Daytona GTX Touring Star Testbericht

Daytona-gtx-touring-star
ab 162,61
Auf yopi.de gelistet seit 05/2005

5 Sterne
(1)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun

Pharaos Knobelbecher

Pro:

Hervorragende Qualität...

Kontra:

...hat ihren Preis

Empfehlung:

Ja

Dass qualitativ hochwertige Kleidung beim Motorradfahren absolut unverzichtbar ist, werde ich ja nicht müde zu wiederholen. Lederkombi, Helm, Protektoren und Handschuhe - alles längst bekannt: Braucht man. Doch irgendwas fehlt. Genau. Gerne wird vergessen, dass es noch weitere Körperteile gibt, die Schutz benötigen. Sei es gegen Witterungseinflüsse oder beim Crash. Die Füße. Man sieht selbst auf den dicksten Karren oftmals leider immer noch künftige Patienten, die mit Turnschuhen oder ähnlich abenteuerlichen Schuhwerk über die Piste stochen. Scheinbar war bei solchen Knalltüten die Kohle komplett für den sündhaft teuren und edlen Hobel drauf gegangen - für ein paar ordentliche Stiefel hat's hingegen nicht mehr gereicht.

Den Mutigsten (oder sagen wir lieber: bescheuertsten) Jockey hab ich mit Espandrillos auf einem 1400-Kubik-Superbike-Brummer erlebt. Da fragt man sich: Geht's noch? Mag ja sein, dass manchem vernünftiges Schuhwerk auf dem Bock lästig erscheint, vielleicht auch modisch zweifelhaft, aber sowas ist einfach nur krank. Wobei anständige Mopped-Stiefel durchaus Sex-Appeal und/oder Coolness ausstrahlen können. Nur eben genau die Dinger kosten dann auch ein paar Steinchen. Nicht nur Sicherheit, auch Design hat nämlich seinen Preis. Bei Merkwürden stand nach der letzten Bodenprobe neues Schuhwerk an. Die alte, damals sehr günstig bei Louis erstandene Probiker® -Hardware, hatte ihre Pflicht getan: Leder zerschossen - pharaonische Gehwarzen dafür heil.

Jahrelang war ich in den halbhohen Stiefeln unterwegs gewesen, die bieten in der Regel etwas mehr Bewegungsfreiheit. Nach dem verhältnismäßig kleinen Ditscher kam mir der Gedanke, dass ausgewachsener Schaftstiefel eine ganz hervorzügliche Idee sei. Zwar haben die Schienbeine nix abbekommen, diesmal, jedoch malt man sich hinterher in der mentalen Nachlese ja gern aus, was sonst noch so alles hätte passieren können. Meine Knochen sind ja nun auch nicht mehr die Jüngsten. Bleibt eigentlich nur noch die Qual der Wahl. Nein. Eigentlich doch nicht. Der Markt hat zwar viele Teilnehmer, doch wer beinahe konkurrenzlose Motorradstiefel und -schuhe sucht, die ständig irgendwelche Testsiege abräumen, kommt an Daytona® nicht vorbei.

Hergestellt wird das Sortiment von der Firma Frey im bayrischen Echterdingen und das - man lese und staune - komplett in Handarbeit. Das Modell Touring Star GTX ist eins von denen, welches ausschließlich über die Louis-Kette vertrieben wird. Stangenware ja, aber mit einem exklusiven Touch. Der recht neue (Markteinführung Saison 2005) TS ist der Nachfolger des seit Jahren fast schon legendären und mehrfach ausgezeichneten Road Star GTX. Zudem der kleinere (und günstigere) Louis-Bruder des erprobten Travel Star GTX, welcher - wie einige andere Modelle von Frey/Daytona - beispielsweise auch über Polo oder Hein Gericke zu beziehen sind.

Die beiden Verwandten haben in der Vergangenheit große Fußstapfen hinterlassen, in die der TS erst einmal treten muss. Dem Namen kann man schon entnehmen, dass es sich um einen Tourenstiefel und nicht um einen Sportler handelt, dessen Ausrichtung mehr auf Komfort liegt. Keine Schleifkanten, wie der Carver oder der Evo Sports, die sich eher an sportlich veranlagte Kurvenräuber richten, aber ansonsten mit mindestens ebenso viel Sicherheit gesegnet, liegt der TS mit schlapp 250 Ocken preislich im oberen Mittelfeld.

