Cillit Bang Bang Kraftreiniger (Spray) Testbericht

Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion sind Dr. Andrej Sergejewitsch und Dr. Sergej Andrejewitsch federführend an geheimen Forschungen im Auftrag des Militärs beteiligt. In einem Laborkomplex inmitten eines ausgedehnten Sperrgebietes am Unterlauf der Tunguska experimentieren die Doktoren mit Milzbrand-Erregern, Pockenviren und anderen Substanzen, die sie für die biologische und chemische Kriegsführung nutzbar zu machen versuchen.


Irgendwann kommt dann das Aus für Sergeje- und Andrejewitsch: das Militär streicht, wenn auch zähneknirschend, die Forschungsmittel, und die beiden Spezialisten müssen sich ein neues Betätigungsfeld suchen. Informationen des CIA zu Folge sind die beiden zunächst am Aufbau einer pakistanischen Pharma-Firma (Pharma-Phirma? Farma-Firma? Duden her!) beteiligt. Danach verwischen sich ihre Spuren: für Jahre sind Sergejewitsch und Andrejewitsch förmlich wie vom Erdboden verschluckt. Bis heute liegen dem US-Geheimdienst keinerlei verwertbare Erkenntnisse darüber vor, womit die russischen Wissenschaftler in einer Zeitspanne von knapp zehn Jahren beschäftigt waren.

Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends gelingt es, Sergejewitsch und Andrejewitsch ausfindig zu machen. Nachdem etliche heiße Spuren im Sande verlaufen sind, ist es schließlich Kommissar Zufall, der die Ermittler wieder auf die Fährte von Sergejewitsch und Andrejewitsch bringt: ein hochrangiger CIA-Mitarbeiter auf Deutschlandurlaub glaubt in einem Gast einer Mannheimer Bierkneipe einen der Gesuchten zu erkennen. Tatsächlich handelt es sich bei dem unscheinbar wirkenden Mann mittleren Alters um Andrej Sergejewitsch.

In der Folge stellt sich heraus, dass Sergejewitsch und Andrejewitsch inzwischen in der Abteilung Forschung & Entwicklung der Firma Reckitt Benckiser arbeiten. Offenbar hat die Geschäftsleitung des Unternehmens sogar Kenntnis von der Vergangenheit ihrer Mitarbeiter aus dem Osten: „Die beiden Herren sind zwar, was ihre vita betrifft, sehr diskret – aber dass es da eine Verbindung zum russischen Militär gab, war uns von Anfang klar“, so der Pressesprecher des Unternehmens auf eine Anfrage. Doch es kommt noch besser: „Der großen Kompetenz unserer verdienten Mitarbeiter Dr. Sergejewitsch und Dr. Andrejewitsch verdanken wir es, dass wir im vergangenen Jahr ein neuartiges, hochaktives Detergens bis zur Marktreife entwickeln konnten.“

Im Klartext heißt das soviel wie: Hinter dem Reinigungsmittel „Cillit Bang“ aus dem Hause Reckitt Benckiser stecken zwei Wissenschaftler, die in der Vergangenheit in führender Position an der Herstellung von Massenvernichtungswaffen beteiligt waren. Der Presse gegenüber geben sich die beiden Akademiker freilich bedeckt, und auch die Unternehmensleitung wiegelt ab: „Nach unseren Erkenntnissen haben die beiden mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Diese Ansicht bestätigt auch unsere interne Qualitätskontrolle. Im übrigen unterliegen sämtliche Prozesse in unserem Unternehmen einem umfassenden Qualitätsmanagement gemäß DIN ISO 9000.“

Wer genauer hinsieht, kommt aber wohl nicht umhin festzustellen, dass, Qualitätskontrolle hin oder her, so manches im Dunkeln bleibt – mit Blick auf die beiden Doktoren wie auch deren Produktinnovation „Cillit Bang“. Wer sich etwa für die Inhaltsstoffe des „Kraft-Reinigers“ interessiert, sucht diesbezügliche Hinweise auf dem Etikett der Sprühflasche vergebens: unter dem Punkt „Inhaltsstoffe“ findet sich lediglich die Angabe, der Reiniger enthalte „< 5% nichtionische Tenside“. So zugeknöpft man sich im Hause Reckitt Benckiser gibt, wenn es um die Deklaration der Inhaltsstoffe von „Cillit Bang“ geht, so wortreich fallen die Hinweise zum sicheren Umgang mit dem Erzeugnis im Alltag aus.

