Cosmic Chaos Testbericht

Cosmic-chaos
ab 6,88
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Joebln

Grönemeyer im Technobunker?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich bin ja nicht wirklich Fan von Herbert Grönemeyer. Aber ich mag einige seiner Lieder ganz gerne hören. Daher war ich einem Freund nicht abgeneigt, als er fragte, ob er mal Grönemeyer auflegen soll.
Doch dann spitzte ich erst mal die Ohren. Was, wie? Harte, flotte Beats, trancige Synthies und dazwischen Herberts Sprechgesang. Was war dass denn??

Das Geheimnis lüftete sich beim Blick auf die CD Hülle. Herbert Grönemeyer – immer gut für Überraschungen und Experimente – hatte 4 seiner Songs des Albums \"Chaos\" so richtig durchmixen und schließlich auf diese Trance und Techno EP pressen lassen.
EP sage ich mal, da sich insgesamt nur 8 Tracks aus nur 4 verschiedene Liedgrundlagen auf dem Silberling befinden.

Um das Ganze noch exklusiver zu gestalten, ließ er diese EP nur als limited Edition verkaufen. Brennen war damals noch nicht so in. Darum musste ich mich mit einer Kassettenkopie zufrieden geben. Denn der Silberling war natürlich nirgends mehr zu kriegen.
Als dann aber 2000 das Album nochmals für 3 Monate zum Verkauf stand, habe ich trotz des horrenden Preises von 15,29EUR (29,99DM) zugegriffen – und es nicht bereut!!

Im Grunde ist es wirklich verblüffend, was aus \"normalem\" deutschen Liedgut gemacht werden kann. Es haben sich wohl etliche fähige Köpfe (Toni Catania und Ingo Kays, Felix Gauder, Matiz sowie Alexx Antaeus) zusammengesetzt und dabei echte Danceknaller entwickelt, die so gut wie nichts mehr mit den Originalen zu tun haben und locker in jedem Club bestehen könnten. Da werden phatte Beats mit treibenden oder sphärischen Synthie-Klängen kombiniert und dazwischen dröhnt Grönemeyers markante Stimme.
Offensichtlich hatte dieser zu jener Zeit seine Lust zum Experimentieren gefunden und seine Zustimmung zu diesem Album gegeben. Der Mann hat wieder einmal Mut und Weitblick bewiesen! Der Silberling wurde den Händlern förmlich aus den Händen gerissen.
Plötzlich trafen auch \"sonst nicht deutsche Musik hörende Kids\" auf Grönemeyer, und das dürfte ihm auch einige neue Fans gebracht haben.

Die EP ist in einem knallbunten Klappcover versteckt. Unter Drogen sollte man beim Öffnen der Hülle nicht stehen, denn da gilt es einige Mal hin und her zu klappen. Und außerdem findet man im Inneren quietschbunte und sehr psychedelisch anmutende Computergrafiken sowie ein 3D Bild (das war ja damals echt der Hit – bei mir hat das allerdings nie funktioniert). Mir flimmerten schon im \"Normalzustand\" die Augen beim Auspacken.
Auf ein Booklet muss man leider verzichten. So dass man als Hörer über die Motivation Grönemeyers und die Qualität seiner Remixer nur spekulieren kann. Schade.

Die Songs im Einzelnen:

1. \"Morgenrot (Trance Mix Radio Edit)\" 3:59 mit 132bpm
2. \"Morgenrot (Trance Mix)\" 6:38 mit 132bpm
Mein großer Favorit: \"Morgenrot\" war ja auch als \"normale\" Single ein Hit und in meinen Augen für Grönemeyer schon überraschend innovativ. Hier entsteht es allerdings völlig neu: deftige Bässe werden mit psychedelisch-entspannenden Rhythmen sowie gefälligen und treibenden Synthie Sounds kombiniert, die man immer mal wieder mit Grönemeyers markant abgehaktem \"Gesang\" ergänzt hat.

3. \"Morgenrot (Hard Mix)\" 5:04 mit 141bpm
Nach einem kurzen Intro übernehmen sehr schnelle und vor allem harte Techno Synthie Sounds in Ergänzung mit treibenden schnellen Beats die Oberhand. Die Bässe könnten eindrucksvoller daherkommen - sind aber ok. Beim Gesang konzentriert man sich auf den Refrain und gelegentlich Wortfetzen.

4. \"Dance Chaos (Stoned Mix)\" 6:41 mit 132bpm
Das haut rein! Der Gesang ist aggressiv, schräg und hektisch. Die Bässe kommen hart und laut. Und der Sound aus Klavier und Synthie peitscht die Stimmung noch mehr an. Einfach Klasse.

5. \"Land Unter (Herb-Hop Long Mix With Rap)\" 6:32 mit 96bpm
Der Song ist erstaunlich ruhig und kommt mir mit dem relaxten und wippenden Sound wie ein Reggae Stück daher. Unwillkürlich schaukelt man leicht im Takt und genießt den Einsatz der Bläser oder die kleinen Klangexperimente.

6. \"Land Unter (Underground House Mix)\" 5:43 mit 120bpm
Der Song ist einerseits sehr dezent und ruhig (Musik). Die Beats sind kaum wahrnehmbar. Das einzige Instrument scheint eine Heimorgel zu sein. Gleichzeitig ist die Wirkung aber auch hektisch und eilig (Gesang), als wenn man eine Schallplatte zu schnell abspielt. Interessant, aber nicht unbedingt meins.

7. \"Die Härte (Techno Mix)\" 4:52 mit 140bpm
Dem ruhigen, verträumten und sphärischen Beginn folgen ziemlich bald hektische Beats und Sounds, die nur selten durch die Einspielung des Refrains unterbrochen wird. Hardcore würde ich dazu sagen.

8. \"Morgenrot (Techno Mix + Bonus Mix)\" 5:37 mit 141bpm
Das ist wohl der phatteste Song der EP. Die harten Synthies werden mit den schnellsten Beats des Albums unterlegt. Klangexperimente sorgen für Abwechslung und der Refrain schafft mit seiner tragenden und eher sanften Art einen guten Kontrast. Der Mix geht in Kopf und Beine.

Das Album ist zwar von 1994, aber die Tanzbarkeit und Aktualität der Remixe sowie auch der Überraschungseffekt Grönemeyers Stimme in so einer Musikumgebung zu hören, haben nichts an Qualität eingebüßt. Ganz im Gegenteil, man kann sie garantiert noch in Jahren wieder auflegen und die Massen zum Tanzen bringen. Einfach nur Klasse!!
Übrigens ist das in meinen Augen auch ein weiterer Beweis für Grönemeyers Vielfältigkeit und sein Empfinden für Zeitgeist – ohne sich selbst zu verkaufen.

Fazit: Die EP ist sicher nur ein Muss für Leute, die diese Musikrichtung mögen. Anderen (Grönemeyer Fans) werden wohl die Haare zu Berge stehen. Nichts desto trotz ist der Stoff auf der EP von bester Qualität.

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