Celtic FC Testbericht

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Erfahrungsbericht von jedicassio

Achtung Bayern, die Schotten kommen!

Pro:

Torwart, Mittelfeld, Angriff, Stadion

Kontra:

Verteidigung, mangelnde Forderung im Ligaalltag

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Community,

Nach einem Durchhänger hat mich heute doch mal wieder die Lust am Schreiben gepackt. Da mich das Finale vor der Sommerpause im UEFA-Cup Finale gegen Porto schon begeistert hat und Celtic dabei große Moral zeigte, ist es nur logisch, dass man sich mit den Schotten einmal auseinandersetzen musste. Außerdem werden die Bayern es ja diese Saison mit den Celts zu tun haben. Hier ist also mein Eindruck, den ich von einem der weltweit traditionellsten Vereine der Welt bekommen habe.


••••• die glorreiche Historie •••••

Celtic ist ein wahrer Club der Anfangszeit des Fußballs und wurde bereits 1887 in der St. Mary’s Church Hall in den verarmten Straßen vom Glasgower East End gegründet. Damals wurde der Verein ins Leben gerufen um Spendenaktionen durchzuführen und so dem Pfarrer der Kirche unter die Arme zu greifen. So wurde hier und dort einmal ein Freundschaftsspiel ausgetragen. Schon seit dem ersten Spiel in der Vereinsgeschichte begann der stadtinterne Erzrivalte Glasgow Ranger zu heißen. Spätestens nachdem man das erste Spiel überhaupt der Celtics 1888 mit 5:2 gewonnen wurde.
1889 schaffte es Celtic bereits im schottischen FA-Cup ins Finale, diesem Auftritt sollten Zig-weitere Folgen. 1892 bekam dann Celtic den ersten großen Pokal für ihre Ruhmeshalle. Im Finale des FA-Cups hatte Queenspark nichts zu lachen und ging mit 2:5 gegen Celtic unter. Ein Jahr drauf gewann man dann auch die schottische Liga. Es entwickelte sich fortan der zweierfolgreichste schottische Verein nach den Glasgow Rangers.
Dem bisherigen Höhepunkt der Vereingeschichte gelang Celtic im Jahre 1967, als der einstige katholische Spendenverein einfach alle Titel gewann, für die sie gemeldet waren. Egal ob Liga, Pokal oder Ligapokal, Celtic gewann! Auch europäisch waren die Celtics nicht zu bremsen, dass musste auch Milan im Finale der Landesmeister erkennen. Celtic holte mit einem legendären 2:1 seinen größten Vereinserfolg.
Seither ging es mit dem schottischen Fußball eher bergab und somit auch mit den beiden Glasgower Vereinen. Klar, man spielte zwar europäisch mit, sah aber die vorderen Plätze nicht wirklich wieder. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass es in Schottland nur 3 oder 4 Vereine gibt, die in etwa auf Bundesliganiveau spielen. Celtic und die Rangers sind dabei natürlich als überdurchschnittlich zu nennen. Die zwei dominieren das Geschehen bei den „Bravehearts“ und teilen die Titel unter sich auf. Die Ranger haben die eine Hälfte und die Celtics jene andere:

Schottischer Meister (37 Titel):
1893, 1894, 1896, 1898, 1905, 1906, 1907, 1908, 1909, 1910, 1914, 1915, 1916, 1917, 1919, 1922, 1926, 1936, 1938, 1954, 1966, 1967, 1968, 1969, 1970, 1971, 1972, 1973, 1974, 1977, 1979, 1981, 1982, 1986, 1988, 1998, 2001

Schottischer Pokal (30 Titel):
1892, 1899, 1900, 1904, 1907, 1908, 1911, 1912, 1914, 1923, 1925, 1927, 1931, 1933, 1937, 1951, 1954, 1965, 1967, 1969, 1971, 1972, 1974, 1975, 1977, 1980, 1985, 1988, 1989, 1995

