Das Netz (DVD) Testbericht

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ab 77,38
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Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

Auf der Jagd nach dem eigenen Leben!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Computer kontrollieren immer mehr unser Leben. Alle Daten sind in Computern gespeichert und sind damit immer manipulierbar, denn kein von einem Menschen geschaffenes Sicherheitssystem ist so gut, dass es nicht ein anderer Mensch überwinden kann. Diese Tatsache und welche fatalen Folgen dies haben könnte, nahm Regisseur Irwin Winkler als Aufhänger für einen Thriller, der es im Herbst des Jahres 1995 in die deutschen Kinos schaffte.

Der Inhalt
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Ein letzter Anruf bei seiner Frau und seinem Sohn, dann greift sich ein Mann in einem Park in Washington eine Pistole, steckt sie sich in den Mund und erschießt sich.
Weit von diesem Ort entfernt lebt Angela Bennett (Sandra Bullock), genauer in Venice Beach, Kalifornien. Sie arbeitet für die Firma „Cathedral System“, tut dies aber nur von zu Haus aus. Sie kommt nicht gut klar mit echten Menschen, umso besser aber mit dem Computer. Vor diesem sitzt sie Tag und Nacht, dieser regelt ihr Leben, mit Hilfe von diesem bestellt sie sich sogar ihr Essen.
Einziger richtiger Kontakt in die Außenwelt ist mittlerweile ihre Mutter (Diane Baker), welche allerdings an Alzheimer erkrankt ist und ihre Tochter kaum wiedererkennt.
Doch nun will Angela endlich mal den Computer, Computer sein lassen und Urlaub machen. Nach Cancun in Mexiko soll es gehen. Doch am Abend vor der Abreise bekommt sie von ihrem Kollegen Dale Hessmann (Ray McKinnon), den sie natürlich auch nur per Internet und Telefon kennt, eine brisante Diskette zugeschickt. Auf der Diskette befindet sich ein merkwürdiges Programm, über welches Dale unbedingt mit Angela persönlich sprechen will. Also setzt er sich in sein Flugzeug, um noch vor ihrem Urlaub ein paar Worte mit ihr zu reden. Doch er kommt nie an. Sein Flugzeug hat einen Unfall.
Ohne dieses Wissen macht sich Angela auf in ihren Urlaub nach Cancun, wo sie einen Mann kennen lernt, namens Jack Devlin (Jeremy Northam), der genau ihr Typ ist. Doch nach einer heißen Liebesnacht entpuppt sich gerade dieser Traummann als Killer, der hinter Angela her und von ihr eine Diskette will. Angela kann ihm mit Mühe und Not entkommen, doch alle ihre Papiere wurden ihr kurze Zeit vorher (natürlich auch auf Veranlassung von Devlin) gestohlen.
Bei der Beantragung eines Visums für die Ausreise aus Mexiko und die Wiedereinsreise in die USA, stellt sie fest, dass sie nun als Ruth Marx geführt wird. Aufklärungen über ihre wahre Identität sind zwecklos und so unterschreibt sie das Formular mit dem Namen Ruth Marx, um schnell in die USA zu kommen und dort die Missverständnisse aufzuklären.
Doch wieder zu Hause angekommen, muss sie einiges feststellen: Ihr Haus wurde von einer Frau, die sich als sie ausgibt verkauft, und ihre neue Identität wird von der Polizei gesucht.
So bittet sie gesucht von der Polizei und gejagt von Jack Devlin den einzigen Menschen, der sie noch kennt, um Hilfe: Dr. Alan Champion (Dennis Miller), ihr ehemaliger Therapeut.
Doch damit bringt sie auch diesen in Gefahr, denn ihrem Verfolger ist jedes Mittel recht um die Identität seiner Hintermänner zu schützen. Immer mehr in die Ecke gedrängt, sieht Angela nur einen Ausweg auf der Jagd nach ihrem eigenen Leben: Sie muss zurückschlagen!

Meine Meinung
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Regisseur Irwin Winkler lag eine interessante Grundidee für diesen Film vor, die mögliche Manipulation in unserer von Computer gesteuerten Welt. Doch leider benutzt er diese interessante Grundidee nur als Aufhänger, so dass der Film schnell zu einem Actionfilm mit altbekannter Story wird: Die Hauptperson ist auf der Flucht, wird dabei obwohl unschuldig sowohl von der Polizei als auch den Killern gejagt und es scheint ausweglos, dass sie dort jemals rauskommt.

Es ist schade, dass der Film sich so schnell von der sehr guten Grundidee entfernt, und diese nur als Aufhänger benutzt, aber trotzdem gefiel er mir. Dies liegt daran, dass der Actionfilm dann größtenteils überzeugend in Szene gesetzt ist, und mit Sandra Bullock eine Hauptdarstellerin vorweisen kann, die sehr gut spielt.

