Bundeswehr Testbericht

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Erfahrungsbericht von M.A.X.

Abolut geile Zeit!!

Pro:

Spaß, Kameradschaft, Abenteuer

Kontra:

sinnlos Aufgaben

Empfehlung:

Nein

Ich konnte den Tag der Entlassung aus der Bundeswehr kaum erwarten. Wie lange hab ich mich nach diesem Gefühl gesehnt aus der Kaserne treten zu können und nie wieder hier her zu müssen! Nach 9 Monaten endlich raus...
Aber ich kann mit großer Zufriedenheit zurück blicken, denn ich weiß, es war eine absolut geile Zeit, mit Höhen und Tiefen!


1. Die ersten Tage
2. Die Ausbildung
3. Der Hochwassereinsatz
4. Die letzten Monate


1. Die ersten Tage

Jetzt ist genau ein Jahr vergangen, als ich zur Bundeswehr gekommen bin. Ich sollte mich am 1.7.2002 bis 14 Uhr in der Kaserne in Gera gemeldet haben. Ich bin zum Glück schon gegen 13 Uhr da gewesen, weil der Andrang der neuen Soldaten enorm war. Als ich den Weg Richtung Empfangshalle gelaufen bin, habe ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, warum ich denn nicht den Kriegsdienstverweigerungsantrag gestellt hab? Ich hätte zu Hause sein können, einen kürzeren Arbeitstag haben können, mehr Geld bekommen und hätte weiter mit meinen Freunden Party gehabt! Zu spät, da lief ich nun, und rechts und links von mir verabschiedeten sich noch die Freunde von ihren Freundinnen. In der Halle angekommen, bekamen wir gleich Dutzende von Zetteln, die wir so schnell wie möglich auszufüllen hatten. Name, Beruf, Status, Wohnort etc...
Nachdem dies geschafft war, stand der Arztbesuch auf der Reihe. Hier wurden etliche Medizinische Untersuchungen angestellt. Seh- und Hörtest, Gewicht und Umfang des Körpers. Danach noch die Urinabgabe und dann wäre der Teil auch geschafft. Geht also zu Hause nicht noch mal aufs Klo, sonst gibts wie bei mir wieder Probleme wenn nix kommt ;-)
Somit waren alle Untersuchungen abgeschlossen und wir mussten warten bis wir eine Gruppenstärke von 12 Mann hatten. Als der Rest auch endlich fertig war, begrüßte uns gleich unser neuer Gruppenführer > Stabsunteroffizier. ACHTUNG!!! hat er geschrieen... alle sind verdutzt zusammen gezuckt und waren ganz ruhig! Ich dachte nur, das fängt ja gut an! Er führte uns in die Kaserne und lies uns auf dem Antreteplatz antreten. Als ich Richtung Unterkunft sah, schauten uns unzählige Soldaten an und konnten sich das lachen nicht verkeifen. Wir standen da wie die ersten Menschen ( Soldaten ), mit Kaugummi im Mund und einer quatschte mehr als der andere! Nun ging es rein in die Gebäude. Wir bekamen noch unseren Trainingsanzug von der Bundeswehr und etliches Zubehör. Gegen 19 Uhr wurden wir erst einmal für eine halbe Stunde auf unsere Stube geschickt, mit einem richtig tollen Verpflegungsbeutel. Ich lernte schnell meine neuen Kameraden auf der Stube kennen. Wir waren einige der wenigen die sich glücklich schätzen durften, eine 4 Mann Stube zu haben! Nun ging es im Minutentakt weiter. Uns wurden schnell die Grundregeln der Bundeswehr klar - Ordnung und Disziplin! Das war nicht mehr das gemütliche zu Hause, wo ich einen Tag zuvor noch in der Wanne lag und relaxte. Nun hieß es, Raustreten, Reintreten, Raustreten, Reintreten... Bis 23 Uhr wurden wir so gestresst.

Als wir dann gegen Mitternacht die ganze Prozedur beendet hatten durften wir in unser Bett. Die Stuben bei der Bundeswehr sind ganz spärlich eingerichtet.
Ein Tisch, Betten und Spinte für die Ausrüstung.
Am nächsten morgen, pünktlich um 5 Uhr, wurden wir alle aus unseren Träumen gerissen. Duschen, Frühstücken und Antreten... und das für die nächsten 3 Monate.
Im Laufe des Tages haben wir unsere komplette Ausrüstung erhalten. Anzüge, Stiefel, Socken, Helm, alles was man sich denken kann...
Diese sollten wir dann in unseren Spint einsortieren, nicht irgendwie, sondern ohne Falte und eins liegt über dem anderen! Dann hatten wir einen halben Tag Zeit, die Dienstgrade der Bundeswehr auswendig zu lernen. Es kamen manchmal wirklich lustige Begriffe und Bezeichnungen für die Gruppenführer raus. Zum Glück haben sie das mit Humor gesehen. Am Folgetag kam es zum PFT - Physical Fitness Test! Sport war angesagt, endlich! Da ich seit 13 Jahren aktiv Fussball spiele, habe ich natürlich mit den gestellten Aufgaben, wie 3000m, Sprint, Liegstütze und Weitsprung keine Probleme gehabt.

