Das Vermächtnis der Tempelritter (DVD) Testbericht

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ab 3,34
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Erfahrungsbericht von Maddin

Die Templer und ihr Schatz!

Pro:

Text

Kontra:

Text

Empfehlung:

Ja

Der neueste Film vom Erfolgsproduzenten Jerry Bruchheimer (u. a. Pearl Harbour + Fluch der Karibik) weicht von seinen bisherigen Erfolgskonzepten nur in einem Punkt ab - es gibt keine riesige Materialschlacht wie in seinen Vorgängerproduktionen. Aber davon abgesehen beinhaltet „Das Vermächtnis der Tempelritter\" alle die Zutaten, die wir von einem „Bruckheimer\" erwarten: guter Plot, rasantes Tempo, interessante Schauplätze, unerwartete Wendungen in der Handlung, Gags und Wortwitz, Verfolgungsjagden, herrlich böse Bösewichter, heroische Helden, Top-Effekte, perfekter Setaufbau und Ausstattung, eingängiger Soundtrack und routinierte Kamera-Arbeit.

Das sich auch Bruckheimer bei Konzepten erfolgreicher Vorgänger bedient, gehört in Hollywood ja schon fast zum guten Ton. Hier sind Anleihen bei der „Indiana-Jones-Trilogie\" inkl. Vater-Sohn-Konflikt, „Der Name der Rose\" und „Das Focaultsche Pendel\" unverkennbar. Auch erinnert die Art der zu lösenden Rätsel an bekannte Action-Adventure-Computerspiele wie z.B. Die Tomb-Raider oder The Dark-Thief-Serie.

Zur Story: Seit den Befreiungskriegen der britischen Kolonien in Nordamerika, die mit der „Declaration of Independence\" am 04. Juli 1776 endeten, soll irgendwo in Amerika der sagenhafte Schatz der Templer versteckt sein. Dieser soll von den Freimaurern nach Amerika gebracht worden sein. Die Familie Gates sucht seit Generationen vergeblich nach dem Schatz. Doch jetzt erhält Benjamin Franklin Gates (Nicolas Cage) einen viel versprechenden Hinweis: in einem Schiffswrack namens „Charlotte\", dass unter dem Eis der Arktis vermutet wird, sollen Hinweise auf den Schatz verborgen sein. Er findet einen Finanzier in dem undurchsichtigen Ian Howe (Sean Bean) und gemeinsam mit seinem Freund Riley Poole (Justin Bartha) bricht die Expedition in die Arktis auf...

Der erhoffte Hinweis findet sich dann wirklich: Eine Karte zum Versteck des Schatzes wurde mit Geheimtinte auf die Rückseite der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung geschrieben worden sein. Als Howe vorschlägt, die Unabhängigkeitserklärung zu stehlen, entzweien sich die beiden Parteien und jeder versucht nun auf seine Weise, in den Besitz der Karte zu gelangen.

Bis zum Finale ist es jedoch ein langer Weg. Aber Gates hangelt sich souverän von Hinweis zu Hinweis, löst dank seines brillianten Verstandes und seines überaus umfangreichen Geheimwissens, zum Staunen seines Begleiters Poole, der mich ein bisschen an Dr. Watson erinnert, Rätsel um Rätsel bis zum finalen Showdown zwischen Gates und Howe...

Die Story hinter der Story ist jedoch von ganz anderem Kaliber, als sie auf den ersten Blick preisgibt.
Das erste Auffällige ist der Name des Films - National Treasure = Nationalschatz. Dieses Schlagwort rührt an „DAS\" amerikanische Dilemma schlechthin: Das Fehlen eines Gründungsmythos. Dies wird auch bei der Motivation der beiden Kontrahenten deutlich: Howe will den Schatz, um seinen Reichtum zu mehren. Gates jedoch will den Schatz zum Wohle der Nation heben; einer Nation ohne Wurzeln, da es sich um ein Einwandererland ohne Vergangenheit handelt. Oder ketzerischer: einer Nation, deren Wurzeln im alten Europa liegen - aber das will im heutigen Amerika ohnehin keiner mehr hören.

