Der Eulenspiegel Testbericht

No-product-image
ab 4,53
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

5 Sterne
(4)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von aroza

Eulenspiegel - Lehrbuch für angewandte Humoristik

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Einen wunderschönen guten Morgen liebe Yopis, heute habe ich mich einmal wieder entschieden, ein Erzeugnis der Printmedien etwas genauer zu betrachten. Und zwar soll es diesmal um den „Eulenspiegel“, einem Satiremagazin aus dem Osten Berlins gehen.

- - - - - - -
Zur Geschichte
- - - - - - -
Das Monatsmagazin für Satire und Humor, erscheint seit 1946 im Eulenspiegelverlag (bis 1991 als Wochenzeitung). Der Verlag wurde meines Wissens kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und bündelte geradezu monopolistisch das künstlerisch –satirische Schrifttum in der DDR. Zuweilen erschienen die Publikationen des Eulenspiegelverlages geradezu ketzerisch kritisch, geradezu systemumstürzlerisch bissig, zuweilen jedoch auch ein wenig vordergründig propagandistisch gefärbt. Ob sich der Eulenspiegel (Verlag) zu der Zeit als wirklich systemkritisch verstehen sollte, oder eben doch eher systemstabilisierend (weil Unmut kanalisiernd), möchte ich an dieser Stelle dahin gestellt lassen, zum einen bin ich zu jung, um das gesamte Wirken des Verlages allumfassend beurteilen zu können, zum anderen denke ich, dass das eine Aufgabe derer sein sollte, die mit dem Eulenspiegel mehr als nur nach-wende-konsumierend zu tun hatten. Auf jeden Fall überlebte der Eulenspiegel-Verlag und damit auch sein Satiremagazin „Eulenspiegel“, das in der DDR noch als Wochenblatt stets vergriffen war, die Wirren des wirtschaftlichen Umbruches seit 1990 und der fehlenden Marketingstrategien und –wege relativ unbeschadet. Ich habe ja mal gehört, dass da ein ordentlicher Betrag von der SED, die ja ihr Geld noch in wohlgesonnen Kreisen verteilen musste, bevor es durch die Bundesrepublik abgezogen wurde, über eine Kulturstiftung als Aufbauhilfe zum Eulenspiegelverlag geflossen sei. Egal wie, den Eulenspiegel gibt’s noch und es lohnt sich durchaus, einmal einen Blick in das Heft zu werfen.

- - - - - - -
Zum Inhalt
- - - - - - -
Exemplarisch möchte ich an dieser Stelle einmal das Heft 03/2002 herausgreifen, was also seines Zeichen quasi das aktuelle ist. Neben einer kleinen Programmvorschau wird das Titelblatt von einer Karikatur von Burkhard Fritsche dominiert. Inhalt: Zwei Skinheads verprügeln einen Farbigen, daneben steht der offensichtliche Anführer und belehrt den Verprügelten: „Anzeige zwecklos, Kanake, alles V-Leute!!“ Angesichts der Pannen um das NPD-Verbots-Verfahren ein erfrischender Seitenhieb auf den Dilettantismus der verantwortlichen Behörden und Politiker. Mein Eindruck: Gelungen!

Auf der Seite 3 geht es mit der angeblichen Kolumne des Chefredakteurs (unterschreibt immer mit XXX) weiter. Zumeist ist diese allemal besser als das, was man sonst zuweilen als Kolumne in den verschiedensten Gazetten geboten bekommt.

Die Leserzuschriften gibt’s auf den Seiten 4 und 5, wobei die Leserinnen und Leser zuweilen auch nicht die Hellsten zu sein scheinen. Größtenteils ist man anscheinend bestrebt, seinen Namen in der Zeitung zu lesen. Abgesehen von den Karikaturen, die sich zuweilen hierher verirren, kann man diesen Teil größtenteils vergessen. Ach ja, teilweise sind die Kommentare der Redaktion (oder der studentischen Hilfskraft?) unter den jeweiligen Zuschriften nicht unwitzig.

