Chanel Chance - Eau de Toilette Testbericht

In meinem heißgeliebten Parfum-Vitrinchen befinden sich natürlich noch zahlreiche Duftwasser, die ich euch bis heute vorenthalten habe; nun ist die Weihnachtszeit längst angebrochen, Männer sind auf verzweifelter Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für die Liebste (wieso kam das Topf-Set im letzten Jahr wohl nur nicht so gut an? Wo es doch so ungemein praktisch ist?!), man ist stärker zum Luxus bereit und so erzähle ich euch heute von einem jungen, aber klassischen Duft, den ihr vielleicht auch einmal zu verschenken gedenkt? ;)

° Das Parfum °

Ich rede nun vom Duft „Chance“ aus dem Hause Chanel, mit dem diese Nobelmarke vor einigen wenigen Jahren ihr Image verbessern bzw. verjüngern wollte; nur: ob es der Firma auch tatsächlich gelungen ist, jugendliche Frische in diesem Duft, den Kate Moss lange Zeit promotete, wiederzuspiegeln?

° Der Preis °

Chanel... gibt es nicht im Discounter und so kostet der 50ml-Zerstäuber des „Chance“-Eau de toilettes bei Douglas 52,00€ - der 100ml-Flakon ist hier für umgerechnet „günstige“ 80€ zu erhalten.

° Die Serie °

Wem diese Preise nun schon reichlich hoch erscheinen, kann sich vielleicht mit dem Wissen trösten, dass das reine Parfumelixier lediglich im 7,5ml-Flakon erhältlich ist (entsprechend der oft gratis erhältlichen Mini-Proben von Duftwässerchen) und wahnwitzige 88,00€ kostet!

Das „normale“ Eau de Parfum Spray (von der Duftkonzentration höher dosiert als stärker verdünntes Eau de toilette) kostet im 50ml-Flakon 70,50€.

Ferner gibt es von „Chance“ auch noch eine Körpermilch, deren 200ml-Packung mit 36,00€ zu Buche schlägt.

° Der Flakon °

Der Flakon ist absolut schlicht und für Chanel dennoch absolut außergewöhnlich: denn „Chance“ ist in einem kreisrunden (oh nein, unten ist er abgeflacht; man kann ihn also durchaus hinstellen) Glasflakon, ohne jegliche Verschnörkelungen und Ziergaben (wenn wir mal davon absehen, dass zentriert der Schriftzug „CHANCE“, unterschrieben mit „CHANEL“ steht), abgefüllt, dessen Zerstäuber mit einem transparenten Deckel in Würfelform aus dickem Kunststoff verschlossen wird, in dessen Oberfläche die beiden ineinander verschlungenen Cs, das Chanel-Logo, eingestanzt ist.
Ferner befindet sich auf dem flachen Teil der Unterseite eine silberne Metallplatte, in die die Informationen, dass es sich hier um 50ml des Chanel-Eau de Toilettes, welches in Frankreich hergestellt wird, eingraviert sind.

Einfach zeitlos chic; unauffällig, aber edel!

° Der Duft °

„Ein überraschender Duft von Chanel - für alle, die bereit sind, ihre Chance zu ergreifen. In Chance vereinen sich die erlesensten Rohstoffe: Weißer Moschus, Hyazinthe, Zedrat, rosa Pfeffer, Jasmin, frischer Vetiver, florentinische Iris und eine Patchouli-Ambra-Note.“ – so wird er offiziell beschrieben und als „blumiger“ Duft deklariert; Letzterem kann ich hier direkt ein wenig widersprechen, denn mit „blumig“ verbinde ich leichte, eher süßliche Düfte, mit denen ich automatisch „Sommer“ assoziiere; der Begriff, der mir zu diesem Geruch aber am Ehesten einfällt, ist „Seriosität“.

Dabei riecht „Chance“ durchaus blumig, allerdings aber eher nach einem noch einmal letztmalig aufblühenden bzw. im Verblühen begriffenen Garten im Spätsommer, wenn die Natur noch einmal all ihre schönen Aromen zu aktivieren versucht; am Abschluss eines sonnigen Tages, an dem nun doch noch ein klärendes Gewitter aufzuziehen droht; und weniger nach einem frisch erblühten Garten im Mai.

Durch die Zugabe der würzigen Aromen ist „Chance“ nämlich doch ein wenig herber, eben wie ein Sommerregen im Park, während die Dämmerung einsetzt, und die Temperatur sich abzukühlen beginnt, denn „Chance“ ist auch ein wenig frisch, aber sehr sinnlich und schafft spielend die perfekte Kombination aus verschiedenen Duftrichtungen: „herberen“ Typen ist dieser Geruch bestimmt nicht zu süß, während Diejenigen, die eher die unbeschwerteren, blumigeren Düfte favorisieren, hier aber ebenfalls ihren Gefallen finden.
... und während die würzige Schwere, die dennoch keinen maskulinen Touch aufweist, zunächst noch im Vordergrund steht, entwickelt sich „Chance“ im Laufe der Tragedauer zu einem leichtherben Blumenbukett, in welches ganz viel aromatisch duftendes Grün mit eingebunden wurde, aber ebenfalls ohne nun allzu „weibisch“ zu wirken.

