragen – das entweder farbig ist oder mittels Licht farbig aussieht. Das konnten wir nicht so richtig herausbekommen. Überhaupt, Licht spielt hier eine entscheidende Rolle. So wird oft UV-Licht eingesetzt, das alle Farben in anderem Spektrum erscheinen lässt, Stroboskoplicht flackert zur harten Musik (Leute mit Epilepsie müssen da glaub ich aufpassen)

Auch die Musik ist allgegenwärtig. Und sie ist keineswegs gefällig, sondern hart, schlagzeugbetont und laut. Wer da empfindlich ist, sollte sich Ohrenstöpsel mitnehmen. Komischerweise hatte ich diesmal damit kein Problem, im Gegenteil, bei den Rhythmen zuckten mir schon mal die Füße.
Die Gruppe ist besonders erfindungsreich in der Wahl ihrer Musikinstrumente: da kommen schon mal Abwasserrohre aus Plastik zum Einsatz oder eben die Blechtonnen.

Als die drei Männer auch das Publikum in die Show einbezogen, und denkt ja nicht, da sind nur die ersten Reihen dran, hab ich auch gesehen, was es mit diesen blauen Köpfen auf sich hat – die Schädel sind komplett mit einer latexartigen Schicht überzogen, aber so komplett, dass sogar die Wimpern blau sind. Gruselig, wenn dann nur noch ein starrer Blick auf dich fällt.

Insgesamt ist das Programm ziemlich abwechslungsreich: von Musikakts, Clownerie, akustischen Gags, Lichteffekten, sogar Wissensvermittlung – alles ist dabei. Die sehr passende Mischung aus Ton, Licht und Wasser macht es tatsächlich zu einem akustischen Erlebnis. Nicht alles gefällt allen, eine Nummer fand selbst ich eher eklig, aber da muß man einfach drüber wegsehen.

Erstaunt waren wir allerdings schon, dass nach gut 1,5 Stunden schon wieder Schluß war. Im Nachhinein logisch, denn es finden ja zwei Vorstellungen pro Abend statt. Es wird übrigens anfangs darauf hingewiesen, dass es keine Pause gibt.


** Preise **
Die Preise kann man gut der Homepage www.bluemangroup.de entnehmen, wo man auch Reservierungen vornehmen kann. Deshalb einfach nur meine Aufzählung einiger Preise, die vom Wochentag und der Uhrzeit sowie der Preiskategorie je nach Sitzgruppe abhängig sind.
B = Blau ( Parkett und 1.+2. Rang )
P = Premium ( Vorne Mitte und 1. Reihe, 1. Rang )
Do, Fr 18 Uhr, Sa 15 Uhr, Mi 21 Uhr : 59,90 € (P), 59,90 € (B)
Mo 20 Uhr, Do 21 Uhr, So 18 Uhr : 64,90 € (P), 54,90 € (B)
Fr 21 Uhr, Sa 18 Uhr, Sa 21 Uhr : 69,90 € (P), 59,90 € (B)

Einen Rabatt von 25% gibt es für:
- Kinder bis 12 Jahre (am Tag der Veranstaltung)
- Senioren ab 65 Jahre
- Schüler/Studenten/Azubis/Zivis und Grundwehrdienstleistende
- Behinderte Besucher (Behinderungsgrad von 70% und mehr)
- Begleitpersonen, sofern im Schwerbehindertenausweis ein „B\" für Begleitperson eingetragen ist
- Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen

Man kann Tickets entweder telefonisch unter der Bestellhotline 01805 / 4444 ( 12 Cent pro Minute ) direkt an der Theaterkasse, oder online unter www.bluemangroup.de vorbestellen oder kaufen. Online- oder telefonische Bestellungen kosten zusätzlich noch je 5% Vorverkaufsgebühr und je 2,- € Systemgebühr.
Da lohnt es sich schon, die Tickets an der Kasse zu holen.

Wegen der hohen Besucherzahlen sollte man auf jeden Fall vorbestellen und erst recht, wenn man mehrere Karten auf einmal haben möchte. Denn nur so ist auch gewährleistet, dass man gute Plätze und auch noch zusammen bekommen kann. Ale Einzelperson oder Paar hat man sicher auch an der Abendkasse noch Glück. Aber wer verlässt sich heutzutage schon darauf?


** Meine Meinung **
Dafür, dass ich vorher von der Show noch nichts gehört hatte, fand ich es tatsächlich sehenswert, aber nicht so spektakulär, wie die Medien himmelhochjauchzend in Bild-Manier berichten.
Ehrlich gesagt, wenn ich nicht eingeladen worden wäre und wüsste, worum es sich handelt, ich müsste mir die Show nicht ansehen. Es gibt ein paar gute Ideen und Gags, aber manches ist auch irgendwie albern. Vielleicht sollte man vorher einen getankt haben, dann sieht man das wohl noch witziger.

Trotzdem, mein Urteil lautet: sehenswert.


PS: DOG = Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (Augenärzte)

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