Call Center Agent Testbericht

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ab 23,12
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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von fledermaeuse

Ich bin ein Agent ;o)

4
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  schlecht
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

keine große Anstrengung

Kontra:

schlechter Verdienst

Empfehlung:

Ja

••• Vorwort: •••

Einige wissen ja sicherlich das ich seit geraumer Zeit zu den zig Arbeitslosen gehöre und da ich auf eine Umschulung warte suchte ich mich nach Möglichkeiten um etwas zu tun. Da man laut Arbeitsamt gerne einen Nebenjob annehmen darf von dem man satte 165 Euro extra verdienen darf und der Rest wird vom Arbeitslosengeld abgezogen bzw. angerechnet. Jetzt wird der ein oder andere sagen das er für 15 Stunden pro Woche nicht arbeiten geht, wenn dabei nur 165 Euro rausspringen, aber einerseits wollte ich was tun und zum anderen sind 165 Euro mehr als nichts und als Arbeitsloser kann man jeden Cent gebrauchen der sich einem bietet.

Nachdem ich wusste das die Behörden noch ziemlich lange brauchen werden und ich mit meiner Umschulung nicht dann starten konnte wann ich wollte, ging ich auf die Suche nach einem Nebenjob.
Es war kein leichtes Unterfangen aber irgendwann fand ich das passende oder der Job fand mich... kommt immer drauf an aus welchem Blickwinkel man es sieht ;o)

Ich hatte einige Bewerbungen für Call – Center – Aufgaben abgeschickt, telefoniert usw. Überall gab es einen Haken oder man sollte den Leuten die man anruft was aufquatschen. Ich habe zwar Verkäuferin gelernt, aber ich bin nicht gewillt die Leute am Telefon zu bequatschen das sie dies und jenes unbedingt brauchen.

Dann kam die rettende Anzeige. Ein Call – Center im Aufbau sucht dringend Mitarbeiter auf 400 Euro Basis. Ich rief an und schickte die Bewerbung los. Es dauerte genau einen Tag und ich bekam einen Rückruf und sollte mich persönlich vorstellen.
Das Gespräch verlief gut und ich war engagiert und ich war Happy ohne Ende. Gleich am nächsten Tag durfte ich meinen Job laut Arbeitsvertrag als Call – Center – Agentin beginnen. Was ich dort tue und wie ich es finde, dürft Ihr nun in meinem Bericht nachlesen ;o)



••• Wen rufe ich an und warum? •••

Dieses Call – Center ist keines das den Anrufern etwas verkaufen möchte... ganz im Gegenteil. Wir wollen das unsere Bezugspersonen und Zielgruppen mit unserem Service rundum zufrieden sind und damit das auch so ist, müssen wir sie sporadisch anrufen um es kontrollieren zu können und gegebenenfalls einschreiten zu können, wenn etwas nicht stimmt.

Jeder kennt bestimmt Kostenlose Zeitungen und Werbeprospekte. Für den ein oder anderen sind sie unwichtig und sogar lästig, andere wollen sie unbedingt haben und finden sie einerseits interessant und Angebote werden auch gerne gesehen. Unser Arbeitgeber sind also mehr oder weniger Firmen, die diese kostenlose Werbung und Anzeigen schalten. Dort wo ich arbeite gehört eine Druckerei dazu und natürlich die Verwaltung und Verteilung dieser Prospekte und Zeitungen.

Damit sie auch in den Haushalten ankommen wo sie erwünscht sind, müssen sie ausgeteilt werden und diese Verteiler nehmen es nicht immer so ernst wie sie es sollten. Manch einer trägt gar nicht aus, der andere schmeißt die Zeitungen irgendwo in den Container oder in irgendwelche Büsche, andere schmeißen bei Leuten ein, die ein Schild ‚Werbeverbot’ am Briefkasten haben, andere werfen es einfach in den Garten usw. usw. Natürlich gibt es auch Austräger die ihre Arbeit richtig und gewissenhaft erledigen.

Nun bekommen wir den Auftrag das zu kontrollieren und dazu werden wöchentlich Menschen angerufen die unsere Prospekte und Co. erhalten sollten. Wir haben eine Datenbank ( eine offiziell gekaufte Telefonliste mit Lizenz ) und dort werden Bezirke herausgesucht und nun ruft man gewisse Strassen, Orte und Menschen an und fragt freundlich nach ob Zeitung XYZ angekommen ist oder XYZ Werbeprospekt.

