Canon EF 28-135mm f3.5-5.6 IS USM Testbericht

Canon-af-28-135mm-f3-5-5-6-is-usm
ab 245,07
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Erfahrungsbericht von Herby_S

Ein Tolles Konzept gegen unverwackelte Fotos

Pro:

IS-Technik; ringförmiger USM; gute optische Werte

Kontra:

Teures Zubehör; Nur IS der ersten Generation

Empfehlung:

Ja

Man kenn das Problem: ein Film wurde durch die teure Spiegelreflex-Kamera gejagt, man läßt diesen im Fachgeschäft oder beim Discounter entwickeln - und ist maßlos enttäuscht über die produzierten Bilder.

Enttäuscht deswegen, weil die Bilder nicht die Klarheit haben, die man erwartet hat. Alles scheint irgendwie unscharf zu sein. Hmm....

Man läßt die Foto-Session noch einmal Revue passieren und kommt einfach nicht drauf, warum die Bilder so unscharf sind. War doch im Sucher immer alles richtig scharf; an einer falschen Fokkusierung kann es also nicht liegen. Selbst den schärfsten Film hat man sich geleistet und es kommt dennoch nicht zum erwarteten Ergebnis.

Das kann es doch nicht sein!

Was man jedoch nicht beachtet hat, ist die Tatsache, dass man ohne Stativ tunlichst die Belichtungszeit im Auge behalten sollte. Ja, man kennt eh die Faustregel, nach welcher man vorgehen sollte, um ein Bild nicht zu verwackeln. Einfach den Kehrwert der Brennweite des Objektives als längste Belichtungszeit wählen. Oder besser noch kürzer belichten. Das bedeutet, dass man bei 100mm Brennweite die Belichtungszeit auf maximal 1/100 Sekunde stellen sollte. Darunter, also beispielsweise 1/60 Sekunde oder noch länger führt dann vermehrt dazu, dass die Zitter-Bewegung des Fotografen das Bild zunichte macht. Dagegen hilft eigentlich nur ein stabiles Stativ - aber wer schleppt schon gerne so ein sperriges Zeug mit sich rum? Und vielleicht kann oder darf ich ein Stativ gar nicht verwenden.

Früher hätte man auf solche Aufnahmen verzichten müssen - oder eben in Kauf nehmen, dass das Bild verwackelt ist. Und dieses Verwackeln sieht dann so aus, als ob das Bild unscharf wäre.

Jetzt hatte Canon einen Geistesblitz: wenn es möglich wäre, diese Wackelbewegung beim Halten der Kamera festzustellen, dann wäre es prinzipiell kein Problem, diese Bewegung auf optischen Wege zu kompensieren. Man bräuchte ja nur eine einzige Linse im Objektiv so zu steuern, dass sie eine gegenläufige Bewegung ausführt. Damit würde das projizierte Bild wieder exakt dort erscheinen, wo es unmittelbar vor der Wackelbewegung war. Was eben dazu führt, dass das Bild jetzt schärfer abgebildet wird als zuvor.

Hochentwickelte Sensoren, die unter anderem aus der Weltraumtechnik bekannt sind, erkennen eben diese Bewegungen der Kamera samt aufgesetzem Objektiv - und ein bewegliches Linsenglied sorgt jetzt dafür, dass die Korrektur stattfindet. Diese Technik funktioniert so gut, dass bei 135mm Brennweite mitunter noch Zeiten möglich sind, die bei etwa 1/15 Sekunde liegen. Nach der Faustregel \"Kehrwert der Brennweite = Belichtungszeit\" wäre maximal eine Belichtungszeit von 1/135 Sekunde machbar, darunter würde man in jedem Fall ein Stativ benötigen. Bei besonders ruhigen Händen wären auch Belichtungszeiten von 1/8 Sekunde ohne sichtbaren Verwackelungen denk- und machbar (selbst ausprobiert).

So viel zur Technik, die nicht nur funktioniert, sondern dies auch in eindrucksvoller Weise.

