Der gute Mensch von Sezuan (Taschenbuch) / Bertolt Brecht Testbericht

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Erfahrungsbericht von rotemela

\"Furchtbare Dinge gehen vor in Shen Te´s Tabakladen\"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

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Autor und Inhalt:
Bertolt Brecht, geboren am 10. Februar 1898 in Augsburg, starb am 14. August 1956 in Berlin.
\"Der gute Mensch von Sezuan\" wurde in den Jahren 1938 bis 1940 in der Emigration geschrieben und am 4.2.1943 in Zürich uraufgeführt. Das Stück, eine Parabel, zeigt am Einzelfall des Mädchens Shen Te das allgemeine Gesetz dieser Welt auf, dass es unmöglich ist, \"gut zu sein und doch zu leben\". Drei Götter durchwandern die Welt auf der Suche nach einem guten Menschen. Sie wollen das Gerücht beseitigen, wonach die Welt so unterträglich sei, dass kein Mensch mehr die Gebote der Götter befolgen kann.
Um nun solche »guten« Menschen zu finden, ziehen die Götter umher und gelangen auch ins chinesische Sezuan. Dort werden sie bereits vom glaubenstreuen Wasserverkäufer Wang erwartet und bitten ihn, sich an ihrer statt nach einem Schlafplatz für sie umzusehen. Die Prostituierte Shen Te erklärt sich, nach vielem vergeblichen Nachfragen Wangs bei anderen, bereit die Götter über Nacht aufzunehmen – diese mutmaßen darum, in der Person Shen Te endlich den so lange gesuchten »guten« Menschen gefunden zu haben. Da sie allerdings von Shen Tes grenzenloser Güte noch nicht vollkommen überzeugt sind, bezahlen sie für die gewährte Übernachtung, um ihr ein »gutes« Leben auch inskünftig zu erleichtern. Im Zuge der Parabel irrt diese, nunmehr ehemalige Prostituierte, in einer Welt umher, die ihr, bedingt durch Selbstsucht, Habgier und Rohheit der Sitten, den Weg, Güte zu leben, zunehmend versperrt.
Die nun wohlhabende Hauptdarstellerin Shen Te sieht sich nach gewissenloser Ausnutzungen sogenannter \"Freunde\" gezwungen, im wörtlichen Sinn \"sich zu verwandeln\": Sie verkleidet sich mit ihrer Maske als \"Vetter Shui Ta\", der das genaue Gegenteil von Shen Te darstellt: Er ist egoistisch und lässt sich von seinen Mitmenschen nicht ausnutzen.
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Intention des Autors (Ansatz):
In der heutigen Welt, dominiert von Macht, Geld und Habgier, ist jeder Mensch dazu gezwungen, seinen Mittelweg zu finden: Genau wie übertriebe Hilfsbereitschaft zu Ausnutzen bis zur eigenen Mittellosigkeit führt, ist auch sturer Egoismus keine Lösung.
Der Mensch muss sich seiner Lage bewusst sein, und für sich selber das richtige Vorgehen entwickeln.

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Brecht nutzt in diesem Stück vor allem die Mittel der chinesischen Theaterkunst, um ganz im Sinne seines Epischen Theaters das Geschehen auf der Bühne zu verfremden und der Ein-fühlung zu entziehen. So läßt er Masken aufsetzen, kommentierende Songs die Handlung unterbrechen und die Figuren sich teilweise selbst vorstellen oder direkt ans Publikum wenden.Die vielfach verwendeten Zitate chinesischer Philosophen (zumeist in der Form von Sprichwörtern) geben dem auf der Bühne präsentierten Geschehen ein exotisches Flair - ohne aber ein authentisches China zeigen zu wollen.

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Personen:
Wang, ein Wasserverkäufer
Die drei Götter
Shen Te/Shui Ta
Yang Sun, ein stellungsloser Flieger
Frau Yang, seine Mutter
Die Witwe Shin
Die achtköpfige Familie
Der Schreiner Lin To
Die Hausbesitzerin Mi Tzü
Der Polizist
Der Teppichhändler und seine Frau
Die alte Prostituierte
Der Barbier Shu Fu
Der Bonze
Der Arbeitslose
Der Kellner
Die Passanten des Vorspiels

Schauplatz:
Die Hauptstadt von Sezuan, welche halb europäisiert ist

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