Cottbus Testbericht

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Erfahrungsbericht von Dresdenvita

Häßlichste Großstadt Deutschlands

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Zuerst muß ich einmnal sagen, daß ich nix gegen Cottbuser habe, ich kenne sogar ein Exemplar (nicht das unten erwähnte) gut, und auch Niemanden für bekloppt halte, weil er freiwillig dort wohnt.

Aber Cottbus ist wirklich eine ganz schwierige Stadt zum Wohnen, wenn man da nicht aufgewachsen ist.

Als ich noch etwas anders drauf war, habe ich mich in den heißen langen Sommerferien mit einer 33jährigen Cottbuser Blondine getroffen, die mir "die Stadt, ihre Wohnung sich und noch mehr zeigen" wollte (kostenlos natürlich, heute würde ich nein sagen). Schon im Internet fand ich Ihr Foto bezaubernd.

In einer Stunde bist Du bei rasanter Fahrweise da, dachte ich. Das war der erste Denkfehler. Die Polizei suchte einen Bankräuber im Wald und hat die komplette Autobahn geschlossen, so daß die Fahrt von Dresden knapp vier Stunden dauerte.

Trotzdem näherte ich mich ohne Vorurteile der Stadt, die ja nix dafür konnte.

Ich landete in einem Ghetto, was mich an Halle-Neustadt, Bitterfeld und Teile von Leverkusen oder Duisburg erinnerte, nur daß es noch geradliniger aufgestellt war. So konnte man sich wenigstens nicht verlaufen.

Das heißt, eigentlich doch, denn es sah überall gleich aus. Keine Einbettung in die Landschaft, weil es gar keine gab, einfach auf ein flaches Feld gestellt, kasernenartig, wegen leerer Wohnungen gab es genug Parkplätze. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit war, daß es nur einen Häusertyp gab, den dafür reichlich. Dazwischen ein paar Supermärkte. Vorher dachte ich, netto und real sehen überall gleich aus, also in Cottbus zumindest außen leider nicht.

In dieser Gegend öffnete nun die selbsternannte blonde Stadtführerin die Tür. Zu meiner Überraschung, obwohl ich sie ja schon digital kannte, sah sie überhaupt nicht nach Cottbus aus. Man kann sagen, es war eine Göttin, one of a million. Sie hatte den erotischen Slang des ländlcihen Nordens von Berlin, war aber angebich noch nie da.

Dieses Kesse, diese Stimme, dieses lange blonde seidige Haar, diese Augen, diese Killer-Figur, diese dezent solariumgebräunte Haut - vermutlich handelte es sich um eine Außerirdische, die in Cottbus zum Survival Training ausgesetzt wurde.

Ich war etwas benommen, von der Gegend und der Gastgeberin, und begang den Fehler sie zuerst mal für die Lage ihrer Wohnung zu bemitleiden und Anderes. Jedenfalls verlief der Abend, oder besser gesagt die Nacht vor dem Fernsehapparat und da nun gleich die 13jährige Tochte kommen sollte, habe ich mich veranbschiedet, da es sowieso nix mehr mit ungestörtem Kennenlernen wurde, ich war wohl nicht ihr Typ, den sie extra versteckt hätte, hihi. Zum Schluß bekam ich einen Kuß und Ihre Handynummer, die ich sofort wieder löschte, um nicht öfters nach Cottbus zu fahren, was ich danach so manchmal bereute.

Es wurde laut Uhrzeit nun schon langsam hell, und tatsächlich, ich warte noch eine Weile und auch in Cottbus ging ganz langsam die Hochsommersonne auf, so daß ich mir die Stadt nochmal kurz angucken konnte.

Ich mußte feststellen, daß die Stadt 150.000 Einwohner hat und davon 90 Prozent genauso wohnen wie die Bäckerin, die so gar nicht nach Bäckerin aussah oder sich anhörte. Dazwischen ein paar zugestellte Einfamilienhäuser und eine wirklich erschreckende Dichte von Imbissbusen. So wie es in normalen Städten eben Restaurants gibt.