Mehr wollen wir meist nicht wissen. Wenn einer Nein sagt, dann haken wir nach ob er evtl. Werbeverweigerer ist, oder das Haus ein wenig abseits steht und das war es dann auch schon was wir von dem angerufenen wollen... natürlich ist das nicht alles was wir tun, aber das ist nun der Teil, den Ihr mitbekommen würdet, wenn ich bei Euch anrufe ;o)

Um das ein wenig näher zu beleuchten muss ich ins Detail gehen, wobei ich gleich sagen muss, das jedes Call – Center anders arbeitet und es auch immer drauf ankommt, für was man dort sitzen muss. Es gibt zig Arbeiten die über ein Call – Center abgewickelt werden können, aber ich kann eben nur über meinen Arbeitgeber sprechen und nicht über Telefonseelsorge, oder gar Verkauf von NKL – Losen oder Abo’ s... das ist bei meinem Bericht bitte zu beachten... nicht das nachher jemand sagt, das es bei ihm aber ganz anders läuft im Call – Center ;o) Das ist mein Bericht und meine Meinung ;o)



••• Mein Umfeld / Arbeitsplatz: •••

Unser Betätigungsfeld ist im Grunde recht nett gemacht. Ein gemütlicher Raum mit Teppich und großen Fenstern so das auch genug Tageslicht herein kommt. Es stehen bisher 4 große Tische im Raum und in diesem wird es so bleiben bis der neue, große Raum auch in Betrieb genommen wir. Diese 4 Tische sind im Kreis formiert, so das jeweils 4 Leute Platz haben und damit jeder ein wenig für sich ist, hat man kleine Raumteiler für den Tisch so das man wirklich rundum vor dem Blick der anderen Telefonier geschützt ist und man ein angenehmeres Arbeiten haben soll. Leider ist der Geräuschpegel ab und an doch recht hoch und man muss sich Mühe geben, konzentriert bei der Sache zu bleiben, aber ich habe schon schlimmere Arbeitsplätze in dem Bereich gesehen und daher werde ich mich für die paar Stunden die ich im Monat da bin auch nicht beklagen.

Was eher negativ ist, das ist das Arbeitsmaterial. Sicherlich hat man gute PC’ s aber leider eine bescheidenen Software, die manchmal sehr lahmt und hin und wieder ganz ausfällt. Sicherlich haben wir einen guten IT – Mensch im Haus, aber gut ist nicht immer gut genug und mehr möchte ich dazu lieber nicht sagen... nur eines noch... wenn man selbst Programme entwirft, sollten sie auch gut zu handhaben sein, denn minderwertiges bekommt man genug zu preiswerten Anteilen zu kaufen und muss dafür keinen IT Profi einstellen der viel Geld verlangt.

Die Anschaffung von Flachbildschirmen macht in meinen Augen nur den Sinn, wenn sie nicht aus optischen Gründen gekauft wurden und das unterstelle ich dem Käufer hier einmal. Man hat eine schlechte Auflösung auf einem 15 Zoll Monitor und auf den muss man ständig starren und wenn man dünn geschriebene Zahlen hat und schon eine Brille trägt wird es manchmal unerträglich auf den Monitor zu starren. Einstellungen können auch nicht vorgenommen werden und daher ist das für mich eher eine Sache die in den privaten Bereicht gehört und man hier mehr auf Qualität hätte achten müssen, aber die Teile würde ich noch nicht mal zu Hause nutzen wollen... noch nicht mal geschenkt.

Ebenso Tastatur und Maus.. alles sieht super aus, aber wenn einem in 5 Stunden die Maus 20 x den Dienst versagt und 50 mal der Ball heraus fällt und keine Ersatzmaus da ist, wird man schier verrückt und ich vor allem sehr launisch.
Eine Telefonanlage, die immer dann ausfällt, wenn man mitten im Gespräch ist, steigert nicht die frohe Laune der Gesprächspartner und sollte daher nicht so oft vorkommen wie es das hier tut.