Womit wir bei der unvermeidlichen Materialschlacht und Featuritis angelangt wären. Das Obermaterial des hohen Schaftstiefels besteht aus Rindleder. "Logo!" schalmeit es nun im Chor, "woraus denn auch sonst?!". Doch so selbstverständlich ist die Materialwahl bei Motorradstiefeln gar nicht. Leichte (Racing-)Boots sind beispielsweise nicht selten aus dem lederähnlichen Kunstmaterial "Lorica" und die Humpen fürs Gelände zumeist aus einer schlagfestem ABS-Kunststoffmischung. Bei Tourern herrscht allerdings wirklich das gute alte Leder vor. Das vom TS wurde hydrophobiert - wasserabweisend gemacht - und das Innenleben ist dank einer Gore-Tex® Membrane sogar wasserdicht, bleibt gleichzeitig jedoch atmungsaktiv.

Der Innenstiefel muss auch wasserdicht sein, die beiden seitlichen Einstiegsreißverschlüsse sind es nämlich nicht. Im Gegensatz zu den mit Klett-Lederleisten kaschierten, beim 20 Euro teureren, großen Bruder Travel Star, sind die Zipper hier offen zugänglich und somit Spritzwasser ausgesetzt. Weitere von außen sichtbare Ausstattungsmerkmale sind die variable Wadenweite, die mittels Klett individuell angepasst werden kann, der reflektierende 3M-Scotchlite™ Keil am Hacken, die abriebfesten Schaltverstärkungen am Vorderfuß (beiderseits) und - last but not least - die rutschfest profilierte Gummisohle. Letztere hat auch noch ein besonders wichtiges Inneres.

Zu den inneren Werten kommen wir jetzt. Nicht alles, was einen Stiefel, speziell einen Daytona, ausmacht, ist für das Auge sichtbar. Stichwort: Passive Sicherheit. Die oben bereits angerissene Laufsohle hat ein verstecktes Gimmick. Eine mit Kunststoff ummantelte Stahleinlage. Wofür die gut ist? Wer schon einmal bei energischer Kurvenfahrt versehentlich abgerutscht und mit dem Fuß zwischen Raste und Asphalt gelangt ist, weiß wofür. Sie verhindert effektiv die Torsion des Fußes. Sonst lautet unter Umständen die Diagnose: Trümmerbruch. Doch allein schon das simple Verdrehen der filigranen Mittelfußknochen gegeneinander ist extrem schmerzhaft. Auch ohne Bruch. Für den superben Seitenhalt ist der individuell einstellbare, hohe Schaft verantwortlich, unter anderem damit das Fußgelenk nicht knickst.

Grundsätzlich ist der Stiefel nach dem Zwiebelschalen-Prinzip aufgebaut. Innen die angenehme Polsterung mit ergonomischem Fußbett (inklusive einer Fersenverstärkung), gefolgt vom (wasserdichten) Innenstiefel mit der Gore-Tex® Membrane, dann erst das über 1mm dicke Deckleder. Dazwischen verrichten an Schienbein und Knöcheln breitflächige, eingenähte Kunststoffpanzerungen ihren Dienst. Sie tragen optisch nicht auf und machen sich auch sonst - vom Komfort her - nicht unangenehm bemerkbar. Unauffällig bilden sie die letzte Bastion gegen invasive, äußere Einflüsse, die vielleicht noch unverschämt das Leder durchschlagen mögen, hier jedoch (hoffentlich) Endstation haben.

Usus bei Motorradstiefeln ist die Schaltverstärkung oberhalb der Zehen, diese besteht aus robustem, geriffeltem Kunststoff. Der hält bestimmt eine kleine Ewigkeit. Weniger selbstverständlich ist, dass man sich mit den Stiefeln auch abseits des Bocks immer noch bequem bewegen kann. Für gewöhnlich ist der Begriff Laufsohle bei einigen Ver-Tretern mindestens zur Hälfte gelogen: wenn man mit solchen Schluffen erst einmal abgesessen ist, erscheinen Wege jenseits von 20 Metern als unmenschlich und grausam. Und Amnesty schweigt. Nicht so beim TS, da kann sich Amnesty entspannt zurücklehnen, zwar sollte man damit auch nicht grade Bergwanderungen unternehmen, doch lässt sich darin verhältnismäßig locker und komfortabel laufen.

