Chemotherapie Testbericht

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  • Wirkung:  gut

Erfahrungsbericht von Angela1

Erlebnis Chemotherapie

Pro:

Jede gute Zeit genießen, wer weiß wie lange sie anhält

Kontra:

Unterschiedliche Nebenwirkungen

Empfehlung:

Ja

Inzwischen sind zwischen meinem ersten Bericht: „Erster Umgang mit der Diagnose, OP und Therapie“ und jetzt fast 5 Monate verstrichen. Was soll ich sagen, ich lebe noch!

Chemotherapie:
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Ich habe also nach meinem Befund: Brustkrebs, nach der Brustabnahme im April dieses Jahres eine Chemotherapie verordnet bekommen.
Die Chemotherapie wird auch als zytostatische Therapie bezeichnet. Zytostase heißt soviel wie \"Zellstillstand\". Die verwendeten Medikamente (Zytostatika) werden entweder synthetisch hergestellt oder sind Abkömmlinge von in der Natur vorkommenden Zellgiften. Mit Hilfe der Chemotherapie sollen bösartige Zellen also die Tumorzellen zerstört werden. Die Wirksamkeit beruht vor allem darauf, dass besonders diejenigen Zellen empfindlich auf den Angriff von Medikamenten reagieren, die sich schnell teilen und vermehren.
Da sich nun aber auch gesunde Zellen verschiedener Organsysteme schnell teilen und vermehren, reagieren auch diese empfindlich auf die Chemotherapie. Es kann aus diesem Grund zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen Zu den häufigsten akuten Nebenwirkungen, die bei sehr vielen Zytostatika auftreten können, zählen: Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schleimhautentzündungen, Fieber, Haarausfall und Blutbildveränderungen. Besonders betroffen sind die weißen Blutkörperchen. Sinkt ihre Zahl stark ab, steigt die Anfälligkeit für Infektionen.

Die Therapie wird bei mir ambulant und intranvenös bei einem Onkologen durchgeführt. Sie kann intravenös,als Infusion über eine Vene, oral in Tablettenform oder subkutan, ähnlich einer Insulinspritze unter die Haut verabreicht werden. Wofür sich der Arzt entscheidet ist abhängig von der Art der Erkrankung aber auch vom Allgemeinzustand des Patienten.

Eine Chemotherapie läuft in der Regel in Zyklen ab. Das sind bestimmte zeitliche Abständen zwischen den Behandlungen. Es gibt zig verschiedene Zytostatika, mir wurden 4 Zyklen mit Cyclophosphamid und Epirubicin (kurz: EC) und 4 Zyklen Docetaxel (Taxotere), jeweils in Abständen von 3 Wochen als Infusionstherapie verordnet. Gesamte Therapiedauer 24 Wochen.

Ich bin nun kurz vor meiner letzten Infusion, also die 8.! Und bin heilfroh, dass ein Ende in Sicht ist! Eine Infusion dauert ca. 2 Stunden, die mir jedoch immer unendlich lange vorkommen. Mein Onkologe nimmt sich viel Zeit für jeden einzelnen Patienten und geht auf die jeweiligen Bedürfnisse ein. Es besteht die Möglichkeit die Infusion im Sitzen, in einem Gemeinschaftsraum, zu erhalten aber auch im Liegen. Da ich ein ziemlicher Angsthase bin und schon als pubertärendes junges Mädchen oft in Ohnmacht gefallen bin, kam für mich nur das Liegen in Frage. Vor der Infusion wird zuerst das Blutbild kontrolliert, nachdem sich die Konzentration des Zytostatikas misst. Außerdem werden diverse Medikamente vorab intravenös verabreicht um die möglichen Nebenwirkungen einzudämmen. Unter anderem bekomme ich vorab Cortison gespritzt, das leider bei mir zu einer Gewichtszunahme geführt hat. Ich liege dann also auf einer Liege an einem Tropf und erhalte jeweils vor und nach dem Zytostatika eine Kochsalzlösung zur besseren Verträglichkeit.
Die Darreichung der ersten 4 Zyklen mit EC waren für mich sehr unangenehm. Ich hatte zum Anfang der Therapie noch sehr gute Venen und auch der Onkologe sagte: „Das wird was“ (die Bedeutung seiner Worte konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einschätzen).Leider haben sich dann schon nach der 2. Infusion meine Venen entzündet. Ich kühlte und cremte meinen Arm ständig ein, doch die Vene fing an sich zu verhärten und war selbst für das geübte onkologische Auge kaum noch zu finden. Es folgten zwei Infusionen in den Handrücken bis ich dann endlich einen Port verordnet bekam. Grundsätzlich kann ich nur jedem zu einem Port raten.

