Dawn of the Dead (DVD) Testbericht

ab 10,53
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Erfahrungsbericht von CiscoGianino

Ausgeblutet...

Pro:

hervorragende technische Inszenierung, Darsteller, Soundtrack, Action- und Goreszenen

Kontra:

viel Leerlauf, viele Klischees

Empfehlung:

Ja

1968 drehte George A. Romero seinen Horror-Klassiker „Night of the Living Dead“, der Zombies erstmals als Ungeheuer mit einer Vorliebe für Menschenfleisch darstellte. Thematisch ähnliche Klassiker wie „White Zombie“ mit Bela Lugosi oder Val Lewtons „I Walked with a Zombie“ zeigten die lebenden Toten noch als Produkt von Voodoo-Zauber; Romeros kannibalische Version war für damalige Verhältnisse ungleich drastischer und bis heute prägend. 1978 drehte Romero mit „Dawn of the Dead“ seinen nächsten Meilenstein des Horror-Genres, der aufgrund seines Riesenerfolges eine wahre Flut von Zombiefilmen Anfang der 80er Jahre auslöste. Seine Trilogie schloss Romero 1985 mit „Day of the Dead“, danach legte er das Thema erst einmal ad acta...

„When there\'s no more room in hell, the dead will walk the earth“ lautete schon 1978 die Tagline, die jetzt für das Remake recht geistlos ihre Wiederverwendung findet – und wenn in Hollywood mal wieder die Ideen ausgehen, dann greift man auch gerne mal auf alte Stoffe zurück. Momentan scheint Horror echt angesagt: Nachdem letztes Jahr bereits reichlich Filme wie „Wrong Turn“ oder „House of 1000 Corpses“ erschienen, die als Hommage an Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ gedacht waren, wurde eben diesem Film schließlich auch noch die zweifelhafte Ehre einer Neuverfilmung zuteil. Weitere Schändungen alter Horror-Klassiker sind angedroht, die Liste reicht von „The Hills have Eyes“ über „Maniac“ bis „Suspiria“, aber beschäftigen wir uns jetzt erst einmal mit dem aktuellen „Dawn of the Dead“: Das Kaufhaus-Motiv des Originals wurde zwar übernommen, aber ansonsten steht der Film von Regiedebütant Zack Snyder weitestgehend auf eigenen Beinen.

Die Geschichte handelt von der Krankenschwester Ana (Sarah Polley), die zusammen mit Ehemann und Tochter ein stressiges, aber recht glückliches Dasein fristet. Eines Tages versetzt das Töchterchen dem Familienglück allerdings einen empfindlichen Schlag als sie morgens, längst zum Zombie geworden, ins Schlafzimmer ihrer Eltern wankt und ihrem Vater erst einmal herzhaft in die Halsschlagader beist. Dieser wird durch den Biss ebenfalls zum Zombie und jagt die total geschockte Ana quer durchs Haus...
Draußen auf der Straße angekommen, muss Ana feststellen, dass es überall von diesen merkwürdigen Kreaturen wimmelt. In ihrem Auto tritt sie die Flucht an, hat allerdings kurz darauf einen Unfall und trifft den Polizisten Kenneth (Ving Rhames). Mit ihm und noch ein paar anderen Leuten verbarrikadiert sie sich in einem benachbarten Einkaufszentrum.
Auf den ersten Blick erscheint es als Paradies, da alles in Hülle und Fülle vorhanden ist, aber nach einiger Zeit, beginnt sich die Gruppe zu langweilen und schmiedet einen Fluchtplan...

Regisseur Zack Snyder macht zum Glück nicht den Fehler das Original übertrumpfen zu wollen, sondern strukturiert seinen Film auf eigene, moderne Weise. Diese bringt allerdings auch sämtliche Nachteile des aktuellen Horrorkinos mit sich: Während Romeros Klassiker seinen Schrecken aus der ultimativen Bedrohung zieht, die die Zombies darstellen, verlässt sich das Remake doch eher auf die öde, belanglose Dramaturgie eines durchschnittlichen US-Slashers. Sehr viele Szenen sind leicht vorhersehbar und mit markigen Soundeffekten versucht der Film billige Schocks zu produzieren, was teilweise auch gut gelingt, allerdings nicht sehr überzeigend ist.
Auch der aktuelle Actionfilm hat seine Spuren hinterlassen: In blau-grau getauchten Bildern werden Schusswaffen in Zeitlupe nachgeladen oder auf den Boden prasselnde Patronen gezeigt. Technisch ist das Ganze einwandfrei umgesetzt, lässt jedoch den Charme des Originals vermissen.
Schade, denn nach dem grandios inszenierten Anfang, hätte ich mir mehr versprochen: Snyder montiert das Aufeinanderprallen zwischen Ana und ihrem Zombie-Gatten unglaublich intensiv und es gelingt ihm in diesem Moment eine Stimmung des Psychoterrors zu erzeugen, die dem Original in nichts nachsteht.

