Bundeswehr Testbericht

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Erfahrungsbericht von Grafi2005

Meine 9 Monate in Kurzfassung

Pro:

Kameradschaft

Kontra:

AGA

Empfehlung:

Ja

Hallo ihr,
Nun wird es Zeit euch mal von meinen letzten 9 Monaten zu berichten.

„Die Zeit bei der Bundeswehr“
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Anfangs ein paar Erklärungen zur Bundeswehr im Allgemeinen damit ihr die Zusammenhänge später besser versteht.


Dienstgrade
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Es gibt bei der Bundeswehr 3 verschiedene Laufbahnen in denen sich die Dienstgrade wie folgt gliedern.

Mannschaftslaufbahn(in die kommt man wenn man seinen Grundwehrdienst antritt)
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Schütze/Grenadier/Flieger/Matrose
(Die Bezeichnung ist abhängig von der Teilstreitkraft; Heer/Luftwaffe/Marine)

Gefreiter(wird man nach 3 Monaten)
Obergefreiter(nach nochmals 3 Monaten)
Hauptgefreiter(nach insgesamt 12 Monaten)
Stabsgefreiter(nach 2 Jahren/keine Pflichtbeförderung)
Oberstabsgefreiter(nach etwa 4 Jahren/keine Pflichtbeförderung)

Unteroffizierslaufbahn(diese Laufbahn kann man nach eigenem Willen einschlagen)
Dauer : zwischen 4 – 8 Jahren
***************************************************
Unteroffizier(kann man nach 1 Jahr werden
Fahnenjunker(Offiziersanwärter/ist eine andere Laufbahn aber zählt bis zum Erreichen der Offiziersdienstgrade zu den Unteroffizieren)
Stabsunteroffizier(nach etwa 2 Jahren)

Feldwebel( ist eine extra Laufbahn, zählt aber zu den Unteroffizieren)/nach etwa 2 Jahren
Fähnrich(siehe Fahnenjunker)
Oberfeldwebel(etwa nach 4-6 Jahren)
Oberfähnrich(siehe Fahnenjunker)
Hauptfeldwebel(nach 10 bis 12 Jahren/ all die Angaben sind abhängig von der Teilstreitkraft sowie von den freien Stellen und der Leistung des Soldaten)
Stabsfeldwebel
Oberstabsfeldwebel
(Die Beförderung zum Ober/Haupt/Stabs/Oberstabsfeldwebel sind abhängig davon ob Stellen für die Dienstgrade frei sind und ob eine entsprechende Leistung vom Soldaten gezeigt wurde)

Offizierslaufbahn( kann man auch schon von Begin an einschlagen)
Dauer : 12 Jahre
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Leutnant(nach etwa 3 Jahren)
Oberleutnant(nach etwa 6 Jahren)
Hauptmann(nach 8 bis 10 Jahren)
Stabshauptmann(wird nur noch selten vergeben)
(alle Beförderungen sind genauso Voraussetzungen unterlegen wie bei den oben genannten,
daher kann man nicht immer genau sagen dass man nach so und so vielen Jahren befördert wird/ man kann es nur etwa sagen)

Kommandeurslaufbahn(kann man nach der Offizierslaufbahn einschlagen)
Dauer : ist nur als Berufssoldat möglich
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Major
Oberstleutnant
Oberst

Brigadegeneral
Generalmajor
Generalleutnant
General
(wie bei allen anderen sind die Beförderungen von den oben genannten Faktoren abhängig)




Und nun noch ein paar bundeswehrspezifische Begriffe:
*****************************************************
Batallion : Umfasst mehrere hundert (manchmal auch mehr als tausend)Soldaten/ ist in
Kompanien unterteilt/ist einer bestimmten Waffengattung zugeteilt
Waffengattung : z.B. ABC-Abwehr,Heeresflieger,Jäger,Panzergrenadiere,Fallschirmjäger
Kompanie : Teileinheit eines Batallions(umfasst bis zu 250/300 Soldaten)/ ist in Züge unterteilt
Zug : Teileinheit einer Kompanie(umfasst bis zu 40 Soldaten)/ ist in Gruppen unterteilt
Gruppe : Teileinheit eines Zuges(umfasst bis zu 12 Soldaten)/kann in Trupps unterteilt werden