Das heißt, „Chance“ ist trotz der modernen Avancen von Chanel immer noch ein sehr klassischer Duft geblieben, der aber auch hippe junge Frauen zum altbewährten Luxus verführt und ich sage extra „Frauen“, denn das ist eine Duftart, die ich jungen Mädchen nicht empfehlen würde; zum Schulabschluss, zum Start in das Berufsleben ist „Chance“ sicherlich auch ein nettes Präsent, aber an noch Jüngeren würde dieses vollendete Parfum in meinen Augen viel zu aufgesetzt wirken.
Ich würde dieses Parfum in meinem zugegebenermaßen ebenfalls noch jungen Leben nun auch nicht auftragen, wenn es z.B. auf die Piste geht; da wäre es ein totaler Fehlgriff; „Chance“ ist nun mal ein Nobelprodukt und so passt es auch eher zu den feineren Begebenheiten im Leben, ob nun Restaurantbesuch, Theater, Oper oder Antrittsbesuch bei den Schwiegereltern etc.. ;)

„Chance“ ist einfach sehr erwachsen und hier scheint es weniger die Frage zu sein, ob das Parfum zur Frau passt (denn wie gesagt: es dürfte eigentlich jedem Typ gefallen) als vielmehr, ob die Frau auch in den luxuriösen Mantel, mit dem dieses Duftwässerchen einen einhüllt, passt.

° Die Intensität / die Ergiebigkeit °

Hier reichen schon zwei zarte Druckvorgänge auf den Zerstäuber, um sich die Handgelenke damit ausreichend einzuparfümieren, und die man dann noch gegen die restlichen Pulspunkte – und an sonstige Zonen; denn wie sagte Coco Chanel einst so schön: „Parfum sollte man dort tragen, wo man geküsst werden will.“ – drücken kann, um sie so auch mit einem Quentchen „Chance“ zu versehen – und weiterhin sollte man sonst wirklich nicht sprühen, da der Duft doch sehr intensiv ist und man will doch nicht vom Duft getragen werden, sondern umgekehrt, oder etwa nicht?

Somit ist „Chance“ schon einmal sehr ergiebig, aber von einem solchen Designerprodukt erwarte ich das auch, vor allem zu dem Preis; und durch die Intensität ist es sogar noch ergiebiger: hier muss man ganz bestimmt nicht nach mehreren Stunden nachsprühen, weil der Duft verflogen wäre; hier entwickelt er sich lediglich wie bereits beschrieben weiter, aber „Vergängnis“ ist hier ein fast gänzlich unbekannter, aber zumindest sehr langwieriger Ausdruck, denn „Chance“ bleibt wirklich stundenlang auf der Haut haften; in der Früh aufgetragen, kann es durchaus sein, dass selbst nach der Dusche am nächsten Morgen noch ein Hauch der Haut anhaftet; er lässt sich also auch nicht so leicht abwaschen; auffällig ist es auch bei Kleidungsstücken, die man getragen hat, wenn man auch diesen Duft getragen hat, und die dann auch den Duft angenommen haben: Blusen, Pullis, Jacken, Mäntel... duften auch schon mal drei Tage edelst nach, bis sich der Geruch dann doch verflüchtigt.
Trotz alledem ist „Chance“ aber wenig aufdringlich, sondern nur in seiner ganzen Edle zart wahrnehmbar – es sei denn natürlich, man würde doch noch öfter auf den Zerstäuber drücken, dann könnte der Duft einen durchaus erschlagen, aber die Warnung ist ja nun ausgesprochen und auch sonst: wer geht denn schon so unbedacht mit einem solch teuren Produkt um, das er gleich darin baden würde?

In jedem Falle kann aber „Chance“ auch in diesem Unterpunkt nur vollstens überzeugen!

° Fazit °

Bei „Chance“ handelt es sich um ein Luxusprodukt, was sich die junggebliebene Oma und die den klassischen Stil bevorzugende 20jährige Enkelin durchaus teilen können, was vielen Geschmäckern gerecht wird, ohne „Einheitsbrei“ zu sein, mit einer ganz besonderen Note und auch wenn es ein wenig mehr kostet: zum Einen, man gönnt sich ja sonst nichts und ansonsten, zum Anderen: vielleicht gönnt dafür dann aber das Christkind einem in diesem Jahr ja auch etwas ganz Besonderes (anstatt das Topf-Set um eine Küchenmaschine mit 500 verschiedenen Funktionen zu ergänzen)? ;)

In diesem Sinne:
Fröhliche Weihnachten! :)