Georg Büchner Woyzeck Testbericht

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Erfahrungsbericht von stern87

Das OPFER als TÄTER

Pro:

Charaktere

Kontra:

Sprache

Empfehlung:

Ja

Hallo ihr Lieben!
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Heute wage ich mich an meinen ersten Erfahrungsbericht zu einem Buch. Ich habe das Buch eben zu Ende gelesen und möchte nun meine Erfahrungen mir euch teilen. In dem Bericht versuchte ich euch nicht nur zum Buch, sondern auch zum Autor und den geschichtlichen Hintergründen Informationen zu geben, damit ihr den Inhalt besser versteht. Also viel Spaß beim Lesen des Erfahrungsberichtes zu

Georg Büchners \"Woyzeck\"
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>>>Übersicht<<<
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1. Der Autor
2. Der geschichtliche Hintergrund
3. Die Personen
4. Die Handlung
5. Analyse einzelner Abschnitte
6. Fazit


1. Der Autor
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Georg Büchner lebte in den Jahren 1813 bis 1837. Er wurde also nur 24 Jahre alt. Er war der Älteste von fünf Kindern. Sein Vater war Mediziner und seine Mutter Hausfrau. Von ihr bekam er auch seinen ersten Unterricht. Erst mit neun Jahren darf er eine Privatschule besuchen. Seine Interessen waren schon früh medizinische und psychologische Probleme. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, um das Werk \"Woyzeck\" zu verstehen, aber später mehr dazu.

Der junge Georg studiert zuerst in Straßburg, dann in Darmstadt und schließlich in Gießen Medizin. Er war also schon früh weit herum gekommen. Er war ebenfalls sehr früh politisch aktiv, denn im Jahre 1834 gründete er die fortschrittliche \"Gesellschaft der Menschenrechte\" gegen den politischen Nationalismus, die Ständeordnung und die monarchische Herrschaftsform. Er bringt das Flugblatt \"Der Hessische Landbote\" unters Volk, in dem er zur Revolution gegen die Obrigkeit aufruft. Daraufhin wird Büchner verhört und sein Zimmer durchsucht, später aber wieder freigelassen.

Er flieht nun aus Hessen nach Straßburg, weil er von einigen Leuten steckbrieflich gesucht wurde. Nach seiner Flucht erscheint sein erstes Werk \"Dantons Tod\". Ebenfalls beginnt er mit der Novelle \"Lenz\".

Im Jahr 1836 beendet Büchner in Zürich seine Studien und erhält die Doktorwürde. Eine Probevorlesung an der Universität in Zürich verschafft ihm dort eine Anstellung. Hier schreibt er auch das Werk \"Leonce und Lena\". Dieses findet sich mit in der Hamburger Lesehefte Ausgabe von Woyzeck.
Im Herbst 1836 beginnt Büchner seine Arbeiten an Woyzeck.

1837 erkrankt er schließlich im Winter an Typhus und sein Zustand verschlechtert sich dramatisch. Am 19. Februar stirbt er in seinem Haus. Am 21. Februar wird er auf dem Züricher Friedhof auf dem Zeltberg beigesetzt.


Ihr seht also, dass Georg Büchner in seinen jungen Jahren viel erlebt und durchgemacht hat. Er kam aus keiner reichen Familie, erlangte aber trotzdem die Doktorwürde und verschaffte sich auf politischer Ebene Gehör. Ich finde das sehr beachtlich. Seine Literatur lässt sich keiner Epoche zuordnen, denn er war zu seiner Zeit ein Außenseiter und schrieb ganz eigen.


2. Der geschichtliche Hintergrund
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Das Werk Woyzeck entstand im Jahre 1836. Das war eine sehr politisch unruhige Zeit, was sich auch in der Literatur widerspiegelt.


2.1. Politische Ereignisse im Überblick
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1815 Wiener Kongress
1817 Wartbrugfest
1819 Ermordung Kotzebues
1819 Karlsbader Beschlüsse
1830 Julirevolution in Frankreich

Der Wiener Kongress
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Die Fürsten Europas einigten sich auf dem Wiener Kongress ihren Völkern das zu versagen, wofür sie in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gekämpft hatten: demokratische Nationalstaaten, in denen das Volk angemessenen politische Mitspracherechte haben sollte. Verfassungen wurden zwar versprochen, doch kaum gewährt. Am Beispiel Deutschland hätten bei einer Einigung des Landes viele Monarchen zugunsten eines Kaisers abdanken müssen. Das wollten sie nicht, denn wer gibt schon freiwillig sein Land auf?

