Das Boot (DVD) Testbericht

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ab 22,96
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  wenig anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von winterspiegel

Kriegsfilm mit Tiefgang

Pro:

Musik, Darsteller, Ausstattung, Regie

Kontra:

Nicht viel

Empfehlung:

Ja

Als ich Anfang der 80er Jahre, nahe München bei der Bundeswehr stationiert war, nutzte ich diese Gelegenheit zum Besuch der Bavaria-Filmstudios, um an einer Führung, der Sets teilzunehmen, die damals für verschiedene Film und Fernsehproduktionen, entstanden sind.
Ambitionierte Filme und Serien wie zum Beispiel: „Rote Erde“, die „unendliche Geschichte“, und „Enemy Mine“ entstanden hier.
Ein Film der die Bekanntheit, und das Renommee der Studios, auch über Landesgrenzen hinaus aber erst entstehen ließ, war: „DAS BOOT“ das der Ostfriese Wolfgang Petersen, nach dem Bestseller von Lothar –Günter Buchheim inszenierte. Zuvor hatte er sich mit verschiedenen Fernsehproduktionen (Tatort: „Reifezeugnis“) profiliert.

Petersen zog es bekanntermaßen nach Hollywood, und die Studios verloren in den Jahren danach immer mehr an Einfluss, lebten aber vom Mythos eines Filmes der in der deutschen Filmlandschaft einzigartig blieb.
Denn ohne Zweifel gute deutsche Filme wie: Bernhard Wickis „die Brücke“ oder Schlöndorffs „ Die Blechtrommel“, die in etwa in der gleichen „ereignisreichen“ Zeit angesiedelt sind, kommen meiner Meinung nach an diesen großartigen Film nicht heran.

Das BOOT gibt es in drei Filmversionen, einmal die ca.2 Stunden lange Kinofassung, dann die sich weit über 5 Stunden erstreckende mehrteilige Fernsehfassung, und schließlich den sogenannten Director`s – Cut, der eine Mischung aus den beiden erstgenannten ist, und immerhin noch in stolzen 208 Minuten Länge, diese fast schon epische Geschichte erzählt.

Auf diese Version möchte ich mich beziehen, um dieses cinematische Meisterwerk, auf vorliegender DVD etwas näher vorzustellen.


FILMHANDLUNG

1942: Die Tage des „Dritten Reiches“ sind langsam gezählt, die U–Boot-Flotte – einst ganzer stolz der Marine, wurde mittels massiven Wasserbombeneinsatzes der Alliierten stark dezimiert.
In dieser mehr als ungünstigen Situation bekommen die Männer um den Kapitän – „Der Alte“ (Jürgen Prochnow ) den Einsatzbefehl, feindliche Geleitzüge aufzuspüren, und diese zu torpedieren. Vom französischen Stützpunkt La Rochelle aus geht es, nachdem die Mannschaft zuvor noch einmal gefeiert, und so richtig die Sau rausgelassen hatte, auf Feindfahrt.
Anfangs ist die Stimmung noch ausgelassen, das ist auch Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer) der als Kriegsberichterstatter, zu der Mannschaft gestoßen ist zu verdanken, dessen Arbeit die Leute von der Routine des Bootsalltags ein wenig ablenkt.
Nur der Kapitän hat dunkle Vorahnungen, ihrer Lage betreffend, das kann auch ein erfolgreich torpediertes, feindliches Schiff nicht übertünchen.
Als sie kurz darauf von einem Zerstörer entdeckt werden, und massiv unter Wasserbombenbeschuss geraten, dämmert es langsam auch dem letzten an Bord, dass sie nicht mehr Jäger, sondern Gejagte sind, die sich einer Militärischen Übermacht gegenüberstehen, die alle Vorteile auf ihrer Seite hat.
So beginnt eine Odyssee die das BOOT durch die Meerenge von Gibraltar führt, in der das gefährliche Katz und Mausspiel fortgeführt wird, und von den Männern des Bootes alles abverlangt wird, um wieder den Heimathafen zu erreichen, und nicht ein vorzeitiges, nasses Grab zu finden.


KRITIK

Als die Führung damals durch die enge Röhre des Nachbaus der U-96ging, die in ihrem inneren bis ins kleinste Detail dem Original nachempfunden ist, (Pläne und Photos mussten herhalten, da es kein einziges erhaltenes U- Boot mehr gibt) konnte ich mir kaum vorstellen wie hier die phantastischen, teils mit nervenzerreisender Spannung inszenierten Unterwasserabschnitte entstanden sein sollen. Zu nüchtern und pragmatisch schien der klaustrophobische Innenraum zu sein. Erst Licht, Kameraführung, Ton, und Filmmusik lassen aus dieser kalten Eisenröhre, den Schauplatz einer spannenden Geschichte werden, wie sie Petersen mit noch nie zuvor gezeigter Intensität der Bilder auf die Leinwand bannt.