Headsets sind nett, wenn sie praktisch sind und nicht unbedingt auf beide Ohren drücken. Man hat in vielem einfach am falschen Eck gespart und das finde ich persönlich bedenklich. Die Reparaturkosten und Erneuerungen sind am Ende kostspieliger als von Anfang an gutes Material zum arbeiten bereitzustellen, aber das muss unser Chef entscheiden, aber es sind Dinge die zu meiner Arbeit gehören und daher zähle ich sie auch auf ;o)

Ein kleines Beispiel.... das Call – Center ist seit August 2003 in Betrieb und ich würde keinem raten sich mit einem großen Plumps in die Stühle zu setzen. Erst fallen Armlehnen ab, dann die Sitzlehne und wenn man Pech hat, rutscht man während des Telefonierens mal kurz eine Etage tiefer, weil die Stühle einfach nicht mehr belastbar sind und alle Knöpfe und Hebel ausgeleiert sind.... optisch sieht alles perfekt aus, aber in der Praxis wird es dann ein wenig haarig und lässt mich tief blicken.



••• Anlernzeit und Einführung: •••

Anlernzeit kann man es eigentlich nicht nennen, da diese sich auf 2 Stunden beschränkte im Regelfall und bei mir auf eine Stunde zuhören und dann loslegen. Mann muss eigentlich nur wissen wie man das Headset aufsetzt, welche Programme man zum verarbeiten der Daten benötigt und wo man sie findet und man darf nicht auf den Mund gefallen sein und schon kann man in jedem Call – Center arbeiten, wenn man dabei nie vergisst freundlich zu sein.

Ich saß einfach neben einer Kollegin und konnte so zuhören wie sie sich so anstellt und dann startete ich meine Karriere als Telefonistin ;o)
Ich muss allerdings dazu sagen das es sich hierbei dann nur um die ‚normalen’ Anrufe handelte. Den Service – Bereich und alles andere kam nach und nach auch noch hinzu und lief mit der Anlernerei genauso ab. Nichts weltbewegendes und demzufolge auch für jeden geeignet, der reden kann und keine Angst vor Leuten am anderen Ende hat.

Keine Hexerei auch wenn einige Sachen doch Tücken aufweise, aber dazu komme ich später noch mal, denn in der ‚Anlernzeit’ war natürlich nichts, wo etwas schief lief... so was kommt immer später und vor allem wenn man nicht damit rechnet ;o)

Inbound (IB) /Outbound (OB) werde ich dann natürlich auch noch etwas näher durchleuchten, denn alles so über einen Kamm scheren möchte ich es nicht, aber keine Sorge... es wird keine Hochwissenschaftliche Abhandlung ;o)



••• Was muss ich tun? •••

Was muss man alles tun? Anfangs dachte ich auch das es ein Kinderspiel ist, einfach mit ein paar Leuten am Telefon zu reden, aber weit gefehlt. Bei uns ist es so, das Kontrollen sicherlich das einfachste sind, aber man auch hier einige Dinge beachten muss. Um das alles ein wenig übersichtlicher zu gestalten und damit Ihr ein richtiges Bild von meinem Job bekommt, habe ich mich entschlossen die einzelnen Aufgabengebiete zu zerpflücken. Es erleichtert mir das Schreiben und Ihr habt den besseren Durchblick... hoffe ich jedenfalls ;o)

• OB

Outbound sind alle Anrufe die wir nach Außen hin tätigen. Das bedeutet wir haben Namen, Adresse, Telefonnummern in diversen Orten wo wir unsere kostenlosen Zeitungen und Prospekte verteilen lassen und greifen uns erst mal wahllos ein paar Leute aus einer Strasse heraus. Meist sind es drei Calls ( Anrufe ) pro Strasse. Wir rufen an und fragen freundlich nach ob XY bei ihnen im Briefkasten war und reagieren dann auf ein ja oder nein.
Die Daten werden bei uns gespeichert und jeder Kommentar festgehalten. Bei einem Ja sind wir sehr zufrieden und für uns ist die Strasse dann im positiven Sinne erledigt. Bei einem Nein, wird es verfolgt, denn dann könnte es natürlich sein, das unser Austräger Geld bezieht für eine Leistung die er nicht erfüllt und das schmeckt einerseits uns nicht und schon gar nicht den Firmen, die Werbung in diesen Zeitungen geschaltet haben und dafür viel Geld zahlen.
Sind in der Strasse vermehrt keine Zeitungen ausgetragen wurden, wird ein Außendienstmitarbeiter mittels Mail informiert, die er automatisch über unser PC – System zugestellt bekommt. Er muss sich dann mit dem Austräger auseinandersetzen und wenn es mehrmals vorkommt, muss man sich von dem Austräger leider trennen, denn er bedeutet Geldausgaben die keiner tragen will.