Pflegetipps
Das Vordringen von Feuchtigkeit bis zum Innenschuh kann man minimieren, indem man das Außenleder regelmäßig mit (wenig!) Lederbalsam (Kein Fett! Das verkleistert die Poren und mit der Atmungsaktivität ist Sense) einreibt. Der Hersteller macht natürlich Werbung für seine eigene Pflegeserie, ich empfehle aber Produkte von EFFAX, die haben mich schon weitgehend trockenen Fußes durch meine Bundeswehrzeit gebracht. Heute vertraue ich den Tinkturen und Cremes der Schweizer Lederspezialisten all meine Lederklamotten an, von der Kombi bis hin zu meinem Portemonnaie.

Die Reißverschlüsse sind mit einem geeigneten auf Teflon/PTFE basierendem Gleitmittel zu behandeln, dann halten auch sie zuverlässig dicht. Die Schiffchen werden dadurch in erster Linie jedoch einfach traumhaft leichtgängig, das ist der eigentliche Sinn dieses Prozedur. Daytona empfiehlt hierfür (was auch sonst?) sein hauseigenes "Turbo Grease" Spray. Der Empfehlung schließe ich mich diesmal gern an. Geiles Zeug (auch wenn's ein wenig seltsam riecht), gilt im übrigen für sämtliche Reißverschlüsse - ob von Motorradbekleidung oder nicht, ist irrelevant. Einzige Bedingung: Das Sprühfett wirkt wirklich gut nur bei Kunststoffreißverschlüssen.

Fazit
Im aktuellen 2006er Louis-Katalog wurden die Preise erhöht, die Stiefel kosten nun 259.- im Gegensatz zu den verlangten 249.- anno Saison 2005, für die ich zugeschlagen habe. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Aber auch mit 10 Euro Mehrpreis sind die Treter immer noch jeden einzelnen davon wert. Handarbeit in kompromissloser, robuster Qualität, made in Germany, das ist seit Jahren das Erfolgsrezept von Daytona®. Legendär sind der exzellente Tragekomfort, 100% wasserdichte Klimamembrane, die sinnvollen Sicherheitsfeatures und auch die Laufeigenschaften, wenn man zur Abwechslung mal absitzt, um sich die Beine zu vertreten. Sehen zudem schnittig aus - für Tourenstiefel jedenfalls. Klarer Kauf und eine Investition für Jahre bei sachgerechter Pflege und Behandlung.

So Long

Der Langstrecken-Pharao

47 Bewertungen, 14 Kommentare

  • Gemeinwesen

    10.02.2008, 12:52 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Luna0815, für diesen Möchtgern-Kommentar gibt es von mir für Dich ein virtuelles Fleißkärtchen. Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • luna1011

    10.04.2006, 22:08 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht! Es sind alle wichtigen Informationen enthalten und er ist gut strukturiert., so das man ihn gut lesen kann! Aus diesem Grund bekommst du näturlich auch ein sehr hilfreich von mir!! Schöne Grüße Luna1011

  • jenny123

    25.03.2006, 18:57 Uhr von jenny123
    Bewertung: sehr hilfreich

    <font face=Georgia, "Times New Roman", Times> <br/><strong><u>lg, Jenny123</u></strong> <br/>

  • Kranich

    22.03.2006, 04:05 Uhr von Kranich
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - *lg* und danke für gute rückbewertungen :-))

  • Naffy

    15.03.2006, 14:29 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy

  • anonym

    06.03.2006, 00:02 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...sh...*g*...Lg, Christina

  • zora_bombach

    04.02.2006, 17:11 Uhr von zora_bombach
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr ausführlicher, offenbar fundierter Bericht! Sehr hilfreich. <br/>Freue mich immer über Gegenlesungen, Tips und Tricks <br/>Gruß

  • Lidlefood

    22.01.2006, 00:53 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • anonym

    19.01.2006, 09:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***SH und LG*** Klingt nach guter Qualität!

  • morla

    19.01.2006, 02:08 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Chrillemaus

    19.01.2006, 01:11 Uhr von Chrillemaus
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    18.01.2006, 18:48 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • buecherwurm

    18.01.2006, 18:43 Uhr von buecherwurm
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, weiter so ;)

  • Sternenhimmel

    18.01.2006, 18:36 Uhr von Sternenhimmel
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich