Commandos: Im Auftrag der Ehre (PC Strategiespiel) Testbericht

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ab 11,62
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Erfahrungsbericht von Schejtan

spannend, spannend...aber schwer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Willkommen beim Kurs für Computerspiel – Design. Im Laufe dieses Kurses werden Sie erfahren, was für ein unterhaltsames und gutes Computerspiel alles wichtig ist. Als Demonstrationsobjekt habe ich dazu „Commandos“ aus dem Hause Eidos ausgesucht. Fragen können nachher gestellt werden.

1.) Das Spiel sollte ein interessantes Gameplay und eine interessante Thematik haben. Dabei sollte man den Markt vor Übersättigung schützen (man denke nur an die grässliche Echtzeitstrategiewelle Mitte der Neunziger), also was neues bieten, aber im Rahmen des Spielbaren bleiben. Commandos ist hier ein gutes Beispiel. Es ist ein Taktikspiel, bei dem man über eine Spezialeinheit befehligt, die aus mehreren Spezialisten besteht. Dabei ist überlegtes Vorgehen wichtiger als Frontangriffe und es gibt es mehrere Wege, die Missionen zu lösen. Es spielt im zweiten Weltkrieg, hat also auch einen durchaus interessanten Hintergrund. Auf Details wird später eingegangen.

2.) Um möglichst viele Spieler anzuziehen (im übertragenen Sinne natürlich! Wir spielen doch nicht nackt!), ist auf ein gutes Äußeres zu achten. Soll heißen, Grafik und Sound sollte viel Aufmerksamkeit zugeteilt werden. Bei der Grafik sollte man einerseits darauf achten, dass sie gut aussieht und nicht zu pixelig oder eckig ist, andererseits sollte sie aber auch funktional sein, bei einem Taktikspiel wie Commandos heißt das, das sie übersichtlich sein sollte. Das ist auch gelungen, wenn man dem Spiel natürlich auch ansieht, dass es schon älter ist. Die verschiedenen Kriegsschauplätze wirken aber sehr realistisch. Beim Sound unterscheidet man zwischen Soundtrack, also Hintergrundmusik, und Effekten. Beides ist bei Commandos als funktional einzustufen. Keine besondere Leistung also, aber solide.

3.) Das Spiel sollte einfach zu steuern sein. Unübersichtliche Menüs und Tastenkombinationen verwirren den Spieler nur. Je weniger davon, desto besser. Bei Commandos ist dieses Problem vorbildlich gelöst. Mit der Maus scrollt man, wählt die Spezialisten aus und gibt ihnen Befehle. Die Funktionen werden durch einen Klick auf Icons oder durch Hotkeys ausgelöst. Vorbildlich gelöst.

Das sind grob die wichtigsten Punkte, wobei gerade der erste Punkt aber sehr umfassend ist und deshalb eine gesonderte Untersuchung erfordert. Wir fahren dazu am Demonstrationsobjekt fort. Dazu übergebe ich an Dr. Schejtan.

„Wie schon erwähnt handelt es sich um ein Taktikspiel, das sich auf wenige Einheiten konzentriert. Die Spezialisten sind im Einzelnen der Green Beret, der mit seinem Messer lautlos töten kann und sich zum Beispiel auch in Schnee oder Sand vergraben kann, der Taucher, der eben Tauchen kann, aber auch Boote fahren kann, der Fahrer, der, wie der Name schon sagt, Fahrzeuge aller Art bedienen kann, aber auch MG – Stellungen. Außerdem trägt er einen Erste – Hilfe – Kasten bei sich. Weiterhin gibt es den Pionier, der für Sprengstoff zuständig ist, und den Spion mit Giftspritze, der sich als Feind verkleiden kann. In jeder Mission stehen einem einige dieser Spezialisten zur Verfügung. Und die Missionen können wirklich nur gelöst werden, wenn alle gut zusammenarbeiten. Alleingänge sind nicht möglich, man braucht wirklich jeden.

Einzelmissionen gibt es nicht, nur die Kampagne. Die startet in Norwegen und führt über Ägypten und Frankreich schließlich auch nach Deutschland. Die Kriegsschauplätze sind dabei sehr gut in Szene gesetzt. Die Missionsziele unterscheiden sich dabei aber gar nicht so sehr...meistens soll man etwas zerstören, eine Radarstation oder ein Geschütz zum Beispiel. Manchmal muss man aber auch was stehlen oder Gefangene befreien. Die Missionen ähneln teilweise vom Aufbau sehr. Einige stechen zwar hervor, aber insgesamt keine allzu großen Unterschiede. Hier hätte man sich etwas mehr Abwechslung gewünscht, da sich die Missionen nur dadurch anders spielen, dass man immer andere Spezialisten dabei hat.