Natürlich gibt es auch Leute die nicht mehr wissen ob sie die Zeitung bekommen haben.. das wird dann so vermerkt und fertig ist die Sache von unserer Seite auch, aber nützlich ist so eine Aussage leider nicht.
Ebenso gibt es Werbeverweigerer. Die beziehen von uns auch nichts, da unsere Verteiler angewiesen sind niemals dort etwas in den Briefkasten zu werfen, da man uns rechtlich belangen könnte, wenn wir es doch tun.

Dann haben wir Anrufe zu tätigen die unseren Kunden sehr wichtig ist. Firma XY hat evtl. Prospekte von uns verteilen lassen und die sind nie am Bestimmungsort angekommen. Nun will er wissen warum, denn er hat dafür bezahlt und unter Umständen hat er durch dieses ‚Nichtverteilen’ Einbußen zu verzeichnen, da die Kunden wegbleiben.

Bei solchen Aufträgen sind meist Namen vorgegeben, die sich bei den Firmen in eine Beschwerdeliste eingetragen haben. Diese Leute werden dann gezielt angerufen und man fragt nach, ob es denn wieder läuft oder nicht. Erreicht man die spezielle Person nicht, muss ein Nachbar angerufen werden und somit bekommt man auch seine Informationen.

Klingt verwirrend, aber die richtige Verwirrung kommt erst noch, denn das hier ist absolut leicht und man muss sich wirklich nicht großartig anstrengen und es erfordert auch nicht unbedingt viel Hirn, wenn man einigermaßen gewissenhaft die Daten in den PC eingibt.
Eine Arbeit die jeder durchführen kann und die auch nicht viel Ärger bedeutet. Sicherlich ist es müßig die Leute anzurufen und es passiert schon mal das man eine Stunde telefoniert und gerade mal einen Anrufer an die Strippe bekommt. Das ist meist in großen Städten so. Natürlich gibt es kleine Tricks für die Trefferquote. Man muss sich tagsüber am besten Namen raussuchen, die etwas älter klingen. Fritz, Hermine usw. sind Namen die evtl. auf Rentner zutreffen könnten und meist hat man Glück und sie gehen an die Strippe. Abends wähle ich bewusst junge Namen aus, da ältere Leute sehr früh schlafen gehen. Bisher bin ich mit der Art recht gut durchgekommen.

Sehr wichtig ist das man immer freundlich ist, auch wenn der andere bösartig wird. Denken kann man viel, aber nicht aussprechen. Am besten kommt man an, wenn man ein lächeln auf der Lippe hat. Der andere hört dieses Lächeln auch wenn es albern klingt und man auch ziemlich dämlich ausschaut, wenn man den Monitor anlacht beim telefonieren, aber der Klang der Stimme ist weicher, ehrlicher und klingt vor allem nicht gelangweilt und das macht wirklich sehr viel aus.

Das mit dem Lächeln trifft natürlich auch auf die anderen Gespräche zu die wir tätigen müssen.



• IB

Inbound sind nun Gespräche die zu uns kommen. Darunter fallen in erster Linie Bewerbungen die auf unsere Annoncen antworten, die fast in jeder Zeitung zu finden sind, die wir austragen lassen. Es werden sehr oft Spediteure und Verteiler gesucht und die landen nach dem sie die angegebene Telefonnummer gewählt haben unter Umständen bei mir am Hörer.

Bewerbungen werden von uns sofort aufgenommen und alle Daten die man von dem Bewerber benötigt in den PC eingespeist. Die Daten gehen dann sofort in die Abteilung und damit haben wir unsere Arbeit getan. Wir können allerdings wirklich nur die Daten aufnehmen.. Fragen zu Lohn oder sonstiges können wir nicht beantworten, da wir sie nicht kennen. Die Bearbeitungszeit von solchen Bewerbungen dauert oft sehr lange und manchmal rufen die Bewerber schon ganz verzweifelt an und dann wird in der Datenbank geschaut ob sich da schon etwas getan hat ( was meist nicht der Fall ist ) und dann muss man die Leute sehr oft beruhigen und auch vertrösten. Gerade bei Kids, die ihr Taschengeld aufbessern wollen, tut es mir sehr leid, aber Ihr müsst Euch vorstellen das am Tag ca. 100 Bewerbungen eingehen und das ist ein Haufen Holz und man geht nach einem ganz einfachen Prinzip vor... man arbeitet alles von oben nach unten ab.