Neben den einschlägigen Anwendungshinweisen sowie Warnungen, wie man sie auch von vergleichbaren Produkten kennt, fällt vor allem der Ratschlag ins Auge, bei der Verwendung von „Cillit Bang“ tunlichst Schutzhandschuhe zu tragen. Stutzig macht auch der folgende Hinweis: „Aerosol nicht einatmen – nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden“. Und schließlich heißt es da noch: „Abfälle und Behälter müssen in gesicherter Weise entsorgt werden“.

Auch auf Nachfragen gibt sich der Reinigungsmittel-Hersteller jedoch arglos: „Wir sind uns der Verantwortung, die wir für das Wohlergehen unserer Kunden tragen, bewusst – deshalb legen wir Wert auf eine möglichst umfassende Informationspolitik zur sicheren Verwendung unserer Produkte; wir sagen da lieber ein bisschen zuviel als zu wenig.“ Auch von einer Verbindung zu hochrangigen russischen Militärs, die laut CIA-Informationen aus jüngerer Zeit möglicherweise seit der Entlassung der beiden Wissenschaftler aus dem geheimen Tunguska-Projekt weiterhin bestanden hat, will der Pressesprecher des Unternehmens nichts wissen: „Wir kennen natürlich die bösen Gerüchte um die bislang nicht identifizierte Substanz, die bei der Stürmung des Moskauer Nordost-Theaters im Jahre 2002 zum Einsatz gekommen sein soll. Eine Verbindung zu unseren Mitarbeitern und zu ‚Cillit Bang’ gibt es aber nicht.“


R e s ü m e e

Im letzten Spätherbst habe ich eine 750 ml-Flasche „Cillit Bang” gekauft. Der genaue Betrag, den ich dafür bezahlt habe, ist mir zwar entfallen. Ich weiß aber, dass ich für das Zeug zuviel bezahlt habe – wie für alles, was weniger hält, als einem die Werbung verspricht: „Cillit Bang“, heißt es auf dem Vorderetikett der Sprühflasche, reinige „effektiv“ und wirke gegen „Kalkablagerungen, Seifenreste, Rostflecken, Schmutz“.

Seifenresten und Schmutz bin ich bisher immer recht erfolgreich mit Mitteln zu Leibe gerückt, die sich die reinigende Wirkung von Essig- und Zitronensäure zunutze machen. In „Cillit Bang“ hatte ich vor allem die Hoffnung gesetzt, hartnäckige Kalkreste an meinen Badezimmer-Armaturen beseitigen zu können. Das Ergebnis auch des schweißtreibendsten, hartnäckigsten Schrubbens hat mich allerdings, gelinde gesagt, etwas enttäuscht. Der Rostflecken-Test verlief leider ganz ähnlich: Trotz Beherzigung der Anwendungshinweise auf der Flasche („Direkt auf die verschmutzte Fläche sprühen, mit einem Schwamm verteilen und 1 Minute einwirken lassen – Gründlich mit Wasser abspülen – Bei Bedarf Reinigungsvorgang wiederholen“) stand das Resultat in keinem Verhältnis zu meinem mit großem Eifer betriebenen Wischen und Wienern. In meinen Augen hat der giftig-rosafarbene Sprühschaum aus dem Haus Reckitt Benckiser keine erkennbaren Vorteile gegenüber anderen Reinigern, die ggf. weniger kosten, wahrscheinlich umweltfreundlicher sind und dabei etwas weniger aggressiv riechen als „Cillit Bang“.

Unterm Strich also: keine Empfehlung für „Cillit Bang“. Mit Seifenresten und Schmutz wird, so mein Eindruck, das Zeug nicht besser und nicht schlechter fertig als diverse andere Haushaltsreiniger. Von der laut Werbeversprechen überdurchschnittlich großen Wirksamkeit im Kampf gegen Kalk und Rost habe ich allerdings nichts bemerkt: Noch einmal werde ich „Cillit Bang“ nicht kaufen.