Das schwarze Schaf (DVD) Testbericht

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ab 9,72
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Erfahrungsbericht von Prisca

Nostalgie, wie ich sie mag!

Pro:

Humor - Nostalgie - Schauspieler, die noch was können

Kontra:

die DVD selber (Extras!)

Empfehlung:

Ja

Ab und zu darf es auch mal was altes sein! Neulich habe ich mir mal wieder zwei DVD´s ersteigert ( augenblicklich setze ich mein ganzes schwer verdientes Geld in DVD´s und Bücher um, also nicht wundern, wenn sich diese Berichte z.Z. häufen).

Es waren zwei DVD´s mit Heinz Rühmann und die eine davon möchte ich euch hier und heute gern etwas näher vorstellen.

DAS SCHWARZE SCHAF

Vom Titel her eher unbekannt, aber wenn ich euch verrate, das es sich dabei um den ersten Pater Brown Film handelt, dann wird es hoffentlich bei einigen von euch Klick machen. Und denjenigen, die diese Filme noch nicht kennen, möchte ich ihn hier einmal etwas näher vorstellen.

Pater Brown ( natürlich gespielt von Heinz Rühmann) ist kein Pfarrer wie er im Buche steht. Doch, für seine Gemeinde tut er alles – mit viel Liebe und Geduld versucht er für alle großen und kleinen Sünden Verständnis aufzubringen. Auch für seine Kirche tut er alles – immer mit einer Spendenliste unterwegs träumt er von der großen Kirche, die eines Tages gebaut werden wird – sicher, er wird es nie erleben, bis das Geld zusammen ist wird es noch über 200 Jahre dauern, aber irgendeiner muss ja den Anfang machen und so sammelt er unbeirrbar bei jedem, der ihn über den Weg läuft ein paar Pfennige (oder auch mehr) ein.

Trotz seiner Hingabe zu seinem Beruf ist Pater Brown bei seinem Bischof aber alles andere als beliebt. Hat es doch eine Neigung, seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn eigentlich gar nichts angehen – in Kriminalfälle.

Und so beginnt auch dieser Film. Genau neben seiner Kirche wird ein Mann erschlagen. Die Polizei kommt und hat auch gleich einen Täter bei der Hand. Nur – Pater Brown weiß alles besser. Das ist niemals ein Mörder, also wird der Verdächtige kurzerhand in der Kirche versteckt und er macht sich auf den Weg, den richtigen Mörder zu entlarven. Natürlich mit Erfolg – sehr zum Leidwesen des Inspektors, der sich strafversetzt sieht ob seiner Unfähigkeit, den richtigen Mörder zu entlarven und des Bischofs, der seinen Pater Brown mal wieder auf der Titelseite der Zeitung entdecken kann.

Kurzerhand wird Pater Brown (mal wieder) versetzt – ans Ende der Welt – in ein kleines, ruhiges Städtchen: Das letzte Verbrechen, das hier begangen wurde, liegt 5 Jahre zurück – ein Fahrrad wurde gestohlen. Also genau das richtige für einen so krimibesessenen Pater.

Na ja, es kommt wie es kommen muss – Pater Brown ist noch gar nicht richtig heimisch geworden, da geschieht doch tatsächlich ein Mord! Und der Inspektor, der diesen Mord aufklären soll, ist doch tatsächlich besagter, strafversetzter Inspektor. Natürlich befindet der sich Ruckzuck wieder auf der falschen Fährte – und natürlich MUSS Pater Brown da einfach eingreifen, denn er kann es ja nicht zulassen, das da ein Unschuldiger verurteilt wird!

Ich lese mir eben meine Inhaltsangabe noch einmal durch – und ich gebe es zu – das hört sich nun eigentlich gar nicht nach übermäßig spannendem Krimi an. Und um ehrlich zu sein: Das ist er sicher auch nicht. Wer gern Kriminalthriller aus der heutigen Zeit sieht (Der Knochenbrecher u.ä.) der ist hier sicher völlig verkehrt. Man darf keine atemberaubenden Verfolgungsjagden erwarten, keine überragenden Stunts, keine Prügeleien und Blut fließt eigentlich auch nicht. Alles läuft ganz ruhig und friedlich ab - ich weiß, das sind blöde Beschreibungen für einen Krimi, in dem es sogar Tote gibt. Aber bessere wollen mir einfach nicht einfallen.

Mit zu diesem Eindruck beitragen tun sicher nicht nur die Schauspieler, sondern vor allem die Tatsache, das es sich bei diesem Film um einen Schwarzweiß Film aus dem Jahre 1960 handelt. Damals war eben alles noch etwas ruhiger, etwas weniger gewalttätig, etwas weniger perfekt. Dieser Film will mehr Komödie als Krimi sein, wenn er auch stellenweise durchaus mal spannend ist. Aber das Hauptaugenmerk liegt hier einfach auf dem Humor – und da ist der Film absolute Spitzenklasse. Kaum eine Szene, in der man nicht schmunzeln oder auch mal herzlich lachen kann – und Lachen ist gesund!

Da ist einmal das vom Film gewollte Lachen, das durch die Story selbst, vor allem aber durch die Schauspieler hervorgerufen wird:

Ein toller Heinz Rühmann als Pater Brown. Man nimmt ihm jede Regung ab, jede Geste. Das geknickte Gesicht, mit dem er vor seinem Bischof steht, wenn er wieder mal Mist gebaut hat. Das aufgeregte, verschmitzte Lächeln, wenn er sich auf der richtigen Spur wähnt. Den ernsten, leicht traurigen Gesichtsausdruck wenn er den Mörder überführt hat – und dabei für ihn keine Verachtung empfinden kann, sondern nur Mitleid.