Trupp : Teileinheit einer Gruppe(umfasst bis zu 5 Soldaten)

Jedes Batallion hat einen Kommandeur
Jede Kompanie einen Kompaniechef
Jeder Zug einen Zugführer
Jede Gruppe einen Gruppenführer
Ebenso hat jede Kompanie einen Spieß der Verantwortlich für die soldatischen Bedürfnisse ist (also Verpflegung/Unterkunft/Anträge jeder Art und sonstige Kompanieinterna)

AGA = allgemeine Grundausbildung
SGA = spezial Grundausbildung
ATB = allgemeine Tauglichkeitsbefähigung
Stab = die Leitungsabteilung der Bundeswehr/ in Abteilungen gegliedert
S1 = Personalabteilung
S2 = Alarmwesen
S3 = Organisation und Ausbildung
S4 = Materialbewirtschaftung
S5 = CIVIC(nur im Verteidigungsfall vorhanden) Zusammenarbeit zwischen Armee und
Zivilbevölkerung
S6 = Technik und Informationstechnik
KWEA = Kreiswehrersatzamt
BIWAK = Übung im freien Gelände

Aber nun endlich zu meiner Geschichte.

1.) Die Musterung
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Wie jeder in meinem Alter damals musste ich zur Musterung in das nächstliegende KWEA.
Ich war in der 13ten Klasse und war der letzte aus meinem Jahrgang der hin musste. Also hieß es auf nach Neuruppin.Es war ein schöner warmer Sommertag und ich war in neugieriger Erwartung was sich mir da wohl bieten würde.

Endlich angekommen gesellte ich mich zu 5 anderen „Glücklichen“ die ebenfalls gemustert werden sollten. Zuerst mal saß ich 2 Stunden rum nur um dann einen 2seitigen Fragenbogen, über meine Person , ausfüllen zu dürfen.
Dann kam aber schon der körperliche Test.
Orinprobe abgeben, Hörtest, Sehtest, wiegen, messen und allgemeiner Gesundheitstest.
Als das dann endlich geschafft war kam noch der Test der allgemeinen Leistungsfähigkeit.
Ich kam also in einen Raum in dem mehrere Computer standen. Der nette Man dort teilte mir mit das ich nun einen Test machen „dürfte“ der je nach meinen Leistungen immer auf höhere Stufen schaltet.

1.) Reaktionstest.
Mann hat ein Schaltpult an dem ein Dreieck, ein Viereck , ein Kreis und ein Kreuz zu sehen sind, ebenso eine Taste für hohen Ton und eine für niedrigen Ton.
Dann erscheinen auf dem Monitor die Symbole und Töne in zufälliger Reihenfolge und man muss reaktionsschnell auf die entsprechende Taste drücken.
Ich saß ne halbe Stunde an dem Test weil er zugegeben nicht schwer ist und man sehr leicht auf die höheren Ebenen kommt.

2.) Logisches Denken
Man bekommt Rätsel vorgesetzt bei denen man logisches Denkvermögen beweisen muss.
z.B. : mehrer Zahnräder sind zu sehen und die Bewegungsrichtung von diesem.
Nun muss man sagen in welche Richtung sich ein ausgewähltes Zahnrad dreht, in Abhängigkeit zum ersten.

