Das geheime Fenster (DVD) Testbericht

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ab 3,79
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Das Fenster zum (Fried-)Hof

Pro:

Die Drehbuchadaption von Kings Geschichte, gut aufgelegte Schauspieler, der außergewöhnliche Schluss, informative Extras

Kontra:

Auflösung etwas übertrieben dargestellt

Empfehlung:

Ja

Ist die Story im Vorwort zur eigentlichen Geschichte wirklich wahr, dann ist sie wohl der eindeutige Beleg dafür, dass das wahre Leben die besten Anekdoten schreibt; na ja, zumindest ein paar ganz bemerkenswerte immerhin. Wenn nicht, so hat der Schreiber, um den es hier unter anderem gehen soll, die Geschehnisse auf jeden Fall passend – sozusagen als Appetitanreger – ins rechte Licht gerückt. Die Legende besagt gewissermaßen, dass Stephen King eines Tages, als er ein Hemd in die Waschmaschine wirft, eine Entdeckung macht, die ihn nicht mehr loslässt.

Sein Blick wandert aus einem Fenster der Waschküche seines Hauses, das normalerweise von allerlei Gegenständen verborgen ist. Den kleinen Garten den seine Frau dort unten vor dem Haus angelegt hatte, war ihm zwar wohlbekannt, doch die Perspektive die sich ihm nun bot, war doch eine so ganz andere -, neu und faszinierend zugleich. Und wie das bei Autoren mit einer lebhaften Fantasie nun mal bekanntermaßen ist, begann sogleich eine Geschichte aus dieser eher banalen Begebenheit in Kings Kopf Gestalt anzunehmen.

David Koepp, der schon in Finchers „Panik Room“ mit seinem gelungenen Drehbuch für Spannung sozusagen auf engstem Raume sorgte, setzte Stephen Kings Geschichte „Das geheime Fenster, der geheime Garten“ org. „Secret Window Secret Garden“, aus der Novellensammlung „Four past Midnight“ im deutschen erschienen in der Publikation „Langoliers“ für die Filmversion um, und übernahm auch noch gleich die Inszenierung mit. Viel Glück hatte Kopp sicherlich mit dem Casting der Schauspieler. Neben John Turturro (die Wutprobe) konnte er Johnny Depp für die Hauptrolle gewinnen, der sich noch nie zu schade dafür war, auch mal einen vielleicht etwas weniger attraktiven Part, oder - wie z.B. in Ted Demmes „Blow“ geschehen - einen Verlierercharakter bzw. waschechten Loser darzustellen.



HANDLUNG


Der unter einer Schreibblockade leidende Romanautor Mort Rainey (Johnny Depp) öffnet völlig verschlafen die Tür seines abgelegenen Sommerhauses in dem er lebt, seitdem die Scheidung von seiner Frau ihren Lauf nimmt, und wird von einem Fremden des Plagiats beschuldigt. Mort - noch völlig schlaftrunken - weist dem Eindringling, der sich als John Shooter (John Turturro) ausgibt, energisch die Tür. Der mysteriöse Mann legt das Manuskript, dessen Inhalt Mort gestohlen haben soll, dennoch auf die Veranda. Als der Schriftsteller wenig später tatsächlich sich die Geschichte des Fremden vornimmt, muss er entsetzt feststellen, dass sich die Story von Shooter und seiner eigenen tatsächlich fast bis aus Haar gleichen.

Bei einem Spaziergang an den See bei seinem Grundstück, trifft der Autor ein weiteres Mal auf den unheimlichen Mann. Der behauptet weiterhin, dass die Geschichte die seine ist, und fordert von Mort nachdrücklich einen Gegenbeweis anzutreten. Um seine Forderung noch zu untermauern, bringt Shooter kurzerhand den Hund des Schriftstellers um. Er erinnert den Schreiber somit nachhaltig an die Frist die er ihm gestellt hat und die da besagt, dass er noch drei Tage Zeit hat, um sich von den Vorwürfen entlasten zu können.

Mort ist sich sicher diesen Beweis zu erbringen, da er zweifelsfrei die Geschichte in einem Magazin veröffentlicht hat, bevor Shooter auch nur eine einzige Zeile von seiner Version geschrieben haben könnte. Doch das wichtige Magazin verbrennt, als das Haus in dem Mort mit seiner Frau vor der bitteren Trennung einst lebte in Flammen aufgeht.
Doch eine immerhin weitere Hoffnung bleibt: Ein weiteres Exemplar des Magazins befindet sich auf dem Postwege an die Adresse des Schriftstellers gerichtet...



KRITIK


Die zirka 200 Seiten lange Erzählung von King, bot sich von der Länge her für eine Drehbuch-Adaption geradezu an. Das erkannte auch David Koepp, der sich wirklich darum bemühte der Literaturvorlage annähernd gerecht zu werden. Das werden sicherlich nicht zuletzt jene Leute freudig zur Kenntnis nehmen, die die Geschichte schon gelesen haben. Allerdings hat es sich der Regisseur erlaubt den Schluss in zwei Varianten zu drehen, und schließlich die am weitesten vom Buch abweichende Version für sein Filmende benutzt. Doch dazu etwas später mehr.

