Cats Testbericht

Cats
ab 16,50
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Erfahrungsbericht von Mermaid

Immer wieder überraschend anders!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

4 Mal war ich jetzt schon in Cats und das auch in 3 unterschiedlichen Musical-Halls. Ich sah Cats in Wien, in London und in Stuttgart. Deshalb werde ich in meinem Bericht die verschiedenen Halls und Inszenierungen öfters miteinander vergleichen.

Wer jetzt denkt \"Kein normaler Mensch geht 4 Mal in das selbe Musical\" mag Recht haben, da ich was Musicals angeht schon etwas verrückt bin, aber andererseits hat er nicht recht, den Cats ist niemals das Selbe, selbst wenn man in ein und der selben Musicalhall jeden Abend das Musical anschauen würde. Warum das so ist? ... das werdet ihr im Laufe meiner Erzählung merken.

Zuerst aber fange ich damit an, wie ich überhaupt zu Cats und der Welt der Musicals gekommen bin.

Es ist Jahre her, ich war 10 Jahre alt, als meine Eltern mit einigen Kollegen ein paar Tage nach London geflogen sind und ich nicht mit durfte. Dort haben sie auch Cats gesehen und mir als Entschädigung eine Kassette mitgebracht. Zu Hause haben sie mir dann ausführlich das Musical erklärt und mein Papi hat mir jede Szene ausführlich erklärt, die verschiedenen Katzenpersönlichkeiten beschrieben und erklärt was sie auf der Bühne gemacht haben. Er erzählte von Mungojerry and Rumpleteazer dem Gauner-Pärchen, die überall für Chaos und Unruhe sorgen und die mit einer ganzen Menge Akrobatik aufwarten. Von Tum-Tum-Tugger, der als Matchokatze alle Katzenmädchen-Köpfe verdreht und eigentlich immer das möchte, was er gerade nicht hat. Natürlich hat er auch ein unwahrscheinlich buschiges Fell und die Katzenmädchen fallen bei der kleinsten Beachtung oder dem kleinsten Blick von ihm in Ohnmacht. Dann ist da noch Victoria die wunderschöne, schneeweiße und absolut grazile Katze. Macavity, der Verbrecher unter den Katzen, der von Scotland Yard gesucht aber nie gefunden wird, der auch vor keiner Entführung zurückschreckt und auf keinen Rücksicht nimmt. Alle haben Angst vor ihm und verflüchtigen sich so bald auch nur das kleinste Anzeichen von ihm sichtbar wird. Auch Mr. Mistoffelees darf man nicht vergessen, der große Magier, der den Sonntagsbraten verschwinden lässt und oftmals an verschiedenen Stellen gleichzeitig gesehen wird. Es gibt Punkerkatzen, faule Katzen, verspielte, grazile, alte, und junge Kätzchen, eine Zugkatze, eine Theaterkatze und und und ....

Natürlich haben mich diese Erzählungen absolut fasziniert. Die Kassetten hab ich dann jeden Tag angehört, rauf und runter mit dem Ergebnis, dass ich alle Texte auswendig konnte, die englischen und die deutschen. Außerdem hab ich mir einen Schwanz gebastelt und bin ständig als Katze durch die Wohnung gesprungen :-) Und ich habe meine Eltern gedrängelt und gebittelt und gebettelt, dass ich dieses Musical unbedingt einmal sehen möchte. Und nett wie sie sind, sind sie dann irgendwann mit mir nach Wien gefahren (Damals liefen die Musicals nur in Wien und in London) Wow, wie war ich aufgeregt, als ich endlich auf meinem Platz saß und die Musicalhall bestaunt habe.

Damit möchte ich mal zur Vergleich der einzelnen Halls kommen. Die Musicalhalls in Wien und Stuttgart (und wie ich weiß auch Hamburg) sind \"normale Theaterhalls, was bedeutet die Bühne an einer Seite und davor die Sitzreihen und oft auch noch Balkone. In London dagegen ist die Bühne in der Mitte der Hall. Es ist eine runde Drehbühne. Die Zuschauer sitzen um die Bühne herum. Das hat meines Erachtens einen gewaltigen Vorteil. Man wird automatisch total ins Musical mit einbezogen, da die Katzen wenn sie auf die Bühne müssen immer durch die Zuschauer durch müssen. Man kommt sich also eher vor, als würde man direkt auf der Bühne sitzen. Das wird auch dadurch verstärkt, das der überdimensionale Müll (in der Größe wie eine Katze ihn sehen würde, wenn sie so groß wie ein Mensch wäre) einfach überall ist. Auf der Bühne, hinter den Zuschauern usw. Dieser Effekt geht bei den normalen Theaterhalls leider etwas verloren, vor allem wenn man etwas weiter hinten sitzt. Ich empfehle deshalb auch am Besten soweit wie möglich nach vorne zu sitzen, um richtig im Geschehen dabei zu sein. Natürlich sind die Plätze dort teurer, aber ich vertrete die Ansicht, dass wenn man schon in solch ein Musical geht, dann richtig. In Stuttgart saß ich in der ersten Reiche, in der Mitte, direkt am Gang. Das war superklasse. Dabei hatte ich ein ähnliches Gefühl wie in London und konnte das Musical in allen Zügen genießen.