3.) Mathe
Allerlei mathematischen Aufgaben zur Division, Multiplikation, Subtraktion und Addition.
Wenn dieser Test vorbei ist kommt man noch zum Wehrdienstberater und führt ein Gespräch über den Verwendungszweck den man gern hätte(wird aber meist nicht berücksichtigt)
Ich war noch bei einem Offizier um mich über die Offizierslaufbahn zu erkundigen.
(damals war ich noch sicher dass ich später Offizier werden würde)
Mein Resultat war das ich T1 war und jeden Verwendungszweck ergreifen konnte den ich wollte.
(Bei der Musterung wird man in Tauglichkeitsstufen eingeteilt, von T1 bis T5)
Bei niedriger Tauglichkeitsstufe werden manche Verwendungszwecke gestrichen die von der Person aufgrund körperlicher und geistiger Eigenschaften nicht durchgeführt werden können.
Ich war schon n bisschen stolz auf mich da ich der einzige in meinem Jahrgang war der T1 bekommen hatte

Also war ich fest überzeugt am 1.7.2003 zu den Jägern zu kommen und dort nach der AGA Scharfschütze zu werden.

Aber es kam anders als ich dachte.
Also bis zum 1.7. noch immer kein Bescheid angekommen war wann ich nun zum Dienst erscheinen sollte macht ich mir zuerst keine Sorgen sondern genoss erst mal den Sommer.
2 Wochen vor dem 1.10 rief ich beim KWEA an weil ich nun doch endlich das Kapitel Bundeswehr beginnen wollte.
Der Man am Telefon macht mir sofort einen Termin und bestellte mich nach Neuruppin.
Als ich dort eintraf entschuldigte er sich mehrfach und teilte mir mit das ich übersehen worden war/ durchs Raster gefallen.
So ziemlich alle Stellen für die AGA waren zum 1.10 schon weg und mir blieben nur noch 3 Auswahlmöglichkeiten.

ABC Abwehr in Prenzlau

Panzergrenadier in Bayern

Marine in der Nähe von Bremen

Ich entschied mich aufgrund der Nähe zu meiner Heimat für Prenzlau
( nördliches Brandenburg/ 50 km zur polnischen Grenze)
Und pünktlich am 1.10 sollte das Abenteuer beginnen.

2.) Die AGA
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Ich und ein Freund von mir der auch nach Prenzlau zur BW musste fuhren also am 1.10 in Richtung Uckermark.
Auf meinem Einberufungsbescheid stand: „Melden sie sich bis 14.00 Uhr bei der 3./805“

3./805 heißt ; 3 Kompanie des Batallions 805

In freudiger Erwartung betraten wir also das Kasernengelände, vorbei an vielen Leuten in Grün mit seltsamen Zeichen auf der Schulter.
Bei der dritten Kompanie angekommen standen noch etwa 150 andere mit uns vor dem zweistöckigen Gebäude das für die nächsten 3 Monate unsere Heimat sein sollte.
Nach einer Weile kam ein Mann aus dem Gebäude und zählte Namen auf die sich dann in Reihe anstellen sollten.
Ich war auch dabei.
Wir wurden nun in die Kompanie geführt und mussten uns dort allenmöglichen Dingen unterziehen.
Wir wurden nach vorherigen Berufen, Ausbildungen und Qualifikationen befragt, Blutdruck wurde gemessen, ein Drogentest fand statt und auch ein Sehtest wurde nochmals durchgeführt.
Dem folgte eine ärztliche und zahnärztliche Untersuchung sowie der Empfang der Bundeswehr Ausrüstung.


Da stand ich nun. Einen Rucksack auf dem Rücken, eine große Tasche in der einen und meine Reisetasche in der linken sowie einem Seesack auf der Schulter betrat ich meine Stube die ich zusammen mit 9 anderen bewohnen sollte.
Es ging mir ganz gut, ich war zwar nervös wegen der Dinge die mich noch erwarten würden aber ich war guter Dinge.
Nun ging es erstmal ans Spint(der Schrank den jeder Soldat für sich hat) einräumen.
Natürlich mussten die Dinge in einer ganz bestimmten Reihenfolge und Ordnung im Spint hängen.
Die T-Shirts und Hemden oben, die Uniformen mussten so hängen das die Deutschlandfahnen auf einer Höhe waren.
Die Hemden mussten auf A4 Größe gefaltet sein und auch das Geschirr musste in einer bestimmten Reihenfolge gelegt werden.
Diese Arbeit war sehr zeitaufwendig und nervig da den Ausbildern immer wieder etwas einfiel was man falsch machte, das änderte sich auch im Verlauf der gesamten AGA nicht.

