Canon EF 70-200mm f4.0 L USM Testbericht

ab 878,56
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Summe aller Bewertungen
  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut
  • Handhabung & Komfort:  sehr gut
  • Gewicht:  durchschnittlich
  • Robustheit:  sehr gut
  • Qualität des Endproduktes:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Amilorid

Endlich Mercedes fahren!

Pro:

Hervorragende Bildschärfe, tolle Farbwiedergabe, hochwertige Verarbeitung, USM

Kontra:

Kein Bildstabilisator, relativ lichtschwach (ƒ4)

Empfehlung:

Ja

Seit ich vor nunmehr sechs Jahren erste Erfahrungen auf dem Gebiet der digitalen Spiegelreflex Fotografie gemacht habe träumte ich von einer Sache: einmal einen Mercedes fahren. Mercedes? Ja, Mercedes. So werden die weißen L-Objektive aus dem Hause Canon von ihren Fans auch genannt. Ein L-Objektiv, das bedeutet wirklich ein Produkt der Spitzenklasse. Erstklassige Verarbeitung, top Bildschärfe und natürliche Farbdarstellung. Ich hatte das Canon EF 70-200 mm 1:4L aufgrund seines für ein L-Objektiv relativ niedrigen Preises schon lange im Visier - und im Sommer letzten Jahres war es dann endlich auch soweit. Ich durfte zum ersten mal in meinem Leben Mercedes fahren.


== Technisches ==

Das Canon EF 70-200 mm 1:4L besitzt wie der Name bereits sagt einen Brennweitenbereich von 70 bis 200 mm und ist damit ein Tele-Zoom-Objektiv. Natürlich hat eine solche Linse eine gewisse Größe und damit auch ein stattliches Gewicht: es wiegt bei 17 cm Gesamtlänge etwas mehr als 1,1 kg. Da muss man schon ein bisschen Ausdauer mitbringen wenn man mit diesem Produkt längere Zeit unterwegs sein möchte, aber für ein Teleobjektiv ist das absolut in Ordnung. Um genau zu sein trägt dies auch durchaus zur tollen Haptik des Glases bei.

Die größtmögliche Blendenöffnung liegt über den gesamten Brennweitenbereich bei ƒ4, was nicht gerade sehr ergiebig ist. Eine schöne Tiefenschärfe bekommt man zwar bei Verwendung großer Brennweiten sowieso, aber die geringe Lichtstärke lässt sich hierdurch nicht ausgleichen. Der fehlende Bildstabilisator verschärft diese Situation nur noch. In meinen Augen die einzige wirklich große Schwäche dieser Linse.

Als L-Objektiv verfügt das Canon EF 70-200 mm 1:4L selbstverständlich auch über einen USM-Autofokus. Dies verspricht eine schnelle, präzise und vor allem lautlose Scharfstellung. Ein weiterer Vorteil ist, dass man nach dem Fokussieren auch noch manuell nachkorrigieren kann, was ich persönlich aber bei diesem Objektiv kaum nutze.

Im Lieferumfang befindet sich neben dem Objektiv auch die ET-74 Gegenlichtblende, mit der sich Streulicht vermindern lässt. In diesem Brennweitenbereich ist das aber meist eher unproblematisch. Darüber hinaus wird ein Transportbeutel aus Leder mitgeliefert.


== Bildqualität ==

Als ich das erste mal mit dem Canon EF 70-200 mm 1:4L unterwegs war, war ich bereits bei der ersten Sichtung auf dem Kamera-Bildschirm absolut überwältigt. Diese Linse weist eine atemberaubende Schärfe auf. Und das über den gesamten Bildbereich, es gibt für mich keinen erkennbaren Randschärfeabfall.

Ein kleines bisschen anders verhält es sich mit der Lichtverteilung. Bei Offenblende lässt sich ein ganz leichter Randlichtabfall nicht leugnen. Dieser fällt vor allem bei Detail- und Landschaftsaufnahmen auf. Ab bereits leicht abgeblendet, genauer gesagt so ab ƒ5.6 ist das Bild absolut perfekt und es lässt sich nichtmal mehr bei sehr genauem Hinschauen eine Vignettierung erkennen.