Soweit vorne zu sitzen hat auch den Vorteil, das man von den Katzen so richtig miteinbezogen wird. Das ist nämlich eine Besonderheit dieses Musicals (hab es ansonsten nur noch bei Tanz der Vampire erlebt und da auch nicht in dem Umfang), dass die Katzen durch die Zuschauer rennen, über Stuhlreihen und Zuschauer klettern, Zuschauer kraulen, anfauchen und sonstige Späße mit ihnen machen. Diese Späße sind auch nie gleich, sondern hängen von Lust und Laune der Katzen und von den anwesenden Zuschauern ab. Hier einige Beispiele:
- In London saßen wir nach der Pause wieder auf unseren Plätzen und die Vorstellung hat gerade wieder angefangen. Und in der ersten Reihe vor der Drehbühne saß ein kleines Mädchen und hat noch an ihrem Eis geschleckt. Die Katzen haben am Rand der Bühne gerade eine Choreographie getanzt, bis eine der Katzen das Mädchen mit dem Eis entdeckt hatte. Die Katze hat augenblicklich ihre Choro unterbrochen und sich vor dem Mädchen soweit wie möglich über den Rand der Bühne gelehnt und das Eis mit großen gierigen Augen angeschaut und dann mit der Pfote danach gefischt. das Mädchen ist ihrem Sitz immer weiter zurück gerutscht.
- Auch in London saß eine Reihe vor uns ein Mann mit einer Glatze. Die Katze die gerade am Gang neben uns auf die Bühne gerannt ist stoppte plötzlich abrupt und kam einige Schritte zurück auf den Mann zu, stellte sich hinter ihn und graulte mit ihrer Tatze die Glatze (he, das reimt sich ja)
- In Stuttgart bekamen die Leute in der ersten Reihe einen überdimensionalen Schuh über den Kopf gestülpt.
- Außerdem hat eine Katze die Schnürbänder aufgemacht.
Das finde ich total witzig und nicht zu schüchtern sein um einfach mitzumachen, denn Katzen lieben es schließlich mal gekrault zu werden. Ich habe die Machokatze mal am Bauch kraulen dürfen und habe eine Katze, die gerade auf ihren Auftritt gewartet hat und neben mir auf dem Boden lag am Kopf gekrault.

Oft sitzen auch Katzen im Hintergrund auf der Bühne und spielen oder schmusen miteinander. Diese Katzen haben eigentlich auch keine festgeschriebene Choro und machen einfach was ihnen gerade einfällt. Eigentlich sind fast immer mehr Katzen auf der Bühne als für die einzelne Chor notwendig. Auch dadurch wird jede Vorstellung einzigartig. Beim ersten mal fällt einem das gar nicht so richtig auf, da man die Handlung und das Musical nicht kennt und sich mehr auf das Hauptgeschehen konzentriert. Ich glaube dieses Musical wird wirklich nie langweilig und wenn man es noch so oft anschaut.

Die Handlung des Musicals ist erst auf den zweiten Blick wirklich eine Handlung, denn die Katzen stellen sich das Ganze Musical hindurch einzeln vor und dadurch scheint es eine Aneinanderreichung von einzelnen Geschichten zu sein. Doch wenn man das Musical als gesamtes sieht, dann sieht es so aus: Die Katzen versammeln sich einmal im Jahr zu einem Ball, bei dem am Schluss eine Katze ausgewählt werden soll, die ein weiteres Leben im Katzenhimmel führen darf. Um dieses Ziel zu erreichen muss natürlich jede Katze die das möchte sich hervorheben und zeigen warum gerade sie dafür ausgewählt werden sollte. Am Schluss wählt der Katzen-Älteste eine Katze aus. Es wird Grizzabella sein, eine einstige Glamour-Katze, die aber im Laufe ihres Lebens auch viel Unglück erlebt hatte, jetzt total heruntergekommen aussieht und bis zum Schluss von der Katzengemeinschaft nie anerkannt wurde. Doch als sie über ihr tragisches Leben singt (das berühmte Lied Memories) erweicht sie das Herz der anderen Katzen und wird schließlich auserwählt.

Ich finde es ist auf Grund der unterschiedlichen Charaktere ein sehr abwechslungsreiches Musical.

