Bravo Testbericht

Ich war treue BRAVO-Leserin über mehrere Jahre. Unsere Schulklasse war gespalten in Fans der Gruppe Sweet und Fans der Gruppe Slade – beide Formationen zu mögen ging gar nicht – dann hatte man besser gleich gar keine Meinung zum Thema ;-))). Mehr bei den Jungs beliebt waren Status Quo – die haben Mucke gemacht, zu der sich auf Klassenfeten ausgiebig Luftgitarre spielen ließ, statt den Wünschen der Mädels zum „Engtanz“ nachzukommen. Boygroups gab es auch schon: The Osmonds und The Bay City Rollers. Beliebtes Objekt zum Anschmachten war der US-Popstar David Cassidy, ein milchgesichtiger Hänfling mit viel Sexappeal in der dunklen Stimme. Und ein „BRAVO-Mädchen des Jahres“ erinnere ich auch: Ute Kittelberger, später liiert mit dem Jungen mit der Mundharmonika, namentlich Bernd Clüver. Ja, zu diesen Menschen habe ich damals die Infos aus der BRAVO bezogen, damals – also vor rund 30(!) Jahren gezz´.

Nun ist sie wieder im Haus bei uns – die BRAVO. Regelmäßig. Noch vor Wochen kam meine Tochter einmal wöchentlich mit „Mickey Mouse“ an, wenn sie noch mal zum Zeitungsladen gefahren war, um sich „ein Heft“ zu kaufen. Meine Göttin – das Kind ist doch erst knapp 12 – naja, ungefähr in diesem Alter hatte ich damals auch mit dem „Erstlesen“ begonnen.

Habe also mal ´reingeschaut in ein paar Hefte. Nicht mit der Absicht, zu verbieten, sondern einfach so, rein informativ.
Und – boh ey – als erstes hatte ich ziemliche Probleme mit der Informations-Aufbereitung des Blattes. Seite für Seite ist dicht vollgequengelt mit Bildern und Infos, dabei viele verschiedene Schriftgrössen und –Arten, echtes Augenpulver und so für mich ziemlich nervig zu lesen.

Dann habe ich noch mal näher hingeschaut, was sich im wesentlichen so getan hat zwischen damals und heute.

Immer noch feste Rubrik ist

• Sexualaufklärung mit Dr. Sommer (inzwischen weiß man, dass sich dahinter ein ganzes Psychologen-Team verbirgt ;-))
  
• Foto-Geschichte
  
• Horoskop
  
• Kreuzworträtsel (geschrumpft meist auf ½ Seite)
  
• Songbuch (eine bekanntes Stück mit deutscher Übersetzung)
  
• XL-Poster, allerdings nicht mehr als über Wochen zu sammelnder „Starschnitt“ und deshalb kleiner)
  
• diverse Wahlen, z.B. Mädchen/Junge des Jahres ...

Neu ist

• „Body-Check“ (Foto und Selbstbeschreibung eines unbekleideten Mädchens und eines unbekleideten Jungen – vermutlich konzeptionell abgekupfert aus der „Neuen Revue – Mädchen/Junge von Nebenan ;-))) )
  
• regelmäßige Beigaben, z.B. abwaschbare Tatoos, Stickers oder Handy-Kettchen

Empfehlung zum Abgewöhnen:
Ich denke, es ist hier nicht die Frage, ob die Zeitschrift BRAVO wöchentlich 1,30 € wert ist oder nicht. Konkurrenz-Produkte haben den Marktführer nicht stürzen können und das Lesen der Zeitschrift gehört wie Pickel und Mitesser zu einer normalen Pubertät. Unwichtig deshalb auch, ob ich persönlich finde, dass die Aufmachung eine Layout-Katastrophe ist und die Infos über Stars teilweise ziemlich dünn und oberflächlich abgehandelt behandelt werden.

Einen Tipp zum „zeitlichen Komprimieren“ der Lektüre möchte ich aber gern weitergeben – so hat es zumindest bei mir funktioniert mit dem Abgewöhnen – damals ;-))): Wir haben die BRAVO im Deutschunterricht besprochen – über mehrere Stunden. Das war per se sehr willkommen, weil gute Alternative zu Lenz, Brecht & Co. Unsere Deutschlehrerin hat also wertfrei-sachlich mit uns einige Fragen diskutiert – die Ergebnisse einer längeren Gruppenarbeit. Fragen waren unter anderem: Wie lange liest Du wöchentlich an BRAVO? Was interessiert Dich am meisten und kriegst Du die gewünschten Infos? Wieviel Seiten Werbung sind drin? Welche/wie viele Poster brauchst Du wirklich? Ergebnis war ungefähr, dass die BRAVO in circa einer Viertelstunde „abgelesen“ ist und dass es Kreuzworträtsel überall anders auch gibt, der Kaufanreiz für das Blatt war für die meisten von uns fortan auf jeden Fall ziemlich geschrumpft ... .