Budapest Testbericht

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Erfahrungsbericht von FredOnly

BUDAPEST (sprich:Budapescht)

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es war vor 10 Jahren: Ich stand vor der Entscheidung für ein paar Jahre nach Budapest überzuwechselnd und hatte so meine Bedenken. Es wäre nicht das erste Mal in meinem bewegten Leben gewesen, dass ich mich (auch noch Hals über Kopf, allerdings ohne vor etwas flüchten zu müssen) in ein für mich unbekanntes Land begab. Nach dem Motto eines deutschen Lied-Textes: "Ich hab Fernweh, ich hab Heimweh, ich weiss nicht was es ist; ich will raus!" Ohne Leute zu kennen, ohne der jeweiligen Sprache mächtig zu sein. So erging es mir mit "la douce France" und mit "la querida España".

Diese Wechsel in diese anderen Länder erfolgten immer in einer kritischen politischen Umbruchszeit. Und so erging es auch unseren ungarischen Freunden genau in der Zeit meines Aufbruchs nach Budapest: Wie waren gerade dabei, den Gulasch-Kommunismus abzustreifen. Und jedesmal war ich als Pionier und ´privater Botschafter meines Landes´ (so, wie man als Deutscher in einem anderen Land auftritt, so werden alle Deutschen dann eingestuft) mittendrin im Geschehen.

"Überall ist es schön", gab mir als Aufmunterung mein Regensburger Onkel Karl noch mit auf den Weg zu den Magyaren. Deren Sprache zu erlernen ist ein Kraftakt!
Nicht nur, dass Budapest schön ist. "Budapescht" (so sprechen die Einheimischen das aus) ist sogar sehr schön. Ach was, sehr schön, es ist überwältigend in Budapest zu sein. Und jeder der beiden Haupt-Stadtteile -diesseits Pest; auf der anderen hügeligen Seite der Donau: Buda- hat sein Gewisses-Etwas. Viele Touristen schwärmen vor allen Dingen von Buda. Aber "es muss nicht immer nur Buda sein...", wenn man einmal richtig die Pester Seite entdeckt hat.

Hier jetzt Bauten aufzuführen, lasse ich lieber, das kann man in jedem Reiseführer nachlesen. Aber es stimmt wirklich: Diese Stadt mit ihrem auch heute noch exotischem Flair erinnert an die französiche Hauptstadt und wenn man das Parlamentsgebäude betrachtet, auch an London. Schliesslich waren hier französische Meister am Werk, wie der Monsieur Eiffel, um den Heldenplatz und Prachtstrassen so hinzustellen, wie wir sie heute erleben können. Und wer hatte auf dem Europäischen Festland die allererste U-Bahn? Die Ungarn in Budapest! Versäumen Sie also nicht, sich in die kleinen Original-Waggons der restaurierten Metro-Linie-1 zu zwängen. Sie werden sich in eine frühere Zeit zurückversetzt fühlen. Ein Erlebnis!-- Die Bäder und Museen hier einzeln aufzuführen und zu beschreiben, da würde ich morgen noch am Bericht sitzen; ....in O-Buda (auch diesen Stadt-Teil gibt es) kann man sogar das Kuriosum eines WC-Museums besuchen.

Das Klima in Budapest und in ganz Ungarn hat im Karpaten-Becken mediterranen Einfluss. Das beobachtete vor 1000 Jahren bereits der Magyaren-Anführer Arpad. Und dieses Klim mit dem ganz speziellen Witterungszusammenspiel erklärt auch, warum z.B. die wohlschmeckendste berühmte Paprika die ungarische ist, und nicht die ihres Ursprungslandes; wussten Sie das? Das Klima prägte auch die Mentalität der ausserordentlichen gastfreundlichen Bevölkerung. Geografisch gesehen hatte Ungarn in früheren Zeiten obendrein sogar einen Korridor und Zugang zum Mittelmeer, zur Adria. Relativ garnicht soo weit weg von Budapest.

Was ich am eigenen Leib verspüren durfte: Die erwähnte Mentalität. Eine Mischung zwischen der Lebenseinstellung der Italiener und Spanier einerseits: Die Spanier sind gerne -allgemein- dazu geneigt, mit ihrem "¡mañana, mañana!" einige wichtige und unwichtige Termine auf morgen zu verschieben. Und so auch die Ungarn mit ihrem "holnap, holnap!"... Andererseits ist das freundschaftliche "Aufschauen" zur und Nachahmen, besser gesagt Nacheifern der deutschen Lebensart ein Bestandteil der Budapester und allgemein ungarischen Lebensauffassung. Die deutsche Sprache ist ihnen wichtiger als die wichtige englische..... Das, was ich hier vor Ort in Budapest feststelle, darüber traurig bin und es deshalb auch bemängele, ist die noch nicht auf westeuropäischem Niveau angelangte Behandlung der Minderheiten: Die Ungarn gegenüber ihrer Zigeuner (während gerade Budapest eine chinesische Überschwemmung bewältigt)! Obwohl zu einem Teil die Zigeuner-Bevölkerungsschicht selbst daran Schuld trägt, weil sie es an einer gesellschaftlichen Anpassung fehlen lässt. Aber was wäre Budapest und Ungarn ohne seine Zigeuner, die mit ihrer Musik -genauso wie die spanischen RumbaFlamencos- die ganze Welt beglücken.