Die Aufgabe ist recht trocken, aber manchmal passieren hier auch amüsante Geschichten. Einmal rief mich ein Knirps an wo man direkt merkte das er einen verulken will und im Hintergrund hörte man weitere Knirpse, die sich schon vor lauter lachen kringelte. Als ich dem Kleinen mitteilte, das ich ein paar Daten von ihm brauche, meinte er ganz frech... welche Daten denn... bei mir gibt es noch nicht so viel zu vermessen, das es sich lohnt aufzuschreiben, aber er arbeite daran.... da bleibt einem glatt die Spucke weg, aber ich musste trotzdem lachen und als er merkte das mir so was nicht peinlich ist, fing er an zu stottern und legte auf ;o) Gut das wir keine 0190 – Nummer haben ;o)

Reklamationen kommen auch unter dieser Nummer durch. Meist geht es dann darum, das jemand seine Werbung nicht bekommt, oder einer beim spazieren gehen gesehen hat, das einer die Zeitungen nicht austrägt, sie dafür aber irgendwo in eine Tonne stopft oder gar in ein Waldgebiet. Diese Fundsachen müssen von uns abgeholt werden und wir koordinieren das. Strafanzeige geht gleichzeitig auch raus, da es eine Umweltverschmutzung ist, die wir nicht dulden.

Natürlich gibt es auch Reklamationen, das man statt einer Zeitung zwei bekommen hat, oder die Zeitung im Gartentor hängt, statt im Briefkasten.. das mag für viele lächerlich klingen, aber für die Betroffenen ist es eine sehr ernste Angelegenheit und wir nehmen sie ernst und man bleibt vor allem immer sehr freundlich... egal wie aufgebracht der Gegenüber ist.

Hier muss man vor allem sehr gut zuhören können, da gerade die aufgebrachten Leute keine Geduld mehr haben sich tausendmal zu wiederholen. Man schreibt alles mit was er sagt und versucht so viele Informationen einzugeben wie der andere preisgibt und so wenige Fragen zu stellen... wenn es geht. Hört man hier nicht genau zu, verärgert man den anderen noch mehr und das ist nicht Sinn und Zweck unserer Arbeit und sollte vermieden werden. Es geht nicht immer, aber es passt schon.



• Hotline + Service / Zentrale

Diese Sparte fällt unter IB und OB und ist seit neustem erst meine Aufgabe, für die ich übrigens nicht eingearbeitet wurde, sondern es hieß einfach nur... MACH ES ! Na gut.. irgendwann schockt einem im Leben auch nichts mehr und man beißt sich durch ;o)
Die Hotline ist jeden Tag zu bestimmten Zeiten zu erreichen. Hier werden Fragen geklärt, Reklamationen angenommen, Bewerber notiert und so weiter. Sitzt man Samstags am Telefon ist es wieder eine ganz andere Sache, denn dann rufen Spediteure und Verteiler an, die vielleicht ihre Lieferung vermissen, wenn sie die Sachen von der Druckerei abholen und man muss sehr schnell organisieren und vieles gleichzeitig machen. Manchmal telefoniert man mit 2 – 3 Leuten gleichzeitig und man benötigt hier wirklich gute Nerven. Dann kommen noch die Tourenabmeldungen hinzu und der ständige Kontakt zur Druckerei, die einem die Zeiten nennen, wann etwas vom Band läuft und wann unsere Mitarbeiter die Ware in Empfang genommen haben. Das ist alles wichtig, wenn ein Verteiler zum Beispiel mittags immer noch nichts zum verteilen hat und dann können wir sehen ob die Sachen vielleicht noch in der Druckerei sind, oder der Verteiler einfach nur blind ist und seine Sachen nicht gesehen hat ;o)

Samstags arbeiten ist einfach genial. Meist sind wir dann nur zu zweit und es gibt Tage an denen es ganz ruhig ist und man so etwas Zeit für sich hat und keiner hat etwas dagegen wenn man sich unterhält oder gar ein gutes Buch liest... Hauptsache die Hotline ist besetzt. Dann gibt es wieder Tage da türmt sich die Arbeit und die Zeit vergeht im Flug. Hin und wieder telefonieren wir auch nach Verteilern, die in der folgenden Woche noch zusätzlich etwas austragen sollen und die müssen natürlich informiert werden.

