Singles - Flirt Up Your Life! (PC Simulationsspiel) Testbericht

“The Sims” ist das meistverkaufte PC-Spiel aller Zeiten – und das zurecht: ein geniales wie auch einfaches Spielprinzip, unzählige Einrichtungsgegenstände sowie eine große Online-Community sorgen noch heute für ein hohes Suchtpotenzial. Ein solch großer Erfolg veranlasst natürlich viele Entwickler dazu, ein ähnliches Spiel unter das Volk zu mischen. Mit „Singles – flirt up your Life“ schickt Koch Media einen derartigen Kandidaten ins Rennen, der die Thronfolge zu den Sims antreten soll. Ob dieses Vorhaben gelingt, oder ob die Hochzeitsglocken etwas zu früh geläutet haben, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

Geschlechtsreife Großstädtler
Nachdem ich den Computer aufgrund eines Kopierschutzes zunächst Neustarten musste, konnte das „Kuppeln“ endlich losgehen. Meine erste Aufgabe ist es, ein Liebespaar aus den vorgefertigten Charakteren zu wählen. Dabei sollte die Auswahl nicht all zu willkürlich ausfallen: Wer es einfach haben möchte, fährt mit Linda und Mike fort. Während sie ein blondes Großstadtmädchen ist, das gerne schicke Outfits trägt, ist er der Partylöwe schlecht hin, der nichts gegen einen kleinen Flirt einzuwenden hat – wir haben also das ideale Paar gefunden. Wer es etwas schwieriger haben möchte, der wählt Natascha und Derly. Bei ihm handelt es sich um einen Computerfreak mit fettigen Haaren, sie ist eine verführerische und geheimnisvolle Schönheit – diese beiden zu einer Beziehung zu animieren, dürfte euch merklich schwerer fallen. Etwas schade finde ich, dass man bei der Zusammenstellung der zukünftigen Turteltäubchen nicht selber Hand anlegen darf, nur die vorfabrizierten Charaktere stehen zur Auswahl. Ist die erste Hürde genommen, können wir unser zukünftiges Liebespaar einziehen lassen und das Spiel beginnen – entweder im "Normalen Modus" (dieselbe Wohnung wie im Tutorial, nur ohne Umzugskartons und ohne Hilfen), im "Loft-Modus" (hier haben wir eine leere Wohnung, die es mit einem bescheidenen Anfangskapital einzurichten gilt) oder im "Villa-Modus". Letzterer bietet ein Anfangskapital von 15000 €, wodurch man sich voll und ganz dem Kuppeln zuwenden kann, ohne dabei arbeiten zu müssen. All diejenigen unter euch, die bereits „The Sims“ besser kennen als die eigenen Geschwister, dürfen die folgenden Zeilen bis zum nächsten Absatz ruhigen Gewissens überspringen. Das Tutorial ist im Grunde identisch mit dem "Normalen Modus", nur dass überall Umzugskartons herumstehen und ihr bei jeder Aktion einen Hinweis zu Steuerung und Spielgeschehen bekommt. Besonders Anfänger sind hier richtig aufgehoben. Ist die Trainingsmission beendet, kann entweder weitergespielt oder in einen anderen Modus gewechselt werden.

Liebe auf den ersten Klick
Doch wie spielt sich jetzt eigentlich „Singles – flirt up your Life“ genau? Um diese Frage zu beantworten, fangen wir am besten ganz von vorne an. Nachdem die Figuren sowie ein Modus gewählt sind, geht es los. Am besten hat mir der Loft-Modus gefallen, weshalb dieser als Grundlage für die kommenden Zeilen dienen soll. Um auch etwas zu den Hintergründen zu sagen: Einer der beiden Partner ist von seinen Eltern weggezogen, um sein Glück in der Großstadt zu suchen. Nachdem er eine Wohnung gemietet hat, muss er allerdings feststellen, dass die monatlichen Kosten ziemlich hoch sind – ein Mietpartner muss also her. Ab hier könnt ihr interagieren. Zunächst haben wir eine komplett leere Wohnung vor uns, die es einzurichten gilt: Wände müssen aus dem Boden gestampft und tapeziert sowie Türen und Fenster eingebaut werden. Natürlich darf auch die Einrichtung nicht fehlen, so sind z.B. Küche, Badezimmer und Schlafräume absolut notwendig. Wer sich jetzt an „The Sims“ erinnert fühlt, der liegt nicht verkehrt, denn Singles spielt sich in dieser Phase genauso wie sein großes Vorbild. Auch die kommenden Spielsituationen bieten viele Dejavue-Erlebnisse, so wollen unsere Singles u.a. gesättigt, unterhalten und aufs Klo geführt werden. Dabei müsst ihr auch immer auf die Qualität der Einrichtungsgegenstände achten. Ein alter Ofen fängt z.B. oft an zu brennen, folglich muss er repariert werden, was unnötig Freizeit in Anspruch nimmt. Ist unsere Bude IKEA-gerecht bestückt, können wir unserer Tätigkeit als Armor freien Lauf lassen. Nachdem das erste Wochenende noch arbeitsfrei ist, was uns die Gelegenheit für erste Gespräche gibt, geht es am Montag direkt mit dem Beruf los. Ich muss meine Lieblinge zum Aufstehen zwingen, sie ins Badezimmer quälen und anschließend in die Küche für einen schnellen Imbiss schleifen. Ist der erste Arbeitstag beendet, finden unsere Singles endlich Zeit für erste Annährungsversuche. Zunächst sind nur kleinere romantische Flirts sowie andere Unterhaltungsmöglichkeiten anwählbar. Seid ihr erfolgreich und bringt die beiden Näher zusammen, ist auch bald z.B. ein leidenschaftlicher Kuss drin. Moment mal, das soll so einfach gehen? Bei den Sims haben mich doch ständig meine alltäglichen Pflichten im Haushalt vom munteren Treiben mit der Freundin abgehalten? In der Tat sind die Singles viel pflegeleichter als EA’s Schützlinge. Wenn sie mal gerade todmüde sind oder ein Loch im Magen vor lauter Hunger haben, fällt der geneigte Junggeselle nicht gleich aus den Latschen. Das gibt viel Freiraum für andere Aktivitäten: vom normalen Unterhalten, über Flirten und Küssen bis hin zum... na ja, ihr wisst schon ist alles möglich. Bei letzterer Tatsache sind unsere Alleinstehenden übrigens wesentlich freigiebiger als die Sims: Der Sex wird nur durch eine Decke etwas eingeschränkt, und auch das „nackt durch die Wohnung gehen“ ist ohne Vorhang möglich. Allerdings sollte die Beziehung schon ziemlich weit vorangeschritten sein, wenn sich nämlich Mann und Frau in einem zu frühen Stadium der Beziehung entblößt in der Wohnung begegnen, rennen sie schnell vor dem peinlichen Erlebnis davon, um wieder ihre Klamotten anzuziehen.