Schottischer Ligapokal (11 Titel):
1957, 1958, 1966, 1967, 1968, 1969, 1970, 1975, 1983, 1998, 2001

europäischer Pokal der Landesmeister:
1967


••••• das Stadion, die Fans und die Atmosphäre •••••

Das Stadion der Celtics ist meiner Meinung nach eines der schönsten der Welt. Deswegen steht es auch auf meiner Liste der Stadien, die ich auf jeden Fall einmal gesehen haben möchte. Das sind neben dem Celtic Park noch Stadien wie das Meazza (Mailand), das Camp Nou (Barcelona), AufSchalke (Gelsenkirchen) und das Stade de France. Aber zurück zum Celtic Park. Mit rund 61.000 Sitzplätzen ist der Park den Bedürfnissen des Verein genau richtig ausgelegt. Beeindruckend finde ich einfach nur die gesamt Kulisse. Die grünen Plastikschalen, die Leinwand und die Rundumsicht sind einfach gigantisch. Und einmal möchte ich den Hexenkessen dort erleben, wenn 60.000 feiern und man weiß ja, wie die Briten drauf sind. Da bekommt man ja alleine vom dran denken Gänsehaut. Leider sind die Preis im Celtice Park alles andere als human, aber auf der Insel sind das alles Hammerpreise. Egal ob im Upton Park bei West Ham, im Highbury, im Old Trafford oder eben in Glasgow. Tatsache ist, das Preise von 25 GBP bis 80 GBP (also 40 bis 130 Euro) wirklich kein Pappenstiel sind.


••••• das Team •••••

Der Fortbestand einer 116 Jahre alten Tradition lastet auf den Schultern des aktuellen Teams der Celtic und nach wie vor kann sich das Team europäisch und national sowieso sehen lassen. Dennoch ist Celtic heute in Europa wohl eher keine große Nummer mehr. Diese Männer versuchen das zu ändern.


=== Tor ===
Herbert, Gallagher, Corr, Lanark, Hedman

Es ist schon etwas seltsam, da ein Verein alleine 5 Keeper in seinen Reihen hat. Aber was solls, Celtic hat das nötige Kleingeld und außerdem kann einer der Herrn ja hin und wieder in der zweiten Mannschaft aushelfen. Die zur Zeit unangefochtene Nummer 1 bei den Celtics ist der Schwede Hedman, der als schwedischer Nationaltorwart maßgeblich am guten Abschneiden der Skandinaven beteiligt war. Da war es klar, dass der Mann nicht bei Coventry in der First Division blieben würde. Celtic holte sich den Mann für 1,5 Millionen GBP, sprich etwa 2,5 Mio. Euro.
Mit Hedman hat man sicherlich eine guten Fang gemacht. Er ist beständig und sehr sicher. Außerdem hat die Personaldebatte der letzten Jahre ein Ende. In denen sich Kharin und Douglas gegenseitig die Hölle heiß machten.

Bewertung: ++++


=== Abwehr ===
Rafael, Balde, Laursen, Valgaeren, Crainey, Convery, Sylla, Kennedy, Boyd

Die Abwehr ist nicht der bestbesetzte Teil der Mannschaft. So offenbaren sich der Öfteren individuelle Fehler und Stellungsfehler der Viererkette. Dennoch schwellt die Stolze Brust der Bravehearts, wenn es um die Zweikampfwerte geht. Deswegen sollte man die Abwehr auch nicht unterschätzen. Allen voran stach mir der Name Laursen ins Auge. Ist das nicht jeder aus dem dänischen Nationalteam? Nein, das ist ein anderer. Dennoch jemand, der ohne Frage sich bei Celtic gemausert haben. Die Abwehr organisieren dennoch in erster Linie der Belgier Valgaeren und das Glasgower Urgestein Boyd. Nicht außer acht lassen sollte man auch Sylla. Ein interessanter Export aus Paris, der sich auch des Öfteren in den Angriff einschaltet und dort sehr effektiv seine Treffer macht.

Bewertung: +++


=== Mittelfeld ===
Miller, Fotheringhan, Petrov, Smith, Healy, Mjallby, McNamara, Thompson, Lambert, Lennon, Guppy, Petta

