Corel WordPerfect Testbericht

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Erfahrungsbericht von LeaofRafiki

Alte Liebe rostet nicht

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es begann Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als ich eine studentische Hilfskraftstelle an der Uni bekam, auf der ich für meinen Lieblingsprof ein Buch für eine Neuauflage überarbeiten sollte. Ich hatte zwar vorher schon einen sogenannten Home-Computer besessen (den man in Basics zu bedienen hatte und der an den Fernseher als Bildschirm angeschlossen wurde), ihn aber nach kurzer Zeit aus meiner Wohnung geschmissen, da es mir zu mühsam war. Nun sollte ich also wieder am Computer sitzen.
Begeistert war ich nicht davon, aber das Projekt interessierte mich und so sagte ich zu.

Die Textverarbeitung, die ich zu benutzten hatte, nannte sich WordPerfect und war in der damaligen Version 4.1 nur auf English. Nach kurzer Zeit hatte ich mich in dieses, doch manchmal recht eigenwillige, zumal es bald eine Update-Bruderschaft mit Vers. 4.2 eingegangen war, Programm verliebt und so dauerte es gar nicht lange, bis ich auch zuhause einen PC hatte (alles weit vor den 86er-Baureihen, nu fällt mir doch der Name nicht mehr ein - ich werd alt...), ausgerüstet mit DOS 2.x und einer vom Rechenzentrum der Uni gespendeten WordPerfect-Mix- Version (natürlich nur, damit ich auch zuhause weiterarbeiten konnte!), die aus Version 4.2 und 4.3 auf Deutsch und Englisch bestand. Sie war so eigenwillig, daß sie nur mit gutem Zureden und etlichen Tricks auf meinem PC lief...
Ende der 80er, als es daran ging, meine eigene Diplom-Arbeit zu schreiben und ich mir die letzten Semester mit dem Tippen von Dipl.-Arbs. und Dissertationen für andere finanzierte, leistete ich mir den Luxus einer hochoffiziellen Version: WordPerfect 5.0 für sage und schreibe damals DM 1600,--!
Mitte der 90er hatte mein Uralt-PC nach einem Umzug seinen Geist aufgegeben und war durch einen 386er ersetzt worden, dem ich später ein Upgrade auf WordPerfect SixO spendierte, immer noch auf DOS basierend und dabei blieb es bis vor ungefähr drei oder vier Jahren. Dann begann auch bei mir leider das Windoof-Zeitalter mit WordPerfect 7. Die 8er Version liegt bereit, und vielleicht erwisch ich auch irgendwann mal günstig noch eine 9er (Corel Office 2000), die neueste, die 10er, ist für mich nicht mehr interessant, da sie aus Sparmaßnahmen nicht mehr ins Deutsche übersetzt wurde).
Hier nur kurz die Anmerkung, daß WordPerfect bereits dreimal den Besitzer gewechselt hat. Bis einschließlich 5.1 gehörte es, wie der Name schon sagt, der WordPerfect Group. Um und bei die Versionen 5.x bis SixO gab Novell ein kurzes Zwischenspiel und ab Vers. 7 gehört es nun zu Corel, wodurch der Grafikbe- und verarbeitende Anteil dieser mal reinen Textverarbeitung eine enorme Erweiterung erfahren hat.

Was ist nun das Besondere an dieser Textverarbeitung, daß ich ihr so lange die Treue halte?
Nun, da ist gewiß der Gewohnheitsfaktor, aber natürlich weit mehr als das.
Leider wurde WordPerfect zwar von Version zu Version immer Word-ähnlicher, sie war aber dem Microsoft-Konkurrenten immer eine Nasenlänge voraus, da sie meist eine größere Funktionsvielfalt hatte.
Ein in meinen Augen riesiger Vorteil zum Beispiel liegt und lag darin, daß ich mir die Steuerzeichen des geschriebenen Textes in einem extra Fenster anzeigen lassen kann. Dies nutze ich auch heute oft, erst recht, wenn ich im Web-Editor arbeite. Hier sehe ich also alle verwendeten Steuerzeichen (FNZ, NZ, FettEin, FettAus, Silbentrennung, Hyperlink, usw.) Und kann diese dort direkt löschen, wenn ich sie nicht mehr brauche, ohne mühsamst über Markieren/Entfernen gehen zu müssen.
Ein anderer, und da muß ich leider sagen, war, daß es auch in der DOS-Version bis SixO ohne Maus auskam und statt dessen über Shortcuts (Tastenkombinationen) bedient wurde, was, wenn man die wichtigsten einmal intus hat, viel schneller als mit jeder Maus geht. Es war wie Vokabeln lernen..., jeder Version lag eine Tabelle bei, auf der die Shortcuts, in die auch die Funktionstasten einbezogen waren, standen. Diese Tabellen (und erst recht nicht mehr die Merkleiste, die man sich auf die Tastatur kleben konnte) gibt es schon lange nicht mehr.
Der dritte Vorteil für mich war die Dateiverwaltung, die unter DOS seinerzeit schon enorm komfortabel war, vor allem, da sie sich nicht nur auf wp-Dateien bezog, sondern auf ALLE Dateien, die auf dem PC waren. Hatte ich also keine Lust, auf der DOS-Ebene in den Verzeichnissen rumzuwühlen (oder mußte neue erstellen), so ging das aus WP heraus flott vonstatten.
Ein weiterer Vorteil für mich war, daß WordPerfect trotz seiner enormen Funktionsvielfalt ein schlankes Programm ist und war. Kam die 4er Versionen noch mit ein oder zwei 360 K Floppy Disks aus, diese alten weichen Schabbelteile..., so brauchte die 5er schon zwei kleine harddisks und SixO wurde auf 8 Disketten ausgeliefert, von denen allerdings nur zweie das eigentliche Programm enthielten, die restlichen waren für die verschiedenen Druckertreiber, Fonts und Grafiken, sowie Lexikon/Thesaurus.
So kam es, daß ich lange Jahre mit nur zwei Programmen auf einem schwachbrüstigen PC auskam, DOS und WP. Das änderte sicherst, als ich den Wunsch verspürte, mich auch im Internet zu tummeln.

