Chrysler Viper Testbericht

Chrysler-viper
Abbildung beispielhaft
ab 17,86
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
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Erfahrungsbericht von Makoma

Das Urtier

5
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  durchschnittlich
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 3 Tagen

Pro:

Top Design, Volle Power , geiles Handling

Kontra:

Hoher Benzin Preis , hohe Versicherungsklasse

Empfehlung:

Ja

Einer Viper zu begegnen, gehört heutzutage zu den seltenen Erlebnissen. „Wenn Du mich siehst, ist es zu spät\", warnt eine Internet-Site vor den hochgiftigen und scheuen Tieren. Kaum noch sieht man eine Kreuzotter, eine heimische Vipern-Art. Vorurteile haben fast zu ihrer Ausrottung geführt. Heute stehen sie unter Artenschutz.
Mein erster Kontakt mit der motorisierten Variante eines Mythos verläuft respektvoll. Denn aus der Nähe betrachtet streift die Chrysler Viper ihr Rotlicht-Image ab wie eine zu eng gewordene Schlangenhaut. Die Rundungen verlieren ihre aggressive Erotik und verwandeln sich in dramatisch wirkende Dynamik. Wer damit protzen will, bitte schön. Ich will nur damit fahren.
Das Innere einer Viper fühlt sich an wie ein leicht verschnittener Maßanzug - irgendwo zwickt´s. Zwar läßt sich die Sitzposition dank der verstellbaren Pedalerie gut jeder Größe anpassen, was ich vor lauter Aufregung aber erst ein paar hundert Kilometer später tue.
Das Lenkrad ist nur in der Neigung verstellbar. Ist man es gewohnt, beide Hände am Steuer zu haben, was sich bei 384 PS eigentlich immer empfiehlt, ist der gigantische Mitteltunnel dem rechten Ellenbogen bedrohlich nahe. Gewöhnungssache, wie sich zeigen wird.


Wenn man das erste Mal den V10-Alumotor zum Leben erweckt, fühlt man sich wie ein Fahrschüler, der seine erste Stunde in einer Planierraupe absolvieren muß. Bei rund 500 Touren Leerlaufdrehzahl brabbelt das umgebaute Lkw-Triebwerk mit acht (!) Litern Hubraum angespannt vor sich hin und läßt bereits erahnen, daß man es hier mit einer wirklich giftigen Spezies zu tun hat.
200 Autobahn-Kilometer lang behandle ich die Viper wie ein rohes Ei. Ich drehe den Motor nie höher als 2.500 Umdrehungen, was ausreicht, um im 6. Gang, der als „Spargang\" ausgelegt ist, mit rund 200 km/h über die Piste zu „bummeln\". Und ich gewöhne mich langsam an die nach rechts zuckenden Autos, die im Rückspiegel eine Art böse grinsendes Ufo gesehen haben müssen, das in respektvollem Abstand geduldig hinter ihnen herfährt. Nie lange. Wer in einer Viper mit der Lichthupe herumkaspert, ist in einem aufgebrezelten BMW besser aufgehoben. Vipern sind nicht aggressiv. Nur giftig.
Dann will ich´s wissen. Zigarettenpause am Rastplatz. Mußte ich leider abbrechen. Zu viele Leute, zu viele Fragen. Der erste Ausritt: Langsam und vorsichtig auf die Einfädelspur einbiegen. Alles frei? Und tschüss. Ein Tritt in den Rücken, den Drehzahlmesser immer im Augenwinkel behalten, ab und an schalten und zwischendurch schnell die feucht gewordenen Hände an der Hose trocknen. 384 gedopte Mustangs ziehen mich gen Süden, die erste Kurve erscheint am Horizont, ich schaue auf den Tacho, 280 km/h und ich denke: Zieh sie hoch, Mann.

Der Kofferraum hat gerade mal Platz für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.

Das Spektakuläre an der Kraftentfaltung der Viper ist, daß sie so unspektakulär daherkommt. Man gibt einfach Gas - und sie wird schneller. Ganz gleichmäßig, aber in einem teuflischen Tempo: lächerliche 4,6 Sekunden vergehen, bis man 100 km/h erreicht hat, ein paar Lidschläge später läßt der Schub nach und man bewegt sich in Regionen, bei denen ein Jumbo abhebt.
Untermalt wird jeder noch so leichte Tritt aufs Gaspedal von einer atemberaubenden Geräuschkulisse, die irgendwo zwischen Renntruck und Ferrari angesiedelt ist. Genau sagen läßt sich das nicht, denn der Sound ist einmalig.
Nächster Versuch: Landstraße. Ich lese „Einzelradaufhängung an ungleich langen Leichtmetall-Doppelquerlenkern, Federbeine mit Schraubenfedern und einstellbaren Niedergasdruck-Stoßdämpfern\". Klingt gut. Reifen Michelin Pilot, vorn 275/40 ZR 17, hinten Breitreifen: 335/35 ZR 17. Hört sich auch nicht schlecht an. Alles zusammen genommen hat eine ähnliche Wirkung, wie wenn Oma ihre Haftcreme mit Sekundenkleber verwechselt: klebt bombig.