Im Mittelfeld hat Celtic letztes Jahr furchtbar zugeschlagen und praktisch die ganze Stammformation neu besetzt. Jetzt steht Star neben Star auf dem Platz, so dass ich ein paar der Herrn am liebsten bitten würde zum VfB überzulaufen. Da haben wir zum Beispiel Petrov. Ein Bulgare, der einen unheimlich starken Schuss hat und so den gegnerischen Torhütern das Leben aus der zweiten Reihe richtig schwer macht. Auch bei Freistößen muss auf ihn geachtet werden, ebenso bei Flankenläufen. Desweiteren haben wir Thompson, ein Neuzugang von Newcastle (für 2,75 Mio. GBP). Thompson ist vor allem Freistoßexperte, der schon in der Premier League sein können gezeigt hat und mit einer gewissen internationalen Erfahrung aufwarten kann. Dann haben die Celtics noch Mjallby, einem eher unauffälligen schwedischen Nationalspieler. Dennoch muss man auch auf ihn achten, da er defensive Mittelfeldmann praktisch immer für den befreienden Pass in die Spitze bereit ist. Und dann gibt es noch die schottischen Kämpfernaturen Lambert und McNamara. Lambert war lange Zeit Dreh –und Angelpunkt im Spiel der Celtics, aber ich denke, dass diese genau davon weg wollen. Es ist zu heiß in der Ordnung nur auf einen Mann zu setzen, so ist Lambert wohl eher ein Auslaufmodell. McNamara wurde 1998 zum besten schottischen Spieler ernannt und man muss sagen, er ist stark, wenn auch technisch nicht 100prozentig versiert. Sein Manko ist allerdings seine Verletzungsanfälligkeit, so dass der Verein nie sicher mit ihm rechnen kann. Insgesamt hat Celtic den Mangel an Technik und Qualität der letzten Jahre wettgemacht. Zu den Kämpferherzen wurde englisch Coolness und bulgarisch-schwedische Technik eingekauft. Ein sehr abgerundetes Konzept.

Bewertung: +++++


=== Sturm ===
Maloney, Fernandez, Lynch, Bonnes, Larsson, Sutton, Hartston

Eigentlich könnte die Offensivwelt bei Celtic so einfach sein. Da haben wir Larsson, klar den Burschen kennt jeder. Ein Mann von hervorragender Technik und Schnelligkeit, der sich eigentlich überall durchwuseln kann und dadurch zu einem nahezu perfekten Strafraumspieler wird. Aber Namen wie Sutton und Hartston sind wohl eher auf den Kontinent unbekannt. Dabei haben beide ihre Erfolge in der englischen Premier League gehabt. So holte Sutton nebst der Legende Alan Shearer 1995 überraschend die Meisterschaft. Wirklich eine Leistung, wenn man bedenkt, dass sie Namen wie Liverpool, Manchster oder die Londoner Vereine links liegen ließen. Aber auch der Waliser Hartston hat schon einiges in der Premier League bei Arsenal mitgemacht. Hört sich allen in allem nach einer tollen Offensive an, wäre da nicht das wenn. Denn nach diesen drei etablierten Stürmern folgt ein tiefes schwarzes Loch. Sprich, dass der Rest der Stürmer beim besten Willen nichts auf europäischen Parkett verloren haben. Wenn nun zwei der drei Stürmer einmal ausfallen, entsteht im Angriff eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann.

Bewertung: ++++


••••• Gesamteinschätzung und Ausblick auf Donnerstag •••••

Die Mannschaft von Glasgow ist nicht mehr die Mannschaft der letzten Jahre. Letztes Jahr spielte dort eine Mannschaft, die praktisch in Schottland aus der Liga kaum Gegenwehr kennt, wenn man einmal von den Rangers absieht. Dementsprechend unbeholfen wirkte man auf internationalen Parkett gegen die Größen aus Deutschland, Spanien und Italien. Man war es nicht gewohnt gegen Techniker und Taktiker zu spielen und so schied man stets in den ersten Runden aus.
Dieses Jahr kaufte man sich quasi internationale Erfahrung ein. Ein Thompson, Petrov, Mjällby oder der schon vorhandene Larsson sind Gold für Celtic. Jeder von ihnen hat schon in internationalen Ligen und Pokalen gespielt und können somit den „European Spirit“ mit auf die Insel bringen. Ich denke, dass es dieses Jahr deutlich schwerer werden wird die Schotten aus dem Pokal zu bekommen. Da muß man nur mal die Jungs von Celta Vigo fragen, die sich sicherlich ihren Auftritt im rauen Norden der Insel anders vorgestellt hatten (rausgeflogen). Dennoch hat Celtic eine klare Schwäche. Die Abwehr, dort sollte ein Gegner ansetzen, dann hat er auch eine Chance im Celtic Park zu bestehen.


Mit freundlichen Grüßen
JediCassio (Ulm, den 5.9.2003 12:00; 1703 Worte)
auch bei ciao.com erschienen

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