Aber nun sollte es losgehen.
Unser Gruppenführer war ein Feldwebel, ein sehr ruhiger aber dennoch Autorität ausstrahlend.
Er war aber der einzige der Ausbilder der sich so präsentierte, die anderen bevorzugten die „ANSCHREIEN HILFT SCHON“ Variante.
Wir wurden raus gerufen und mussten auf dem Flur antreten.
Auf dem Boden war eine gelbe Linie und unsere Fußspitzen mussten genau an die Linie anstoßen(WEHE einer hatte sie mal übertreten, dass gab immer richtig Ärger).
Unser Zugführer stellte sich vor, ein Oberfeldwebel, er beschrieb uns das was uns in den nächsten Monaten erwarten würde.
Eine Ausbildung zum Soldaten, Umgang mit Waffen, medizinische Versorgung von Kameraden, allgemeine soldatische Umgangsformen, Formaldienst, allgemeiner militärischer Dienst und noch vieles mehr.
Klang sehr spannend fand ich.
Das nächste was er sagte war dass wir in 3 Wochen auf einen Truppenübungsplatz fahren würden wo wir im Wald leben würden und auch mit scharfer Munition üben würden.
Darum müssten wir in den nächsten 3 Wochen die Ausbildung an allen Waffen abgeschlossen haben(Das ist normalerweise nicht üblich da man sich dafür doch etwas mehr Zeit lässt)
Und somit ging es gleich am nächsten Morgen los.

5:00 Uhr = Wecken
bis 5:15 = Waschen(mit 40 Mann im Zug mussten wir uns 10 Waschbecken teilen)
bis 5:30 = Stuben und Revierreinigung
(Jede Gruppe erhielt ein Revier in der Kompanie, z.B.: Toilette, Flur, Treppe, Fehrnsehraum, welches sie zu säubern hatte)
ab 5.30 = Frühsport
von 6.00 bis 6.15 = Frühstücken
(Über das Frühstück kann man nichts Negatives sagen, für jeden 2 Brötchen sowie eine Auswahl an Käse, Wurst, Konfitür und anderen Aufstrichen, Kaffee, Milch, Kornflakes und auch Obst. Aber der kurze Zeitrahmen ließ kaum Zeit um das Essen zu genießen, es glich mehr einem hinunterschlingen)
ab 6.15 = Frühsport
ab 7.00 = Kompanieantreten und Befehlsausgabe für den Tag
Ab 7.15 = Beginn der Ausbildung
Von 12.00 bis 13.00 = Mittagspause
(In der AGA wird die Mittagspause allerdings auf eine halbe Stunde beschränkt sodass man etwa 25 Minuten zum Essen hat und dann die Ausbildung fortsetzt)
bis 16.00 Ausbildung
ab 16.30 Abendbrot.
Ab 17.00 = Dienstunterbrechung
(Wenn die Ausbilder Lust hatten dann fiel die Dienstunterbrechung aus und wir hatten bis 23.00 Uhr Dienst, das war vor allem in den ersten 3 Wochen so)
21.30 = Antreten in der Kompanie,Vollzähligkeitskontrolle,Stuben und Revierreinigung,Waschen, Abendsport
ab 23.00 = Zapfenstreich(Licht aus, Augen zu )

Das ist so der allgemeine Tagesablauf in der Grundausbildung gewesen.
Die ganze Zeit zu beschreiben würde zu lange dauern und wäre auch langweilig, darum werde ich auch ein paar Schlüsselerlebnisse und die grundlegenden Ausbildungen beschreiben.