Der mit sowohl Horror- als auch Thriller-Elementen angehauchte Streifen beginnt mit einem Paukenschlag durch dem aufgezeigt wird, wieso sich dieser Schriftsteller in das einsame Waldhaus zurückgezogen hat – nämlich wegen des Fremdgehens seiner Ehefrau, an der er immer noch hängt. Dann wird per Kamerafahrt eine sehr wichtige Sequenz eingeläutet (wie sich später noch herausstellen wird) wenn der Zuschauer von See her und durch das „gewisse Fenster“ hindurch, dann durch einen Spiegel, sozusagen in Mort Raineys eigene, kleine Welt gelangt. Sicher ein absolut klasse Einfall der Macher, um die Geschichte in die richtige, spannungsgeladene Ausgangsposition zu bringen. Denn die Geschehnisse fasziniert ohne Frage auch in der Filmversion, wie ich schon nach einer recht kurzen Zeitspanne erleichtert feststellen konnte.

Von der ersten Minute steht man hinter dem verschlafenen, von Schicksal hart gebeutelten Schriftsteller, als dieser fiese Shooter beginnt ihm die schweren Anschuldigungen an den Kopf zu werfen, die sein Leben noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen, als das ohnehin schon geschehen ist. Im Buch war es ja so, dass man als Leser diesem betrogenen Autoren wünschte, dass er diesem Eckelpaket endlich einen eindeutigen Beweis unter die Nase halten kann, um ihn von den Vorwürfen entlastet zu wissen. Im Film ist das dann nicht mehr ganz so ausgeprägt vorhanden, da konnte King in seiner Erzählung halt viel besser mit den einzelnen Gedankengängen seiner Hauptperson herumspielen.

Dennoch sind die Sympathien klar verteilt: Und die gelten wohl unmissverständlich dem Schreiberling, auch wenn der sich meist im völlig zerschlissenen Bademantel ziemlich abgehalftert präsentiert. Außer dem geheimnisvollen Fremden Shooter, der von John Turturro einfach klasse mit stoischer Mimik äußerst eindringlich und Angst machend dargeboten wurde, ist natürlich noch der Nebenbuhler (Timothy Hutton) der Mort die Frau gestohlen hat, als weiteres Objekt des Hasses zu nennen. Morts zukünftige Ex-Frau Amy (Maria Bello) kommt da natürlich wegen ihrer Untreue, insgesamt gesehen auch nicht viel besser weg. Selbstverständlich kommt es dann auch nicht von ungefähr, dass die Sympathien der Charaktere derart deutlich verteilt wurden, da Johnny Depp als betrogener Ehemann und scheinbar unschuldiges Opfer doch so interessant und lebensecht wirkt, dass der Filmbetrachter diese unangenehme Sache mit dem Darsteller irgendwie gemeinsam durchstehen will.

Wenn dann zum finalen Schlussakkord langsam ersichtlich wird, in was für eine Falle man als Zuschauer dadurch hineingestolpert ist, ist es aber auch schon längst zu spät. Diese dann folgenden aufklärenden Momente im letzten Drittel, haben die Filmemacher mit einer Technik zustande gebracht (Mort in mehrfacher Ausführung spricht quasi mit sich selber) die mir nicht so ganz gefallen hat. Ich denke, dass man das auf eine andere - weniger unglaubliche Weise - auch zeigen hätte können.
Das bleibt aber nach meinem Empfinden der einzige, kleinere Ausrutscher des Regisseurs, der sich wie schon angedeutet bemühte, hier ein fesselndes Drama abzuliefern, das - sowohl was den Spannungsgehalt anbelangt, als auch die am Schluss aufgeworfenen Überraschungsmomente betrifft, mehr als nur überzeugen kann.



UM DENJENIGEN NICHT DEN SPAß UND DIE SPANNUNG ZU NEHMEN, DIE DEN STREIFEN NOCH NICHT KENNEN, MÖCHTE ICH FÜR DEN NÄCHSTEN ABSCHNITT EINE DRINGENDE SPOILERWARNUNG AUSSPRECHEN.


SPOILER ANFANG

Der Schluss hatte in Kings Geschichte einen unglücklichen Ausgang für den langsam dem Wahnsinn verfallenden, mit einer zweiten (mörderischen) Persönlichkeit ausgestatteten Schriftsteller parat, den dieser dann letzten Endes nicht überleben wird. Außerdem werden in erklärenden Passagen Vermutungen bezüglich Shooters wahrer Existenz geäußert. Hier wird angedeutet, dass die Vorstellungskraft des Autors tatsächlich und leibhaftig eine Figur aus dem Nichts ins reale Leben hinein erschaffen kann. Also ganz ähnlich, wie King es z.B. in seinem Roman „Stark –The Dark Half“ in ausführlicher Weise schon getan hatte.

