Bundeswehr Testbericht

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Erfahrungsbericht von BoogiePimps

Grundausbildung beim Heer

Pro:

Erfahrungswerte

Kontra:

Willwnssache

Empfehlung:

Nein

Ich möchte euch heute meine Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen meiner Grundausbildung beim Heer nahebringen. Vorab möchte ich sagen das ich auf die Musterung. Es geht also um die reinen 2 Monate Grundausbildung. Nach der AGA gibt es bei nicht viel zu erzählen, denn ich war in der Instandsetzung und baute Auto und Panzer. Also nicht sehr aufregend.

Vorweg
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Nachdem ich die Musterung hinter mir hatte, bekam ich kurze Zeit später meinen Einberufungsbescheid. Ich sollte meine 9 Monate im Jägerlehrbataillon 353 in Hammelburg (Unterfranken) hinter mich bringen. Als ich diesen Brief in der Hand hielt und dies lies, wußte ich das jetzt der Moment ist von dem sich alles verändern würde. Denn von nun an ist man nur noch am Wochenende zu Hause und wenn man mal Urlaub hat. Und für mich, der noch nie länger als ein paar Tage aus dem Alltag gerissen wurde, war klar das dies eine große Lücke hinterlassen würde. Von nun an hatte ich immer ein mulmiges Gefühl, denn die Zeit zum gehen rückte immer näher. So verbrachte ich die letzten Tage viel mit meinen Freunden, was es im Enddeffekt noch schlimmer gemacht hat. Tja dann war es soweit, der 03.09.01 stand kurz bevor. Noch einmal mit den Kumpels was trinken gehn und dann ging es los. Am nächsten Tag um 10.42 Uhr fuhr mein Zug in einen neuen Lebensabschnitt. Hammelburg war ca. 2 Stunden von mir zu Hause entfernt. Also saß ich nun im Zug und meine Gedanken drehten sich um das was mich dort erwarten würde und um zu Hause. Angekommen am Bahnhof in Hammelburg warteten auch schon hundert andere Leute die sich für den Bund entschieden haben. Nach 30 min. warten, kam dann der Bus von der Kaserne und beförderte uns dorthin. Diese 15 min. Busfahrt waren die letzten Minuten Freiheit. Angekommen an der Wache mußten wir alle raus und dem Wachhabenden unsere Einberufungsbescheide, dies waren in den ersten Wochen unsere Militärausweise, vorzuzeigen. Nun begann meine Zeit beim Bund.