Alles in allem ist es eine feine Sache und ich lasse mich in der letzten Zeit am liebsten Samstags einteilen.

Zentrale ist etwas arg nervig. Es rufen Leute an für Termine, fragen zu Gehalt, Lohnsteuer usw. und wir stellen sie wie Sekretärinnen zu den richtigen Abteilungen durch.
An sich keine große Aufgabe, wenn man die Personen kennen würde, die einen Stock tiefer arbeiten und zur selben Firma gehören. Man spürt hier deutlich das beide Abteilungen nicht gerade gut zusammenarbeiten. Wir wurden noch nicht mal der Geschäftsleitung vorgestellt und ich habe diese nur durch Zufall kennen gelernt, da ich nachfragte, ob man in dem Haus auch evtl. eine Umschulung machen kann, die ich ja im Grunde anstrebe und dazu musste ich mit dem Boss sprechen, der sich daraufhin zu uns einen Stockwerk höher begab.. eine sehr nette Person übrigens die sehr erstaunt darüber war, das so viele neue Gesichter dabei sind und ich glaube das war für meine Vorgesetzte nicht so vorteilhaft ;o)

Alles in allem könnte die Arbeit etwas besser organisiert sein, aber es ist in Ordnung, da ich ja eh nur für 15 Stunden in der Woche arbeiten darf, da mir sonst meine ganze Arbeitslosenunterstützung gestrichen wird... nur wen es interessiert... meine Arbeit erfolgt nur über Lohnsteuerkarte und man sollte es besser nicht drauf ankommen lassen es anders zu handhaben. Der Vater Staat ist nicht mehr so kleinlich wie vor zig Jahren ;o)

Die Bezahlung erfolgt bei mir jeden 15. des Monats und ich muss jedes Mal wieder einen Schein vom Arbeitsamt ausfüllen lassen, damit die mein Gehalt ans Arbeitslosengeld anrechnen können... ein kleiner Tipp noch am Rand... das Kilometergeld wird auch angerechnet, auch wenn die lieben Leute vom Amt erst mal etwas anderes sagen... lasst Euch nicht über den Tisch ziehen ;o)

So, aber ich denke das war es dann auch schon mit den Tipps für Arbeitslose, die doch noch hin und wieder den Hintern hoch bekommen und etwas aus dem Dilemma machen wo sie drin stecken und bitte sagt nicht das ich mir eine ordentliche Arbeit suchen soll... das geht erst nach einer Umschulung... ich hoffe die Ironie war deutlich zu spüren ;o)

Weiter im Text..............



••• Macht es Spaß? •••

Zu 90 % macht es ganz sicher Spaß. Aber Spaß am Job mache ich nicht nur von ‚Kunden’ abhängig, sondern auch vom Arbeitsfeld und das lässt doch manchmal etwas zu wünschen übrig. Auch wundere ich mich manchmal über die Art, die Menschen an den Tag legen. Gerade bei älteren Menschen habe ich nun bemerkt, das sie von jungen Respekt und Benehmen verlangen, aber selbst keines haben.
Sicherlich kann ich verstehen, wenn ein Mensch morgens um 4 Uhr aufstehen muss und schon um 19 Uhr im Bett liegt, nicht erfreut darüber ist, das so eine Tante mit unwichtigen Fragen um 21 Uhr anruft. Hier kann ich den Unmut und auch harte Worte verstehen, aber Witzigerweise sind diese Leute die Ruhe selbst und wenn man sich entschuldigt ist es schnell aus der Welt geschafft.

Leider gibt es auch viele aufgebrachte Menschen. Ich persönlich kann es verstehen, aber ich kann nicht verstehen, wenn man freundlich zu ihnen ist, diese sich sehr unflätig benehmen und mehr als nur dumme Kuh zu einem sagen. Das muss wirklich nicht sein und wenn man so genervt ist vom Telefon, dann sollte man wenigstens noch menschlich sein und daran denken, das am anderen Ende auch nur ein Mensch sitzt, der seinen Job macht und somit auch Steuern zahlt usw.