Besonders gefallen tut mir auch Lina Carstens, die als seine Haushälterin eine eher kleine Rolle spielt, aber die auch wirklich überzeugend und zum Schmunzeln anregend. Mir fällt eine Stelle im Film ein.

Pater Brown führt ein Gespräch mit dem Inspektor. Der möchte ihn gern davon überzeugen, ihm doch bei diesem Mord wenigstens mit einem kleinen Tipp zu helfen, aber Pater Brown bleibt stark. „Nein, nein. Ich habe meine Rosen... und das ist auch gut so!“ Als er aus dem Haus tritt, steht dort eine fröhlich vor sich hinsummende Frau Smith. „Frau Smith, sie haben gelauscht!“ Das klingt nicht mal böse, eher amüsiert. „Wie kommen sie denn darauf, Pater?“ „Weil sie so fröhlich sind. Sie müssen etwas gehört haben, das sie sehr zufrieden macht!“ Ein verschmitztes Lächeln von Frau Smith. „ Jaja, so bald müssen wir wohl nicht wieder umziehen!“

Na ja, beschrieben klingt das jetzt vielleicht eher langweilig, aber zusammen mit dem Gesichtsausdruck der beiden und die Betonung in der Stimme – einfach toll.

Auch die anderen Schauspieler in diesem Film können sich durchaus sehen lassen. Namen wie Maria Sebald, Siegfried Lowitz ( der dürfte auch den Jüngeren unter euch noch bekannt sein als Der Alte), Karl Schönbeck und Hans Leibelt vervollständigen den Film – also durchaus eine tolle Besetzung, wenn man es aus der damaligen Zeit betrachtet. Und wenn ich es aus der heutigen Zeit betrachte: Hut ab – da gab es noch echte Schauspielkunst! Da hat man den Schauspielern noch anmerkt, das sie in ihrer Rolle gelebt haben, das sie ihren Beruf mit Freude und nicht nur des großen Geldverdienens wegen ausübten. Da sollte sich mal so mancher „Möchtegern-Schauspieler“ von heute eine Scheibe abschneiden.

Was mich aber mindestens ebenso oft zum Schmunzeln bringt, wie Story und Schauspieler, ist die Art, wie der Film gedreht wurde – ganz ohne den Schnickschnack, der heute einfach zu einem guten Film dazu gehört. Solides Filmhandwerk eben – ohne große Technik und ohne großen Aufwand. Ich habe da immer besonders eine Szene vor Augen: Pater Brown fährt Auto!

Er rast mit dem Auto durch eine große Stadt, flitzt um die Kurven, wird in seinem Sitz hin- und hergeschleudert ... und als Zuschauer sieht man es doch ganz genau: Heinz Rühman saß zwar in diesem Auto, aber von Fahren keine Spur. Das einzige, was sich da bewegt, ist ein etwas unscharfer schwarz-weiß Film im Hintergrund. Nicht zuletzt solche Szenen sind es, die für mich den Reiz an alten Filmen ausmachen – sie sind so herrlich primitiv, so unfreiwilllig komisch – das ist einfach nur Nostalgie pur!

Für den interessierten Leser jetzt noch einiges zur DVD, obwohl es da nicht viel zu sagen gibt. Der Film wurde im Jahre 2000 auf DVD herausgebracht – Bild und Ton sind natürlich besser, als auf einer Videokassette, aber man darf dabei nicht aus den Augen verlieren, das der Film schon über 40 Jahre alt ist, also bitte keine Spitzentechnik erwarten.

Es gibt nur eine Sprache – natürlich deutsch und keine Untertitel. Das Tonformat ist (wieder natürlich) Mono.

Laut DVD Hülle hat die DVD Bewegtmenüs, Kapitelanwahl und Hintergrundinfos.
Na ja – Bewegtmenüs – okay, beim starten der DVD ist der Hauptbildschirm mit sich ändernden Fotos unterlegt und außerdem hört man leise Musik. Kapitelauswahl – dazu muss man wohl nichts weiter sagen – der Film ist eben in 15 einzelne Kapitel unterteilt.

Ein wenig neugierig war ich auf die Hintergrundinfos, dachte ich doch, vielleicht ein wenig mehr über die Entstehungsgeschichte des Films zu erfahren. Aber nichts da. Ein paar Biographien findet man hier, natürlich von Heinz Rühmann und dem Regisseur Helmut Ashley – Lina Carstens fehlt leider, aber alles recht knapp gehalten. Selbst die von den Stars gedrehten Filme sind nur im Auszug vorhanden ( obwohl, ich gebe es zu, all die Filme aufzuführen, die Heinz Rühmann gedreht hat, würde vielleicht auch den Rahmen sprengen). Aber trotzdem ein wenig lieblos dahingeklatscht, so nach dem Motto: Wir haben hier ja eine DVD, die braucht doch auch irgendein Extra! Das ist wieder typisch für unsere heutige Zeit: alles soll schnell gehen und möglichst billig zu haben sein. Darum - und auch wirklich nur darum werde ich hier einen Punkt abziehen, der Film an sich hätte (mindestens) alle Punkte verdient, denn der ist einfach SPITZE)

Alles in allem mein Fazit:

Wer gern auch mal einen älteren Film sieht und mal wieder richtig herzhaft lachen möchte, liegt mit diesem Film auf jeden Fall richtig. Man muss sich ja nicht unbedingt gleich die DVD kaufen, die bietet wirklich nichts aufregendes, aber die Pater Brown Filme laufen auch immer wieder mal im Fernsehen.

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