Die erste Woche war somit fast rum und man hat uns gesagt, dass wir am Wochenende nicht nach Hause dürfen, sondern Ausbildung auf dem Dienstplan steht... Naja, einziger Trost war, am Sonntag durften wir bis um 6 schlafen - da ist doch mal ein Luxus.

Die ersten Tage waren echt stressig gewesen, haben aber eigentlich viel Spaß gemacht. Mit Ausnahme einiger, waren meine Kameraden auch alle in Ordnung. Der Dienstplan war anders als in der Schule oder im Beruf. Da ich vorher Abi gemacht hab, kannte ich solchen Stress noch nicht wirklich. Aber man hat sich ganz schnell daran gewöhnt und auch das aufstehen ist dann kein Problem mehr.
Der Dienstplan bei uns war folgendermaßen:

5:00 Uhr - Wecken
5:30 Uhr - Frühstück
6:00 Uhr - Putzen
7:00 Uhr - Antreten, Ausbildungsbeginn
12:30 Uhr - Mittag
13:00 Uhr - Ausbildung
17:00 Uhr - Abendbrot
17:30 Uhr - Putzen
19:00 Uhr - Freizeit
21:00 Uhr - Reviere putzen
22:00 Uhr - Abschlussantreten
23:00 Uhr - Nachtruhe

Unsere Freizeit in den ersten 3 Monaten hielt sich arg in Grenzen. Aber eignete sich hervorragend um im Mannschaftsheim ein Bierchen trinken zu gehen und die Beine hochzulegen ( Wenn kein Bierverbot anstand! )
Wenn die Zeit immer so schnell umgehen wäre wie die ersten Tage, dann ist die Zeit bei der Bundeswehr zu ertragen.


2. Die Ausbildung

In den nächsten Wochen bekamen wir körperlich zu spüren was es heißt, bei der Bundeswehr zu sein! Jeden Morgen ging es raus aus der Kaserne und rein in den Wald - mit voller Ausrüstung. Zum Glück war es gerade Hochsommer und es war angenehm warm draussen. Da machte es auch nichts, wenn wir mal einen Marsch über 10 - 12km gemacht haben. :-)
Für Fußballer kein Problem, aber viele die kein Aktivsport machen, hatten zu tun. Diese haben wir aber tatkräftig unterstützt in dem wir ihnen Gepäck abgenommen und unter Kameraden aufgeteilt haben. Die Ausbildung hat mir persönlich eigentlich viel Spaß gemacht, sicher, es gab Momente wo ich mir gewünscht hab, wie gerne ich doch Zivildienstleistender gewesen wäre, aber die haben wir alle überstanden. Wenn ich heute noch daran zurück denke, dann weiß ich , dass ich alles richtig gemacht hab. Wir haben gelernt mit Karte und Kompass umzugehen, uns Stellungen zu graben, sind über die Hindernisbahn gerannt, haben viele verschiedene Waffen kennen gelernt und diese auseinander und zusammen zu bauen! Wir haben lange darauf gewartet endlich einmal mit scharfer Munition schießen zu dürfen. Im Gelände sind wir entweder in einen Simulator gegangen oder haben mit Platzpatronen geschossen.
Nach 3 Wochen sind wir das erste mal auf einen Übungsplatz gefahren. 1 Woche lang schießen, mit scharfer Munition. Am Ende waren es zwar nicht allzu viele Schüsse, da die Bundeswehr sparen muss, aber es war trotzdem lustig auf Pappscheiben oder Alumännchen zu schießen, jeder mehr oder weniger erfolgreich. Nachdem wir wieder in der heimischen Kaserne waren, stand nach dem Wochenende gleich ein BIWAK an... ( Bundeswehr Im Wald Außer Kontrolle ;-) )
Nun hieß es, alles Klamotten packen und es ging raus in den Wald... Unser erstes BIWAK wurde leider nach 2 Tagen abgebrochen, da es ununterbrochen durchgeregnet hat und wir komplett nass waren. Die Ausbildung hatte auch nicht wirklich Sinn gehabt, da die Stellungen mit Wasser vollgelaufen waren. Schade.
Aber in den 2 Tagen haben wir gelernt nasses Holz mit Schuhcreme und Keksen zum brennen zu bringen. Wenigstens was...
In den Folge Wochen bekamen wir noch eine Sani - Ausbildung. Das war mal eine willkommene Abwechslung... kaum Stress und alles ging locker zu. Aber das Beste war, es haben uns Sani - Frauen unterrichtet! Welch Augenschmaus!! Bei uns in der Kaserne gab es kaum Frauen. Einzig im Sani - Bereich liefen welche rum... Schade eigentlich! Wo es doch so viele Männer dort gibt.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass die Ausbildung relativ locker zu ging. Ich fand es ab und zu ein wenig übertrieben, aber es war das was wir wollten. Wir hätten auch Zivildienst machen können. Und eigentlich macht es Männern doch Spaß,
im Schlamm zu kriechen, Löcher zu graben, Schießen und Rennen... Da kommt das Kind im Manne durch! Nach 3 Monaten stand die Rekrutenprüfung an. Hier wird normaler Weise alles geprüft was man in der Ausbildung gelernt hat. Da wir aber zum Hochwassereinsatz waren, konnten wir die Ausbildung nicht vollständig machen. So bestand die Prüfung bei UNS lediglich aus einem 20km Marsch. War nicht weiter schwer!