Überall fährt die Straßenbahn hin, die Haltestellen waren nur leider alle entweder ohen Sitzplatz, ohne Dach oder mit umgeschmissenen Papierkörben oder eingeschlagen oder vollgemalt mit schwachsinnigen Sprüchen.

Überall Werbeplakate der DVU und total vertrottelt schauende Plakat-Politiker von SPD, PDS und CDU, die aber alle zusammen weniger Plakate ausmachten. Andere Plakate gab es nicht.

An den Haltestellen dann in jedem Stadtteil (früh halb fünf) verblödete Neonazies, den man das schon ansehen konnte (Verblödung am Habitus, Gesinnung eindeutig zur Schau getragen mit Kleidung). Jetzt weiß ich auch warum die Göttin mich gefragt hat, warum ich kurzeb Haare habe.

Ich fuhr und fuhr und fand keine anderen Stadtteile, die Stadt war größer als gedacht.

Völlig unfaßbar: Es gab da sogar eine Uni, später laß ich, die soll von der Zeit her gute Ergebnisse liefern, weil man (Zitat Rektor) wenig Ablenkung hat und die Zufriedenheitsquote der Studenten damit wäre hoch, obwohl dartunter viele Zwangsversetzte aus ganz Deutschlands wären. Will nicht wissen, wie die Antworten vormanipliert wurden. Ich habe noch nie annähernd so einen häßlichen Campus gesehen.

Cottbus ist also das Zentrum einer Region, und jeder der es kann, zieht in ein Dorf außerhalb, was natürlich sehr ungesund für die sozioale Stadtentwicklung ist.

Ringsherum gibt es ehemalige Braunkohlewerke, Baustoffirmen, viele Seen, und außer paar kinos nicht viel mehr als Energie Cottbus.

Auchn die Rückfahrt war nicht einfach. Die Autobahn hörte plötzlich auf. Auf einem Schild stand: Reisende nach Dresden bitte Anschluß soundso nutzen. Ich konnte keinen Anschluß sehen, und es stand auch nirgendwo, wo er sich befindet. Sowas habe ich nicht nicht erlebt und auch wenn da offensichtlich überall gebaut wurde neben der Autobahn, war ich froh, als ich das Schild sah: Willkommen im Freistaat Sachsen ! Die Straße wurde genau am Schild einen halben Meter breiter, die Stoßdämpfer atmeten auf. Schade nur, daß die mich an meine Kindheit erinnerten DDR-Haltestellenschilder plötzlich nicht mehr da waren. Wären sie nicht voller Aufkleber und Schmiereien gewesen, wären sie ein Lichtblick gewesen, in Cottbus 1999.

Ich befürchte, die besuchten Viertel sind jetzt teils abgerissen, teils mit hohem Leerstand, und eben etwas ansehnlicher von außen her. Die Sanierung stelle ich mir aber schwierig vor, denn das Haus hatte drei Eingänge für einen Aufgang, dazwischen Übergänge mit genutzten Wäscheaufhängkammern und sogar einen Pförtner, der bei meinem Besuch aber nicht da war.

Dieses vermutlich sibirische Hausmodell habe ich außer in Cottbus noch nie gesehen. Die Planer der Gegend müßte man irgendwie bestrafen, find ich.

Ich muß allerdings sagen, daß ich Städte ohne Höhenunterschiede und Fluß sowieso meist nicht so prickelnd finde. Es kann also sein, daß Andere die Stadt anders sehen.

In der Nähe ist der Spreewald. Berlin reichlich eine Stunde. Autobahn jetzt fertig.

13 Bewertungen, 1 Kommentar

  • charlottewal

    07.04.2002, 03:02 Uhr von charlottewal
    Bewertung: sehr hilfreich

    die auffassung ist natürlich sehr subjektiv, mir beispielsweise ist die Stadt Köln in großen Teilen ein greulicher Anblick ...