Mechanisch ist dieses Objektiv aus einem hochwertigen Kunststoff gefertigt, was der Qualität meiner Erfahrung nach keinen Abbruch leistet. Der Tubus ist extrem leichtgängig (das führt mitunter dazu, dass das Objektiv von alleine in die Telestellung ausfährt, wenn es nach unten geneigt wird), dafür braucht man sich bei der Wahl der Brennweite nicht sonderlich anstrengen. Die Abbildungsleistung ist für diesen doch recht großen Brennweitenbereich sehr gut, vor allem was den Weitwinkelbereich betrifft. Im Vergleich mit einem Superzoom-Objektiv eines anderen Herstellers sind selbst bei Papierbildern in der Größe von 10x15cm deutliche Unterschiede erkennbar. Der Telebereich bis 135mm ist für die meisten Standard-Aufnahmen ausreichend dimensioniert, obgleich man sich manchesmal gerade \"oben\" etwas mehr wünschen würde. Details bei Gebäuden, Portraits und Landschaftsausschnitte sind trotzdem sehr gut möglich. Die kleines Naheinstellung beträgt gerade noch brauchbare 50cm; damit ist ein Abbildungsmaßstab von etwa 1:5 möglich - das bedeutet, dass ein 1cm großes Objekt am Film eine Länge von etwa 2mm erreicht oder umgekehrt ein 5cm langes Objekt etwa 1cm am Film. Wohlgemerkt am Film - was am fertigen Bild (Papier, Leinwand) eine reale Vergrößerung bedeutet.

Seitens der Lichtstärke von 3,5-5,6 liegt dieses Objektiv im normalen Bereich, was bei Standardzooms üblich ist. Wer also nicht unbedingter Weise ein hochlichtstarkes Objektiv benötigt, ist damit sehr gut bedient.

Zusätzlich ist dieses Objektiv mit einem ringförmigen Ultraschall-Motor ausgestattet, sodass man jederzeit in den AF-Betrieb eingreifen kann. Man braucht also nicht den Fokkus-Wahlschalter auf MF zu stellen, wenn man mal der Meinung ist, dass die Kamera auf ein falsches Objekt scharf gestellt hat.

Selbstverständlich hat dieses Objektiv eine Innenfokkusierung und eine nicht drehende Frontlinse. Beides führt dazu, dass sich die Objektivlänge nicht ändert, wenn fokkusiert wurd und die Verwendung von Pol- und Verlauffiltern wird problemlos möglich.

Dennoch gibt es bei diesem Objetkiv auch einige negative Punkte anzuführen:

1. Die Abschattung im Weitwinkelbereich (Vignettierung) ist bei diesem Objektiv schon sehr hoch. Bereits die Verwendung eines Pol-Filters führt mitunter zu fast schwarzen Ecken (nicht übertrieben, die sind echt fast schwarz), was sich nur sehr, sehr schwer ausgleichen läßt. Daher rate ich, wenn ein Pol-Filter eingesetzt werden soll, unbedingt zu einer Slim-Version, die zu weniger zusätzliche Abschattung führt.

2. Der Stromverbrauch erhöht sich beim Betrieb des Image-Stabilizers, da hier ja ständig eine Linsengruppe bewegt werden muss. Man kann zwar diesen Stabilizer manuell ausschalten, dies erhöht jedoch die Gefahr des Verwackeln. Mein Tipp daher: den IS möglichst immer eingeschaltet lassen und sich die Anschaffung eines Handgriffes für seine EOS zu überlegen. Damit wäre die Verwendung von wiederaufladbaren Batterien (Akkus) vom Typ AA (Mignon-Zellen) möglich und die Kosten für den Strom halten sich damit wiederum in Grenzen.

3. Bei dem Preis (Liste etwa 650 Euro) könnte man schon erwarten, dass eine Gegenlicht-Blende (GeLi) im Lieferumfang dabei ist. Dieses Stück Kunststoff in Form einer tulpenförmigen Blende mit Bajonettanschluss kostet nämlich zusätzlich etwa 60 Euro! Meiner Meinung nach ein nicht zu rechtfertigender Preis.

4. Dieses Objektiv war eines der ersten, die einen Image-Stabilizer eingebaut bekommen haben. Seitdem hat es auch beim diesem einige weiterführende Entwicklungen gegeben. Das führt dazu, dass die Wackelbewegungen beim neuen Stabilizer noch längere Belichtungszeiten ermöglichen und die Verwendung auch am Stativ erlauben. Leider ist man bei Canon nicht gewillt, diesen neuen Stabilizer in dieses sonst hervorragende Objektiv einzubauen. Das bedeutet, dass der Stabilizer abgeschaltet werden sollte, wenn die Kamera damit am Stativ betrieben wird. Ansonsten kann es passieren, dass der Stabilizer eine künstliche Bewegung erzeugt, das dann wiederum zu unscharfen Bildern führt.

Trotz dieser Schlechtpunkte ist dieses Objektiv - so man es sich leisten kann - eine unbedingte Empfehlung wert. Es sei denn, man macht sich nichts aus verwackelten Aufnahmen!

Da dieses Objektiv von Canon gebaut wird, liegt es nahe, dass es nur für Canon-SLRs verwendet werden kann. Oder...?

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