Der Medikamenten-Port:
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Der Medikamenten-Port ist ein venöser Verweilkatheder, der operativ unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt wird. Der ambulante Eingriff wurde bei mir auf Wunsch wieder im Elim Krankenhaus durchgeführt. Ich hatte vorab ein langes aufklärendes Gespräch mit einem behandelnden Arzt, der mich zuerst untersuchte, mir half den Schriftkram zu erledigen und mir Rede und Antwort stand. Er erklärte mir die Durchführung des Eingriffes so; dass mit einem kleinen Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins eine geeignete Vene freigelegt wird. Durch sie lässt sich dann ein feiner Kunststoffschlauch (Katheder) vorschieben, bis die Spitze in der oberen Hohlvene – nahe dem Herzen – liegt. Der Anfangsteil des Katheders steht mit einer kleinen Kunststoffkammer (Metallgehäuse) in Verbindung, der in das Unterfettgewebe eingepflanzt wird. Die Haut wird durch Nähte verschlossen. Das Port-System hat also keine direkte Verbindung zur Außenwelt, die Kammer, die mit einer feinen Silikonmembran verschlossen ist, kann viele hundert Male durch die Haut punktiert werden. Die richtige Lage des Katheders wird durch eine Röntgenuntersuchung (auch mit Kontrastmittel) kontrolliert.
Ich bekam sogar so einen Katheder gezeigt und war erstaunt über die Länge des Kunststoffschlauches (20cm) und fragte ganz naiv, ob denn die Metallkammer in meinem Körper rosten könne. Nein, natürlich nicht, da das Metall ja nicht freiliegt, aber man weiß ja nie.

Ich bekam eine Beruhigungstablette, legte mich auf ein Bett und wurde zum OP gerollt. Dort nahmen mich die Schwestern zur Vorbereitung für die OP in Empfang und suchten verzweifelt eine Vene für die Narkose. Es musste mal wieder mein Handrücken daran glauben, aber das Problem sollte ich nach dem Einsetzen des Port-Systems nicht mehr haben. Es gab nur eine örtliche Betäubung, so starrte ich die ganze nächste halbe Stunde auf ein grünes OP-Tuch und hörte worüber sich die Ärzte unterhielten bzw. was sie mir erklärten. Ich machte regelmäßig von meiner Stimme gebrauch, da die örtliche Betäubung mir nicht stark genug war. Es war schon schmerzhaft, das kann ich nicht anders sagen, aber ich habe es überstanden und bekam nach der OP ein kräftiges Frühstück, das ist zu meinem Erstaunen auch mit Heißhunger genoss.
Die Wunde ist schnell verheilt und ich habe jetzt nur noch eine kleine Narbe. Der Medikamenten-Port ist nur als eine kleine Wölbung unter der Haut sichtbar. Wer es nicht weiß, wird es nicht sehen. Es hat ca. 2 Wochen gedauert, bis ich schmerzfrei war und auch meinen Arm wieder richtig bewegen konnte. Jetzt könnte ich sogar damit Sport treiben und nehme ihn gar nicht mehr wahr.

Die darauf folgenden Infusionen wurden mit einer speziellen Nadel über das Port-System verabreicht. Es ist ein leichter Einstichschmerz aber ansonsten merkt man nichts davon. Ich musste den Arm nicht mehr die ganzen 2 Stunden während der Infusionsdauer still halten und empfinde den Port als großen Vorteil.

Welche Nebenwirkungen hatte ich:
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>>Haarverlust:
Ca. 2 Wochen nach meiner ersten Chemotherapie fielen mir die Haare aus. Aber nicht in Büscheln, so wie erwartet, sondern einzelnd, ständig und überall. Ich hatte mir schon einen Termin beim Friseur zum rasieren besorgt, doch irgendwie hatte ich angst, er rasiert mir die Haare ab und eigentlich fallen sie mir gar nicht alle aus. Also habe ich den Termin verschoben, doch irgendwann war es wirklich unerträglich und ich fragte meinen Freund, ob er mich rasieren würde. So war das dann, zuerst mit der Scheere, wegen der Haarlänge und dann mit dem Rasierer. Vielleicht ist es schwer nachzuvollziehen, aber es war eine Erleichterung! Die ganzen einzelnen Haare haben mich verrückt gemacht und nun war einfach Ruhe. Mein Sohn kam aus seinem Zimmer und sagte nur. „Mama, das sieht gar nicht so schlecht aus!“ Anfangs war es etwas kalt auf dem Kopf und ich war froh, dass mir das in der warmen Jahreszeit passierte. Eine Perrücke habe ich übrigens bis heute nicht aufgesetzt. Das Geld hätte ich mir sparen können. Ich trage gerne Seidentücher, diese tragen sich leicht und angenehm. Mit der Zeit hat man auch das richtige System zum Knoten raus,-)

>>Erbrechen:
Durch die Einnahme von dem Medikament Navoban musste ich nur ein einziges Mal erbrechen, ansonsten nur anfangs leichte Übelkeit, die ging aber auch durch das Medikament schnell wieder weg.

>>Fieber:
Nein, hatte ich nie.

>>Muskel- und Gliederschmerzen:
Ja, diese sogar sehr heftig und lange Zeit andauernd. Ich habe starke Schmerzmittel dagegen genommen denn auch in der Aztpraxis haben sie mir dazu geraten. Die Glieder sind zum Teil schwer wie Blei, doch nach ca, 4 Tagen ist das überstanden.