Das Wartbrugfest
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Offiziell der 4. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, inoffiziell der Auftakt vieler Studenten zum Kampf gegen die Obrigkeit. Das Fest war also eine politische Demonstration, bei der die Einigung Deutschlands unter demokratischen Vorzeichen erbeten wurde.

Die Julirevolution in Frankreich
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Als sich die Franzosen im Jahr 1830 gegen die Herrschaft König Karls X. erhoben, wirkte sich das auch auf deutschem Boden aus: Teile der Bevölkerung in den Staaten, die bisher noch keine Verfassung hatten, gingen auf die Straße und demonstrierten für politische Mitspracherechte.


3. Die Personen
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Es gibt nach meinem Empfinden relativ wenige Personen in dem Drama. Es fiel mir ebenfalls schwer zwischen Haupt- und Nebenfiguren zu unterscheiden. Woyzeck ist ganz klar eine Hauptperson. Im Gegensatz zu vielen anderen Werken, wird hier die Hauptperson durch andere Handlungsträger, also andere Personen, dargestellt. Woyzeck wird somit nur durch die Äußerungen anderer Personen beschrieben.

Woyzeck
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Woyzeck ist beim Militär ein einfacher Soldat. Er ist arm und hat eine Frau, die Marie. Zusammen haben sie ein Kind. Woyzeck nimmt an einem Experiment eines Doktors teil, indem er sich nur von Erbsen ernähren darf. Somit ist er physisch am Ende. Auch psychisch ist er angeschlagen. Er ist geistig verwirrt, was für einen Hauptcharakter sehr ungewöhnlich ist. Dafür bekommt er Geld und kann seine Familie grade so versorgen.

Tambourmajor
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Klingt zwar erstmal sehr hochtrabend, ist er aber nicht. Er steht auf derselben sozialen Stufe wie Woyzeck. Er ist lediglich ein Kapellvorsteher, somit verdient er etwas mehr als Woyzeck. Da er sich nicht nur von Erbsen ernährt, ist er von der Figur her genau das Gegenteil von Woyzeck. er ist stark, groß und besitzt ein großes Ego.

Hauptmann und der Doktor
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Sie stehen beide auf höheren sozialen Stufen als Woyzeck. Sie sind wirtschaftlich privilegierte, was heißt, sie verdienen viel mehr als W. Sie üben beide Herrschaft über Woyzeck aus und machen sich über ihn lustig. Sie sind beide zynisch und üben seelische Gewalt gegen Woyzeck aus.

Andres
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Auf den ersten Blick könnte man denken er ist ein Freund von W., doch ist er nur ein Begleiter. Andres ist auch ein Soldat und in derselben sozialen Schicht wie W. Er versteht W. und dessen Ängste nicht. Beide haben nie gelernt über ihre Probleme zu reden. Die Ursache dafür ist ihre niedrige soziale Herkunft. Sie können sich nicht ausdrücken.

Narr Karl
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Beleuchtet das Geschehen aus einer weiteren Perspektive.


Marie
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Ist die Frau von Woyzeck. Sie ist ziemlich rassig und lässt sich vom Tambourmajor verführen, da sie sexuell mit Woyzeck unzufrieden ist aufgrund seines körperlichen Zustands.