Koepp hingegen hat sich schließlich auf sein alternatives Finale festgelegt, das wie ich zugeben muss, mir sogar noch besser gefallen hat, als das Original-Ende aus dem Buch. Hier bekamen alle unsympathischen Filmfiguren ihr Fett weg, und der eigentlich wahre Bösewicht – der anfangs kein Wässerchen trüben könnende Schreiberling, den man halt dennoch irgendwie ins Herz geschlossen hat, kommt ungeschoren davon – zumindest (wie angedeutet wird) vorläufig noch.
Ein mutiger Entschluss der Macher unter Ausschluss der Political Korrektness wie ich finde, der die insgesamt packende Handlung zu einem mehr als nur gebührenden Abschluss bringen kann.

SPOILER ENDE


FILMDATEN

Laufzeit: ca. 92 Minuten

Bildformat: 2.40:1 (16:9 Widescreen)

Tonformat: Dolby Digital 5.1 Deutsch / Englisch

Untertitel: Deutsch / Englisch / Türkisch



ANMERKUNG ZUR DVD UND DEN EXTRAS


An Bild und Ton gibt es nichts auszusetzen. Das Bild ist glasklar und bietet auch in den dunkleren Sequenzen noch genügend Kontrast. Der Ton kann mit einigen gelungenen Effekten und einer Filmmusik aufwarten, die die Spannung und Dramatik des Geschehens noch zusätzlich zu unterstreichen vermag.

Columbia bietet als Extras interessante Zusätze, in dem der aufschlussreiche Audiokommentar von David Koepp sicher an erster Stelle zu nennen ist. Der Initiator und Drehbuchautor gibt viele erklärende Hinweise und Tipps bezüglich seiner Version von Kings Geschichte, die oftmals viele Details zu den Dreharbeiten erläutern.
Des Weiteren kann man sich in einem interessanten Statement von Koepp, das immer mal wieder durch Filmeinspieler unterbrochen wird, davon in Kenntnis setzen lassen, wie der Filmemacher das Projekt von der Idee bis zur Vollendung umsetzte.

Den Änderungen gegenüber dem Buch, aber auch von einigen Unwegsambarkeiten, die den Dreharbeiten immer wieder im Wege standen, wird ein ziemlich großes Forum eingeräumt. Stephen King selber kommt hier aber leider nicht selber zu Wort. Da muss man sich mit den Ausführungen zufrieden geben, in denen der Regisseur auf Gespräche mit dem Autor der Vorlage eingeht. Diese Filmdokumentation kann man sich entweder an einem Stück, oder in einzelne Teile aufgestückelt anschauen.

Vier entfallene Szenen gibt es noch, die aber sicher durch ihre Abwesenheit dem Streifen eigentlich nur gut taten.
Danach kann man noch die Computeranimationen bewundern, die bei den Dreharbeiten als Vorlage dienten, oder sich den unvermeidlichen Trailer anschauen.

Schade ist, dass es nicht auch noch das alternative Ende zu sehen gibt, über das sich Koepp in seinem Audiokommentar und in der Filmdokumentation näher auslässt.

Lobenswerter Weise wurden alle Zusatzausstattungen mit deutschen Untertiteln versehen, die bei Bedarf zugeschaltet werden können.



FAZIT


Das allerwichtigste an einer Geschichte ist das Ende. Dieser schon im Trailer aufgeworfene Leitsatz und Binsenweisheit zugleich, wurde letzten Endes in der Filmversion hervorragend umgesetzt. So wirkt der engagierte Streifen wie aus einem Guss, die Spannung bleibt von Anfang bis zum Ende jederzeit erhalten, und die Schauspieler von denen ein Johnny Depp über Gebühr herausragt, können ihre Rollen sehr glaubhaft vermitteln. Bis auf Kleinigkeiten im Finale, die man vielleicht doch etwas eleganter hätte lösen können, dürften aber auch hartgesottene King-Fans mit dem vorliegenden Ergebnis daher sehr gut leben können.

Die Silberscheibe wurde für eine Single-Disc mit einer ausreichenden Fülle an Informationen und interessanten Einzelheiten zu den Dreharbeiten versorgt, die sehr gut auf die deutsche Version angepasst wurde. Columbia hat da mal wieder ein wirklich vorzeigbares Gesamtpaket geschnürt, das den Filmbegeisterten in so gut wie allen Bereichen zufrieden stellen dürfte.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

40 Bewertungen, 4 Kommentare

  • anonym

    18.07.2006, 16:10 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Manchmal ein wenig verwirrend der Film, aber trotzdem gut. ;O) LG Sabrina

  • modschegibbchen

    24.02.2005, 16:24 Uhr von modschegibbchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... mag ja king nocht o sehr, aber das klingt doch mal interessant. schöner bericht. lg heike

  • mima007

    02.12.2004, 18:12 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    >>Unwegsambarkeiten<<. Ich kerne gerne was Neues, möchte aber auch wissen, was DAS wohl bedeutet. Unwägbarkeiten? Unwegsamkeiten? Klärmich auf! vg, mima

  • froes

    02.12.2004, 10:32 Uhr von froes
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein toller Bericht, zumal ich King selbst gern lese oder dessen Verfilmungen anschaue. Shine On, Frank