>>Müdigkeit:
Schlappheit und Müdigkeit sind erst nach dem 2. Zytostatika (Docetaxel) aufgetreten. Ich habe mich nach der Infusion immer gleich zum Schlafen legen müssen. Inzwischen will die Müdigkeit gar nicht mehr so recht aus meinem Körper weichen. Ich nehme zusätzlich Vitamine, doch leider hilft das alles nichts.

>>Schleimhautentzündung:
Stark angegriffen werden die Mundschleimhäute und Magenschleimhäute. Der Magen reagiert scharf säuerlich und verträgt bis zu einer Woche nach der Infusion keine scharfen oder säuerlichen Speisen. Der Mund trocknet irgendwie von innen aus. Der Geschmackssinn ist völlig weg und alles schmeckt irgendwie eklig nach Blei. Geschmack habe ich immer so ca. ab der 2. Woche nach der Infusion wieder bekommen und dann haben sich auch die Schleimhäute wieder erholt. Eine Entzündung, wie z.B. Ekzeme hatte ich nie. Ich habe bei Bedarf mit Kamillosan gespült oder mir einfach zwischendurch die Zähne geputzt mit einer weichen Zahnbürste.

>>Blutbildveränderungen:
Zur Kontrolle des Blutbildes ist es notwendig zwischen den Zyklen eine Blutuntersuchung durchführen zu lassen. Bei mir haben die weißen Blutkörperchen therapiebedingt abgenommen, waren jedoch zur nächsten Infusion immer wieder ausreichend vorhanden. Eine Infektionsgefahr bestand immer so ab dem 10. bis 14. Tag nach der Infusion. Ich habe einfach Menschenansammlungen gemieden und mich immer warm angezogen.

>>Depressionen:
Eigentlich hätte ich nie geglaubt, dass es mich mal trifft, doch nach den starken Glieder- und Muskelschmerzen, die ich anfangs nicht einschätzen konnte, habe ich in meiner Wohnung gehockt und nur geheult. Es hat kein Gespräch geholfen, ich war einfach nur fertig mit der Welt. Mein Arzt hat mir Antidepressiva verschrieben, die ich bei Bedarf nehmen sollte. Doch nachdem ich jetzt meine Beschwerden einschätzen kann, sind auch die Depressionen aus geblieben und so musste ich auf keine zusätzlichen Medikamente zurück greifen.

>>Veränderungen an Zehen- und Fingernägeln sowie Hautveränderungen:
Nach der Gabe des 2. Zytostatika (Docetaxel) ist meine Haut erheblich trockener geworden und bis zu einer Woche nach der Infusion sind Schmerzen und Empfindlichkeiten im Finger- und Zehennagelbereich aufgetreten. Eine leichte Verfärbung (gelb) der Nägel ist nur bei genauem Hinsehen sichtbar. In den Fingerspitzen fühle ich eine leichte Taubheit.


Fazit:
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Mein Tipp aus meinem ersten Bericht gilt noch immer: Positiv denken und die Chemotherapie als Medikament, das zur Krebsbekämpfung hilft, annehmen!
Ich habe die Chemotherapie nun fast geschafft und während dieses Zeitraumes sogar einen Umzug hinter mich gebracht. Natürlich mit ganz viel Hilfe, aber auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich genieße immer die Tage ohne Beschwerden und kann nun auch auf meiner neuen Terrasse und in meinem neuen Garten richtig schön entspannen. Ohne Haare durch die Welt zu laufen ist anfangs eine Überwindung, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran und mein Selbstbewusstsein ist dadurch nur noch stärker geworden. Wichtig ist mir noch die Ergänzung, dass jeder Mensch anders auf die jeweiligen Medikamente reagiert und in diesem Bericht nur meine eigenen Erfahrungen geschildert wurden. Bei jedem anderen können auch völlig andere Erfahrungen gemacht werden.

Nach dieser Therapie folgt bei mir die Strahlenbehandlung, es wurden bereits in einem Vorgespräch 28 Behandlungen à 2 Minuten jeden Tag (5 Tage Woche) festgelegt. D.h. damit werde ich dann die nächsten 2 Monate beschäftigt sein. Im Anschluss steht dann eine Reha an, die ich bereits bewilligt bekommen habe. …..und dann werde ich mich mal so richtig erholen!

10 Bewertungen, 4 Kommentare

  • anonym

    20.12.2005, 10:38 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll, Dein Mut, darüber zu schreiben, wünsch Dir alles Gute und viel Kraft und halte weiter durch :) LG von MissKnu

  • anonym

    12.12.2005, 19:44 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-) LG Birgit

  • frechdächsin

    08.09.2005, 01:04 Uhr von frechdächsin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche Dir viel Kraft. LG Frechdächsin

  • morla

    07.09.2005, 22:47 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schicksal man hofft immer das es einen selbst betrifft.Lg.morla