3.)Ausbildungen
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1.)Waffenausbildung
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Hierbei wird einem der Umgang mit den Waffen der Bundeswehr beigebracht:
G 36(die Standardwaffe der deutschen Soldaten, MG 3 (ein Maschinengewehr),
leichte Panzerfaust, P3(schwere Panzerfaust), MP (Maschinenpistole), P8/P1
(Pistole)
Mann lernt alle Waffen zu zerlegen und auch wieder zusammen zu setzten, um im Fall der Fälle Störungen beheben zu können und auch um die Waffe richtig reinigen zu können
(jedes Teil )

Ebenso werden einem alle Sicherheitsbestimmungen beigebracht die man so wissen sollte um einen sicheren Umgang mit der Waffe gewährleisten zu können.
- lauf nicht vor einer geladenen Waffe
- spiel nicht mit der Waffe
- achte immer darauf dass die Waffe gesichert ist
und noch viele viele mehr.
(Die wurden auch gelegentlich abgefragt und wenn man sie nicht wusste wurde man mit Liegestützen bestraft)

2.)“Allgemeines Soldatenquälen“
(so habe ich es genannt)
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Dabei ging es darum, „wie gleite ich auf dem Boden durch Schlamm und Dreck immer und immer wieder, wie viele Liegestütze können die Soldaten machen ohne zu kotzen, wie viele Runden können sie um den Sportplatz rennen ohne zu kotzen und so weiter.
Da ich in der ABC (Atomare, Biologische und Chemische) Abwehr war wurden wir auch in dem Sektor ausgebildet.
Ihr kennt vielleicht die Leute in den Stahlwerken die immer solch silberne Ganzkörperanzüge mit Atemschutzmaske tragen um die Hitze ertragen zu können.
So etwas hatten wir auch, und wurden im Verlauf darauf getrimmt die Maske in 7 Sekunden auf zu haben und den Anzug in 14 Sekunden.
Dass bedarf viel Übung, und ihr könnt mir glauben die haben wir bekommen, jeden Tag.
In diesem Ganzkörperkondom durften wir dann auch noch Liegestütze machen, rennen oder einfach nur nach Belieben der Ausbilder darin in der Gegend rum laufen.
Es wird ziemlich warm unter der Maske und gerade wenn man schnell atmet wird die Luft sehr dünn und man beginnt sehr leicht zu Hyperventilieren.
Außerdem sammelt sich der Schweiß in der Maske und es wird irgendwann sehr ekelhaft.
Ebenso hat die Maske die dumme Angewohnheit von Innen zu beschlagen wenn sie nicht dicht ist, und unsere Masken passten hier und da nicht, was zur Folge hatte das sie sehr oft von innen beschlugen und die Sicht gleich Null war.
Also dieses Kapitel der Ausbildung habe ich gehasst.

3.) Sportliche Ausbildung
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Rennen, Laufen, Sprinten, Liegestütze, Situps, Schwimmen, Fußball und auch Rugby.
All das machten wir in unser AGA regelmäßig.
Es dient zur allgemeinen Fitness und teilweise auch zur Bestrafung da man generell mit sportlichen Übungen bestraft wurde wenn man irgendwelche Fehler machte, ungehorsam war und einfach manche Dinge nicht wusste.

4.)Formaldienst
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Im Gleichschritt marschieren mit bis zu 160 Mann.
Um Kurven gehen im Gleichschritt, rechts abbiegen, links abbiegen und auch singen von irgendwelchen stupiden Liedern in der Formation.
Auch wenn Formaldienst nicht unbedingt spannend war, war es zumindest immer erholsam und eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Dienst.
Und beim Gelöbnis wirkte es einfach toll als wir alle im Gleichschritt auf den Platz marschierten.