In dieser Ausgabe gibt’s auf den Seiten 6 und 7 „Modernes Leben“ – Karrikaturen aus dem Alltag. Die Zeitansagen auf Seite 8 bis 13 sind Pflicht – da werden aktuelle Ereignisse kurz und zumeist auch treffend auf die Schippe genommen. Beispiel: „Wer nicht lesen kann, muß schreiben – Wie sich jetzt herausstellt, haben skandinavische Schüler ihre Lesekompetenz durch nicht synchronisierte Spielfilme erworben. Das ginge natürlich auch in Deutschland. Einziges Problem: Wer soll die Untertitel in korrektem Deutsch abfassen?“

Auf der Seite 14 beginnt die erste „Reportage“: Die Eulenspiegel-Wahlprognose Sachsen-Anhalt: Wenn was kommt, dann kommt es schlimmer. Bild: Gerhard Schröder als Heiland bei der Rettung des Waggonbauwerkes Halle Ammendorf. Im Text bekommen sowohl Landesregierung, als auch FDP, CDU, die Stadt Magdeburg und sogar die PDS ihren Teil ab. Auf Seite 17 weiter mit dem Thema Politik: „Warum brannte Sprengs Ehebett?“ – Edmund Stoiber muss an dieser Stelle Federn lassen. Letzter Teil Politik: Seiten 18 und 19: „Trankappenbomerjacken – Otto Schilys größter, ja tiefster Fall“.

Auf Seite 20 wird (einmal mehr) Guido Knopp mit der engen Auswahl seiner Themen aufs Korn genommen: Hitlers Knopp.

Bemerkenswert erscheinen mir auf den Seiten 24 und 25 zum Kulturbeutel und zum Buch auf Seite 44. Hier ist das einzig auch vordergründig ernsthafte am Eulenspiegel geballt. Besprechungen von Büchern und CDs. Eine gute Alternative zum jeweilugen Part in der FAZ – ohne dem Eulenspiegel jetzt Unrecht tun zu wollen.

Als interaktives Element sei an dieser Stelle noch der „Grand Prix de Eulovision“ und „LWM“ genannt. Hier gibt’s Kunstwerke aus den Reihen der Arbeiterklasse, vielleciht auch aus anderen.

- - - - - - -
Zur Preis
- - - - - - -
Der Eulenspiegel kostet 2,50 € bzw. 5,00 Schweizer Franken. Im Abonnement beträgt der Preis für Studenten halbjährlich 10,00 € für Studenten und 12,75 € für alle anderen, außerhalb von Deutschland 16,50 €. Im Vergleich mit anderen Satirezeitungen ist der Eulenspiegel damit in meinen Augen relativ preiswert. Und wer es noch preiswerter haben möchte, der schaut einfach einmal auf der Internetseite unter http://www.eulenspiegel-zeitschrift.de vorbei.

- - - - - - -
Zum Abschluss
- - - - - - -
Ansich lohnt sich der Eulenspiegel wirklich. Es ist eine Bereicherung, gerade wenn im Fernsehen das übliche Programm läuft oder die Fische im Aquarium schon gefüttert sind. Außerdem lohnt sich das Ausweniglernen des einen oder anderen Spruches, wenn man mal Freunde, Kollegen, Bekannte, Passanten und Verwandte beeindrucken will – vorausgesetzt, die haben die „Eule“ nicht selber schon verschlungen. Das wäre schon ganz schön haarig.

Einen kleinen Minuspunkt gibt es für die Parteilichkeit, denn über die Unzulänglichkeiten einer im Osten recht starken Partei traut man sich anscheinend (aufgrund einer Spende vor ein paar Jahren?) nicht wirklich zu berichten. Schade, schade!

17 Bewertungen, 4 Kommentare

  • Rica111

    01.07.2003, 20:18 Uhr von Rica111
    Bewertung: sehr hilfreich

    nicht schlecht!

  • Amokforever

    11.02.2003, 23:33 Uhr von Amokforever
    Bewertung: sehr hilfreich

    danke ist hier mein erster gelesener Kommentar, der für mich aufschlussreich war

  • suwesmile

    02.09.2002, 16:56 Uhr von suwesmile
    Bewertung: sehr hilfreich

    hört sich interessant an

  • Maeuschen21

    23.03.2002, 12:56 Uhr von Maeuschen21
    Bewertung: sehr hilfreich

    oh je da kommen alte schulerinnerung hoch ;o) VLG und ein schönes WE Mandy