An Gegnern gibt es natürlich böse Nazis. Von einfachen Wachen über Spähtrupps und Panzer ist alles dabei. Einsame Wachen stellen dabei meistens kein Problem dar, Trupps oder Panzer aber schon. Die versucht man also entweder zu umgehen oder durch Finesse auszuschalten (was aber dauern kann...). Keine Überraschungen bei den Gegnern, aber auch keine Patzer.

Die Grundvoraussetzungen (Einheiten, Missionen, Gegner) wurden also gut gelöst, wenn das Missionsdesign auch mit kleinen Einschränkungen. Dann spielen wir auf dem Blatt doch mal so eine Mission. Gut, die Einheit ist am Startpunkt. Gucken wir uns erst mal die Karte an. Meine Güte, eine ganze Menge Wachen. Was ist denn der kürzeste Weg zum Ziel? Ne, der ist zu stark bewacht. Da sind wenige Wachen, nehmen wir den mal. Gut, Green Beret, du duckst dich jetzt mal und schleichst dich hinter den da. Mist, der hinterlässt da ja Fußspuren. Jetzt ist er tot. Wer hat den denn gesehen. Lassen wir nach dem Neuladen einfach mal den Sichtbereich von der Wache da einblenden. Ja, die war’s, also die zuerst. Scharfschütze? Hab ich nicht. Und da steht ja auch der Panzer. Ok, anderer Weg.

So spielt sich ziemlich jede Mission von Commandos. Man sucht sich einen Weg aus, plant ihn von vorne bis hinten durch...nur um dann an einer ungesehen Wache zu scheitern. Das soll aber keine Kritik sein. Davon lebt das Spiel, dadurch erhält es erst die Spannung. So zittert man bei jeder Wache mit und hofft, nicht entdeckt zu werden. Und wenn man es dann schafft, einen Panzer oder einen Trupp auszuschalten, ohne gleich die ganze Karte auf sich aufmerksam zu machen, ist die Freude noch um einiges größer. Ganz zu schweigen davon, wenn man eine Mission geschafft hat.

Dazu stehen einem einige Hilfsmittel zur Verfügung. Zum Beispiel die Minikarte, auf der alles Gegner eingezeichnet sind. Oder die wohl wichtigste, nämlich die, den Sichtbereich eines Soldaten einzublenden. Weiterhin kann man den Screen in mehrere unterteilen und so mehrere Punkte auf einmal beobachten. Das ist bei den Gegneraufkommen aber auch notwendig, teilweise muss man auf 3 – 4 Trupps gleichzeitig achten und dazu auch noch auf Wachen. Merkt auch nur einer was, hat man gleich das ganze Lager am Hals. Überlegtes Vorgehen sollte also vor Rambotaktik stehen, was Spannung und Anspruch noch mal in die Höhe treibt.

Fassen wir jetzt noch mal zusammen. Commandos verfügt über solide Technik und eine vorbildliche Steuerung. Es gibt vielleicht kaum Unterschiede zwischen den meisten Missionen, aber trotzdem spielt jede neue gerne. Das liegt an der Spannung, die das Spiel erzeugt. Außerdem stellt man sich gerne der Herausforderung und die Freude, wenn man eine Mission geschafft hat, ist sehr groß. Also erfüllt das Spiel alle 3 Hauptpunkte. Was soll daran auszusetzen zu sein?

Ganz einfach. Der Schwierigkeitsgrad!! Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Commandos zu den 3 schwersten Spielen aller Zeiten gehört. Über Erfolg und Niederlage entscheiden häufig Millimeter und Millisekunden. Viele Situationen lassen sich nur über das Try & Error – Verfahren lösen. Und irgendwie fühlt man sich verarscht, wenn man nach 3 Stunden eine Mission gelöst hat (wenn überhaupt) und dann der Bewertungsbildschirm kommt...ich frag mich immer noch, wie man im Punkt Zeit auch nur einen Stern bekommen kann.

Bleibt nur zu sagen, dass Commandos im Prinzip ein hervorragendes Spiel ist, dass aber durch den Schwierigkeitsgrad viel verliert...irgendwann ist die Motivation halt doch hin. Wer aber gerne grübelt und taktiert, dem ist das Spiel zu empfehlen. Gelegenheitsspieler sollten die Finger davon lassen, sie werden kaum genug Zeit haben, auch nur die erste Mission durchzuspielen.“

Danke, Dr. Schejtan. Hiermit schließen wir auch unseren Kurs. Wer Fragen hat, kann sie jetzt stellen. Dazu steht ihnen mein Assistent zur Verfügung. Auf Wiedersehen.

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