5.)Helfer im Sanitätsdienst
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Hierbei lernte man wie man Leute aus Fahrzeugen bergen kann, Soldaten aus Schützengräben befreit, Verbrennungen, Brüche, Verstauchungen behandelt und sonstige erste Hilfe Maßnahmen durchführt.
Natürlich unter militärischen Gesichtspunkten und auch unter Kriegsbedingungen.

Eine Übung war mal das bergen eines Kameraden aus Feind Gebiet.
Wir fanden ihn schnell aber er war bewusstlos(natürlich alles nur ein Szenario).
Es war offensichtlich dass er ein Messer im Oberkörper hatte, aber als wir ihn behandeln wollten wurde eine Granate gezündet die über eine Angelsehen mit seinem Arm verbunden war. Sobald wir ihn von dort wegbringen wollten lösten wir ungewollt die Granate aus.
Im Ernstfall wären wir alle tot gewesen.
Also lernt man bei dieser Ausbildung nicht nur die erste Hilfe sondern auch darauf auf Fallen und besondere Umstände zu achten, denn es geht ja im Notfall immer auch um das eigene Leben.


6.) Sonstige Ausbildungen
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Das Schießen mit scharfen Waffen, das Leben im Feld, das Aufschlagen und Tarnen eines Lagers.
All das lernten wir auf so genannten BIWAK’s
Wir hatten 3 Stück in unsere AGA.
Eins über 2 Wochen, eins über 5 und eins über 4 Tage.

Ich muss sagen das Schießen macht viel Spaß und ist auch sehr spannend aber das Schlafen im freien ist im November und Dezember nicht gerade angenehm und sehr kalt.
Aber es hat uns alle sehr zusammengeschweißt und die Kameradschaft untereinander sehr geprägt.
Diese BIWAK’s waren immer das Schlimmste aber wenn man es geschafft hatte war man sehr stolz auf sich.
25 Km Märsche, nächtelanges Liegen in Stellungen und Beobachten des Gebietes, Verlegen von Stacheldraht, Minenaufspüren, Feuer machen, Streife laufen waren Dinge die in den BIWAK’s immer wieder machen mussten und welche diese Unterfangen immer sehr stressig machten da man von 0 bis 24 Uhr Dienst hatte und teilweise tagelang nur 3 Stunden Schlaf die Nacht hatte(nicht immer zusammenhängende Stunden).


Alles in allem kann man sagen das die AGA zwar sehr stressig ist und von disziplinarischen Maßnahmen gekennzeichnet ist, man aber lernt sich in einem Gefüge unterzuordnen, Befehle anzunehmen und am wichtigsten, man lernt was Kameradschaft ist.
Denn ohne den Zusammenhalt untereinander hätte man in der Bundeswehr keine Chance
und würde unter dem psychischen und physischen Druck zusammenbrechen.

4.) Die Zeit nach der AGA
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Nach der AGA wurde ich in die 1 Kompanie versetzt.
Die erste Kompanie ist verantwortlich für den Stab und die Versorgung des Batallions.
Sie beinhaltet die Küche, die Instandsetzungsabteilung(für Fahrzeuge und Material) sowie den Stab.
Ich landete im Stab und durfte die letzten 6 Monate in der S3 Abteilung absitzen wo ich in der Buchhaltung tätig war.
Mein Chef war ein Major und ich war die erste Zeit vor Erfurcht fast starr.
Denn in meiner AGA haben mich Unteroffizier und Stabsunteroffiziere zugebrüllt und mir Disziplin eingehaucht(oder es versucht  ).
Und nun ist mein Chef ein Major der zich mal höher als so ein kleiner Stabsunteroffizier ist.
Aber dann lernte ich die Vorzüge des Stabes kennen.
Hier ging es darum zusammen zu arbeiten.
Der Major behandelte mich und die andern in der Abteilung genauso mit Respekt wie wir das ihm gegenüber taten.
Denn hier war alles von einem guten Chef-Arbeiter Verhältnis abhängig.
Im Stab laufen noch viele andere hohe Dienstgrade rum die man in der AGA nie zu Gesicht bekam.
Hauptmänner, Hauptfeldwebel, ein Oberstleutnant und noch viele mehr.
Nach einer Weile war es bei vielen so dass man sich sogar duzte und schon eine Art Freundschaft aufgebaut hatte.
Außerdem hatte man endlich geregelte Arbeitszeiten.
Von 7.00 bis 16.30 Uhr.

