Der Euro - unsere neue Währung Testbericht

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Erfahrungsbericht von schraddel

5 Euro-Gerüchte und deren Widerlegung

Pro:

steht eigentlich alles im Beitrag

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Was haben eigentlich alle gegen den Euro?

- Fünf Euro-Gerüchte und deren Widerlegung -

Eigentlich hatte ich mir geschworen, nicht über ein so abgedroschenes Thema wie den Euro zu schreiben. Aber da auch zwei Monate nach der Einführung der neuen Währung einige Gerüchte und falsche Meinungen nicht auszurotten scheinen, nun also doch: Fünf gängige, aber falsche Geschichten rund um den Euro. Nebst einem kleinen Anhang zum Thema "richtig zahlen".


1. "Durch den Euro wird alles teurer."

Falsch!

Der Euro kann für die Preiserhöhungen gar nichts, und da sein Wechselkurs zur DM schon seit Jahren festgelegt ist, hätte es sie eigentlich gar nicht geben dürfen. Aber anstatt - wie dies in anderen Ländern teilweise geschah - Erhöhungen gesetzlich zu verbieten, hat man sich hierzulande auf eine fadenscheinige "Freiwillige Selbstverpflichtung" des Einzelhandels verlassen. Der hat natürlich erst einmal das Blaue vom Himmel versprochen, um schärfere Gesetze zu verhüten - und diese Versprechen dann umso schneller gebrochen. Man muss den Händlern aber zugute halten: Sie wären kaufmännische Nieten, wenn sie nicht so gehandelt hätten.


2. "Der Euro ist eine Verschwörung der Lederwarenindustrie."

Falsch!

Das war eine der lustigsten Pressemitteilungen, die jemals durch den deutschen Blätterwald spukten: Da die Euro-Scheine größer sind als die DM-Scheine, würden haufenweise neue Geldbörsen gebraucht. Dass die Lederwarenindustrie beteiligt war, als das Format der neuen Scheine festgelegt wurde, ist ein Gerücht, das in einigen Internet-Foren auftauchte. Einige nahmen den Scherz mit den Scheinen allerdings für bare Münze - man verzeihe mir das plumpe Wortspiel - und verbreiteten das Gerücht als Wahrheit weiter. Im übrigen kenne ich niemanden, der sich wegen des Euro eine neue Geldbörse zugelegt hätte, denn selbst wenn die Scheine nicht reinpassen würden: Papier kann man falten.


3. "Man soll keine ausländischen Euro-Münzen annehmen, weil Automaten damit Probleme haben."

Falsch!

Dieses Gerücht basiert auf einer alten Aussage des Verbands der Automatenhersteller, der sich darüber beschwerte, dass die Europäische Zentralbank die Spezifikationen der Münzen nicht rechtzeitig lieferte, um die neuen Münzprüfer richtig einstellen zu können. Abgesehen davon, dass sie es doch schafften - allen voran die Aufsteller von Zigarettenautomaten, an denen man schon im Dezember 2001 mit Euro bezahlen konnte -, wurde diese Aussage verfälscht und endete in einer völlig sinnlosen Behauptung, deren Ursprung man wohl eher der "national besorgten" Ecke zurechnen könnte. Und wenn ein Euro mal durchfällt: Na und? Nimmt man eben einen anderen. Das war bei der Mark auch nicht anders.


4. "Die Bevölkerung wurde nicht ausreichend über den Euro informiert."

Falsch!

Die Werbekampagnen der EZB und der Bundesregierung waren zwar keine Hits, und Günter Jauchs Schlafmünzen eher zum Gähnen: Aber was soll man über Geld auch schon großartig informieren? Jeder wusste, wie es aussieht, und man bezahlt eben damit. Ich habe Anfang Januar niemanden mit dem Taschenrechner durch den Supermarkt laufen sehen. Man kam sich zwar anfangs ein bisschen wie im Urlaub vor, wo man zum ersten Mal mit "fremdem" Geld bezahlt; aber genau wie im Urlaub legte sich dieses Gefühl nach zwei Tagen. Wenn man nach Spanien fliegt, bekommt man schließlich auch kein Informationsvideo in Spielfilmlänge, "Vorsicht! In Spanien zahlt man mit Peseten!" - Aber, ach nee, tut man ja gar nicht mehr...


5. "Die ungewohnten Münzwerte sind schwer zu handhaben."

Falsch!

Sicher kann es mal passieren, dass man versehentlich 20 Cent statt 10 als Trinkgeld gibt; aber das tut nur den Geizhälsen weh. Ansonsten ist die 10-20-50-Teilung die logische Fortsetzung des 1-2-5-DM-Systems, das wir schon lange kennen. Unlogisch ist, dass es niemals 20-Pfennig-Münzen gab. - Wirklich umstellen müssen sich aber die Niederländer, bei denen es bisher 25-Gulden-Scheine, 2,5-Gulden-Münzen und "quartjes" (Viertelgulden, also 25 Cent) gab. Und obwohl das niederländische System, bei dem von 100 abwärts einfach immer durch 2 geteilt wurde, mathematisch schlüssiger ist, konnte es sich gegenüber den Gewohnheiten der anderen Nationen nicht durchsetzen. Kein Grund zur Klage also.