Nun mal zu der Version (7.0), mit der ich heute immer noch arbeite, im einzelnen. Diese hatte sich im Gegensatz zu ihren Vorgängerversionen nicht mehr rein \"WordPerfect\" sondern \"WordPerfect Suite\", also eine Vorstufe der heutigen Office-Pakete. Darin enthalten sind
Corel WordPerfect 7 (die Textverarbeitung)
Corel Quattro Pro 7 (eine separate Tabellenkalkulation, die ich aber nicht nutze, da mir die in die Textverarbeitung integrierte Tabellenkalkulation völlig ausreicht)
und Corel Presentations 7 (für Präsentationen - was ich nicht einmal installliert habe)

Benötigt werden für die Installation:
Microsoft Windows 95, Microsoft Windows NT oder Microsoft Windows 98
486 PC, 66 MHz Prozessor
8 MB RAM (empfohlen wird aber 16 MB)
30-120 MB freier Festplattenspeicher je nach Konfiguration

Dann CD einlegen, die gewünschte Konfiguration auswählen, installieren - fertig.

Wie arbeitet es sich nun mit WP?
Leider kann ich keinen Vergleich zum Konkurrenzprodukt Word liefern, da ich nicht damit arbeite, aber es geht ja auch ohne... Der Bildschirmaufbau ist aber wie folgt:
Unter der typisch Windows-blauen Namensleiste, in der jetzt z.B. steht: Corel WordPerfect - Document 1 befindet sich
eine graue Taskleiste, die mir alle verfügbaren Funktionen anzeigt (Datei, Bearbeiten, Anzeigen, Einfügen, Format, Tabelle, Grafik, Tools, Fenster und die Hilfe).
Die nächste Leiste darunter beinhaltet die wichtigsten Funktionen als Symbole (neue Datei, Datei öffnen, Datei Speichern, Datei drucken, Ausschneiden, Kopieren, Einfügen, Vor- und Zurückblättern in den letzten ich glaub ca. 20 Änderungen, Fett, Kursiv, Unterstreichen, Hervorheben (damit werden wichtige Passagen wie mit einem Neonmarker gelb unterlegt), Blitzformatierung, ein neues Dokument aus einer Vorlage erstellen, Listen erstellen, Arangieren (das Dokument auf eine angegebene Seitenzahl ausweiten oder zusammenrücken), eine Grafik einfügen, zwischen der ganzseitigen Seitenansicht oder Normalbildschirm wechseln, Rechtschreibprüfung, Adressbuch (bei mir deaktiviert), Umschalten zum Browser (standardmäßig Netscape Navigator, bei mir nicht vorhanden), drei weitere Schaltflächen, um ein Diagramm, eine Grafik oder eine Textbox zu erstellen sowie die beiden letzten, die für Einrücken und Randeinstellungen zuständig sind.
Damit aber nicht genug! Darunter ist dann eine dritte kleine Leiste, mittels derer ich sofortigen Zugriff auf die Schriftart, Schriftgröße, Styles, Schriftformatierung (Blocksatz, rechts- oder linksbündig, mittig), Zeilenabstand, Tabellendefinition, Seitenanzeige (50 %, 75 %, 100 % = Seitenbreite, 130 % = Zeilenbreite, oder freigewählte Eingaben) sowie die Spaltendefinition (, Spaltenzahl, Spaltenart: Parallel, Parallel mit Blockschutz, Zeitungsstil oder Zeitungsstil mit gleicher Länge habe).
Wie gesagt, alle genannten Funktionen sind natürlich auch über die oberste Leiste oder größtenteils auch per Shortcut zu erreichen.

