Boßel-Kugel Testbericht

„also, dass Du mal schüchtern wars....das glaube wer will !“

Das ist ein Teil eines Kommentars zu meinem Bericht ‚Der Tag, als das Glück mich verließ’
Aber als Rheinländer habe ich eine noch viel größere Behinderung..
Eigentlich ist diese genetische Abweichung Grund genug, die rheinische Nationalität ein für allemal und unwiederbringlich aberkannt zu bekommen.
Für einen Rheinländer eine geradezu widerliche und widernatürliche Aberration:
Ich bin Karnevalsmuffel, in der fünften Jahreszeit, an den höchsten nationalen Feiertagen des Rheinlandes, bin ich auf der Flucht.
Ich mag diese organisierte Fröhlichkeit nicht.
Ich will fröhlich sein, wenn mir danach ist.
Ich mag keine verordnete Narretei.
Ich will nicht auf Kommando lachen oder wenn es angeblich an der Zeit ist.
Ich will Witze und Zoten reißen, wenn es unangebracht ist, sonst verfehlen sie ihre Wirkung.
Und einer Stadt wie z. B. Düsseldorf, in der die Narren zu den Honoratioren gehören, ist mit höchster Vorsicht und tiefstem Misstrauen zu begegnen.
Ich mag keine Festkommitees oder Prunksitzungen. Die kölsche ‚Stunksitzung’ ist ganz etwas anderes, das ist fröhliche Anarchie, das ist Kabarett, nicht dieser elende ‚gespielte Witz’.

Jahrelang sind wir geflohen, ins südliche Niedersachsen, zu meiner Freundin, die auch die Schwester des mir ehelich anvertrauten Weibs ist.
Und immer am ‚Rosenmontag’ fand dort ein friesischer Wettkampf statt.

BOßELN

Und immer, wenn ich anschließend von meinen Mitarbeitern danach gefragt wurde, wie das geht, habe ich geantwortet:
„Kugeln um die Ecke schmeißen!“
Und dann waren sie „ . . so klug als wie zuvor.....“
Das ist ein Zitat!! Ob das grammatikalisch korrekt ist, hat Goethe nicht gekümmert, also kümmert es mich auch nicht.

Es ist ein Überlandspiel, das sich mehrere Stunden über mehrere Kilometer erstreckt. Die Regeln sind recht einfach. Eine Kugel wird über Feld und durch den Wald, über Strassen und Wege vor sich hin geworfen. Gewonnen hat die Partei deren Kugel als erste im Ziel ist. Ansonsten keine Regeln, jedenfalls nicht bei unserem Spiel; Tränen, Wutausbrüche sind verpönt, unflätige Bemerkungen jedoch völlig normal.
Wenn es denn normal sein sollte, das ca. 40 erwachsene und jugendliche Menschen ‚kugelschmeißend’ über Landstrassen ziehen. Boßler – ich hoffe die heißen so – haben übrigens an allen Kreuzungen Vorfahrt.

Hier nun die ‚offizielle’ Beschreibung des Spiels, bei der mir mein Allzweckhelferlein ‚wikipedia’ geholfen hat:
Boßeln ist eine Sportart, die überwiegend in den norddeutschen Küstenregionen aber auch weltweit gespielt wird. Andere Verbreitungsgebiete sind die Niederlande, Irland, Italien oder sogar bestimmte Gebiete der USA, in die es durch deutsche Auswanderer eingeführt wurde.
Die Boßelkugeln (Kloote) waren in der Anfangszeit des Sports aus einem schweren Holz (Pockholz) gefertigt; mittlerweile kommen jedoch auch Kloote zum Einsatz, die aus synthetischen Materialien gefertigt sind. Außerdem werden mit einem Bleikern versehene Gummikloote benutzt.
Im klassischem Boßeln spielen zwei Mannschaften (bei Wettbewerben in 4 Gruppen mit je 4 Werfern besetzt) gegeneinander. Dabei gibt es keine feste Wurfbahn, sondern die Wettbewerbe finden auf Straßen statt. Jeder Werfer setzt mit seinem Wurf an dem Landepunkt des Vorwerfers an.
Die übliche Saison für das Boßeln liegt im Winter und am Beginn des Frühjahrs. Der Grund für die Wahl der Jahreszeit ist, dass im Winter die Gräben, die sich in Norddeutschland beiderseits der Boßelstrecke befinden, zugefroren sind und daher das Bergen der Kugel vereinfacht wird. Da Pockholz eine höhere Dichte als Wasser hat, gehen Boßelkugeln in Straßengräben unter. Um die Kugeln trockenen Fußes bergen zu können sind spezielle Klootsoeker (Kugelsucher) in den 'boßelnden' Regionen im Handel erhältlich. Diese bestehen aus einem Besenstiel, der einen Kugelauffänger an der Spitze hat.
Nicht-Boßler würden das in profaner Weise als Käscher bezeichnen.
Gegenden in denen das Boßeln verbreitet sind, sind Ostfriesland, das Ammerland, Oldenburg, die friesische Wehde, Butjadingen, Dithmarschen, Nordfriesland, Emsland und Grafschaft Bentheim. Im Emsland folgt traditionell nach dem Boßeln ein ausgiebiges Grünkohlessen, und das ist – wie allgemein üblich – das wichtigste bei jedem Sport: Die dritte Halbzeit!!

Wir haben es gespielt mit zwei Parteien, d. h. wir brauchten schon zwei Kugeln.
Auf der Seite www.bossel.de habe ich 14 verschiedene Angebote zwischen 26,00 und 32,00 Euro gefunden. In unterschiedliche Größen, die jedoch alle zwischen 10,5 und 12 cm Durchmesser liegen, aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Farben, wobei wir die neonfarbigen bevorzugen, weil die im Gelände bei Fehlwürfen einfacher zu finden sind.
Und 50 bis 60 Euro für ein nahezu lebenslängliches Vergnügen halte ich für eine gute Investition. Denn hier findest Du mit 15 oder mit 65 Deinen Spaß.

Man ist – je nach Strecke – zwischen vier und fünf Stunden unterwegs. Die Mitführung von Boller- und Fouragewagen mit Getränken und Atzung ist also angebracht. Man hat sich bewegt, sich echauffiert, sich gegenseitig verhohnepiepelt und wieder getröstet. Mit einem Satz: Man hat einen herrlich amüsanten Nachmittag verbracht. Ist durchgefroren und freut sich dann auf Grünkohl mit Pinkel und den obligatorischen Schnaps.
Gerüchten zu Folge soll es Mitmenschen geben, die bosseln ergebnisorientiert. Ein Ergebnis unserer sportlichen Aktivitäten:
Wir haben immer nur – in allen Jahren, in denen wir uns getroffen haben und bestimmt noch treffen werden – ein Ergebnis erzielt: Ein glattes Unentschieden!!

topfmops, der auch auf anderen Plattformen zu Gange ist, bedankt sich fürs Lesen und bewerten und freut sich auf viele lesenswerte Kommentare.