03.09.01 - 30.09.01
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Im ersten Monat ist ja soviel passiert, aber besser ich erzähl es euch. Nachdem wir nun in der Kaserne waren, dachten wir so jetzt erstmal ruhig machen, doch nichts wars. Denn nun bekamen wir die Disziplin und Härte im Militär zu spüren. Sowas kennt man ja nur aus Filmen, aber ich kann euch sagen es ist wirklich so. Jetzt wurden wir in 3.Züge eingeteilt, ich selber war im ersten. Danach ging es ab in die Wäschekammer um Bettwäsche und ABC-Ausrüstung zu empfangen. Dann kamen noch unzählige Formalitäten. Nach dem ersten Tag war ich so kaputt und als ich abends, um 23 Uhr war Zapfenstreich, im Bett lag dachte ich die ganze Nacht nur an zu Hause. 5 Uhr frühs am nächsten Tag ging es wieder raus, denn nun standen die ärztlichen Untersuchungen an. Vor - u. Hauptuntersuchung und zahnärztliche Untersuchung. Man das war echt eine Geduldssache. Ich sage euch, die ersten 2 Tage der Woche sind die schlimmsten, denn ab Mittwoch kann man zurückzählen. Am dritten Tag dann war es soweit, wir haben unsere Kleidung empfangen. Wenn ich ehrlich bin, diese Flecktarnklamotten haben irgendwas. Nachdem wir unsere Kleidung auf der Stube hatten, ging es nun dran den Spint einzuräumen. Natürlich dachten wir alle dies sei eine Aktion von 10 min., doch nichts wars. Zu unsere Überraschung mußten wir alle auf dem Flur antreten, denn nun wurde uns gezeigt wie man den Spint militärisch korrekt einräumt. Ich dachte nur noch, sind die noch ganz sauber ??? Aber das war erstmal der Anfang. Denn nun mußten wir auch noch jeden Früh und jeden Abend putzen und zwar das Revier was einer Stube zugeteilt wurde. Zum ersten Mal hatten wir abends ein bissel Ruhe uns so konnten wir uns mal nen bissel näher kennen lernen. Viele kamen aus dem Osten(Leipzig und die Gegend). Meine ersten Eindrücke von meinen Kameraden waren gut. Man verstand sich sofort super. Fand ich sehr gut, denn konnte man die Zeit die man nicht zu Hause war, besser überbrücken. Die erste Woche ging zu Neige und alle freuten sich schon auf zu Hause. Tja doch dann kam der Rückschlag, unsere Vorgesetzten sagten uns das wir das erste Wochenende in der Kaserne bleiben und erst nächstes Wochenende heimkommen. Für mich brach in diesem Moment eine kleine Welt zusammen, denn ich habe mich so gefreut auf zu Hause. Die Tage vergingen, frühs um halb sechs gab es Unterricht über Verhaltensweisen und Waffen. Dort mußte man kämpfen wach zu bleiben, also das war schon richtig hart. Dann begannen die ersten Ausbildungen, wie z.B. ABC-Ausbildung(Verhalten bei biologischen und chemischen Kampfstoffen), Bewegungsarten(Kriechen, Gleiten), Formale Ausbildung, Sanitätsausbildung(sehr hilfreich für den Führerschein, denn man brauch den Dekra-Lehrgang nicht zu machen, außerdem ist das erste Hilfe, was nur LKW-Fahrer machen) und natürlich Schießausbildung. Darauf haben wir uns alle gefreut. Also raus auf die Schießbahn und losgeballert. Dort machten wir erst Übungen und später dann Wertungsübungen, denn es war möglich sich ein Abzeichen für schießerische Leistungen zu verdienen. Das war natürlich ein Ansporn für jedermann. Nicht zu vergessen waren die Ereignisse am 11. September. Wenn man da bei der Bundeswehr ist,hat man echt verloren. Denn wir durften so schon kaum viel machen, aber dadurch wurden die Sicherheitsmaßnahmen noch mehr verstärkt. Im Unterricht der politischen Bildung war das dann Topthema Nr. 1. Aber es hatte auch Vorteile, denn man war ständig auf dem laufenden und man hatte mal ruhige Minuten. Dann war da noch das BiWak(bei uns hieß das : Bundeswehr im Wald außer Kontrolle), aber was es wirklich heißt weiß keiner so richtig. Um es milde zu sagen, es war ein 4 tägiges Zelten im Wald des Truppenübungsplatzes. Doch da mußte mann wirklich an seine Grenzen gehen. Erst der 6km Marsch zum Platz wo wir campierten. Dann die Nächte, die Hölle. Zuerst einmal mußten wir den Platz der Gruppe aufbauen, das hieß Zelte aufbauen, Waschplatz bauen, Feurstelle graben, Stellungen bauen wo wir nachts die meißte Zeit verbrachten und den ganzen Tag Holz hacken. Den Tag über machten wir Ausbildung. Abends dann ging es richtig los. Ab 20 Uhr mußten die Stellungen besetzt sein. Das hieß 2 Stunden in einem Erdloch liegen bei Regen. Danach kam die Ablösung und man mußte gleich weiter um Feuerwache zu halten. Dies dauerte auch 2 Stunden. Zum Glück waren wir immer zu zweit, da konnten wir genug labern. Nach der Feuerwache konnte sich man dann ausruhen. Für schlafen blieb nicht viel Zeit, denn man hatte in der Regel nur 2-3 Stunden Pause, denn dann ging das Spiel wieder von vorn los. Ich nutzte die Zeit der Pause um ein bischen in Gedanken zu versinken. Tja nach 4 Tagen Natur waren wir heil froh wieder in die Kaserne zu kommen. Doch dazu mußten wir wieder 6km marschieren, eine Qual mit 30kg Gepäck, hatte man da schon richtig dolle Schmerzen. Doch es war noch nicht vorbei, denn noch am selben Tag stand das Waffen reinigen und das Ausrüstung reinigen an. Die ging bis in die Nacht und ich hatte sowas von keinem Bock mehr. Aber gut das es die Vorgesetzten gab, die einen immer wieder angetrieben haben. Dann kam das langerwartete Wochenende. Voller Vorfreude machten wir uns auf den Weg nach Hause. Dort angekommen hatte ich viel zu erzählen. Es tat wieder richtig gut unter Freunden zu sein. Tja doch das Wochenende hat nun mal nur 2 Tage und so lange ich mich drauf gefreut hatte, so schnell war es auch wieder rum. Also ging wieder auf zum Bund. In den nächsten zwei Wochen tat sich nicht mehr viel, wir machten immer dasselbe. So ging der erste Monat AGA (Allgemeine Grundausbildung) zu Ende. Schon jetzt hatte sich der Zug in dem ich war, fest zusammengeschweißt. Ich hatte schon richtig gute Freunde dort gewonnen.