4. Die Handlung
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Das Drama beginnt mit Woyzeck und dem Hauptmann. Dieser Kritisiert W, er solle sich doch Zeit lassen. Er wäre immer viel zu hektisch und das könne er nicht Leiden. Woyzeck ist ihm sehr ergeben und antwortet meist mit \"Jawohl, Herr Hauptmann!\".
In der folgenden Szene sind Anderes und Woyzeck auf einem freien Feld und schneiden Stöcke. Woyzeck wir unruhig und hat Angst. Er hört überall die Freimaurer (geistig verwirrt) und Andres singt in ruhe ein Lied. Es ist ihm egal was Woyzeck hört oder fühlt.
Die folgende Szene spielt in der Stadt. Marie steht an der Straße und begegnet zum ersten Mal dem Tambourmajor. Er grüßt sie und sie hält ihn für einen schönen, kräftigen und bodenständigen Mann. Woyzeck kommt daraufhin nach Haus zu Marie und erzählt von seiner Begegnung mit den Feimaueren. Sie versucht ihn zu beruhigen, doch er verschwindet wieder hektisch nach draußen.
Die nächste wichtige Szene ist in Mariens Kammer. Der Tambourmajor tritt herein und verführt sie. Anfangs wehrt sie sich, sagt dann aber zu und will mit ihm schlafen. Ab Abend kommt W. wieder zurück und merkt, dass etwas mit Marie nicht stimmt. Er denkt sich seinen Teil und verschwindet wieder. Er geht zum Doktor, der ihn wieder untersucht. Habe er auch immer schön seine Erbsen gegessen? Für das \"ja\"gabs extra Geld und der Doktor war zufrieden. Er erklärte den Schwachsinn als Nebenwirkung seines Experiments.
Woyzeck bekommt von Außen mit, was Marie mit dem Tambourmajor gemacht hat. Er wird rasend und geht zu ihr. Sie streitet zuerst alles ab, gibt es dann aber zu. \"Lieber will ich ein Messer im Leib haben, als.....) sagt sie. Danach geht W. ins Wirtshaus und will sich mit dem Major prügeln. Er ist aber viel zu schwach und steckt viele Schläge ein. Daraufhin geht er zu einem Jude und holt sich ein Messer. Er geht mit Marie zu einem Teich und erdolcht sie in seinem Wahn. Hier endet das Drama.


5. Analyse entscheidender Abschnitte
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Der Ehebruch von Marie
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Man kann dies von zwei Seiten betrachten. Zum einen war es schlecht von ihr und sehr verwerflich. Zum anderen auch verständlich. Ihr eigener Mann ist wahnsinnig und kann ihrer Bedürfnisse (materiell und körperlich) nicht mehr befriedigen. Sie sehnt sich zusehends nach Auswegen und lässt sich schließlich verführen.

Der Mord an Marie
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Ist Woyzeck wirklich ein brutaler Mörder? Ich denke nicht, denn der Druck der Gesellschaft wurde zu groß für ihn. Von allen Seiten wurde er verspottet. Keiner nahm ihn ernst und alle nutzten ihn nur aus. Marie, weil er für sie Geld verdiente, der Tambourmajor, der Doktor, weil er seine Experimente mit ihm machte und der Hauptmann, weil Woyzeck für ihn diverse Dienste erledigen musste. Er war mit seiner Welt am Ende und sah keinen Ausweg mehr.


6. Fazit
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Woyzeck ist mit Sicherheit ein interessantes Werk. Ich finde es nicht bahnbrechend, doch aber lesenswert. Woyzeck ist für mich eine Art \"Antiheld\". Er verkörpert alles das, was einen Helden nicht ausmacht. Er ist schwach, wahnsinnig, arm und sozial benachteiligt. In der Form war es das erste Werk was ich gelesen habe. Mich hat die Sprache ein Wenig überrascht. Es ist nicht die wohlgeformte Sprache von Goethe und Schiller, sondern die für uns heute vulgäre Umgangssprache der damaligen Zeit. Um ehrlich zu sein störtmich das an dem Buch, weil ich mehr der Goethe- Leser bin und damit anfangs nicht ganz zurecht kam.
Büchner will mit seinem Werk auf die Misstände der damaligen Zeit aufmerksam machen, also auf den Unterschied zwischen arm und reich. Ich finde das ist ihm sehr treffend gelungen (siehe Beispiel Doktor und Woyzeck). Auch hier erkennt man das politische Interesse Büchners. Meiner Meinung nach spielegt Woyzeck seine Zeit nahazu eins zu eins wieder. Ganz klar sind die Charaktere alles Extrembeispiele, und doch lassen sie einen Schluss auf die deutsche Vergangenheit zu.

Am Rande ist noch zu sagen, dass es den Soldaten Woyzeck in Wirklichkeit gab und er auch eine Frau namens Marie hatte. In wie fern weitere Details von Büchner übernommen wurden ist nicht bekannt.

Für 2,10€ ist es durchaus eine Empfehlung wert.
Also viel Spaß beim Lesen!



Bei weiteren Fragen bin ich gerne bereit zu helfen!

12 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Bloodytainer

    16.02.2010, 12:18 Uhr von Bloodytainer
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH.. würde mich über eine Gegenlesung freuen