Diesen Streifen sah ich erst als Video in der Kinofassung, (leider nicht im Kino) die mehr Aktion orientiert ist. Dann den im Fernsehen als mehrteilige Serie laufende Fassung, deren Stärke es ist auf die menschlichen Schicksale, die sich hinter den Protagonisten verbergen etwas näher einzugehen. Gefallen haben mir beide Versionen, obwohl mir die Serie alles in allem gesehen, vielleicht doch ein wenig zu langatmig war.
Schließlich die vorliege Fassung der DVD, die Petersen 1997 neu schnitt und wieder ins Kino brachte. In ihr hat er meiner Meinung einen schönen Mittelweg zwischen ausgeprägten Personenstudien und spannendem Kriegsfilm gefunden.
Es macht schon einigen Spaß sich diesen klasse Film in bester digitaler Qualität anzuschauen, da merkt man erst den großen Unterschied zu herkömmlichen Fernsehbildern.

Der Film musste sich nach der Premiere harte Kritik von allen Seiten gefallen lassen, den meisten war er anscheinend zu unkritisch was das Thema anbelangt.
Das der Film den ihm gebührenden Erfolg schließlich doch noch hatte, halte ich gerade diesem Umstand zugute. Es muss nicht immer gleich der moralische Zeigefinger erhoben werden, um zu zeigen welche Teufel die Deutschen doch waren, das ist ja schon zur Genüge von Hollywoodproduktionen vorexerziert worden. Natürlich muss der Film gewissen Spannungsmechanismen Folgen, damit er funktionieren kann, dennoch halte ich die Handlung alles in allem für durchaus glaubwürdig. Die neue Version untermauert wie ich glaube diese These noch mehr.


SCHAUSPIELER

Die meist unbekannten Schauspieler wurden durch ihre Rollen ziemlich gefragt und populär, der leider inzwischen verstorbene Klaus Wennemann, Martin Semmelrogge, Uwe Ochsenknecht, Heinz Hönig, und Herbert Grönemeyer – um nur einige zu nennen, machten danach die unterschiedlichsten, und zum Teil erstaunlichsten Karrieren im eigenen Land.
Einzig Jürgen Prochnow, der im „BOOT“ den „ALTEN“ spielt, war schon vorher etwas bekannter, und konnte sich danach einen Platz in Hollywood ergattern, dort spielt er seither vorwiegend Bösewichte.


FILMMUSIK

Eine der prägnantesten Filmmusiken die ich kenne, die von Klaus Doldinger mit gänsehautverursachender Intensität eingespielt wurde. Der Erfolg dieses Stückes machte auch vor den Charts nicht halt, soweit ich mich erinnere schaffte es eine Disco-Version dieser Zeitlosen Filmmusik ganz nach oben.
Auch Ton und Effekte wurden für diesen Director´s-Cut neu eingespielt, sodass es in dieser Hinsicht nichts zu bemängeln gibt.



DAS BUCH

Lothar – Günther Buchheim der selber gegen Ende des zweiten Weltkrieges als Kriegsberichterstatter auf einem U-Boot stationiert war, und im Film von Herbert Grönemeyer dargestellt wird, verarbeitet seine Erlebnisse und Erinnerungen in diesem Roman der als Vorlage gilt.
Buchheim stand lange auf Kriegsfuß mit der Verfilmung, schien mit der Zeit aber versöhnlicher auf den Film zu reagieren.


DVD – EXTRAS

Auf der DVD ist ein Audiokommentar von Petersen und Prochnow enthalten, zusammen mit dem Produzenten dieses Director`s – Cut, geben sie so manchen interessanten Einblick in die damaligen Dreharbeiten, nur Prochnow gibt sich ein wenig wortkarg.
Die Kommentare selbst sind leider in Englisch, dankenswerter Weise wurden sie jedoch deutsch untertitelt.
Ebenfalls enthalten ist eine gut zehn Minuten lange Featurette, die in der Art eines überlangen Werbeclips gestaltet wurde.
Als Alternative gibt es außer den Originalton in deutsch, noch eine Englische Synchronfassung.


RESÜMEE

Auch wenn die vorliegende DVD so manch kleinen Modelzauber entlarvt, an dem auch ein für damalige Verhältnisse großzügiges Budget von 25 Millionen DM nichts ändern kann, bleibt ein Meisterwerk zurück das absolute Standards setzt, und an dem sich alle anderen U – Boot Filme messen lassen müssen.
Auch sollte sich Heute niemand mehr an der Art der Inszenierung stören, - es waren nicht alles Nazis, wie uns die meisten Amerikanischen Genrefilme glauben lassen wollen.
Es bleibt zwar noch immer ein Kriegsfilm mit realem Hintergrund, doch das unterhaltene Element steht bei ihm ganz eindeutig an vorderster Stelle, und das tut dieser spannenden Produktion, die ich für den besten deutschen Film halte nur gut.

(c) winterspiegel für Ciao & Yopi

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