Lorenz Crunchips Crust Roasted Chicken Testbericht

\'Ich wär\' so gern ein Huhn, ich hätt\' nicht viel zu tun. Ich lege jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei....\'

Mit der Realität, die das Leben der absoluten Mehrheit der in Deutschland lebenden Hühner bestimmt, hat dieser von keine Ahnung wem fröhlich geträllerte Song wahrlich nichts mehr zu tun. Hierbei meine ich mit \'Hühner\' auch in der Tat die originäre Bedeutung und gebrauche es nicht etwa als Synonym für Frauen mit kleinen Brüsten.

In der deutschen Mastlandschaft finden wir im Geflügelsektor bis zu 23 Tiere auf einem Quadratmeter. Jeder kann somit hochrechnen, wie viel Tiere sich in einem Stall befinden. Mangels entsprechender Verordnung kommen sich deutsche Masthühner somit in ihrer etwa fünfwöchigen Mastzeit sehr sehr nahe. Hauptinhalt der in dieser Zeit stattfindenden Kommunikation dürfte wohl die Zukunftsperspektive sein, nämlich wie schaut mein Hühnchenleben nach dem fast schon wohlverdienten Tod aus?

Lande ich als Chicken McNugget in der Friteuse bei McDonalds oder werde ich platt gekloppt zu einem Crispy Chicken beim Burger King? Verarbeitet man mich zu einem TK-Gericht von Captain Iglo und habe ich wenn ja das Glück, dem perversen Lustmolch nicht zuvor noch in anderer Art und Weise dienlich sein zu müssen? Oder ende ich gar krass korrekt an einem Döner Spieß? Fragen über Fragen, aber eine neue Variante scheint sich unter Deutschlands Mastgeflügel noch nicht rumgesprochen zu haben die Verwertung als Bestandteil von Kartoffelchips..............

Seit ich ein kleiner Bub war, liebe ich Kartoffelchips. Wenn wir keine Portion Pommes spendiert bekamen, stellten wir uns einfach vor, die Chips seien welche und aßen sie genüsslich und formvollendet mit Ketchup. Die kargen Zeiten der 80er Jahre bedingten es, dass es in Deutschland so gut wie nur eine Chipsart, nämlich mit Paprikagewürz gab.

Als ich mich 1988 dann auf große Fahrt über den Kanal nach England begab, lernte ich dort andere Geschmacksrichtungen bei Chips kennen und lieben. Pervers anmutende Geschmacksrichtungen wie Prawn Cocktail oder Salt\'n\'Vinegar erfreuten meine Geschmacksnerven. Ich war halt jung und probierte sie alle.

Im Laufe der Jahre entschieden sich auch deutsche Produzenten dafür, andersartige Geschmacksversionen bei Kartoffelchips herzustellen. Kürzlich stieß der zum Bahlsen-Konzern gehörende Knabberwarenhersteller Lorenz mit einer Reihe namens Crunchips Crust auf den Markt. Jetzt bin ich zwar nicht mehr jung, aber für den Test von pervers anmutenden Lebensmitteln immer noch zu haben.

Ich habe daher eine der drei neuen Geschmacksrichtungen aus dem Hause Lorenz unter dem Namen Crust gekauft und probiert das war Roasted Chicken.......


Hier mein Bericht:


Das Produkt
===========

Bei diesem Produkt handelt es sich um eine Produktion der Lorenz Snack World. Wer sich das Firmenlogo genauer anschaut, wird sich sagen: \'das kenne ich doch von irgendwo her...\' Und genau, wie auch die Rückseite klein offenbart, Hersteller ist die Lorenz Bahlsen Snack World GmbH & Co. KG aus Neu-Isenburg. Lorenz ist also ein Ableger der berühmten Firma Bahlsen, die seit geraumer Zeit ihre Knabberprodukte unter diesem Label vertreibt. Gründe hierfür können eigentlich nur finanzieller und steuerlicher Art sein und der Geschäftssitz in Neu-Isenburg, wo auch immer das sein mag, auch. Nichtsdestotrotz ist es ein Produkt aus dem Hause Bahlsen und das lässt eigentlich jedem Hannoveraner wie mir das Herz höher schlagen und eigentlich keine Zweifel an Geschmack und Qualität aufkommen.

Crunchips gibt es ja schon länger, aber nunmehr sind unter dem Untertitel \'Crust\' drei weitere Geschmacksrichtungen auf dem Markt. Die Internetseite www.crunchips.de bietet ausreichend Auskunft. Im folgenden wird es vornehmlich um die Roasted Chicken Variante der Crust-Chips gehen.

Für 1,59 Euro bekam ich eine bunte feuerfarbene Chipstüte mit gerade mal 150g Inhalt. Das ist vergleichsweise absolut oberes Preisniveau. Die Vorderseite zeigt schön den Produktnamen, die Geschmacksrichtung und bemerkt, dass das Produkt neu sei. Auf der Rückseite befinden sich die Inhaltsstoffe in allen möglichen Sprachen , selbst auf arabisch. Daneben lesen wir hier die goldenen drei Crunchips-Regeln wie beste Kartoffeln, raffinierte Gewürze und spezielle Verpackung, aber dazu später mehr, wie auch zu den ebenfalls angegebenen Brennwerten ganz klein unten links in der Ecke.