Begeistert war ich vor allem von den Farben. Ich habe noch nie so schöne, kräftige, gleichzeitig aber absolut natürlich wirkende Fotos erlebt. Vorbei sind die Tage, in denen man sich ewig lang im RAW-Editor mit den optimalen Einstellungen herumschlagen musste um doch noch ein bisschen Lebendigkeit aus den Bildern herauszukitzeln. Das was das EF 70-200 L 1:4 da abliefert ist wirklich atemberaubend. So macht fotografieren wirklich Spaß.
Jedem, der sich dieses Objektiv angeschafft hat würde ich zu einem kleinen Experiment raten. Besorgt euch ein Motiv, am besten mit schönen, saftigen Farben. Beispielsweise eine Blumenwiese mit irgendwas im Hintergrund. Und nun fotografiert diese Szenerie mit dem EF 70-200 1:4L und dann mit einem nicht-L-Objektiv. Ihr werdet begeistert sein. Das ist als hätte man einen Vorhang vor der Linse weggezogen und würde erst jetzt die Farben in ihrer vollen, aber in erster Linie absolut natürlichen Kraft bestaunen. Die Bilder mit dem nicht-L-Objektiv wirken, als hätte man eine Strumpfhose über die Kamera gezogen, das ganze Bild erscheint auf einmal milchig trüb und angegraut.

Die Lichtstärke dieses Objektivs ist bei einer maximalen Blendenöffnung von ƒ4 natürlich nicht gerade überragend. Wenn man im Sommer Fotos im Außenbereich macht, dann hat man zwar mehr als genügend Licht zur Verfügung, aber ich habe mich trotzdem sehr häufig mit dem Gedanken "Eine 2.8er Blendenöffnung wäre jetzt schon geil" erwischt. Bei reduzierten Lichtverhältnissen ist es sehr ratsam ein Stativ mitzunehmen. Dabei sollte man bedenken, dass das EF 70-200 mm 1:4 L ein Gewicht von über einem Kilo hat und noch dazu 17 cm lang ist. Ein Billigstativ stößt dabei sehr schnell an seine Grenzen und lange Belichtungszeiten verzeihen nunmal auch nicht den kleinsten Wackler. Wenn man mit dieser Linse fotografiert, dann sollte man also auch bereit sein für ein stabileres Stativ etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Trotz der geringen maximalen Blendenöffnung schafft es das EF 70-200 mm 1:4L aufgrund seiner weiten Brennweite eine wunderschöne Tiefenschärfe zu erreichen. Motive können damit hervorragend freigestellt werden und wirken in Kombination mit der wirklich perfekten Schärfe absolute atemberaubend.

Bildfehler wie chromatische Aberrationen konnte ich übrigens nicht beobachten. Das Objektiv neigt auch nicht zur Streulichtbildung.


== Benutzung ==

Das Canon EF 70-200 mm 1:4L besitzt wie bereits beschrieben auch einen USM-Autofokus. Und dieser ist wirklich überragend. Er ist schnell, fast nicht hörbar und äußerst präzise. Teleobjektive werden ja oft für Aufnahmen eingesetzt, bei denen es auf jede Sekunde ankommt. Beispielsweise im Sport oder in der Tierfotografie. Ein genauer und schneller Autofokus ist da natürlich Pflicht, da das entsprechende Motiv nachdem man die Schärfe manuell korrigiert hat schon wieder ganz wo anders sein kann. Aber hier leistet das EF 70-200 mm 1:4L wirklich saubere Arbeit. Ich habe auch bei ruhigeren Aufnahmen niemals wirklich starke Korrekturen an der Scharfstellung vornehmen müssen, in gefühlt über 95% der Fälle war die Einstellung perfekt. Sollten doch einmal Probleme mit dem Autofokus auftreten (langsames oder ungenaues einstellen), dann sollte man sich vergewissern, ob man überhaupt im richtigen Fokussierungsmodus ist. Dafür dient einer der beiden am Objektiv angebrachten Schalter. Mit dem ersten wechselt man zwischen Auto- und manuellem Fokus, mit dem zweiten stellt man den Schärfebereich ein. Je nach Position erwartet der Autofokus das Bild dann in einer Entfernung von 1,2 bis 3,0 Metern, oder aber in 3,0 Metern bis unendlich. Im Grenzbereich um die drei Meter verhält sich der Fokus natürlich nicht sehr wählerisch, da ist es ziemlich egal in welchem Modus man fotografiert. Wenn ein Objektiv aber in Wirklichkeit 10 Meter entfernt ist und man im Nahbereich-Modus arbeitet, dann könnten einen durchaus Probleme erwarten.