Der König ist tot – oder doch nicht?
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass die Lebenssimulationen einen neuen König gefunden hatten. Es war einfach irre spannend zu beobachten, wie meine beiden Charaktere nach und nach ihre Beziehung festigten, bis am Ende sogar die Hochzeitsglocken geläutet haben. Sogar Natascha und Derly konnte ich bis zu diesem Schritt bewegen. Mit Erschrecken musste ich jedoch feststellen, dass das Spiel nun vorbei war. Zwar hatte es schon Spaß gemacht, zwei Großstädtler durch ihre Beziehungsentwicklung zu begleiten, allerdings kam die Ehe auch ziemlich schnell. Danach passierte nichts mehr: Keine heimlichen Beziehungen mit dem Nachbarn, welche die Ehe erschwert hätten; nicht mal Kinder können meine Singles zur Welt bringen. Einzige Herausforderung ist jetzt noch der Villa-Modus, welcher erst durch das Durchspielen eines anderen Modus aktiviert werden kann. Leider bietet auch letztere Tatsache nicht viel mehr Neuerungen. Hier merkt man deutlich, dass Deep Silvers Titel den Schwerpunkt auf die Entwicklung einer Beziehung gelegt hat. Auch das Gestalten der Wohnung verliert schnell an Reiz, da einfach viele Einrichtungsgegenstände fehlen. Im Grunde beinhaltet „Singles – flirt up your Life“ nur eine Zwischenstation von „The Sims“ – nämlich die Beziehung. Das ganze Aufbauen von Existenzen und Freundschaften zu Nachbarn fällt einfach weg, so ist es bei den Singles z.B. auch nicht machbar, die anderen Hausbewohner einzuladen. Wilde Partys oder das Designen der verrücktesten Haus-Konstruktionen sind natürlich auch nicht möglich. Hier vermisse ich eindeutig Tiefgang.

Schöner als ein Hochzeitskleid
Wenn die Singles eines ihrem großen Vorbild ganz klar voraushaben, dann ist dies die Grafik. Diese kann nicht nur ein komplett zoom- und schwenkbares 3D aufweisen, sondern überzeugt noch zusätzlich durch eine Fülle von Details und Charaktermerkmalen. Sogar die intimste Privatsphäre des Menschen wurde detailgetreu nachgefertigt. Hier verdienen sich die Entwickler einen dicken Pluspunkt. Auch der Sound kann größtenteils überzeugen. Zwar ist den Gesprächen der Personen nicht viel mehr als eine neue Fremdsprache zu entnehmen, dafür ist die Hintergrundmusik um so stimmiger. Da auch die Geräusche der Objekte gut in Szene gesetzt wurden, entsteht beim Flirten insgesamt eine würdige Soundkulisse. Dies gilt leider nicht für die Steuerung. Zwar ist sie dank eines guten Tutorials schnell erlernt, leider verursacht die 3D-Engine aber immer wieder Situationen, in denen ich mit meinem Charakter hängen bleibe. Hier ist die Vogelperspektive der Sims eindeutig vorteilhafter.

Fazit | von Spengler
Mein Ersteindruck von „Singles – flirt up your Life“ war wirklich bombastisch. Bereits nach wenigen Minuten fesselte mich das Sims-Prinzip wieder an den Bildschirm, und das in einer richtig schmucken 3D-Umgebung. Umso ernüchternder war die Feststellung, dass schon nach 20 Stunden alles vorbei war: Das Aufbau-Prinzip innerhalb der Wohnung ist zu kurz geraten, und auch die gesellschaftlichen Interaktionen sind nicht so detailliert wie bei „The Sims“. Ich bin mir sicher, dass ein bisschen mehr Entwicklungszeit den nötigen Schub zur Referenz bewirkt hätte. Nichts desto trotz stellt Singles eine nette Abwechslung dar und ist besonders aufgrund seines sehr günstigen Preises allen Hobby-Kupplern und Sims-Veteranen zu empfehlen.