Der Diamanten-Cop (DVD) Testbericht

Martin Lawrence ist einer dieser „halben“ Schauspieler. Damit ist weder seine Schauspielqualität gemeint noch seine Körpergröße, sondern einfach die Erfordernis eines gleichberechtigten Partners, mit dem er sich gegenseitig die Bälle zuspielen kann. Jackie Chan ist so einer (zumindest in seinen westlichen Produktionen), Owen Wilson ist einer, Chris Tucker... und eben auch Lawrence. Man spricht hier von „Buddies“.
„Der Diamanten-Cop“ ist kein Buddy-Film im klassischen Sinne, wenngleich mit Luke Wilson als untergebener Neu-Cop etwas Ähnliches geboten wird. Doch weder hassen sich Lawrence und Wilson zu Beginn, noch sind sie gleichberechtigte Partner. Aus dieser Sicht heraus wirkt der Film besser als die meisten anderen Martin Lawrence-Soloauftritte, denn der Hauptdarsteller bekommt mehr als genug Möglichkeiten für bevorzugt mimische und physische Situationskomik ohne Unterstützung von der Seite.

Der Rahmen sieht aus wie folgt: Miles Logan (Martin Lawrence) ist ein Dieb und hat mit seinen Kumpels ein großes Ding vor: ein Diamant im Wert von 27 Millionen Dollar soll gestohlen werden. Der Coup wäre auch gelungen, hätte einer seiner Partner (Peter Greene) ihn nicht verraten und den Diamanten für sich behalten wollen. Logan hat noch Zeit, die Beute auf einer Baustelle zu verstecken, bevor er für zwei Jahre ins Gefängnis wandert. Als er wieder hinauskommt, hat sich die Baustelle in ein hochmodernes Polizeigebäude verwandelt. Will er an den Stein kommen, muss er sich als Detective ausgeben...

Wirklich gut wird der Film in dem Moment, in dem Lawrence in seinen grauen Anzug schlüpft und sich als Detective Malone ausgibt. Vorher bleibt alles zu normal. Der anfängliche Einbruch bietet nichts Neues, das hat man alles schon gesehen; deswegen haut das auch nicht wirklich vom Hocker. Auch das Abchecken des Reviers nach der Gefängnisentlassung hat nur einige wenige Blitzmomente zu bieten, wie etwa das erboste Rumgehampel vor dem Polizeigebäude, als Logan auf die Ironie des Schicksals aufmerksam wird, dass die Baustelle ausgerechnet zu einem Polizeirevier geworden ist. Der Besuch bei der ehemaligen Freundin ist dagegen überflüssig wie ein Kropf, da sie im weiteren Verlauf überhaupt nicht mehr vorkommt. Die Verkleidung als Pizzabote wiederum hat zwar für die Story einen Sinn, ist aber doch vom Äußeren her dezent übertrieben. Der Witz wird hier ganz billig zu 90 Prozent durch das absurde Outfit provoziert, immerhin aber auch zumindest teilweise durch Lawrence's Körpereinsatz und Improvisationstalent. Der Humor dieser Szene ist zumindest Geschmackssache.

Aber wie gesagt, mit seiner Verkleidung als Malone wird das Geschehen erst wirklich lustig und der Film damit unterhaltend, obwohl paradoxerweise zugleich Logiklöcher und Klischees immer weiter kulminieren. Alleine schon die Tatsache, dass sich ein Diamantendieb einfach so ins Raub- und Morddezernat einschmuggeln und dort sogar zum Popstar der Polizei aufsteigen kann, zeugt nicht gerade vom Scharfsinn der LAPD. Aber noch schlimmer hat es ja das FBI getroffen: das ist nicht nur dumm, sondern zudem noch unsympathisch.

Jedenfalls, den Reiz bezieht die Situation dadurch, dass der Undercover-Dieb im Dezernat sein ganz eigenes Ziel verfolgt, von seinen Kollegen aber immer wieder in die andere Richtung gedrängt wird, wo sich der genervte Gauner dann irgendwelchen Polizeiaufträgen ausgesetzt sieht. Und weil er denkt wie ein Krimineller (logisch, wo er doch einer ist), ist er seinen Polizeikollegen immer einen Schritt voraus und leistet als Ermittler ganze Arbeit. Das wiederum bringt ihm die Bewunderung seines frisch versetzten Greenhorn-Partners (Luke Wilson) ein, der den anderen dann von den mutigen Taten des Detective Malone berichtet und ihn für weitere Aufgaben empfiehlt.
Nach diesem Muster ergeben sich immer wieder verrückte Situationen, die meist auf dem Verwechslungsprinzip beruhen. Sicherlich ist auch das ein altbewährtes Rezept, doch wird es ansprechend variiert. Martin Lawrence ist dabei offensichtlich in seinem Element und trägt sein Übriges dazu bei, dass man das Geschehen interessiert verfolgt.

Wenn es dem Ende entgegengeht, verfliegt die Lockerheit der unterhaltsamen Schnitzeljagd leider wieder und macht Platz für den eigentlichen Plot. Peter Green kehrt wieder verstärkt zurück. Und verbissen, wie man ihn kennt, versauert er den Humor von Lawrence & Partnern. Zusätzlich tragen auch die Gangster mit ihren Zitronengesichtern nicht gerade zum Erhalt der Comedy bei.
In der Mitte des Films noch nervig, dafür aber im Finale bei der Koks-Übergabe mit einem Brüller-Auftritt bringt Dave Chappelle („Con Air“) wieder etwas Sonne ins Geschehen. Die unglaubwürdige Demonstration seiner abgrundtiefen Bösartigkeit ist auf jeden Fall für einen dicken Lacher gut.

Normalerweise hätte das Gesamtbild bei mir für eine 7/10 oder gar 8/10 gereicht. Inzwischen habe ich den Film allerdings ein wenig zu oft gesehen (der typische Komödien-Effekt: meist hält man diverse Dramen und Kunstfilme für die wahren Meisterwerke, aber die Komödien sind es, die man immer wieder einlegt), wodurch die klischeetriefende Charakterzeichnung doch stark in den Vordergrund getreten ist und mittlerweile für einen faden Beigeschmack sorgt. Peter Greene ist in seiner Rolle sowieso ein wandelnder Typus (seine hier dargestellte Figur ist praktisch deckungsgleich mit seiner Bad Guy-Interpretation aus „Die Maske“). Ganz unerträglich wird aber die kritikfreie, uneingeschränkte Bewunderung der LA Police für den Juwelendieb; noch schlimmer ist gar das schablonenhafte Hassverhältnis zwischen Polizei und FBI, wobei letztere mal wieder als arrogante, kurzsichtige Snobs charakterisiert werden.

Dennoch ist ein gewisser Unterhaltungswert auch nach der x-ten Wiederholung vorhanden. Während Anfang und Ende – letzteres allerdings mit einem ironisch angehauchten Finale an der Grenze Mexicos – eher mau bleiben, sind die Ermittlungen des falschen Cops in- und außerhalb des LAPD mit famoser Slapstick-Comedy und witzigen, zufällig aufeinander aufbauenden Situationen gespickt. Hier sind es die kleinen, unspektakulären Momente, die Freude bereiten. Klischees und aussetzende Logik sorgen allerdings für Minuspunkte.