01.10.01 - 31.10.01
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So der 2 und letzte Monat AGA begann. Mittlerweile hatten wir uns schon richtig eingelebt. So langsam wurde der Bund zum Alltag,natürlich dachte ich noch viel an daheim, aber es hielt sich in Grenzen. Am 07.10.01 hatten wir dann unser Gelöbnis. Das ist die feierliche Zeremonie wir geloben unserem Vaterland treu zu dienen und es zu verteidigen, wenn es sein muß bis zum Tod. Tolle Sache, denn danach gab es im Festzelt Bier bis zum abwinken. Tja und das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Bis ins besinnungslose ging es dort. Nach ein paar Stunden normalen Lebens, ging es dann wieder zurück zum Standort. Manche waren froh wenn sie ihr inneres noch bis auf Toilette bringen konnten, andere hingegen haben es sich schon im Bus durch den Kopf gehen lassen, tja und wie sollte es auch anders kommen, durften wir dann den Bus noch sauber machen. Dann ab ins Bett, oh man war ich froh das ich da drin lag. Am nächsten Tag dann gabs erstma ne Moralpredigt von unsrem Zugführer, aber in einer Lautstärke, wahnsinn ich wußte gar nicht das man so laut schreien kann. Aber so richtig hat mich das nicht interrisiert. Dann kam nochmal ein BiWaK, in dem wir ein 12km Nachtmarsch machten. Der blanke Horror, ihr wisst ja gar nicht wie lange 12km sein können. Ansonsten war es wie immer das selbe, schlaflose Nächte, Streß und Regen. Nachdem wir dies überstanden haben, unsere Ausrüstung gereinigt hatten waren erstmal ein paar ruhige Tage angesagt. Dann kam ein Tag - u. Nachtschießen auf der Scheißbahn. Das hieß es stellten sich in verschiedenen Entfernungen Holzscheiben auf die man dann abschießen mußte. Am Tag schön und gut, doch in der Dunkelheit der Nacht, oh man ich sag euch da habe ich gesehen wie hilflos wir doch sind wenn so ein Angriff mal nachts kommt. Da hilft auch die Feldbeleuchtung nichts. Dies ist kein Licht, sondern Patronen aus einer Signalpistole, die dann aufleuchteten. Aber ein war toll, wir durften das Nachtsichtgerät benutzen und ist richtig cool. Wir standen da im Wald, es war stockdunkel, dann machten wir den Restlichtverstärker an und alles war grün und taghell. Wahnsinnige Erfahrung !!! Das Ende der AGA war greifbar nah, nun stand uns nur noch eins im Weg, die Rekrutenbesichtigung. Dies war so zusagen die Prüfung um nachzuschauen ob wir alles noch können was wir gelernt haben. Die Prüfung war mal wieder verbunden mit einem Biwak. Echt toll dachte ich mir, aber da ich muß ich durch. Also schickten wir uns an das letzte Biwak zu machen. Wie immer das selbe am Tag und der Nacht. Am nächsten Tag dann ging es früh los. Es ging zuerst zur Schießbahn wo wir zu erst Karte-Kompaß-Lesen machten. Und dies wie soll es auch anders sein im strömenden Regen. Danach ging es auf die Schießbahn, dort zeigten wir was wir alles gelernt haben. Als nächstes kam die Sanitätskampfbahn. Dort mußten wir Schleiftricks zeigen, Erste Hilfe leisten, eine Trage behelfsmäßig bauen und einen verwundeten Soldaten einen Berg hoch schleppen. Auf dem Weg zurück zum Platz der Gruppe. Als wir auf einem großen Feld angekommen waren, gab es plötzlich ein großen Knall. Unser Zugführer hatte einen Angriff simuliert um zu sehen wie wir uns in so einer Situation verhalten. Und das war schon voll hart, so richtig realistisch halt. Schon nen komisches Gefühl, das könnt ihr mir glauben. Naja nachdem wir das Überstanden hatten, noch ein Marsch zurück zum Platz der Gruppe und dann war alles vorbei. Am nächsten Tag ging es wieder rein in die Kaserne. Das lezte Mal noch Ausrüstung gereinigt und dann kam die Litzenausgabe. Wir bekamen grüne Litzen für die Truppengattung Jäger. Ab da an waren wir also Jäger und wir waren stolz drauf diese harte Zeit erfolgreich hinter uns gebracht zu haben.

Schlußwort
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Da ich in eine andere Kompanie versetzt wurde, hieß das für mich das ich manche von meinen Kameraden nicht mehr so oft sehen könnte. Das war nicht so einfach, denn in den 2 Monaten AGA haben sich richtig dicke Feundschaften gebildet. Aber ich bin auch darüber weggekommen, denn im Inst-Zug waren auch noch andere mit denen ich mich angefreundet hab. Die letzten Monate waren für mich wie ganz nomaler Alltag. Die Bundeswehr ist für mich ein normaler Job geworden. Trotzdem war ich froh als die 9 Monate vorbei waren. Ich habe noch von vielen Kameraden die Telefonnummer und werde mich kümmern diese Freundschaften aufrecht zu erhalten. Für jeden der vor der Wahl steht, hoffe ich ich konnte ihm ein bissel helfen. Klar die AGA ist die echt die Hölle, aber wenn mich jetzt jemand fragen würde ob ich den Bund nochma nehmen würde wenn ich die Wahl hätte, würde ich \"JA\" sagen !!!

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