3. Der Hochwassereinsatz

Wie ihr ja wisst, gab es im vergangenen Sommer das schlimme Hochwasser. Auch die Pioniere des Batallions 701 aus Gera wurden gerufen um mit zu helfen. Wir wurden Freitag Vormittag darüber informiert das wir nicht nach Hause dürfen, sondern es zum Hochwassereinsatz gehen sollte. Wir packten nur das nötigste ein und fuhren 2 Stunden später schon auf der Autobahn. Es hieß als erstes, dass wir nach Dessau verlegen sollten. Dies wurde aber geändert. Den beim Bund ist nichts beständiger als die Änderung! Wir fuhren nach Bitterfeld. Der Hochwassereinsatz war meiner Meinung nach ein trauriges und einschneidentes Erlebnis. Wir haben viel Leid und Trauer gesehen. Jeder der selber mitgeholfen hat weiß, wie schwer das schufften war! Es mussten Säcke gefüllt, LKW´ s beladen und Sandsäcke gestapelt werden. Waren diese vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen, konnten wir diese zu einer riesigen Wand aufbauen und die Wassermassen abhalten. Der Einsatz hat sehr viel Spaß gemacht und hat auch viel Kraft gekostet. Aber wir haben es für einen guten Zweck getan. Wer die leidenden Menschen gesehen hat, wer gesehen hat wie Häuser davon schwimmen und ganze Existenzen zu Grunde gehen, der wird froh sein dabei gewesen zu sein, und geholfen zu haben, das Leid zu lindern! Der Einsatz insgesamt hat 2 Wochen gedauert und hat ganze 8 Euro mehr Lohn gebracht! :-)


4. Die letzten Monate

Nachdem die ganze Zeit der Ausbildung vorbei war, begann das “ruhige” Leben bei der Bundeswehr. Wir wurden befördert und hatten jeden Tag pünktlich 16:30 Uhr Schluss. Zu meinem Glück wurde ich auf einen Fahrschullehrgang für LKW mit Anhänger ( B, C, E ) nach Straussberg/ Berlin geschickt. Dieses Glück haben nicht viele. Der Lehrgang ging 7 Wochen und war eine ganz ruhige Zeit. Abends haben wir Berlin erkundet und sind ordentlich feiern gegangen. Die letzten 3 Monate in der Bundeswehr gingen meiner Ansicht nach wie im Flug rum. Wir haben Aufgaben erledigt, die völlig sinnlos und unnütz waren. Haben LKW´ s gewaschen, haben Paddel gestrichen und Boote bemalt... Ja solche Aufgaben hat die Bundeswehr. Ich kann noch vom Glück sagen das ich LKW Fahrer gewesen bin, so konnte ich den ganzen Tag fahren und hatte einen total easy Job. Da ich in einer Brückbaueinheit war, sind wir ab und an zu Einsätzen gefahren und haben Brücken instand gesetzt.
So schnell gingen 9 Monate um. Die letzte Woche war total super. Nix mehr gemacht und nur noch darauf gewartet das alles endlich vorbei ist...


FAZIT:

Meiner Meinung nach war die Bundeswehr eine absolut geile Zeit. Ich habe viel über Disziplin und Ordnung gelernt, habe einen LKW Führerschein geschenkt bekommen
( wer kann das als 20 Jähriger schon sagen ) und habe vor allem viele neue Kameraden kennen gelernt. Mit vielen habe ich heute noch Kontakt und hoffe das es natürlich auch weiterhin so bleibt. Einzig die ersten 3 Monate der Ausbildung waren ein wenig hart. Aber jeder wird dies überstehen! Jetzt, wo es vorbei ist, schaut man zurück und denkt sich, was für eine schöne Zeit das war. Ihr werdet es vermissen!

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