Die kleine Raupe Nimmersatt (Taschenbuch) / Carle Eric Testbericht

Während unser älterer Sohn (fast 4) Bücher über alles liebt, weiß unser Kleiner (fast 3) damit nichts besseres anzufangen, als sie zu zerreißen oder anzumalen, was mir jedesmal, wenn ich wieder so eine "Untat" feststelle, fast das Herz zerreißt.
Gerade in der heutigen Zeit, in der die meisten Kinder immer weniger lesen, halte ich es für wichtig, sie möglichst früh an Bücher heranzuführen, was natürlich am besten geht, wenn sie sich für die Thematik eines Buches interessieren.
Was nun Noah, unseren Jüngsten, betrifft, kommt da nur ein Thema in Frage, das ihn wirklich leidenschaftlich interessiert: ESSEN !

Und welches Buch wäre da besser geeignet als der Kinderbuchklassiker von Eric Carle über die kleine, verfressene Raupe Nimmersatt ?

1969 erstmal erschienen, in 25 Sprachen übersetzt und in 30 Ländern bis heute rund 13 Millionen Mal verkauft, ist es wohl DAS bekannteste (und beliebteste) Buch des Autors, wenn nicht gar aller Autoren, überhaupt.
Allein die riesige Auswahl an verschiedenen Formaten, in denen "Die kleine Raupe Nimmersatt" erhältlich ist, zeugt von ihrer Beliebtheit.
Von der kleinen Spielbilderbuchausgabe für 16,80 DM bis zur Riesenausgabe für 198 DM ist nahezu alles erhältlich, selbstverständlich auch Hörspielkassetten und -CDs, Liederspielhefte und sogar ein Video (von Iain Harvey, 35 min.).

Wir haben uns für die kleine Spielbilderbuchausgabe entschieden, die neben dem kleinen Preis den Vorteil birgt, das die Seiten aus stabiler und glücklicherweise auch abwaschbarer Pappe gestaltet sind, so dass Noah es nicht so schnell kaputtmachen kann, sollte er trotz der zu ihm passenden Thematik auf diese Idee kommen...
Diese Seiten sind an den Stellen, an denen sich die für Carle typischen collageartigen Zeichnungen der Früchte befinden, durchbohrt. So kann Noah mit seinem Finger den Weg der gefräßigen Raupe nachvollziehen, nicht nur anschauen und zuhören, sondern spielerisch mitmachen und fühlen.

Dabei ist die eigentliche Handlung ebenso simpel wie auch geheimnisvoll.
Liebevoll aufeinander abgestimmt und genau den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder angepasst, werden hier Bilder, Text und Spielmöglichkeiten zu einer Einheit, die einfach jeden, ob Kind oder Erwachsenen, bezaubert.
Am Anfang liegt da nur das Ei auf einem Blatt, aus dem am nächsten Morgen die kleine, sofort sehr hungrige Raupe schlüpft.
Von Seite zu Seite frisst diese sich nun durch die verschiedenen Früchte, am Montag durch eine Erdbeere, am Dienstag durch zwei Birnen.... bis zu einer wahren Fressorgie am Samstag, an dem sie ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke, eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot, ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone verspeist.
An diesem letzten Tag heißt es dann auch nicht mehr: "..., aber satt war sie noch immer nicht", wie an all den anderen Tagen, sondern schlicht und einfach: "An diesem Abend hatte sich Bauchschmerzen" (hoffentlich lernt Noah daraus), nur ein Beweis für den wunderbaren Humor Eric Carles, der in seine Bücher mit einfließt.
Nun ist die Raupe auch nicht mehr klein und hungrig, sondern dick und groß, so dass sie sich verpuppen kann. Und nach über zwei Wochen schlüpft aus dem Kokon dann ein wunderschöner Schmetterling.

Neben der eigentlichen Geschichte, der Metarmorphose von Raupe zum Schmetterling, gibt es hier einiges mehr zu entdecken.
Spielerisch lernen die Kinder hier verschiedene Obstsorten kennen, wobei man auch gleich noch die verschiedenen Farben erwähnen kann.
Durch die immer größer werdende Menge an Essbarem finden auch die Zahlen von 1 bis 5 ihren Platz, und zum Schluss kann man sogar bis 10 zählen, um herauszufinden, wie viele Teile die kleine Raupe gefressen hat.
Auch die Wochentage spielen eine Rolle, vom ersten Sonntag, dem Geburtstag der Raupe, bis zum nächstem Sonntag, an dem sie sich in einen Schmetterling verwandelt hat, findet jeder Tag Erwähnung.

Wohl auch wegen dieser vielfältigen Möglichkeiten wird dieses Buch oft als Material in Kindergärte oder auch im Unterricht mit behinderten Kindern eingesetzt.
Die Zeit, das Beobachten der Natur, basteln, Obstsalat zubereiten usw., unzählige Inhalte können auf der Grundlage dieses Buches vermittelt werden. Und das Schöne dabei ist: der Spaß kommt nicht zu kurz.

Der Autor, Eric Carle, wurde am 25.06.1929 als Soh deutscher Eltern in Syracuse (New York) geboren. Von 1935 bis 1952 lebte er in Deutschland, wo er von von 1946 bis 1950 an der Akademie für bildende Künste in Stuttgart studierte.
Danach arbeitete er zunächst als Plakatdesigner beim amerikanischen Informationszentrum in Stuttgart und kehrte dann 1952 in die USA zurück, wo er als Grafikdesigner bei der New York Times anfing und später Art Director einer Werbeagentur wurde.
Sein erstes Bilderbuch veröffentlichte er im Jahre 1968, der große, internationale Durchbruch gelang ihm aber erst 1969 mit dem hier besprochenen Buch "Die kleine Raupe Nimmersatt" ("The very hungry caterpillar").
Damals gab er seine (erfolgreiche) Karriere als Werbegrafiker auf, um sich ausschließlich den Bilderbüchern zu widmen. Viele andere Bilderbücher sind seitdem entstanden: "Der kleine Käfer Immerfrech", "Die kleine Maus sucht einen Freund", "Das kleine Glühwürmchen",.... um nur wenige Beispiele zu nennen.
Heute lebt Eric Carle in Nordhampton, Massachusetts.

Fazit:
Ich kann dieses Buch wirklich jedem nur ans Herz legen.
Wer es noch nicht kennt, sollte wirklich mal einen Blick hineinwerfen.
Es gibt nichts Vergleichbares.
Wenn dieses Buch Noah nicht dazu bringen kann, Bücher zu lieben, welches dann ?

Viel Spaß und bewahrt immer das Kind in Euch
wünscht Euch
Lydia1980