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Seltsame Parallelen
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Viele der Gerüchte rund um den Euro, die Ende des Jahres 2001 zu hören waren, erinnerten mich an den sogenannten Y2K-Bug, der angeblich pünktlich zum Jahreswechsel 99/00 sämtliche Rechner dieser Welt ins elektronische Nirwana befördern sollte. Seinerzeit wurde im Vorfeld des Jahreswechsels viel miserabel programmierte Software verkauft, die Computer "Y2K-tauglich" machen sollte. Das Geschäft lief dem Vernehmen nach gut.

Diesmal waren es notdürftig mit einem Euro-Symbol bedruckte Taschenrechner, mit denen der große Reibach gemacht werden sollte. Früher fanden sie als "Währungsumrechner für den Urlaub" kaum Käufer; jetzt sorgte das Wörtchen "Euro" für reißenden Absatz. Dabei war in den Dingern der Euro-Kurs nicht einmal fest gespeichert, sondern musste von Hand programmiert werden.

Eben diese Funktion versuchte manch unseriöser Wirt für sich auszunutzen, indem er den Wechselkurs leicht "variierte" und sich darauf verließ, dass die Gäste mit DM bezahlen würden und sich von dem leuchtenden Euro-Symbol auf dem Taschenrechner beeindrucken ließen. In diesem Fall hatte er aber die Rechnung ohne die Gäste gemacht, die in der Silvesternacht ihre letzten Mark verballerten und ab Januar sowieso nur noch in Euro bezahlten. Manches Starter-Kit wanderte schon kurz nach Mitternacht über den Tresen.

Von solchen Fällen versuchten Betrugs - anders kann man das ja wohl nicht nennen - einmal abgesehen, gibt es auch seltsame Preisverschiebungen, die auf menschlicher Unzulänglichkeit beruhen.

Als ich neulich (Mitte Februar 2002) mal wieder Nachschub an meinem Stamm-Shampoo benötigte, ging ich in meinen Stamm-Drogeriemarkt. Der Preis für das Shampoo kam mir sehr hoch vor - und zugleich seltsam vertraut. Ich sprach die Marktleiterin (die ich schon seit längerem kenne) darauf an. Weder sie noch irgendein Kunde hatten seit Anfang Januar bemerkt, dass das Preisschild am Regal auf Euro lautete - allerdings mit dem alten DM-Preis davor. Sie zog sofort probehalber die Packung über die Scanner-Kasse, und siehe da: Auf dem Display erschien der richtige Preis in Euro.

Es war also niemand betrogen worden; aber ich war doch sehr erstaunt, dass in einem vielbesuchten Geschäft mit vielen Stammkunden offensichtlich sechs Wochen lang niemand den falschen Preis am Regal bemerkte. Hätten diese Leute auch das Doppelte bezahlt, wenn der Preis in der Kasse gespeichert gewesen wäre? - Vermutlich ja.

Das hängt aber nicht mit dem Euro als Währung zusammen, sondern mit der eigenen Unachtsamkeit, für die man dann gerne äußeren Umständen die Schuld in die Schuhe schiebt: den bösen Regierungen, die uns die neue Währung beschert haben, oder den bösen Händlern, die uns unser letztes Geld abnehmen. Zu oft vergessen wir dabei, dass Irren menschlich ist und Fehler immer mal vorkommen. Zu oft delegieren wir unsere eigene Verantwortung an ein Schild mit Aufschrift, ohne zu überlegen, ob diese Aufschrift sinnvoll ist und wir für den geforderten Preis auch bekommen, was wir erwarten dürfen. Und viel zu oft verhindern wir Enttäuschungen nicht durch rechtzeitiges Nachdenken, sondern verstärken sie durch nachträgliches Klagen und Lamentieren. - Introvertierte Personen tun das im stillen Kämmerlein, extravertierte vor Gericht, wovon wiederum eine Reihe von Rechtsanwälten und Staatsbediensteten ganz gut leben kann.

Aber auch, wer definitiv von einem "Euro-Abzocker" betrogen worden ist und mit stolzgeschwellter Brust den Gerichtssaal verlässt, weil er "Recht" bekommen hat, leidet. Er leidet, weil alle Gerechtigkeit, jeder mögliche Schadensersatz, den Ärger über die eigene Leichtfertigkeit nicht aufwiegen kann. Denn zu jedem Betrüger gehört immer jemand, der sich betrügen lässt. Deswegen braucht es in jedem Geschäft Kunden, die nachdenken. Kunden, die wissen, was sie wollen, und was sie für einen fairen Preis erwarten können. Und Kunden, die auch mal deutlich aussprechen, was ihnen nicht gefällt, und warum.

Und das alles hat mit der Währung, in der man bezahlt, nicht das Geringste zu tun.

13 Bewertungen, 2 Kommentare

  • siedler

    24.02.2002, 04:18 Uhr von siedler
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter bericht! aber bei Punkt 1. muß ich dir wiedersprechen, denn wenn der Euro nicht gekommen wäre, hätte es diese Preiserhöhungen nicht gegeben, zumindest nicht bei so vielen Artikeln!!! Siedler

  • NinaCherie

    22.02.2002, 16:03 Uhr von NinaCherie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich finde den Euro eigentlich ganz nett.Mal was Neues :)!