Das sieht man auch bei den Darstellern. das ist nicht ein Musical in dem nur spindeldürre Tänzer/innen erwünscht sind. Zum Beispiel in der Rolle der Gumbi-Katze, die als etwas faulere trägere Katze bekannt ist, die den ganzen Tag irgendwo rumliegt und schläft, wird öfters auch mal eine kräftigere Tänzerin genommen. Und faule Katze bedeutet nicht = weniger tänzerische Leistung. Die Gumbi-Katze ist doch auch sehr oft aktiv und beweist das sie eine supergute Tänzerin ist. Eigentlich sind die einzigen 2 Rollen, die nichts mit Tanzen zu tun haben die Rolle des alten Katers Old Deuteronomy der am Schluss die Katze auswählt die in der Katzen-Himmel darf (bei ihm kommt es mehr auf den Gesang und die Stimme an) und Grizzabella (bei der hauptsächlich die Theaterbegabung wichtig ist). Alles in allem kann man sagen, das bei diesem Musical viel auf das herausstellen von Charakteren wert gelegt wird.

Wenn wir schon beim Tanz sind .... Cats ist ein Musical, das komplett auf Jazztanz aufgebaut ist. Diese Musicrichtung wurde ich für Laien als sehr moderne Art des Ballettes bezeichnen, wobei das nicht wirklich richtig ist. Aber man hat eine etwaige Vorstellung.

Wirklich faszinierend sind auch die Kostüme der Darsteller und deren künstlerische Darstellung. Denn es ist nicht so einfach eine Katze auch wirklich nachzuahmen, bzw. danach auszusehen. Zuerst zu den Kostümen: Bei den Kostümen wurde auf viele Einzelheiten geachtet. Die unterschiedlichen Rassen, ob Langhaar oder Kurzhaar-Katze, ob vietnamesische oder Siam-Katze. Auf die unterschiedlichen Mimiken und Charakter. Auch die typischen Katzenohren wurden gut umgesetzt. Alle Kostüme werden in Handarbeit fertiggestellt und haben alle eine andere Beschaffenheit. Sogar die Tatzen sehen wie echt aus. Zur künstlerischen Leistung. Setzt euch mal auf den Boden und versucht euch wie eine Katze zu bewegen, zu putzen, zu schauen,.. gar nicht so leicht oder? Die Künstler müssen hart dafür trainieren und arbeiten um diese Dinge zu erlernen. Und es lohnt sich! Die Künstler schleichen über die Bühne wie Katzen und viele typische Katzenbewegungen sehen wie ganz natürlich aus. Habt ihr schon einmal beobachtet, wie Katzen oft mit weit aufgerissenen Augen ganz starr etwas beobachten. Auch das könnt ihr im Musical sehen.

Noch etwas anderes warum das Musical nie langweilig werden kann. Es sind nämlich bei keiner Produktion exakt die selben Tänze, Texte, und Choreographien. In der Londoner Inszenierung fehlt eine Szene z.B. komplett. Wenn man die Deutschen Texte von Hamburg, Wien und Stuttgart vergleicht stimmen zwar alle vom Sinn her überein, aber der Wortlaut ist immer anders. Und auch beim genauen hinhören der einzelnen Musikstücke fällt einem auf, das die Noten teilweise nicht exakt die selben sind.

Aber wie kam es zu Cats? Als Vorlage diente ein Buch von T.S.Eliot (ein Kinderbuchklassiker). Er beschrieb die unterschiedlichsten Katzen-Charaktere als augenzwinkernde Persiflage auf die Menschen. Diese phantasievollen Figuren, die mitreisende Musik von Andrew Lloyd Webber und die gigantische Choreographie ergibt - Cats das Musical.

Im Mai 1981 feierte das Musical in London Weltpremiere, in dieser extra dafür gebauten Musicalhall, die ich so sehr liebe. (Leider leider wurde dort im Jahre 2002 nach 21 Jahren Spielzeit das Musical abgesetzt) Im Jahre 1982 kurz nach der Weltpremiere eroberten die Katzen dann auch den Broadway. Cats wurde in 26 Ländern und über 300 Städten aufgeführt und in 10 verschiedene Sprachen übersetzt.

Hier in Deutschland spielt Cats gerade in Berlin.

Ich liebe dieses Musical, vielleicht auch weil es mein erstes war, das ich gesehen habe. Aber ich würde es jedem weiterempfehlen. Es ist wirklich einzigartig. Mein Tipp wenn ihr es anschaut ... sitzt so weit wie möglich an der Bühne, bringt eine Menge Phantasie mit und lasst euch so richtig fallen in die fantastische Welt der Katzen. Und achtet auch mal auf das Treiben der Katzen, die im Hintergrung sitzen und spielen.

Puh, jetzt hab ich geschrieben und geschrieben. Wer ließt das denn alles?
Ich würde mich über einige kurze Kommentare freuen. Auch gerne Verbesserungsvorschläge für den Fall, dass ich was vergessen habe

Gruß Sia

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