Kommen Sie nach Budapest und lassen Sie sich einlullen vom günstigen Klima, von einer weiter aufstrebenden kosmopoliten Stadt, von der legeren Lebensart dieser einziartigen Bevölkerung! Fahren Sie mal mit der erst kürzlich gekauften, gut funktionierenden, fast utopisch aussehenden und von der Stadt Hannover erstandenen Strassenbahn!- Dass sich mit der Wende vor zehn Jahren auch die niedrigsten Preise den Umständen angepasst haben, ist leicht nachzuvollziehen. In einem grossen Teil der Budapester Restaurants kann man jedoch -nach gewissenhafter Auswahl- mindestens um die Hälfte billiger essen und auf dem Markt einkaufen als bei uns! Ich selbst gehe unter der Woche in ein kleines, feines, sauberes Restaurant im südlichen Bezirk, der Gartenstadt Kispest (Klein-Pest)Menu -also Tageskarte-essen. Und das zu einem sage-und-schreibe Preis von 440,-- HUF (HungarianForint), umgerechnet ca. 2,- (in Worten: Zwei)EURO!

Und wenn wir uns irgendwann also auf einer der Budapester Strassen begegnen, dann gebe ich Ihnen gerne ein Glas vom ´König der Weine und vom Wein der Könige´ aus: Dem Tokajer! Egeszsegedre! Auf Ihr Wohl und auf Wiedersehn in Budapescht!

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-15 10:20:52 mit dem Titel GELLERT-Flutkatastrophe

Ich trinke gerade meinen Morgen-Kaffee. Ich höre Sirenen auf der Strasse. Ich schaue aus dem Fenster: Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen rasen vorbei. Ich schalte das Radio ein. Mir fällt die Tasse aus der Hand. Eine Meldung veranlasst mich, mir die nächstbesten Klamotten überzuziehn und stürze auf die Strasse. Ich setze mich ins Auto und will mit eigenen Augen miterleben, was sich nur ein paar Kilometer weiter abspielt.

Ich will die Freiheitsbrücke überqueren und werde von Sicherheitskräften abgewiesen. Ich parke meinen Wagen
und renne zu Fuss weiter. Über die Brücke; vorbei an Schlangen von Strassenbahnen, die ebenfalls nicht weiterkommen. Der Verkehr ist zusammengebrochen. Aus den öffentlichen Bussen quillen und drängen die Fahrgäste. Alle wollen ans andere Ufer der Donau.

Es ist der 11.September 2002!

Ich wate bis zu den Knöcheln im Wasser am anderen Ufer auf der Strasse. Wasser überall! Fliessend, strömend, reissend. Es kommt nicht aus dem Fluss! Es ergiesst sich IN den Fluss! Es kommt vom Berg herunter. Was um Himmelswillen geschieht?

Vom 3.Stock des weltberühmten BUDAPESTER GELLERT-Heil-Thermal-Bades mit Hotel und Restaurant ergiesst sich auf die unteren Stockwerke, auf die Heilbäder-Becken selbst und in die prachtvolle Empfangshalle eine Sint-Flut! Der ´wasser-speiende´ Jugendstil-Bau platzt aus allen seinen Nähten. Von aussen erkennt man den Bade-Palast nur noch als einen Niagara-erinnernden Wassersturz mit vehementestem Druck. Die gewaltigen Wassermassen ´boosten´ obendrein aus sämtlichen Fenstern mit einer explodierenden Gewalt. Sämtliche Friese der Fenster und der Aussen-Fassaden vernichtend (wie´s drinnen aussieht, kann man nur erahnen), um sich den Weg über den Gellert-Platz, über die Strassenbahnschienen und Strassen zur Donau zu verschaffen.

Kein neuer -sich jährender- Terroranschlag, wie sich herausstellt!

Budapest hat seine eigene Flut-Katastrophe!

Was die Ungarn in Budapest vorbildlich und nachahmenswert vollbracht hatten, nämlich extrem hohe Befestigungsmauern zu beiden Seiten der Donau zu bauen um jegliche Flut gut zu überstehen, hatten sie bei einer anderen Art von Flut-Bedrohung völlig ausser Acht gelassen: Die achtzig bis hundert Jahre alten Leitungen hatten ihren Geist aufgegeben und sind im 3.Stock und im Keller des GELLERT regelrecht geplatzt! Erst nach einer guten Stunde konnten entsprechende Hähne zugedreht werden.- Gäste bis hin zum Empfangschef und dem Portier wurden buchstäblich zu uns auf die Strasse geschwemmt.

Es wird Monate dauern bis das Gellert-Thermal mit all seinen Annehmlichkeiten mit einem Millionen und Abermillionen Ungarischen Forint-Aufwand wieder im alten Glanz (und neuen Rohren) erstrahlen und heilend benützt werden kann.

Moral von dieses brandheissen, aktuellen Vorfall: Ganz egal, woher die Flut kommt: Wir Menschen sind schon seltsame Geschöpfe: Es muss immer erst etwas passieren, bis wir vorsorgen ehe es zu spät ist.- und um allgemein auf Flutkatastrophen zu sprechen zu kommen: Seien wir auf der Hut: Die nächste Flut kommt bestimmt!

Ich fuhr traurig nach Hause und zog mir trockene Sachen an. Nachdem, was ich erlebt hatte (ohne als Gaffer Bergungsarbeiten zu behindern), fühlte ich mich natürlich trotzdem wie ein begossener Pudel.

\"When do we ever learn?
Wann wird man je verstehn?\" (Marlene Dietrich)

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