Danach wird sich leider zu häufig in Hollywood-typische Klischees verrannt: Es gibt den Zyniker, den harten Kerl, die Schlampe und was man sonst nicht noch alles an Stereotypen bemühen kann. Trotzdem ließ Drehbuchautor James Gunn es sich nicht nehmen, einige wirklich abgefahrene Szenen zu schreiben: Das zur Welt bringen eines (Zombie-)Babys kann man getrost als die bizarrste Geburtsszene der Filmgeschichte bezeichnen, da sie mehr wie eine durchgedrehte SM-Freakshow wirkt. Keine Wunder, dass Gunn seine Wurzeln beim New Yorker Trash-Label Troma hat, für die er unter anderem „Tromeo & Juliet“ oder „Terror Firmer“ schrieb...

Die Darsteller machen ihre Sache insgesamt ziemlich gut. Zum Glück wurde auf unausstehliche Teenies verzichtet, die dem Horrorfan in den letzten Jahren auf die Nerven gehen durften. Stattdessen wurde auf altbewährte Recken wie Ving Rhames („Pulp Fiction“) gesetzt, der seinen knurrigen Charme wieder spielen lassen darf und damit wie immer hervorragend ankommt. Die Hauptrolle ging an Sarah Polley, die sich als wirklich gute Darstellerin herausstellt: Auch wenn sie etwas unter ihrer „tough girl“-Rolle leidet, die Hollywood seit einiger Zeit immer wieder gerne bemüht, steht ihr der Schrecken und Todeskampf wirklich realistisch ins Gesicht geschrieben. Einzig „8 Mile“-Veteran Mekhi Phifer wirkt etwas hölzern, doch das wird vom Rest des Ensembles wieder wett gemacht. Für Fans des Originals gibt es dessen Darsteller in kleinen Nebenrollen: Ken Foree spielt einen Priester, Scott Reininger gibt hier einen General und Make-up-Künstler Tom Savini hat einen Cameo-Auftritt als knallharter Sheriff.

Leider hat „Dawn of the Dead“ auch eine Menge Leerlauf und so kommt es doch häufiger vor, dass man sich ganz schön langweilt. Durchbrochen wird dieses Rumgehänge ab und zu durch ein paar gute Gags, die den Film auflockern, aber nicht vorantreiben. Wenn die Zombies kommen, brennt die Luft (und häufiger auch mal die Zombies selbst) und es geht ziemlich blutig zu Werke, so dass Zartbesaitete doch lieber die Augen schließen sollten: Zwar bei weitem nicht so arg wie Romeros Blut-und-Gedärm-Arie, aber wenn abgebrochene Kricket-Schläger durch marode Zombie-Köpfe gerammt werden oder es Kopfschüsse am Fließband hagelt, geht dem Splatterfan schon das Herz auf. Blutiger Höhepunkt des Ganzen ist der Einsatz einer Kettensäge, der für einen Mainstream-Film erstaunlich zeigefreudig ausfiel – Hut ab vor dem Mut der Macher...

Insgesamt kann man sagen, dass „Dawn of the Dead“ aufgrund einiger Oberflächenreize auf jeden Fall gut unterhält – ob ihn dies jedoch zu einem guten Film macht, sei mal dahingestellt. Das Original kann er nicht erreichen, was er auch gar nicht versucht und was auch keiner erwartet hatte. Horrorfans werden auf ihre Kosten kommen, Leute, die dem Genre noch nie viel abgewinnen konnten, werden auch nach dem Genuss dieses Films nicht konvertieren, aber bemerkenswert ist dennoch, dass schon lange kein Horrorstreifen technisch so hochwertig inszeniert wurde und mit so guten Darstellern besetzt war. Leider quälen zu viele langweilige Passagen und Klischees den Film um ihn wirklich gut dastehen zu lassen, aber es hätte auch wesentlich schlimmer kommen können...



Originaltitel: Dawn of the Dead
Produktionsland und –jahr: USA 2004
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: James Gunn, Michael Tolkin, Scott A. Frank
Kamera: Matthew F. Leonetti
Schnitt: Niven Howie
Musik: Tyler Bates, John Debney
Darsteller: Sarah Polley, Ving Rhaems, Jake Weber, Mekhi Phifer, Ty Burrell, Michael Kelly, Lindy Booth, Ken Foree, Tom Savini, Scott Reininger

16 Bewertungen, 1 Kommentar

  • klukklukkluk

    07.06.2004, 04:53 Uhr von klukklukkluk
    Bewertung: sehr hilfreich

    so 100%ig geil fand ich den zwar auch nicht, freue mich aber irgendwie schon auf die dvd ;-) gruss thorsten