Der Dienst gestaltete sich zwar als stressig aber trotzdem sehr angenehm.
Wie normale Büroarbeit eben.
Und nach Dienst konnte man mit den anderen Kameraden gemütlich vor dem Fernseher bei einem Bier den Tag ausklingen lassen.
Der schönste Tag war allerdings Freitag weil man wusste dass es nun nach Hause zu Freundin und Familie ging.
Es war schon immer um 11.45 Uhr Dienstschluss und ich war 1 Stunde später zuhause.
Die letzten 3 Monate waren am schönsten.
Ich war inzwischen Obergefreiter und hatte ein gutes Verhältnis zu fast allen höheren Dienstgraden im Stab.

Auch die Gefreiten und Schützen die in den Stab kamen hatten Respekt davor wenn ein Obergefreiter ihnen was sagte.
Aber meistens half man sich gegenseitig oder unterstützte den anderen wenn der Hilfe brauchte.
Unter Mannschaftsdienstgarden besteht keine Befehlsgewalt und darum ist man mehr darauf bedacht sich gegenseitig zu helfen und nicht sich dauernd zu sagen welchen Dienstgrad man doch hat und das man ja schon viel länger dabei ist.
Alles Blödsinn, wir saßen ja nun mal alle in einem Boot und mussten versuchen uns die Zeit so gut wie Möglich zu machen.
Als die Zeit zu Ende ging tat es mir fast ein bisschen Leid zu gehen.
Meinen anfänglichen Entschluss Offizier zu werden hatte ich nach der AGA abgelegt da es mir doch nicht so toll erschien 12 Jahre bei der Bundeswehr zu bleiben.
Und so entschloss ich mich am 1.7.2004 mit all meinen AGA Kameraden die Bundeswehr zu verlassen.

Ich blicke auf diese Zeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.
Möchte sie aber auf keinen Fall missen, da sie trotz aller Anstrengungen doch schön und erlebenswert war.

Ich grüße alle Soldaten des ABC-Abwehr Batallions 805 in Prenzlau.

Bis bald Obergefreiter(außer Dienst) Grafi

23 Bewertungen, 4 Kommentare

  • timecode001

    19.12.2009, 01:24 Uhr von timecode001
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht.Änliches v. M. u. S. erfahren.Gruß Bettie47

  • Sephiroth2307

    26.10.2008, 10:53 Uhr von Sephiroth2307
    Bewertung: weniger hilfreich

    Also SG wird man tatsächlich nach drei Jahren, aber OSG wird man bereits nach vier Jahren. Bin mittlerweile drai Jahre bei der Marine. Davon zweieinhalb auf einem Minensucher in Kiel und das letzte halbe Jahre auf der Fregatte Bremen stationiert gewesen.

  • Mogry1987

    25.04.2006, 23:39 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oh, ich wollte eigentlich auch zum Bund, aber wo ich das hier lese überleg ich mir das nochmal *g*

  • Evil_Duke

    19.01.2005, 02:25 Uhr von Evil_Duke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich war zwei Jahre bei der Fahne. SG wird man nach 3 Jahren und OSG nach 5. Seit wann kann man sich als W9 denn aussuchen wo man hinkommt? Das war bei mir aber noch anders. Ich war Hilfsausbilder und MKF (habe durch den Bund meinen LKW-Schein bekommen) Mei