Natürlich kommen auch lustige Sachen vor. So hatte ich mal einen Anrufer, der sich über eine unmögliche Zustellung aufregte ( zu Recht ) und mir sein Leid klagte. Wir versprachen uns sofort drum zu kümmern und sofort war in dem Fall wirklich sofort, da gerade ein Mitarbeiter von uns in der Nähe war. Der Anrufer war wirklich sehr erbost und kaum zu beruhigen und ich weiß auch nicht wie ich es geschafft hatte, aber plötzlich war er sanft wie ein Lamm und gab bereitwillig Auskunft über Namen, Adresse usw.
Als ich alle Daten hatte, meinte er das ich wirklich eine sehr freundliche junge Dame sein ( ha... jung * g * ) und vor allem eine sehr beruhigende und freundliche Stimme hätte, der man anhört das ich lächeln würde. Ich bedankte mich artig mit einem lächeln und wollte mich verabschieden, als ich hörte wie er fragte ob ich noch Single wäre ;o)
Ich war völlig platt und bejahte es auch noch, aber im gleichen Augenblick meinte ich das ich bei dem Thema aber leicht eine gereizte Stimme bekäme, was er sehr lustig fand und mich fragte was für ein Baujahr ich wäre... he Männer.. Flirten am Telefon muss auch gelernt sein... eine Frau ist kein Auto ;o)
Ich habe irgendwie das Gespräch ohne Schaden zu nehmen beendet und wir lachten uns kringelig, als dann später unser Mitarbeiter vor Ort meinte, das der Kerl richtig nett aussah und er sich den Spaß erlaubt hat sich wie folgt bei ihm vorzustellen: Guten Tag ich bin Herr X von Firma X und wir haben gerade miteinander telefoniert ... dem anderen muss die Kinnlade gefallen sein bis in die Unendlichkeit, aber er hatte den Wink mit dem Lattenzaun verstanden und sich über den Mitarbeiter bei mir entschuldigt... obwohl er das nun wirklich nicht hätte machen müssen ;o)

Man hat also auch nette Begebenheiten und ich muss sagen das die 90 % nicht übertrieben sind und es macht auf seine Art und Weise sicherlich Spaß, auch wenn einem manchmal nicht zum Small – Talk zumute ist, oder man auch mal einen Tag hat, der mit Kopfschmerzen beginnt.. dann ist Stundenlanges Telefonieren und auch konzentrieren nicht unbedingt als Spaß anzusehen, aber ich denke diese Sachen machen jeden Job unerträglich.

Ich finde schon das es ein Job ist, der Spaß machen kann, wenn man gerne am Telefon quasselt und keine Angst vor Fremden hat. Ich persönlich würde mich aber weigern etwas am Telefon zu verkaufen. Ich verkaufe generell nichts, wenn ich dem anderen nicht in die Augen schauen kann ( außer bei Ebay * g * ) und lieber wäre ich dann als Vertreter auf der Strasse als am Telefon jemanden zu etwas überreden zu wollen... und daher finde ich meine Call – Center – Tätigkeit wirklich sehr angenehm mit seinen Fehlern, lustigen Begebenheiten und auch manchmal Stress.



••• Schlusswort: •••

Ich werde mit Absicht keinen Firmennamen nennen, da es zum einen Werbung wäre und zum anderen tut es keine Sache zu meiner eigentlichen Arbeit. Call – Center dieser Art gibt es zu Hauf und daher muss man auch keine Namen nennen.
Einige fragen jetzt sicherlich wie viel man dabei verdienen kann. Ich sage es Euch gleich.. es ist ein Hungerlohn, wenn man davon leben muss. Sage und schreibe 6 Euro gibt es je Stunde bei uns. Sicherlich kein Vermögen, aber man macht sich auch nicht kaputt dabei und für einen Job einfach mal so damit einem die Decke nicht auf den Kopf fällt oder etwas sein Geld aufzubessern ist es in Ordnung. Man sitzt im warmen und hat mit Menschen zu tun, aber ein Job für ganztags ist es nicht.. ich würde irre werden und soviel Sitzfleisch habe ich dann auch nicht und der Lohn für einen ganzen Tag... sorry vielleicht bin ich etwas verwöhnt, aber 6 Euro sind schon fast lächerlich wenig, aber immer noch mehr als gar nichts.

Ich hoffe ich konnte Euch mit meinem Bericht ein wenig helfen und Euch einen kleinen Einblick verschaffen was ich so mache, wenn ich nicht gerade daheim am PC hocke und Euch mit Berichten nerve ;o)

In diesem Sinne Eure © fledermaeuse alias PunkyLady.

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