Die Inhaltsstoffe und die Brennwerte
====================================

Die Crunchips Crust Roasted Chicken bestehen unter anderem aus Kartoffeln (ich wäre von alleine nicht drauf gekommen), pflanzlichem Fett, Zwiebelpulver, Knoblauchpulver und Kräutern sowie jeder Menge Geschmacksverstärkern wie Mononatriumglutamat und Dinatrium 5 ribonucleotid. Ich gestehe, dass ich das abgeschrieben habe und mittlerweile heilfroh bin, dass ich Chemie bereits nach der 10. Klasse abgewählt hatte, sonst hätte ich wohl weder die Tüte geöffnet noch gar darein gegriffen. Aufgefallen ist mir bei der Lektüre aber, dass Worte wie \'Hühnchen\' oder \'Huhn\' oder vielleicht auch \'Hähnchen\' oder \'Kikeriki\' völlig unberücksichtigt blieben, also vermute ich mal, dass Dinatrium 5 vielleicht ein Hühnchenbestandteil ist, oder etwa doch nicht...........

Die Brennwerte belaufen sich auf 509 kcal je 100g bzw. 2123 kJ. Proteine sind mit einem Anteil von 5,8g, Kohlehydrate mit 50,3g und Fett mit 31,6g je 100g vertreten. Ganz schön saftig besser gesagt pfundig so eine Tüte der Crunchips Crust Roasted Chicken.


Der Geschmack
=============

Nachdem ich sozusagen die Packungsbeilage gelesen hatte, aber weder Arzt noch Apotheker fragte, öffnete ich auf eigene Gefahr die Chipstüte. Die Hoffnung auf natürliche Hühnerbestandteile bei der Herstellung hatte ich schon aufgegeben, aber bereits kurz nach dem Öffnen ereilte mich der nächste Schock in Form einer Wolke einer widerlichen Geruchswolke voll penetrantem und ekligem Geruch nach chemischem Hühnchen. Ich unterschätzte die Wirkung des Geruches zunächst und greife diesbezüglich dem eigentlichen Geschmack der Chips erst mal vor. Ich aß den ersten Teil der Tüte dann am PC im Arbeitszimmer und merkte nichts. Irgendwann stellte sich Bettschwere ein und ich ging samt Chipstüte ins Bett. Hier aß ich noch ein paar davon und schlief selig ein. Am nächsten Morgen hatte unser Schlafzimmer allerdings den Gestank einer schlimmsten Hähnchenbraterei angenommen. Diese kleine Tüte Chips sorgte für einen derartigen Gestank, der sogar durch die Türritze auf den Flur austrat und dort Spuren hinterließ. Die Geschmacksverstärker lieferten somit auch schon geruchsmäßig ganze Arbeit. Wer einmal in einem Hähnchenmaststall war, kann nachvollziehen, was das annähernd für ein Geruch war. Zur Verdeutlichung: wenn Du in einem Hähnchenmaststall bist, sehnst Du Dich nach der klaren Luft z.B. in einer Schweinemastanlage...........

So, zwischenzeitlich hatte ich natürlich auch von den Chips gegessen. Laut Packung sind sie extra krachig, das soll wohl auch das Wort \'Crust\' bedeuten. Die Chips sind vergleichsweise hell in ihrer Farbe, man erkennt an grünen Punkten die beinhalteten Kräuter wie Thymian. Krachig sind sie schon, das merkt man beim Zerbeißen, aber auch ölig und fettig schmecken sie. Insgesamt schmeckt man auch in gewisser Weise einen Hühnergeschmack heraus. Welchen Anteil hieran die Geschmacksverstärker und welchen die eigene Psyche hat, sei dahin gestellt. Interessant wäre sicherlich ein Test an einer Person, die vor dem Verzehr die Tüte nicht gesehen hat und blindlings essen muss. Vielleicht mache ich das mal und werde berichten, ob die Testperson auf Hühnchen oder gar \'Roasted Chicken\' gekommen ist.

Nun, der Geschmack ist nicht so schlecht, dass einen ein Happen zum Göbeln bringt, aber auch nicht so gut, dass man beim nächsten Einkauf nach der nächsten Tüte gibbert. Sie schmecken weder schlecht noch nennenswert gut, dafür aber doch sehr künstlich. Der erste Geschmack ist relativ würzig und gut, aber es stellt sich schnell ein muffiger Nachgeschmack ein.


Fazit
=====

Allzu schlecht haben die Crunchips Crust Roasted Chicken Chips sicher nicht geschmeckt, aber auch nicht so gut, dass man sie unbedingt wieder kaufen möchte. Klare Abzüge gibt es durch die Tatsache, dass hier viel Chemie sprich Geschmacksverstärker im Spiel ist und dieses Produkt einen Gestank in der Wohnung verbreitet, den ich in dieser Form zumindest noch nicht von Kartoffelchips erlebt habe. Darüber hinaus ist das Produkt preislich sehr anspruchsvoll, was dementsprechend das Preis-Leistungsverhältnis senkt.

Ich werde mir künftig bei geflügeligen Appetitsgelüsten lieber einen schönen Goldbroiler vom Hapra-Grill und dazu eine feine No-Name-Tüte Paprikachips aus Rosis Plus holen und es mir richtig gut gehen lassen.


© Comte de Flandre