Darunter nun befindet sich ein großes weißes Feld, daß durch blaugepunktete Linien (die Randmarkierungen) begrenzt ist. Diese kann ich auch, wenn ich will, mit der Maus verändern. Rechts daneben ist der Scrollbalken, mit dem ich mich durch längere Texte bewegen kann. Wenn ich will, kann ich mir auch unterhalb des weißen, eigentlichen Schreibfeldes, die grau unterlegten Steuerzeichen anzeigen lassen und mit der Maus die jeweilige Höhe des Bildschirmfensters verändern. Ansosnten schließt eine dünne graue Leiste das Programmfenster ab, in dem mir angezeigt wird, ob ich im Einfügen oder Überschreiben- Modus bin, welcher Drucker angeschlossen ist und auf welcher Seite ich mich in welcher Zeile auf welcher Position gerade mit dem Cursor befinde.
Insgesamt also eine sehr augenfreundliche und durchdachte Aufteilung, die kaum einen Wunsch offen läßt.

Nun, alle Funktionen von WP aufzählen zu wollen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, erreicht doch allein das Handbuch zu SixO Lexikonschwere und Format. Aber ein paar Besonderheiten möchte ich noch erwähnen:
Unter \"Datei\" in der obersten Taskleiste kann ich nicht nur öffnen, drucken oder speichern, ich kann auch einen geschriebenen Text sofort per email versenden, in html herausgeben oder, wenn ich sehr neugierig bin, mir unterDokument/Eigenschaften anschauen, wie viele Zeichen, Wörter, Sätze etc. mein Text gerade hat. Hier befindet sich auch der Internetherausgeber, in dem ich direkt in html arbeiten kann
Unter \"Bearbeiten\" finde ich so wichtige Funktionen wie Markieren, Kopieren und vor allem Suchen/Ersetzen, wenn ich beispielsweise in einer Tabelle oder einem Text einen bestimmten Begriff suche, oder mich entschieden habe, den Namen eines Protagonisten in einer Kurzgeschichte nachträglich zu ändern.
Unter \"Anzeigen\" kann ich wählen zwischen einem Entwurfsmodus, der normalen Seiten anzeige, aber auch Doppelseiten sind möglich, ich kann die oben erwähnten Leistlinien verändern, oder hier können Word-Fanatiker auch das Zeichen für den Zeilenumbruch aktivieren.
Unter \"Einfügen\" hab ich Zugriff auf die verschiedenen Zeichentabellen und kann dort z.B. das so wichtige ©-Zeichen auswählen, oder mathematische Symbole, Schriftzeichen verschiedener Sprachen und jede Menge netter Smileys etc.

An einigen Stellen ist zu erkennen, daß WordPerfect ein Profi-Programm ist, das für verschiedene Nutzergruppen entwickelt wurde. Unter \"Format\" findet man die Möglichkeit, Briefumschläge oder Etiketten zu drucken (für Firmenpost nicht schlecht), oder der Arrangierexperte hilft mir, einen geschriebenen Text in ein bestimmtes, vorher vorgegebenes Format zu pressen (für Journalisten und Redakteure nicht uninteressant).
Grafik und Tabellen lasse ich jetzt da ich sie rechtwenig nutze mal außen vor, und gehe lieber zu den Tools. Die sind nämlich auch hervorragend!
Hier kann ich wählen zwischen einer separaten Rechtschreibprüfung oder einer synchronen (wie ich sie eingestellt hab, d.h. fast jeder Tippfehler wird mir sofort rot unterstrichen - bezogen auf die alte Rechtschreibung), es gibt sogar eine Grammatikprüfung und ein Synonymlexikon (Thesaurus genannt). Hier kann ich Makros erstellen oder Dateien mischen bzw. sortieren lassen, eine Gliederung, Indexe, Inhaltsverzeichnisse oder Quellenverzeichnisse erstellen oder oder oder.

Was mir auch angenehm aufgefallen ist, ist, daß ich problemlos alte Texte, die ich in früheren Versionen geschrieben habe, einlesen und weiterbearbeiten kann. Da ich mich mit Word nicht auskenne, weiß ich nicht, wie es dort ist, und mit dem Import von Word-Texten in WordPerfect hab ich auch keine Erfahrung, aber wenn ich wollte, könnte ich aus einerUnmenge von mir teils unbekannten Textformaten auswählen, in denen ich meinen Text abspeichern wollte.

Insgesamt muß ich allerdings zugeben, beim Schreiben dieses Berichts fällt mir erst mal wieder richtig auf, wie viele Funktionen ich eigentlich nicht nutze...
Aber ich schätze, es ist ein bißchen deutlicher geworden, warum ich dieses Textverarbeitungsprogramm so liebe.

Wer nun auf so ein Fossil neugierig geworden ist, dem empfehle ich, mal bei ebay zu schauen, denn im Handel ist nur noch das neueste Office-Paket erhältlich.


© LeaofRafiki 28.09.2002

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ACHTUNG FAKERSCHUTZ: Ich poste meine Berichte lieber selber und unter gleichem Nick regelmäßig bei Ciao, häufig bei Dooyoo und doch wieder Yopi, ab und an bei talkon, seltener bei Ecomments und Griasdi, und so gut wie gar nicht mehr bei Hitwin *grins*

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