Klarer Phall: Die wahrscheinlich schnellste Praline der Welt.

Und da war doch noch die Sache mit dem Leistungsübersteuern. Chryslers Giftspritze hat schließlich ein Drehmoment von 615 Nm bei 3.600 U/min. Also auch hier wieder: langsam rantasten. Bloß: woran? Das Tierchen läuft auch in flott durchfahrenen Landstraßenkurven wie am Schnürchen. Außerdem verhindert die serienmäßige Differentialbremse sehr lange, daß die Hinterreifen wegschmieren.
Was auch beim Anfahren gilt: Gummispuren auf dem Asphalt gibt es allenfalls beim Bremsen. Die ventilierten Scheibenbremsen mit 33 Zentimeter Durchmesser und Vierkolbenzangen packen ohne ABS zu. Wer zu hart bremst, hat ruck, zuck einen Bremsplatten.
Also: Experiment abgebrochen. Ich notiere: „Auf trockener Straße ist die Viper fast nicht aus der Ruhe zu kriegen. Für die nassen Tage des Jahres empfehlen wir einen Zweitwagen oder ein Fahrertrainings-Abo.\"

Das ist der Grund dafür, daß man eine Viper immer nur ganz kurz sieht. Außer, sie steht.

Allmählich wird es dunkel, hinter mir liegen rund 800 Kilometer. Inzwischen paßt die Viper wie ein Handschuh, doch die zu straffen Automatikgurte scheuern am Schlüsselbein und ich will endlich wieder normale Luft atmen. Denn bedingt durch die unter den Türschwellern verlaufenden Auspuffrohre wird es unter den Türen sehr heiß. Die serienmäßige Klimaanlage des Supersportwagens ist also unverzichtbar.


In der Stadt wirkt die Viper wie ein fremdes Tier. Für Ampelstopps und Staus ist sie nicht gebaut und bringt nur die Hormone getunter Polo-Männchen durcheinander. Bei jeder Begegnung mit einem Vertreter der Tiefer-breiter-stärker-Fraktion löst sie ein Revierverhalten aus, das zu unkontrolliertem Gummiabrieb und Rauchentwicklung führt.
Wie ihre tierischen Namenspatrone hat die Viper unter einer Menge von Vorurteilen zu leiden. Das einzige, das ich bestätigen kann: Sie ist ein Sprit-Junkie. 20 Liter im Schnitt, Untergrenze bei vielleicht 15, nach oben offen bis über 30 in der Stadt.
Aber was soll´s. Bei artgerechter Haltung holt man die Viper ohnehin nur aus der Garage, um auf der Autobahn oder der Landstraße einfach Spaß am puren Autofahren zu haben. Zum Protzen oder Flanieren taugt sie ungefähr so viel wie eine Klapperschlange als Kuscheltier. Und das mit den Blondinen stimmt so übrigens auch nicht: Einige waren nämlich gar nicht „echt\", andere nicht einmal Frauen.
Die Viper gibt es für 86.000 Euro bei Chrysler oder für 14,95 Euro im Maßstab 1:25 bei Revell.





Technische Daten:

Antrieb: Zehnzylinder-V-Motor, vorn längs, 20V, 7.990 cm3 , 384 PS bei 5.100/min, max. Drehmoment 615 Nm bei 3.600/min, Heckantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: vorn und hinten Einzelradaufhängung an ungleich langen Leichtmetall-Doppelquerlenkern, Federbeine mit Schraubenfedern und einstellbaren Niedergasdruck-Stoßdämpfern, Querstabis, Reifen 275/40 ZR 17 (vorn), 335/35 ZR 17 (hinten)

Karosserie: L x B x H 4.488 x 1.935 x 1.228 mm, Radstand 2.444 mm, Leergewicht 1.540 kg, Zuladung 190 kg, Kofferraum 261l, Tankinhalt 71,9 l

Fahrleistungen (Werksangaben)
0-100 km/h 4,6 s
Höchstgeschwindigkeit 285 km/h
EU-Normverbrauch 20,2 l Super plus

Preis 86.000 ,-

Ausstattung
Serie: Audio-System mit RDS-Radio und CD-Spieler; Color; el. Fensterheber; Klimaanlage; Lederlenkrad; zwei Leselampen; Nebelscheinwerfer; einstellbare Pedalerie; Sportsitze mit Teil-Lederausstattung; Zentralverriegelung
Extras: keine

Steuer & Versicherung
HK/TK/VK* 24/40/40
Steuer (Euro2) 528 ,-
* Die Viper befindet sich nicht im offiziellen Typklassenverzeichnis. Unsere Einstufungen wurden von der HUK-Coburg individuell festgelegt. Die Kosten für eine Kasko-Versicherung sind Verhandlungssache.

12 Bewertungen