Bly, Robert:: Eisenhans Testbericht

Zum Buch:

Das 352seitige Taschenbuch erschien im rororo Verlag in der 6. Auflage am 1. Juni 2005 in deutscher Sprache. Übersetzer: Klaus Timmermann. Unter der ISBN 978-3499620157 ist das Buch zu einem Preis von 9,95 € erhältlich.

Buchumschlag:

Auf eisigem Blau erscheint im unteren Viertel eine Art Wappen mit Schloss und Schlüssel.

Autor:

Robert Bly (* 23. Dezember 1926 in Madison, Minnesota, USA) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller mit norwegischen Wurzeln und Protagonist der US-amerikanischen Männerbewegung, deren mythopoetische Ausprägung er vertritt.

Klappentext:

Robert Blys Eisenhans ist keine Hilfspredigt, keine allein selig machende Doktorin - im Gegenteil, das Buch ist ein Angebot an den Leser, sich mit dem Problem der Männlichkeit auseinander zu setzen, zu erkennen, dass es keine Automatik gibt, die aus Jungen Männer macht, sondern dass dies durch einen Prozess erreicht wird, der nicht immer auf jeder Stufe glückt. Eisenhans zeigt einen Weg auf, den Männer nehmen und den Frauen verstehen können.

Inhalt:

Nach dem gleichnamigen Märchen "Der Eisenhans" analysiert Robert Bly die Rolle des amerikanischen Mannes aus der heutigen Sicht und Lebensweise.

Leseprobe:

Wir befassen uns ständig mit »dem amerikanischen Mann«, als ob es eine unveränderliche Qualität gäbe, die über Jahrzehnte oder auch nur über ein einziges Jahrzehnt hinweg gleichbliebe.
Die hier und jetzt lebenden Männer haben sich sehr weit von dem saturnischen, traditionsbewußten, stolz-verschlossenen Farmer entfernt, der 1630 den Boden von Neuengland betrat, stets bereit, drei Gottesdienste hintereinander in einer ungeheizten Kirche über sich ergehen zu lassen. Im Süden entwickelte sich der aufgeschlossene, auf die Mutter hin orientierte Typ des Südstaatenkavaliers, und keiner dieser beiden »amerikanischen Männer« ähnelte dem machtversessenen Eisenbahnunternehmer, der sich später im Nordosten herausbildete, oder den verwegenen Ich-schaffs-auch-ohne-Kultur-Siedlern im Wilden Westen..

Selbst in unserer Epoche hat sich das allgemein akzeptierte Modell drastisch verändert. So trat im Laufe der fünfziger Jahre ein amerikanischer Typus in Erscheinung, der zu einem Modell der Männlichkeit wurde, das viele Männer übernahmen: der klassische Mann der fünfziger Jahre.

Er ging früh zur Arbeit, rackerte sich pflichtbewußt ab, versorgte Frau und Kinder, und Disziplin ging ihm über alles. Reagan ist eine Art mumifizierte Ausgabe dieses zähen Typs. Diese Sorte Mann nahm die Seele der Frau nicht so genau zur Kenntnis, aber er schätzte ihren Körper; sein Verständnis von Kultur und von Amerikas Beitrag dazu war jugendhaft-optimistisch. Er besaß viele starke und positive Eigenschaften, doch hinter dem Charme und dem Schein verbargen sich, und verbergen sich noch immer, eine große Isolation, Deprivation und Passivität. Wenn er keinen Gegner hat, fühlt er sich nicht wirklich lebendig.

Schreibstil:

interessant, spannend, nachdenklich stimmend, regt dazu an, auf sich selbst zu schauen

Meinung:

In Kapittel 4 des Buches geht es um die Rolle des Vaters: Der Hunger nach dem König - in einer Zeit ohne Vater. Jeder Vater sucht in sich seine Individualität. Darum geht es in Kapitel 4. Es geht um die Probleme der Männer in der Beziehung und um die Rolle des Vaters.
Bly führt den Mann bzw. die Männer in die Gemeinschaft ihrer Rolle ein. Bly beschäftigt sich in seinem Buch mit der Rolle des Mannes in der Gesellschaft.
Dabei schaut der Schriftsteller zuerst auf das männliche Kind bis hin zum Mann.
Für die Männer ist das Buch Kult.
"Der wilde Mann" war der Originaltitel des Märchens "Der Eisenhans" von den Gebrüdern Grimm.
Hier geht es um die Wildheit des ursprünglichen Mannes. Der Krieger, der Gewalt kennt, sie aber nicht in der heutigen Zeit einsetzen muss.
Gibt man den Titel des Märchens im Internet ein, kann das Märchen in seiner Fassung gelesen werden.
Auch hier ist das Märchen zu finden:

://www.gutenberg.aol.de/grimm/maerchen/eisen.htm)

Bei seiner Sicht der Dinge betrachtet der Schriftsteller verschiedene Kulturen, unter anderem auch die der Afrikaner. Mit ihren Riten und Tänzen führen sie die jungen Männer zur Mannbarkeit hin, obwohl das für uns sehr primitiv vorkommt.
Für die Kinder ist es wichtig zu wissen, was der Vater macht, was und wo er arbeitet, was seine Hobbys sind usw., damit sich der Junge eines Tages auch in die Rolle des Vaters einleben und eindenken kann.
Zu schnelllebig ist unsere Zeit, so dass die Väter jeden Sinn dafür verlieren, sich richtig und in alle Kleinigkeiten mit ihren Kindern, vor allen den männlichen Sprösslingen zu befassen.
Immer nur ist die Mutter diejenige, die sich ausgiebig mit ihren Kindern befasst, ihnen den Vater aber nicht ersetzen kann. Geht der Mann arbeiten, ist er für das Kind nicht da und bei alleinerziehenden Müttern fehlt er ganz.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für das Kind förderlich ist, wenn der Vater sich wenigstens teilweise um das Kind kümmert, die Frau dadurch entlastet wird.
Ab einem gewissen Alter kümmern sich in anderen Kulturen nur noch die Männer um ihre Kinder. Sie bringen ihnen das Jagen bei, zeigen ihnen, wie sie sich um Frau und Kinder kümmern.
Das fehlt in unserer Zivilisation vollständig.
Damit ist der Junge sich eines Tages selbst überlassen, muss sich um seine Frau als Partnerin kümmern, aber auch um seine Kinder.
Die Abnabelung der Mutter, die in großen Teilen für die Erziehung der Kinder zuständig ist, ist sehr bedeutend.
In Afrika wird gegeneinander gefochten und gekämpft, bevor der Jüngling zu einem Mann geworden ist. Das steht an erster Stelle und muss gekonnt und gelernt sein, bevor er um die Hand einer Frau anhalten darf.
Mit allen diesen Traditionen wird aus dem Ursprung des Mannes, dem Wilden, Ungezähmten, der Mann letztendlich hervor, der einen Sieg errang und um die Hand einer Frau anhalten darf. Er ist nicht weich, sondern besitzt Größe und Stärke.

Ein wirklich schönes, lesenswertes Buch mit Hintergrund und Analysen über das Dasein eines Mannes mit all seiner Verantwortlichkeit. Unsere Männer können von dem Buch wirklich nur profitieren.