Es wirkt zwar anfangs etwas unglaubwürdig, dass diese Sandra Bullock jeden Tag nur Fast-Food vor dem Computer zu sich nehmen soll, und sich dann ein paar Szenen später am Strand räkelt und dafür eine äußerst beachtliche Figur vorweisen kann, aber über diesen Makel kommt der Film schnell hinweg, da Sandra Bullock den Film danach in ihre Show verwandelt. Sie ist omnipräsent, der Film lebt von ihr, was immer ein hohes Risiko ist. Aber in diesem Film ging das Risiko meiner Meinung nach voll auf, da Bullock die Facetten ihre Rolle gut ausfüllen kann, erst die als schüchternes Mauerblümchen, dass dann aber wenn es hart auf hart kommt, über sich herausragt. Einzig und allein die deutsche Synchronisation von Frau Bullock war eine reine Katastrophe in diesem Film. Die Stimme, die nach meinem Eindruck eine andere war, als die, welche ich bisher von Frau Bullock kannte, war einer völlig unpassenden Tonlage und fing relativ schnell an zu nerven. Deswegen den Film wohl lieber im Original anschauen!

Neben der hervorragenden Leistung von Frau Bullock werden die anderen Darsteller an den Rand gedrängt, wobei es auch kaum andere nennenswerte gibt, da der Film allein von der Omnipräsenz von Sandra Bullock lebt. Zu erwähnen ist deswegen vielleicht einzig und allein noch Jeremy Northam und dieser ist in meinen Augen eher eine Enttäuschung. Er spielt seine Rolle zwar nicht schlecht, aber gemessen an dem Potential, welches ein Schauspieler wie Northam in meinen Augen hat, war die Ausgestaltung dieser Rolle doch mehr als dürftig, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass er vom Drehbuch nicht genug Freiräume bekam.

Man kann bei diesem Film es sogar irgendwie verkraften, dass die altbekannte Geschichte, welche sich in ungewohntem Gewand präsentiert, auch schon deutlich besser erzählt wurde, vor allem auch deutlich plausibler, denn einige Ungereimtheiten fallen einem doch immer wieder mal auf, was aber auch daran liegt, dass es immer schwer ist, es plausibel zu gestalten, dass die unbekannte Macht auf der einen Seite als übermächtig dargestellt werden muss, auf der anderen Seite aber (in diesem Film teilweise wirklich dumme) Fehler machen muss, damit die Heldin eine Chance hat, den aussichtslosen Kampf zu gewinnen, denn das sie dies tut, dürfte ja jedem klar sein.

Gut inszeniert sind allerdings die zahlreichen Actionszenen und Verfolgungsjagden, wobei es dort auch Szene auf dem Rummel gibt, was vielleicht auf dem ersten Blick nicht besonders erwähnenswert ist, in meinen Augen aber eine Reminescenz an die Klassiker des Genres ist, bei denen es fast immer solche Rummel-Szenen gab. Besonders gut gefällt mir auch die Kameraführung bei den zahlreichen Actionszenen, welche nicht nur für einen guten Überblick sorgt, sondern den Zuschauer auch sehr gut in die Szenen hineinversetzt.

Störend finde ich aber noch die Darstellung des Internets, vor allem in den ersten Minuten, wie sich Angela Bennett mit anderen Leuten bzw. den Stimmen aus dem Computer unterhält und wie vor allem auch die Bilderflut in diesen Momenten oft zu übertrieben wirkt, was der Film gar nicht nötig hätte. Manchen Seher mag vielleicht auch manchmal übertriebenes Computer-Kauderwelsch stören, womit ich aber keine Probleme hatte.

Das Netz ist aber in solider Actionthriller, der den Schwerpunkt allerdings deutlich auf den Bereich Action legt, so dass die Spannung manchmal etwas zu kurz kommt. Empfehlenswert ist der Film aber trotzdem, vor allem wegen Sandra Bullock (trotz der nervigen Synchronisation).

Insgesamt rast der Film „Das Netz“ durch den Datenhighway auf 6 Punkte auf meiner 10er Skala!

Daten
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Titel Deutschland: Das Netz
Originaltitel: The Net
Genre: Thriller
USA 1995, FSK 12, Laufzeit: 109 Minuten

Darsteller: Sandra Bullock (Angela Bennett), Jeremy Northam (Jack Devlin), Dennis Miller (Dr. Alan Champion), Diane Baker (Mrs. Bennett), Ken Howard (Michael Bergstrom), Wendy Gazelle (Ruth Marx), Ray McKinnon (Dale Hessman), Gerald Berns (Jeff Gregg), Robert Gossett (Ben Phillips), Gene Kirkwood (Stan Whiteman)

Regie: Irwin Winkler
Produzenten: Irwin Winkler, Rob Cowan für Columbia Pictures
Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris
Musik: Mark Isham
Kamera: Jack N. Green
Ausstattung: Dennis Washington
Schnitt: Richard Halsey
Kostüme: Linda Bass


Weitergehende Informationen:
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Credits?0113957

Filmseite von film.de: http://www.film.de/film/kino/3805.shtml

© Björn Becher 2003

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