Clinton, Bill Testbericht

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Erfahrungsbericht von Ich2609

Der Präsident und das Mädchen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Begonnen hatte die Geschichte so, wie solche Geschichten nun einmal beginnen. Und sie endete mit dem grössten Eklat in der Geschichte der Vereinigten Staaten seit dem \'Watergate -Skandal\'.

1996 hatte sich Monica Lewinsky, ein 21jähriges Pummelchen aus Beverly Hills, aufgemacht, um ein Praktikum im Weißen Haus zu absolvieren. Das ist gute Tradition in amerikanischen Oberschichtfamilien. Was sie dort allerdings anstellte, entsprach nicht ganz den Gepflogenheiten. Während ihre Kollegen in den Pausen ernsthaft die Nuancen der präsentialen Politik diskutierten, hatte das Mädchen Monica in kürzester Zeit die Schwachstelle des mächtogsten Mannes der Welt entdeckt. Ein paar mutige Avancen, und sie war da: die verhängsnisvolle Affäre des Bill Clinton. Als die Geschichte ruchbar wurde, schoben Clintons Berader die Geliebte ins Verteidigungsministerium ab.Doch Monica blieb hartnäckig. Sie rief an, schickte Geschenke und baute sich bei öffentlichen Auftritten des Präsidenten demonstrativ in der ersten Reihe auf. Die zufällige Videoaufnahme, auf der sie ihren Exgeliebten begeistert umarmt, gehört schon heute zu den häufigst gezeigten Filmsequenzen des Jahrhunderts.
Als der Name Monica Lewinsky zum ersten Mal in den Medien auftachte, steckte der Präsident bereits mächtig in Schwierigkeiten. Paula Jones, von Rivalin Lewinsky später verächtlich die \'Piepsmaus aus Arkansas\' genannt, hatte ausgepacktund Clinton wegen sexueller Belästigung angezeigt. Das der Mann kein Kind von Traurigkeit zu sein pflegte, war allseits bekannt. Im Präsidentschaftswahlkampf war es Gennifer Flowers gewesen, eine Geliebte aus Clintons Gouverneurzeiten in Arkansas deren Geschichte von den politischen Gegnern genüsslich ausgeschlachtet wurde. Damals hatte die Schlammschlacht kaum Konsequenzen gezeigt. Jetzt aber schien es ernster zu werden für Clinton. Denn ein Mann hatte sich der Sache angenommen, der mit fanatischen Eifer seit Jahren versuchte, dem Traumpaar im Weißen Haus ein Bein zu stellen: Sonderermittler Kenneth Starr - die Nemesis von Bill und Hillary Clinton. Besagter Starr bekam Tonbänder mit der Stimme einer Frau zugespielt, die er im Paula - Jones - Prozess nur als Zeugin vorgesehen hatte: Monica Lewinsky.
In ihrem Liebeskummer hatte sich das vertrauensselige Mädchen ihrer Kollegin Linda Tripp anvertraut. Ebensogut hätte sie ihre intimen Geheimnisse auf die Titelseite der \'Washington Post\' setzen lassen können, denn die vermeintliche Freundin hatte die geschluchzten Geständnisse -ohne ihr Wissen- eifrig mitgeschnitten. Dabei herausgekommen war eine 22stündige Telefonbeichte, die auch heftigste Details nicht aussparte. Die drohten jetzt publik zu werden. Bill Clinton trat die Flucht nach vorn an:
\'\'Nein, ich hatte keine sexuelle Beziehung zu dieser Miss Lewinsky\'\', versicherte er in einer Fernsehübertragung und blickte der Nation aus treu- blauen Augen tapfer ins Gesicht. Allein, glauben wollte ihm das Volk nicht wirklich.
In der Frage: \'Hat er oder hat er nicht?\' war such nur eine ganz sicher. \'\'Er hat nicht\'\'; beharrte die First Lady Hillary Clinton, das ganze sei nichts als eine böswillige Verschwörung gegen ihren Gatten. Und so hielt sie eisern zu dem Mann, den sie nach Meinung vieler Geschlechtsgenossinnen am besten vor die Tür des Weißen Hauses befördert hätte.
Der Sonderermittler ließ nicht locker und lähmte die Politik für weitere Monate. Im August 1998 gestand Monica Lewinsky vor dem höchsten Ermittlungsgremium, der Gran Jury, eine Affäre mit dem Präsidenten gehabt zu haben. Wenig später stand der Präsident selbst vor dem Tribunal und musste Farbe bekennen. Das Fernsehen übertrug Clintons Canossagang zur besten Sendezeit. Mit zerknirschter Miene gab er zu, eine \'unangemessene\' Beziehung zu Miss Lewinsky gehabt zu haben. Was nun folgte war eine Reuereise par exellence. Bei jedem öffentlichen Auftritt beteuerte der \'Vorzeigebüßer der Nation\', wie leid ihm das alles tue. Er entschuldigte sich bei der NAtion, bei seiner Frau, bei seiner Tochter und schliesslich auch - man höre und spottete - bei Monica Lewinsky. Das Urteil dess Fernsehgerichts fiel gnädig aus. Nun denn, Clinton hatte gelogen. Aber was das nicht all zu menschlich? Man sollte den Man doch einfach in Ruhe seine Politik weitermachen lassen. Dem Entblössungswahn des SOnderermittlers aber war kein Einhalt zu gebieten. Immer pikantere Details der Lewinsky - Liason fanden ihren Weg in die Öffentlichkeit.
Eigentlich wollte es ja \'niemand mehr hören\', wie allerorts betont wurde, doch begierig stürzte sich die Öffentlichkeit auf jede neue Geschichte. Da war die Rede von einem blauen Cocktailkleid mit Spermaspuren, das die romantische Monica aufbewahrt hatte. Als Erinnerungsstück an die Stunden im \'Oral Office\', wie das Präsidentenbüro im Weißen Haus in die Ahnlehnung an die publik gewordenen Vorlieben des Präsidenten längst genannt wurde.
Die Schmierenkomödie gipfelte schließlich in der Veröffentlichung des Starr - Reports im Internet. Abermillionen Benutzer erfuhren von \'kleinen Verzögerungen\' im Zeitplan beim eMpfang von PLO-Chef Yassir Arafat, von \'Ablenkungen\' des Präsidenten während wichtiger Telefonate zur Lösung des Kosovo - Konflikts und von vielem mehr, das im prüden Amerika normalerweise nicht einmal jugendfrei gewesen wäre.
Bill Clinton hat die Lewinsky Affäre ausgestanden - inklusive eines gescheiteren Amsenthebungsverfahrens, einer schmach, der sich zuvor nur ein eiziger Präsident in der Geschichte der USA hatte unterziehen müssen.
Was bleibt, ist eine Bilanz von insgesammt vierzig Millionen Dollar, die der Sonderermittler für seine Hatz auf Clinton ausgegeben hat und ein Präsident, der sich weltweit der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Die muntere Monica ist in der Zwischenzeit zur Kultfigur geworden, die ihre Geschichte vermarktet. Viele Millionen Dollar sind ihr sicher - als Salär für zahllose Interviews und ihre Beichte in Buchform. Vielleicht ein schwacher Trost dafür, ein Leben lang als die berühmteste Kurtisane Amerikas zu gelten. Bill Clinton hat die Chance vertan ein großer Präsident zu werden. Er wollte sich in die Geschichtsbücher eintragen. Das ist ihm wohl gelungen - aber nicht so wie er es sich vorgestellt hat. Denn hinter seinen Namen wird immer der einer gewissen Monica Lewinsky stehen.......

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