Zum zweiten der Name des Helden. Er ist aus den Namen zweier berühmter Amerikanern zusammengesetzt. 1. Benjamin Franklin - 2. Bill Gates.
Bill Gates Aufstieg vom verschrobenen Außenseiter, der in seiner Garage das erste Betriebssystem für den PC-Massenmarkt entwickelte und heute als der reichste Mann Amerikas gilt, ist legendär. Benjamin Franklin war, unter anderem, Politiker, Schriftsteller, Naturwissenschaftler (Erfinder des Blitzableiters und des Doppelfernrohres) - und Freimaurer und lebte von 1706 - 1790 in Amerika.
Der Name des Schurken leitet sich von William Howe ab. Colonel William Howe war Befehlshaber der britischen Entsatzarmee, die 1775 bei der Belagerung von Boston eine wichtige Rolle spielte. Er schaffte es, unter immensen Verlusten von Soldaten und des kompletten!! Generalstabes, die berühmte Schlacht von „Bunker Hill\" zu gewinnen. Im April des Jahres 1776 wurde er Oberhaupt der gesamten britischen Streitkräfte in Amerika und schlug erfolgreich George Washington in der Schlacht von Long Island. Letztendlich konnte er jedoch die Unabhängigkeit Amerikas von England nicht verhindern.

Was also vordergründig nach einem klassischen Kampf Gut gegen Böse klang, ist in Wirklichkeit der Kampf „Neue Welt\" gegen „Alte Welt\". Für diese Auslegung spricht auch die diesem Film zugrunde liegende Theorie, dass just zu der Zeit, als sich „die Neue Welt\" vereinigt und im militärischen Kampf „Die Alte Welt\" besiegt, der sagenhafte Schatz der Templer nach dem jetzt unabhängigen Amerika gebracht wird. Das Amerika sich der „Alten Welt\" überlegen fühlt, wird von der Bush-Administration ja ständig demonstriert.

Der Name des Wracks „Charlotte\" bezieht sich auf Charlotte von Stein, die unglückliche Liebe des bekannten deutschen Freimaurers Johann Wolfgang von Goethe.

Howe wird mit einer perfekten Kopie der Unabhängigkeitserklärung getäuscht. Dieses erinnert stark an Baudrillards simulative Landkarte.

Eminent wichtig zum Verständnis der Hintergründe dieses Films ist es, zu berücksichtigen, dass die Amerikaner ein Volk mit großem Nationalstolz sind und das in den Schulen das Geschichtsverständnis zu einem der großen Unterrichtsblöcke zählt. Für uns Europäer beeinhaltet „Geschichte\" stets auch den Kontext zu den alten Kulturen der Ägypter, Griechen und Römer wohingegen sich die amerikanische Geschichte mehr auf die letzten 300 Jahre konzentriert.

Somit erscheint, was für uns Europäer nur eine Location nach der anderen ist, die Auswahl der Stationen des Film absolut logisch: Washington D.C., Philadelphia, New York und Boston.
Alle diese Orten sind eng verbunden mit der Entstehungsgeschichte des heutigen Amerikas.

Und es gibt natürlich auch tagespolitische Bezüge etwa wenn im Film der Sohn Nicolas Cage das zu ende bringen muss, was der Vater Jon Voigt bisher nicht geschafft hat. Gleiches versucht zur Zeit ja auch der amtierende Präsident Amerikas, George W. Bush.

Fazit: Von Jon Turteltaub glänzend zusammengefügtes Puzzle-Spiel mit hervorragenden Schauspielern, denen auf Grund des gewährten Spielraumes genug Platz bleibt, um sich im Laufe der Geschichte glaubhaft zu entwickeln. Und für alle, die an Verschwörungstheorien glauben, und natürlich auch ihren Gegner, bleibt genug übrig, um noch lange über diesen Film zu diskutieren

8 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Nicoleoprz

    08.09.2005, 15:47 Uhr von Nicoleoprz
    Bewertung: sehr hilfreich

    Film auch schon gesehen und fand ihn super! Guter Bericht. GLG Nici