Ich musste mich persönlich zu Beginn erst einmal an die relativ große Naheinstellgrenze gewöhnen. Diese beträgt in etwa 1,2 Meter. Das heißt ein Objekt muss mindestens 1,2 Meter entfernt sein, sonst kann man es nicht scharf stellen. Nach meinem persönlich empfinden ist zuverlässiges Fokussieren eher ab 1,5 Metern möglich, darunter braucht der Autofokus gerne mal drei, vier Anläufe, bis er das Bild scharf stellen kann. Natürlich entsprechen so kleine Entfernungen aber nicht dem gedachten Einsatzgebiet eines Teleobjektivs und ist in dieser Klasse auch ganz normal. Trotzdem möchte ich es erwähnen und jeden darauf hinweisen. Denn gerade beim ersten Antesten nach dem Auspacken probiert man so einiges aus und könnte auf diese Limitierung stoßen und sich etwas wundern.

Natürlich vermisst man bei einem so tollen Objektiv, das zudem noch eine relativ kleine maximale Blendenöffnung hat den Bildstabilisator. Aber das muss man in meinen Augen wirklich einmal in Relation mit dem Preis sehen. Das EF 70-200 mm 1:4L ist das zur Zeit billigste L-Objektiv in der Canon-Produktreihe und ansonsten an so vielen Stellen wirklich hervorragend, irgendwo muss ja etwas eingespart werden. Es gibt auch eine Ausführung des EF 70-200 mm 1:4L mit Bildstabilisator (erkennbar an dem Zusatz "IS"), dieses rangiert preistechnisch aber bei ca 1000€! Diesen Aufpreis finde ich persönlich absolut nicht gerechtfertigt.


== Verarbeitung ==

Die Verarbeitung des Canon EF 70-200 mm 1:4L ist einem L-Objektiv eindeutig angemessen. Bereits auf den ersten Blick macht es einen sehr robusten Eindruck. Die beiden Schalter am Objektiv rasten einwandfrei und sauber ein und robuste Gummierungen an den Zoom- und Fokusringen verhindern, dass man beim Einstellen abrutscht. Das Bajonett ist aus Metall gefertigt und rastet sauber an der Kamera ein. Auch die beiden am Objektiv angebrachten Schalten lassen sich sauber einstellen und haben kein Spiel. Es gibt keinerlei Spaltmaße, was mir bei diesem Produkt besonders wichtig war, da es laut Herstellerangaben spritzwassergeschützt ist. Ich persönlich habe es aber nie drauf angelegt, da keine meiner Kameras diese Eigenschaft aufweist und ich nicht wirklich scharf auf Wasserschäden bin.


== Fazit ==

Das Canon EF 70-200 mm 1:4L kann sich absolut mit Recht als Mercedes bezeichnen. Die Bildqualität entspricht dem, was ich von einem L-Objektiv erwarte: grandiose Bildschärfe bei naturgetreuer Farbwiedergabe - besser geht's kaum. Ich persönlich finde nur zwei Kritikpunkte. Mich stört auf der einen Seite die etwas zu klein geratene maximale Blendenöffnung von ƒ4 und auf der anderen Seite der fehlende Bildstabilisator. Das ist wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis betrachtet aber eindeutig Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau. Mit ca. 550€ ist das Canon EF 70-200 mm 1:4L das preisgünstigste Objektiv in der Canon Produktlinie. Das mit Bildstabilisator ausgestattete Canon EF 70-200 mm 1:4L IS schlägt mit dem doppelten, das lichtstärkere, bildstabilisierte Canon EF 70-200 1:2.8L IS sogar mit dem vierfachen Preis zu Buche! Da ist das Canon EF 70-200 1:4L wirklich ein Schnäppchen. Und die Bildqualität ist dabei nur marginal besser.
Aber auch vom Preis her vergleichbare Objektive von Konkurrenzanbietern können dieser Linse nicht das Wasser reichen. Aus diesem Grund spreche ich hiermit jedem ambitionierteren Fotograf, der noch kein gutes Teleobjektiv besitzt, eine ganz klare Kaufempfehlung aus.

22 Bewertungen, 3 Kommentare

  • katjafranke

    16.06.2012, 02:21 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von der Katja

  • Baby1

    15.06.2012, 23:13 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Lale

    15.06.2012, 20:34 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Allerbesten Gruß *~*