Artemis Fowl (gebundene Ausgabe) / Eoin Colfer Testbericht

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ab 9,73
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Erfahrungsbericht von Geisha_X

Stand back, Human!

Pro:

Phantasievoll, lustig, kein Gut oder Böse

Kontra:

Gewalt & Waffen

Empfehlung:

Ja

Ich lese gerne Fantasy und in letzter Zeit schrecke ich auch immer weniger vor Kinder- und Jugendbüchern zurück, die ein phantastisches Thema haben. Eoin Colfer’s Hauptfigur wird oft als Gegenstück zu Joanne K. Rowlings Harry Potter gehandelt, der Klappentext klang vielversprechend und einem Lese-Experiment stand nun nichts mehr im Wege.

Meine Ausgabe von Eoin Colfers \"Artemis Fowl\" ist die neue, billigere des Verlags Miramax Books. Ich habe bei Amazon dafür 5,55 Euro gezahlt (Preis kann nach Währungskursen schwanken). Sie umfasst 396 Seiten. Ich habe hier bei Yopi übrigens einen Produktvorschlag für diese Ausgabe unter \"Fremdsprachige Bücher\" gemacht, Yopi hat mich aber auf die bestehende deutsche Ausgabe zurückverwiesen. Ich hoffe daher, man wird mir nachsehen, daß ich einen Bericht über das englische Buch hier unter der deutschen Übesetzung einstelle ... von mir selbst war das nicht so geplant.

*** Story ***
Ich bin kein Freund von Inhaltsangaben, die alles verraten, da ich finde, daß dies dem Buch einen Großteil der Spannung nimmt. Daher hier die Story fast Spoiler-frei. Wer sich gerne alles verraten läßt, darf gerne in den Inhaltsangaben der anderen Testberichte hier nachsehen. :-)
Artemis Fowl ist ein Abkömmling einer Familie mit langer krimineller Tradition. Da nach dem Verschwinden seines Vaters seine Mutter sich in ein dunkles Zimmer zurückzog, treibt der 12-Jährige sein Unwesen ohne Kontrolle. Zur Seite steht ihm „Butler“ eine Leibwächter-Helfer-Freund-Figur mit Schwarzenegger-Körper und hochgradiger Waffenausrüstung. Artemis Fowl fällt „das Buch“ der magischen Elfen in die Hände, dessen Entschlüsselung ihm erlaubt, Informationen über Elfen und andere vermeintlich nicht-existierende Wesen zu sammeln, die sich vor der Übermacht der Menschen in einen unterirdischen Lebensraum zurückgezogen haben. Er beschließt, eine Elfe zu kidnappen, um eine Tonne Gold zu erpressen.
In einer Vollmondnacht gelingt es Artemis Fowl und Butler tatsächlich. Die gefangene Elfe Holly Short, Captain der LEPrecon, einer Art Elfen-Polizei, verspricht sich allerdings, ihm so viel Ärger zu bereiten, daß er froh sein soll, wenn er sie wieder los wird. Unterdessen naht auch schon das perfekt ausgerüsteteRettungskommando aus Elfen, Zwergen, Zentauren und anderen Überraschungsgästen – als letzte Möglichkeit haben die Besucher eine Bio-Bombe mitgebracht, die alles Leben im Schloss auf einen Schlag vernichten kann. Artemis Fowl erweist sich als unerwartet harter Gegner, doch ob es ihm gelingt, letztlich zu triumphieren, will ich hier nicht verraten.


*** Artemis Fowl gegen Harry Potter ***
Gleich vorweg – der Vergleich mit Harry Potter drängt sich zwar auf, er hinkt aber dennoch, schon alleine deshalb, weil die Bücher und Hauptfiguren so völlig verschieden gestrickt sind. Ich will mal versuchen Gleichheiten und Unterschiede aufzuzeigen:
Beide Bücher sind in ihrer grundlegenden Ausrichtung Jugendbücher, die aber auch für Erwachsene noch spannend lesbar sind. Beide Bücher haben eine männliche Hauptfigur im frühjugendlichen Alter und in beiden Büchern kommen Magie und andere Fantasy-Elemente vor ... doch damit hat es sich auch schon an Ähnlichkeiten. Während Harry Potter ein komplexes Junge-der-zaubern-kann-im-Internat-muß-die-Welt-retten-gut-gegen-böse-Werk ist, ist Artemis Fowl eine männliche Version einer Cyper-Punk-Pippi-Langstrumpf, die sich in einer Science-Fiction-Fantasy-Welt auf die Seite der Diebe und Hacker schlägt. Es ist also nicht wirklich gerecht, daß diese beiden Bücher ständig miteinander verglichen werden.

*** Schreibstil & Dramaturgie & Recherche ***
Eoin Colfer macht seine Sache wirklich gut, er nutzt die in seiner irischen Heimat erzählten Sagen und Märchen und ihre Elemente und peppt sie mit viel Fantasy, Technologie und Detailfreude auf. Da dies ein Science-Fiction-Fantasy-Buch ist, kann Recherche natürlich nur in einem gewissen Umfang bewertet werden, immerhin wird beim Lesen deutlich, daß Colfer sich sehr ausführlich mit dem Thema der Sagenwelt beschäftigt hat.
Die Geschichte ist stellenweise lustig, manchmal auch etwas ernst und rührig, aber immer spannend und mitreißend erzählt. Das Englisch ist leicht und flüssig zu lesen, selbst Colfers Wortneuschöpfungen sind dem Nicht-Muttersprachler verständlich.

*** Leseprobe ***
\"Born to a typical dwarf cavern-dwelling family, Mulch had decided early that mining was not for him, and resolved to put his talents to another use, namely digging and entering, generally entering Mud People\'s property. Of course this meant forfeiting magic. Dwellings were sacred. If you broke that rule, you had to be prepared to accept the consequences. Mulch didn\'t mind. He didn\'t care much for magic anyway. There had never been much use for it down in the mines.

Things had gone pretty well for a few centuries, and he\'d built up quite a lucrative aboveground memorabilia business. That was until he\'d tried to sell a the Jules Rimet Cup to an undercover LEP operative. From then on his luck had turned, and he\'d been arrested more than twenty times to date. A total of three hundred years in and out of prison.\"

*** Mein Urteil ***
Artemis Fowl hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich bereits auf die beiden Fortsetzungsbände. Die Geschichte hat mich auf spannende Art unterhalten und war zum Teil wirklich so lustig, daß ich laut vor mich hin gekichert habe.
Die Personen des Artemis Fowl, Butler, Holly und viele andere (meine Lieblingsfigur ist der Zwerg Mulch) wachsen einem schnell ans Herz und man weiß kaum, welche Seite nun „gewinnen“ soll, denn weder ist Artemis, der auf sein eigenes Vorteil bedachte Dieb völlig frei von Herz, Gefühl und Gut-Sein, noch sind die Elfen und anderen Figuren die gutartigen, zauberhaften Geschöpfe, die mancher erwarten mag.
Ich finde „Artemis Fowl“ sehr gut für Erwachsene geeignet, auf sehr junge Leser dürfte es aufgrund seiner Science-Fiction- und Technologie-Elemente wohl verwirrend wirken - außerdem ist es weder waffen- noch gewaltfrei. Aber ab 12, 13 Jahren dürfte es auch Jugendlichen viel Spaß bereiten.
Enttäuschend wirkt es allerdings womöglich, wenn man mit der Erwartung, einen neue Art von Harry Potter serviert zu bekommen, an die Geschichte geht.


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